Full text: Der Saarbergknappe (10 [1929])

—A 
——— —— 8 * J 
8 
* * J —44 * 2x O 3 HG 24 
6 — — — 6 —6 i 
8XL AIII — —Bt — 
—5*8 —228369 2 9 — 30 — 
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet 
e ee Jn gu! Sar wirtschaftuiche mn geistige Sebung c 
Botenlohn. für die Postabonnenten 15.— Fr. vierteljährl. des Bergarbeiterstandes Amt Saarbrücken. Nummer 1530. 1062, 2003, 3194 
Saarbrütcken, den 15. Juni 1929 
1V. Jahen⸗ 
Herzlichen Dank! 
zustellen, daß sich auch bei den in Frage kommenden validität der Arbeiter ist Berufs⸗ 
Lersicherungsträgern in vermehrtem Vaße ein Geist unfähigkeitder Augestellten. Wir müs— 
ruswirkt, der sich bei näherem Zusehen für die Ver- sen uns daran gewöhnen, daß der Be⸗ 
icherten abgeneigt zeigt. — Hier erwähnen wir nur gFriff „JInvalidität—auch ein wirtschaft⸗ 
ie Knappschafts-Berufsgenossenschaft, die sich nach licher Begriff ist. Die soziale Versicherung be⸗ 
inserer Ueberzeugung die erdenklichste Mühe zu geben saßt sich, wenn ich so sagen darf, auch mit der Wirt⸗ 
cheint, fortlaufend Renten zu kürzen, sowie sie auch schaftspathologie, und sie treibt auch Wirtschafts⸗ 
iach unseren Feststellungen das Bestreben zeigt, dentherapie. Deshalb müssen die Begriffe, 
uu Recht Rentebegehrenden ihren Anspruch auf jede die wir anwenden,denkrankhaften Zu—⸗ 
Art und Weise streitig zu machen. Daß die Knapp- ständen in der Wirtschaft Rechnung 
chafts-Berufsgenossenschaft in dem gekennzeichneten tragen. Berüchksichtigt man die wirtschaftlichen 
Heiste auch eine Anzahl williger Aerzte engagiert hat, Aenderungen, die auf dem Arbeitsmarkt eingetreten 
ei der Vollständigkeit halber nebenher erwähnt. — sind, dann wird man auch den Begriff der Invalidität 
Das Tollste jedoch, was sich auf diesem Gebiete in richtig erfassen. Es ist kein grundsätzlicher qualitativer 
der letten Zeit erleben ließ, leistet die Interschied Imiwen Invalidität und Berufzunsapig 
zz eit, sondern bloß ein quantitativer; bei den Ange⸗ 
J Sandesversicheruugoanstalt Spener. tellten hat die Berufsunfähigkeit zur Voraussetzung 
Diese Anstalt erlaubt sich, die Invaliditätsgutachten zen Verlust von der Hälfte, bei den Arbeitern den 
des Saar-Knappschaftsvereins anzuzweifeln und sogar Verlust von zwei Dritteln der Arbeitsfähigkeit. Man 
ür nichtig zu erklären. Leute, die 40 Jahre lang fann alss wohl, ohne Aenderung des 
»en Bergmannsberuf ausübten und von allen zu- Gesetzes, im Wege der Praxis und der 
tändigen Knappschaftsärzten als Invalide anerkannt Rechtsprechung bei dem Begriff der 
vurden, müssen sich heute von dieser Anstalt gefallen Jnvaiidität den veränderten Wirt— 
en d sf — Aen Westsanebersafadve ndi nen Rechnungtragen.“ 
irzten“ nachuntersucht werden, wobei ni elten die 
sshtinvaiduat ausesprohen pird. Daß sich Trotzdem seit dieser Tagung nun schon ein volles 
arob bei den Betrofsenen Line sehr Jahr vergangen ist, ist man praktisch noch nicht weiter 
* zgekommen. U. E. trägt die Schuld hieran lediglich 
ttrarte Verärgerung und Verbitterung Zer bürotratische und eilweise reaktionäre Geist, der 
eigt, ist doch selbstverständlich. U. Erachtens sind bei den Versicherungsträgern herrscht. Es muß des—⸗ 
Aerzte, die den Bergmannsberuf nicht kennen, und halb dahin kommen, daß die Versicherten in den Ver— 
die nicht wissen, wie ein Bergmann nach 40iähriger haltungen ihrer Versicherung ein entscheidendes Wort 
Berufstätigkeit mitzusprechen haben. So wie bisher kann es wirklich 
körperlich und geistig abgewirtschaftet ist, nicht weiter gehen. Es ist doch geradezu unerhört, 
ehr selten in der Lage, ein dem Geiste der Versiche- daß Leute, die sich den Beruf erwählt haben, den 
rung entsprechendes Gutachten abzugeben. Nicht nur; Versicherten zu dienen, sich anmaßen, dieselben be⸗ 
vir? sondern auch hervorragende Juristen, die bei den herrschen zu wollen, oder gar durch ihre Behand— 
Oberbersicherungsämtern als Vorfitzende tätig sind, lungsweise darzutun belieben, daß ihnen der Geist 
saben schon oitmals das Bedauern darüber ausge- reaktionären Scharfmachertums besser liegt. Es ist 
prochen, daß bei der Prüfung der Invalidität ledig- selbstverständlich, daß sich die Gewerkschaften die vor⸗ 
ich das Wort der Mediziner gilt. Im Saargebiet ist bezeichneten Zustände im Sozialversicherungswesen 
s ja in dieser Beziehung bedeutend besser geworden nicht tatenlos betrachten, sondern ihre Bemühungen 
In mehreren grundsählichen Urteilen des Landesver- in verschärftem Maße einsetzen, daß hier gerechter 
icherungsamtes Saarlouis ist festgestellt worden, daßz Wandel geschaffen wird. 
zei der Prüfung der Frage, ob Invalidität vorliegt 
ider nicht, nicht allein die ärztliche Auffassung maß⸗ 
zebend sein darf, sondern die Frage auch von der h 
rechtlichen und wirtschaftlichen an 8 ge⸗ Eingeleitete Lo nbewegung 
prüft werden muß. Für diese grundsätzliche Erkennt 7 
irs verdient das Landesversicherungsamt vollste An im Gaurbergbau 
erkennung. Eigentümlicherweise — und das kenn— —— 
jeichnet wiederum den Geist bei den Versicherungs- Die Tariforganisationen im Bergbau an der 
rägern — war diesen der neue Grundsatz nicht an⸗ —— bhaben der Generaldirektion der Saargruben 
genehm. Auf jede nur mögliche Art und Weise wird eine Lohnforderung 
versucht, die vorbezeichneten Richtlinien zu umgehen, unterbreitet. Die Forderung auf höhere Löhne ist be— 
deshalb auch die vielen Berufungsfälle. Im Reich srechtigt. Die heutigen Löhne reichen nicht aus. Die 
iind ja nun auch schon seit längerer Zeit Bestrebungen Geschäftsleute sagen mit Recht, daß die ungenügende 
m Gange, den Begriff der Invalidität in einem für Entlohnung im Bergbau mit schuld an der gesamten 
die Versicherten besseren Sinne zu definieren. Aberstrostlosen Lage im Saargebiet ist. 
auch hier sind es leider wieder die Versicherungs- Die Bergwerksdirektion hat augenblicklich einen 
räger, welche die größzten Schwierigkeiten machen. amderen Kurs eingeschlagen. Früher wurden “ 
oIm Juli vergangenen Jahres fand in München diedie Löhne an der Saar erhöht und dann erst erhielt 
Tagung des Verbandes deutscher Landesversicherungs⸗ der framzösische Bergarbeiter seine Lohnerhöhung. 
anstalten statt, auf welcher auch zu der Anwendungs Jetztt haben im ganzen französischen 
des Begriffs „Invalidität“ Stellung genommenBergbau Lohnerhöhungenstattgefun— 
wurde. Die Versichertenvertreter haben in sehr ein-/„den, ohne daß die Bergwertsdirektion 
deutiger Weise für eine die hiesigen Löhne erhöht. 
verbesserte Definition Es ist Tatsache, daß die Teuerung in Frankreich 
des Begriffs Stellung genommen. Der dort anwesend« schneller gestiegen ist als hier an der Saar; doch läßt 
Rertteter der Reichsregierung — Hert Ministerial. sich auch nicht verschweigen, daß hier die 
»rektor Dr. Grieser — hat sich ebenfalls in klaren Lebenshaltungskosten in die Höhe gegangen 
Worten zu der Auffassung der Versichertenvertreter sind und noch ständig steigen. Die Bergarbeiteror⸗ 
vekannt. Er sagte wörtlich: ganisationen haben stets herausgestellt, daß der Lohn 
„Mein Herr Vorrednet hat darin recht, daß wir in den letzten Jahren niemals entsprechend dert Le⸗ 
en Begrisf Invaliditai“ sehr genau untersuchen enshaltung gezahlt wurde. Dabei hat die Steige⸗ 
ani av 5 kung des Lohnes noch nicht mal mit der Indexziffer 
minssen, daßz wir uns Rechenschaft darüber geben it * 
müssen, ob der Begriff noch so angewendet werden ESchtitt gehalten. Sogar die Inderziffer als solche 
arf. wie er fruͤher ange wendet warde. Es haben wird von uns angegriffen, da die 
Besprechungen im Reichsarbeitsministerium mit Berechnung der Mietopreise keine gerechte 
herren vom Reichsversicherungsamt stattgefunden, st. Es fehlt die gewaltige Zinsbelastung der Arbei⸗ 
inverbindliche Besprechungen, die die Recht⸗ ter, die Neubauwohnungsbesitzer sind. Zudem ist auf 
vrechung nicht binden. Hier waren aber alle Herren dem flachen Lande die Wohnungszwangswirtschaft 
rüber einig, dan zwischen JInvalidität ee worden und entspricht der von der Reg. 
Sdinneder Jnvalidenversicherungkeir com. festgesetzte Mietpreismultiplikador durchau— 
dedriiflicher Unterlchien hesteht. Aun nicht der Rirklichkeit in den Reramannsdärfern 
Am Tage der Vollendung meines 50. Lebensjahres 
ind mir soviele hunderte Glückwünsche telegraphisch 
and schriftlich aus den Jugendabteilungen und den 
Zahlstellen übersandt worden, daß es mir unmöglich 
jt, mein Vorhaben, allen versönlich zu danken, aus⸗ 
uführen. 
Ueber die Glückwünsche, verbunden mit den Treu—⸗ 
gelöbnissen zum Gewerkverein, besonders über die 
kErfolge der letzten Hausagitation, deren Ergebnisse 
nir am Tage meines Jubiläums mitgeteilt worden 
änd, habe ich mich außerordentlich gefreut. 
Allen Gratulanten meinen herzlichsten Dank. 
Wie in der Vergangenheit, so wollen wir auch in 
der Zukunft alle zusammenarbeiten, um das Ziel, 
das wir uns gemeinsam gesteckt haben, zu erreichen. 
Fritz Kuhnen. 
Einige Bemerkungen. 
Wer als Vertreter der Versicherten dauernd mit. 
»en Versicherungsträgern und Versicherungsbehörden 
im Verkehr steht, der muß die Beobachtung machen, 
»aß diese — von einzelnen Ausnahmen abgesehen — 
u den Versicherten und ihren Ansprüchen eine gei— 
tige Einstellung bekunden, die dem 
sozialen Empfinden stark entgegen 
teht. Worin diese Ein—eellung ihre Ursache hat, läßt 
ich nicht so leicht ergründen. Es mag sein, daß die 
bessere soziale Würdigung der Angestellten bei den 
Sozialversicherungskörperschaften, die Verleihung des 
beamtenrechts und anderes mehr dazu beigetragen 
jat. Man kann sich manchmal des Gefühls nicht er— 
wehren, daß die Angestellten der Versicherungsträger 
ich der Auffassung hingeben, als seien die Versicher— 
len ihretwegen da und nicht umgekehrt. Die einzige 
zrfreuliche Ausnahme, die wir bis jetzt feststeilen 
onnten, macht der Saar-Knappschaftsverein, dessen 
eitenden Beamten aber auch selbst Wert darauf 
egen, 
dan der Verkehr mit den Versicherten sich in höf⸗ 
lichen und auständigen Grenzen 
abspielt. Im Gegensatz hierzu stehen zunächst die 
Versorgungsämter, wie wir aus einer geradezu Un— 
menge von Klagen, die uns persönlich vorgebracht 
purden, entnehmen mußten. Obschon das Reichsver— 
orgungsgesetz für die Prüfung von Rentenansprüchen 
die mildesten Bestimmungen kennt, wird wohl bei 
einer Sozialversicherungsbehörde ein solch' strenger 
Ptaßstab angewendet wie bei den genannten Ver— 
orgungsbehörden. Wer einen schlüssigen Beweis 
ür diese Feststellung haben will, mag diesen an der 
zahl der eingereichten Klagen beim Militärversor— 
zungsgericht im Saargebiet erkennen. Allein im 
etztvyergangenen Jahre wurden von den insgesamt 
21000 Versorgungsberechtigten 
1500 Berufungen 
ingereicht gegen ablehnende Bescheide. In demselben 
Jahre wurden zirka 1800 Klagen durch das Militär— 
ersorgungsgericht erledigt und trotzdem lagen am 
Sschlusse des Jahres beim Gericht noch zirka 2000 un⸗— 
erledigte Berufungsfälle. Diese Zahlen sprechen mehr 
ils Bände. Man kann doch nicht annehmen, daß die 
Versorgungsbehörden sich nur deshalb in der getenn— 
eichneten Art einstellen, um moͤglichst lange Zeit 
Beschäftigung zu haben und einen Personalabbau zu 
zermeiden. Trotzdem diese Möglichkeit vorliegt, wol— 
en wir den Gedanken nicht als richtig anertkennen. 
Äber auch die Berufungseingänge bei den sozialen 
S„pruchbehörden, dem Oberversicherungsamt und dem 
Tnappfchafts-Oberversicherunggamt für das Saar— 
ebiet, die zu gleichen Teilen für rund 250 000 Ver— 
icherungsnehmer zuständig sind, sind in den leßten 
Jahren zahlenmäßig sehr erheblich gestiegen. So hatte 
das Oberversicherungsamt im lezlen Jahre 1060 Ein— 
zange und das Knappschafts-Oberversicherungsamt 
IO Eingänge zu verzeichnen. Ooögleich diese ZJahlen 
relativ viel günstiger liegen als die vorgenannten 
ei dem Plilitärversorgungsgeticht so it'dot be
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.