Full text: Der Saarbergknappe (10 [1929])

Sette 4 
junges Blut zum Opier gefallen ist, an dem schon 
biel Familienglüch zuschanden wurde. Mithin: 
Bacht mit der Gesellichagft kurze fünft 
Kawpf dem Prämiensystem 
im Bergbau! 
Das Rrämienusinstem verschuldet Murktierei und erhöh 
die Unfallgefahren. 
Unjsere Bergleute kennen das Prämienihstem. Vor 
der Größze der erreichten Förderung ist die Höhe der 
Prämie des Aufsichtsbeamten abhängig. Es ist 
menschlich nur zu verständlich, daß jeder Aussichts— 
beamte sich gern eine möglichst hohe Prämie zu sichern 
sucht. Auf wessen Kosten das zum Schlusse geht, ist 
unschwer zu verstehen. Das ganze Hasten und Trei— 
ben, das durch dieses System ausgelost wird, verspürt 
der Kumpel in der Grube am meisten. Ein Keil treibt 
den anderen, sodaß die ganze Wucht des Druckes sich 
vereinigt auf die Kameraden, die in der Kohlenge— 
winnung und Förderung tätig sind. 
Dieses System ist unwürdig für die Beamten und 
die Arbeitet. Als man es im Bergbau noch nicht 
kannte, erfüllten sowohl die Veamten als auch die 
Arbeiter doch ihre Pflicht. Es bestand damals längst 
nicht die unheilvolle Spannung zwischen den beiden 
Gruppen im Bergbau tätiger Menschen wie heute 
Die Jagd nach hoher Prämie verleitet zu falschen 
handlungen und zeugt böse Spannungen, die nicht zu 
beklagen wären, wenn es nicht eingeführt worden 
wäre. Wenn heute in den seltensten Fällen von einem 
guten Einvernehmen“ im Bergbau geredet werden 
kann. dann geht die Ursache nicht zuletzt auf das 
Prämiensystem zurück. Allein schon der Würde der im 
Vergbau tätigen Menschen wegen mükte dieses Snstem 
radikal verboten werden. 
Aber noch etwasanderes. Es wird kein praktischer 
Kenner der Verhältnisse im Bergbau behaupten wol 
len, dieses System vermindere die Anfallgefahren 
Wer unter Druck gesetzt ist, läßt manches außer acht, 
was nicht geschähe, wenn nach normalen Regeln ge 
arbeitet werden könnte. Es kann nur gesagt werden 
daß das Prämiensystem nach allen Erfahrungen un 
fallvermehrend wirkt. 
Diese Gründe veranlaßten die Bergeute, seit langen 
zinen 
entichiedenen Kampf zur Beseitigung 
des Prämiensystems 
zu führen. Dieses Streben findet leider nicht die nötige 
Unterstützung durch die Aussichtsbehörde. Es wäre 
ihre Sache, die Bergpolizeivorschriften dahin zu er 
zänzen, daß in diesen ein Verbot der Nrämiengewäh 
rung vorgesehen ist. 
Im Ruhrbergbau ist diese Frage zur Zeit besonders 
akut geworden Die Arbeitnehmergruppe der Arbeits— 
kammer für den Ruhrbergbau stellte schon am 12 
Januar 1923 und am 14. November 1924 Anträge, 
die Maßnahmen zur Beseitigung des Prämiensystems 
forderten Der Preußische Minister für Handel und 
Gewerbe arbeitete auch im Jahre 1926 einen Rese— 
tentenentwurf aus, der die Aufhebung von Prämien 
borjah, „die nach den betrieblichen Ergebnissen ihres 
Heschäftskreises bemessen werden“. 
Runmehr wurde vor einigen Wochen der Arbeits 
kammer für den Ruhrbergbau ein Entwurf der Berg 
polizeiverordnung vorgelegt, der wesentlich von dem 
Referentenentwurf des Ministers und der Forderung 
der Arbeitnehmergruppe der Arbeitskammer abweicht 
In dem der Arbeitskammer vorgelegten Entwur 
wird zwar die Revierprämie verboten, dagegen wer 
den Prämien unter anderm Namen gestattet. 
Gegen diese Verschiebung machte die Arbeitnehmer 
gruppe der Arbeitskammer entschieden Front. Sit 
schlug folgende Fassung des maßgebenden Para 
graphen vor: 
„Auf Steinkohlenbergwerken dürsen Prämien 
nicht gezahlt werden.“ 
Das ist das einzig Richtige Zumal das Prämienun 
wesen noch an Ausdehnung zugenommen hat. Helfen 
kann nur ein einwandfreies Verbot jeglicher Prä 
mienwirtschaft. Dies richten wir im besonderen ar 
hie Adresse des Goor Oherbetaamtes 
Die r. 
ge 
vchbe 
Ausschneiden und Aufheben! 
Auf das Ersuchen einiger Zahlitellen hin bringen 
wir nachstegend die von jeßt au sauigen Lojuiage im 
Jahyre 1929. Die Lohmage fürs gauze Jaur hatien 
wir schon in Fetidruck in unserm Organ veröjsfentlich! 
nit dem ausdrücklichen Remerten. es möge jedes Mat: 
zhied sich die betrefsende RNummer ausfvewahren. Daf 
dies nicht überall geschehen ist, zeigt uns die Auf— 
jorderung nach nochmaliger Leröjsentlichung. Wir 
bitten nunmehr die Süumigen, sich vorliegende Num 
mer aufjzuvewahren, damit wir nicht unnötigerwei⸗ 
den Raum zur Veriügung gestellt haben. 
Lühne d. Monats 2. Abschlag 3. Abschlag 
Murz 28. Marz b. April 
April 39. April 8. Mai 
Vai 29. RMai 8. Juni 
Juni 28 Juni 10. Juli 
Juli 390 Juli 10. August 
XX zo0 August 10. Septembe⸗ 
Sepiem ber 28 September 10. Otbrober 
Ottober 39. Oltober 9. Novem ber 
ovember zy. Nonember 10. Dezember 
SHauptlohnung und 1. 
Avichlag des folgenden 
Monats 
19. April 
18. Mai 
19. Ju ni 
20. Juli 
2u. August 
20. September 
19. Ottober 
19. November 
20. Dezember 
Die Lohnbildung 
im prenßischen Steinkohlenberghau 
1926 und 1927 
Es ist notwendig, daß wir auch in unserm Organ über 
ie Lohnbildung im preußischen Steinkohlenberüpau be 
zichten, damit Vergleichsmogtichteiten gegeoen sind. Daber 
nuß aber beachtet werden, daß im Sieinkohlenbdergoau 
Preußens die Arbeitszeit unter Tage eine halbe bis drei— 
iertel Stunde länger ist als im Saarbergbau Diese 
angere Arbeitszeit ist eine Folge der besonderen Ve— 
astung, die der deutschen Wirtschaft durch die Repara 
ionsverpflichtungen auferlegt ist. Daran erkennen wir 
pie start das Schicksal des deutschen Arbeiters mit der 
Höhe der Reparationslasten verbunden ist. — 
In der Zeitichrist für das Berg-, Hütten und Salinen— 
vesen, die amtlichen Charakter hat, sind nähere Angaben 
iber die Lohnbildung im preußischen Steintohlenbergbau 
ür die Jahre 1926 ünd 1927 gemacht worden. Das setz“ 
ins in die Lage, hier die wichtigsten Zahlen folgen zu 
assen, ee sie sich auf die Belegschaftsentwicklung und 
»ce Lohnbildung beziehen. Bei den Lohnzahlen muh be 
ichtet werden, daß in ihnen die Beiträge zur Sozialver 
icherung, die Zuschläge sür Ueberarbeit und die Sozial 
ühne (Frauen- und Finderzulgae) enthalten sind. 
1. Die Belesschafsentwicklung 
⁊)] Zahl der Vollarbeiter: 
1926 1927 
1927 mehr 
ozw. wenige 
— 2812 
— 394 
— 20622 
— 137 
“* 1064 
4423087 
Iberschlesien 
siederschlesien 
BAB Vortmund 
Linker Niederrhein 
VRoei Machen 
43 369 
25881 
321 77 
J 7 
— 
iß 181 
ꝛs 487 
—* 
1634 
6670 
zusammen 425 08 449 065 
h Zahl der angelegten Arbeiter: 
u 1927 
1927 mehr 
bzw. wenige 
— 3190 
— 743 
— 21726 
140 
1608 
26 921 
IRberschlesien 1810 
stiederschlesien 24775 
RauB Dortmund 370 041 
Anker Niederrhein 16824 
Zei Aachen 21 336 
437791 
53 640 
—A 
42772 
10 964 
9 944 
613712 
2. Die Lebnbil dung 
a) Verdienst je verfadeene Schicht: 
1926 1927 1927 mehr 
251 5.94 9.43 Mt. 
5. 19 5.80 0.61 MVt. 
7.54 — 0.a49 Mk. 
7.56 7.47 0. 41 Vet. 
ß Ru 7.26 946 Mt. 
Oberschlesien 
Miederschlesten 
OQBAB Dortmund 
Linker Niederrhein 
Bei Aachen 
h) Jahreseinkommen je angelegten Aebeiter: 
Oberschlefien 1639 00 1745 00 106.00 Mt 
Liederschlesien 1537.00 1718.00 182 00 Mk 
ABAB Dortmund 219200 2302600 110.00 Vl 
Linker Niederrhein 2 188. 00 2254 00 66.00 Mtk 
Rel Aachen ⁊ 029 00 2110 40 —XXCMV 
Nummer 12 
— — —r᷑ —fr — — —— — —— 
Wie die Belegschaftsentwicklung erkennen läßt, ist der 
niederschlesi sche Bergbau zuruckgegangen Dort wurde auch 
der niedrigste Lohn erzielt, wenn auch im Zahre 192/ die 
hnerhöhung an sich höher war als in den übrigen Be— 
irten. — NRochmals vermerten wir, daß die angefuhrten 
sfm⸗ Rruntolölne sind in denen noch alles enthttten “ 
—J 9 
irhei te 
Von den Arbeitsstätten 
n 7 
der Kamtrahen 
Grube Heinitz. Geisheck. Auf dieser Grube macht der 
Dicumfahrsteiger L. von sich reden. Wir wollen hier nicht 
eine Bergangenheit schildern, weil wir dazu zu anständig 
und, obschon wir wissen, daß diese Anstandigtett gerade 
bei ihm sehr schlecht angebracht ist. Was die Berzleuie mit 
Recht gegen ihn aufbringt sind die von ihm angewandten 
Uierhoben, die Leute zu maßregeln, die den Piut zur vBe— 
chwerde haben. Das Beschwerderecht darf nicht verküm— 
nert werden, auch nicht von diesem Manne. Wir wissen 
ꝛs aber, daß gerade solche Leute meist noch oben eine 
feine Nummet“ haben, mas aber nicht von einer unpar— 
zeiischen und gerechten Einstellung der vorgesetzten Be— 
hörde zeugt. — Die Kameradschaft Pflock 516 Flöz Wram 
zel betam von dem Fesesewer L. zugemutet, nicht nur die 
Strecke, sondern auch den Bremsberg zu unterhalten. Do 
der Partiemann verunglückt war, wurde ein anderer Ka— 
inerad beauftragt, mit dem Fährsteiger die Sache zu 
regeln. Er brachte vor, daß die Schachtunterhaltung nicht 
mit ins Gedinge einbegriffen sei. Zur Antwort erhielt er: 
„Morgen kommen Sie wegl“, was auch sofort geschah. Er 
wurde in eine andere Arbeit verlegt, die kein Gedinge 
hat, um mal den Mindestlohn zu verdienen. Richt besser 
ist es in den Abt. Z und 9. Eine Gedingevereinbarung 
gibt es nicht, nur Befehl und Maßregelung, wenn einer 
aufbegehrt. So sieht es aus, wenn die Kameraden vom 
Veschwerderecht Gebrauch machen. — Ob es zu den Auf— 
gaben der Vorfahrer der Abt. 3 und 11 auch gehoͤrt, so zu 
handeln, wie sie es edee taten, s auch zweifel— 
haft. Hoffentlich genügt dieser Wink. um ihnen uzeigen 
dak hblinder Eifer nur schadet 
Ein Kumpel 
Grube Camphausen. Tarifausschußsitung. Der 
Antrag des Bergmannes Johann Neis aus Thalexweiler 
betr. für Schichtverlust gelegentlich eines Sterbefalles 
wurde von den Tarifausschußmitgliedern zurückgezogen. — 
Der Kamerad Johann Neis aus Thalexweiler erlitt bet 
Ausübun 5& Berufes einen Unfall und mußte dieser— 
halb ** ren. Der gestellten Forderung auf Vergütung 
einer halben Schicht wurde staltgegeben. — Desgieichen 
vpurde der Antrag des Bergmannes Jakob Schaal ang 
Rorischmeiler auf Schichtveraütung geneßmigt 
Tauschmaun sucht Hauer Reinhold Backes, Quier— 
chied, Altwiesstraße, zur Verlegung von Grube Simon⸗ 
chacht, Stieringen, nach Göttelborn, Camphausen oder 
ßrefeld. — Meldung beim Kameraden oder dem Wezirks— 
rüre Sonorhrückon 
Nachruf. Nach kurzer Krautheit verschied unser allseitig 
beliebter Kamerad Nikolaus Paulus. Seit dem Jahre 
1905 gehörte et dem Gewerkverein als Mitglied an und 
stand immer in der ersten Front Mit ihm ist wieder ein 
Veteran unserer Bewegung dahingegangen, der treu für 
die christliche Gewerkschaftsidee stritt. Seinem Vorbild 
yallen wir nacheifern. Sein Andenken in allen Ehren 
Die Zablstelle Saarwmellingen 
Nachrus. Im jungen Alter von 20 Jahren verunglückte 
inser Kamerad Hermann Ulrisch auf Grube Camphausen 
ödlich Ein braver junger Mensch wrl mit ihm dem har— 
en Bergmannsschicksal zum Opfer. Uns war er ein treues 
Mitalied wesbalh mir sein Andentken stets ehren werden 
Die 2ceoIitelle Sühnorfesn 
Nachruj. Plötßlich und unerwartet wurde der Kemerad 
Leter Seimetz durch einen Unglücksfall auf Grube 
hirschbach aus unserer Mitte gerissen. Der so jäh ums 
Leben gekommene Kamerad war stets ein treues Mitpl'ed 
unserer Organisation und ein eifriger Mitarbeiter unserter 
Bewegung. Allzu früh hat ihn der Tod aus dem Kreise 
elner Lieben und aus unserer Mitte gerissen Wir werden 
ein Audenten in Ehren halten. 
Pie 3 Mitelle Hermeskeil. 
Danksagung. Für die guf Grube Hirschbach aus Anlaß 
der toödlichen Verunglücturng meines Mannes, getätigte 
Sammlung. in Höhe von 356 Frs, und 19 RM. sage 
Ulen EGebern boerzlichen Dank 
Bitwe Reter Seimeßtß. Hermeskeil 
Bekanntmachung 
Der 12. Wochenbeitrag (Woche vom 17. bis 23 
März) ist in dieser Woche fällia. 
Wir bitken alle Milglieder, ihre Beiträge mög— 
tichst wöchenklüich zu leisten, damit in keiner 
Zahlstelle über Restanken zu klagen ist. Durch 
wöchentliche Beitragsleistung erleichtern die Ka— 
meraden sich die Beitragsreflicht 
Fürd die Redaktton verantwortlich KKieiser 
Dru4: Saatbrückhet Druckete unn VBetlaa G
	        
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