Full text: Der Saarbergknappe (13 [1932])

S/⸗rbkrũcken, den 10. September 1932 
J F 14 * 27 s. ve 5 744 9 * — J * * 4 —— ** J 9 — 29 739 
Organ des Gewexrkpereins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet 
Geschaftsstelle des Saar-Berghnappere Saar⸗ 
brucken 2, St Johanner Straße 49. — FernsprechAnslchluß: 
Amt Saarbrücken. Sammel⸗Nr. 29241. 
Wirtschaft und Moral 
Was haben Wirtschaft und Moral oder umgekehrt Ziel erstrebt, lassen sich dann durch die Einheit derSoziglismus „nicht Geist und Seele richtunggebend in 
MNoral und Wirtschaft miteinander zu tun, wird sich ßesetze, Normen und Vorschriften, nach denen sie ge⸗ der Wirtschaft, nicht der Mensch regelt und ordnet die 
zeim Anblick dieser Zeilen mancher Leser fragen, e werden, zu einer großen Gesamthandlung ver⸗ Verhältnisse, sondern die jeweiligen wirtschaftlichen 
venn fie in irgend einem Verhältnis zueinander! einigen und alle Ziele des Menschen lassen sich dann und sozialen Verhältnisse schaffen und regeln die 
tehen, dann dürften wohl politisch und wirtschaftlich zusammenfügen zu einem gewaltigen, einheitlichen geistigen, sittlichen und kulturellen Verhältnisse. Sie 
uhigere Zeiten eher dazu angetan sein, —5 letten Ziel und Ende aller Dinge im höchsten Gute,! die Sozialisten) sind von einer anderen Seite als der 
olcher Art zu erläutern, jetzt aber sollte man an die in Gott. Wer sich also wirtschaftlich betätigt und zwar Liberalismus ins Meer des Materialismus hinein⸗ 
Lösung der notwendigsten und brennendsten Fragen nach den Gesetzen der christlichen Moral, der stellt sich gesteuert. Der Liberalismus hat Gott und göttliche 
jerangehen. in diese Zielordnung hinein, an deren Spitze Gott Gesetze praktisch ignoriert; der Sozialismus hat ihnen 
Nimmt nun wirklich das Verhältnis zwischen Wirt- teht und steigt so stufenweise zu diesem empor. Da⸗ direkt den Krieg erklärt. Da muß alles Geistige, 
chaft und Moral eine untergeordnete Stellung ein, »urch aber, daß man die Wirtschaft von der Moral Höhere im Menschen untergehen, Materie, Aeß und 
»der ist es eine Frage grundsätzlicher Art, die an rennt, sagt man sich von Gott und seinen Gesetken Maaen alles beherrschen. Die Konsequenz trieb zum 
zrster Stelle berücksichtigt werden muß? Die Antwort Kommunismus und Bolschewismus, 
auf diese Frage zeigt die Darlegung selbst am besten wo sich der Materialismus vollends auswirken kann, 
Manche Kreise, die früher im Wittschaftsbettieb die wo der letzte Rest von Seele und Geist aus dem 
Moral ausgeschaltet wissen wollten, haben jetzt shon Leben hingusgetrieben wird, wo stumpfe, rohe Ge— 
ꝛingesehen, daß es auf die Dauer ohne Sittenstrenge walt alles tyrannisiert und niedertritt, wo der At— 
und Gewissenhaftigkeit auch in der Wirtschaft nicht beiter zum Sklaven und Leibeigenen wird“. (Dr. M 
pht. neee 8 d ,, wnn Buchbetger.) 
at stets auf die Beobachtung der Sittengesetze im Die Führer und Verfechter dieser neuen Wirtschafts— 
Wirtschaftsleben gepocht und bemüht sich auch hene —8 üne —385— —X *— es 38 
dauernd die Leiter der Wirtschaft, der Produktion mit mancherlei Lock⸗ und Reizmittel, mit Annehmlich⸗ 
und Verkehrstechnik auf diese obersten Grundsätze zu keiten und Bequemlichkeiten auch die Arbeiter in 
ꝛerweisen. dieses System hineinzuziehen. So wurden die Men⸗ 
Was ist nun fürs erste Wirtschaft und Moral, chen nach und nach unbewußt dem Einfluß der 
und zweitens: in welchem Verhältunis stehen sie Sittengesetze in der Wirtschaft enizogen, Gott und der 
zueinander? zöttlichen nnnng entfremdet. Man bot den Aerm⸗ 
Wirtschaft kommt von wirtschaften, handeln und ten einige ihren Leidenschaften und Neigungen ent⸗ 
arbeiten auf ein Ziel hin. Es ist ein Geschehenzu⸗ prechende Annehmlichkeiten, hat ihnen aber dafür un— 
ammenhang bei einem zielgemäßen Handeln. Dieses endlich viele und hohe Güter geraubt. Die Menschen, 
zandeln, sowohl beim einzelnen als auch in der Ge— obwohl vom Schöpfer mit Vernunft und Geist begabt, 
amtwirtschaft richtet sich jedesmal auf die Befrie— erkennen nicht oder wollen nicht erkennen, daß der 
digung der Pateneden Perürtnise, auf die Feel Mensch nicht für die Wirtschaft, sondern 
ung des Lebensunterhaltes, ganz einerlei, ob man 24 3 
darunter Haus-, Stadt- oder Volkswirtschaft versteht; J de Wirt caft für den Menjchen 
zenn diese unterscheiden sich ja nach Karl Büchers nur da ist; daß das Wesen der Wirtschaft die Unter—⸗ 
zurch die Länge des Weges, den die Güter vom Er— jaltungsfürsorge ist und diese bis ins kleinste hinein 
euger zum Verbraucher zurücklegen. Der Mensch von den Sittengesetzen geregelt und geordnet werden 
nuß also durch innere Notwendigkeiten, die wir Be— nußz, wenn die Wirischaft als Ganzes und in ihren 
zürfnisse nennen, getrieben, zur Außenwelt in Be—⸗ Teilen in die große Zielordnung eingegliedert werdes 
iehung treten. Da nun, wo der Mensch die ihm ge— oll, an deren Spitze Gott steht. 
otenen Möglichkeiten in der Außenwelt ergreift, um Jetzt nun, wo vielfach auch die Annehmlichleiten 
eine Bedürfnisse zu befriedigen, da beginnt nach Frd ourch die wirtschaftliche Rot in Wegfall kommen, jetzt 
Bülow die Wirtschaft. Die Wirtschaft ist also dem erst kommen viele zur Besinnung und merken, was 
VDenschen durch die harte Rotwendigkeit des Lebens sie alles verloren haben. 
rufgegeben, sie entspringt der Sorae und der Anas Hätten die Menschen also in ihrem wirtschaftlichen 
im die Zukunft. e3 pü4* Handeln die Gesetze der Wirtschaft und der Moral 
Wegen diesen Rotwendigkeiten, denen die Wirtschaft in ihren Zusammenhängen beobachtet, dann hätten 
interworsen ist, hat sie auch ihre eigenartige Ursäch. wir nie diese gegenwärtigen schlechten Zeiten erlebt. 
ichkteit und auch eine gewisse Gesetzmätzigkeit, sodaß Wollen wir also wieder bessere Verhältnisse, soll 
nan von einem Bereiche „ewig geltender“ wirtschaft— die Wirtschaft wieder das werben, was sie nach dew 
icher Wahrheiten redet. Daneben hat aber der Willen des Schöpfers sein soll 
Yensch durch sein tätiges Eingreifen und Gestalten 
—— ueen dann muß wieder der Mensch und zwar der 
inen großen Einfluß auf die Wirtschaft und er 8 i — 
—— Rar ganze Viensch, als Wesen mit Leib und Seele 
chafft Wirtschaftsformen und, Wirtschaftssysteme, wie in ben Mitielvuntt der Wirtschaft gestelt 
B. die kapitalistische Wirtschaft. Wir haben also 35 schaft geite 
ieben der Außenwelt mit ihren Notwendigkeiten vor — — 
illem das menschliche Wollen. Können und Handelr Die Wirtschaft muß für den Menschen da sein und 
u berücksichtigen. christliche Sittengesetze, die die Würde des Menschen 
Damit sind wir aber bei der Moral angelangt. Die wahren, müssen in Zukunft im Wirtschaftsleben wie— 
christl. Roral“, nach Göpfert, „ist die Wissenschafr der mehr zur Geltung kommen. Gottgewollte Ver— 
‚on den menschlichen Handlungen; die systematische hältnisse zu schaffen und zu bewahren ist doch nicht 
darstellung der Gesetze, Normen und Vorschriften, nur unser Recht, sondern auch unsere Pflicht. 
zurch welche das sittliche Leben des Menschen auf das Deshalb werden wir auch kämpfen gegen den 
letzte Ziel hingeordnet wird“ Abbau der Sozialversicherung, gegen die Verkümme— 
Der Mensch muß sich also bei all seinen Hand— rung des Arbeitsrechtes und gegen die Beseitigung 
ungen, auch bei seinem freien wirtschaftlichen Han— des Tarifvertrages. Es ist ungerecht und daher un— 
eln, nach der Moral richten, d. h. nach den Gesetzen, sittlich wenn die Regierung die Aermsten, die breite 
stormen und Vorschriften, durch welche das sittliche Masse mit neuen Steuern belastet. Es ist unver—⸗ 
Leben des Menschen auf das letzte Ziel hingeordnet nwunftis und unsittlich, die kargen Renten der Pen— 
wird sionäre, Invaliden-⸗Witwen und Waisen in dieser 
Weise zu kürzen, wie es tatsächlich geschieht. Ganz 
unmoralisch und gegen jede christliche Sitte ist es, den 
Arbeiter, der doch Nensch wie jeder andere ist, wieder 
in ein Hörigkeitsverhältnis ohne Rechte zurückstoßen 
u wollen. Gerade diejenigen, die mit Schuld sind an 
ieser schlechten wirtschaftlichen Lage, sie wollen jetzt 
diese Zeit ausnützen, um dem Arbeiter alle ihm zu⸗ 
stehenden Rechte zu entreiken. 
—2 
J 
Wirtschaft und Moral 
tehen also doch in einem Zusammenhang; denn der 
Mensch muß auch bei seinem wirtschaftlichen Handeln 
ie Sittengesetze beobachten. Wenn der Mensch aber! 
zieses tut, dann wirtschaftet er so, wie es seiner Be⸗ 
deutung und Würde, wie es der rechten und guten 
Irdnung entspricht. Alle menschlichen Handlungen 
iuch die wirtschafilichen. von denen jede ihr eigenes
	        
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