Full text: Der Saarbergknappe (10 [1929])

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Wir haben bereits jetzt feststellen können, daß in 
diesem Jahre genügend Baulustige vorhanden sind, die 
sich gerne ein Eigenheim eritellen, wenn ihnen eir 
angemessenes billiges Baudarlehen geboten wird 
Leider sieht es aber gerade in letzterer Beziehung in 
diesem Jahre außerordentlich tribe aus. Der Geld— 
markt des Saargebietes ist derart versteift, wie kaum 
je zuvor. Die Sozialversicherungsträger haben keine 
Geldreserven und können daher auch 
tkeine Baudarlehen 
ausgeben. Wir haben bei den verschiedensten Stellen 
wegen Vaudarlehnshergabe uns befragt und waren 
die Auskünfte, die wir erhielten, außerordentlich un— 
günstig. So hörten wir von der Kreissparkasse des 
Landkreises Saarbrücken, daß sie noch mehrere hun— 
dert Anträge auf Gewährung von Darlehen vorliegen 
hat und vorläufig auf viele Monate hinaus auch nicht 
in der Lage ist, neue Darlehnsanträge anzunehmen 
Es darf bemerkt werden, daß gerade die Kreisspar 
kasse des Landkreises Saarbrücken wegen des Ver— 
trauens, das sie im Saargebiet genießt, einen sehr 
starken Umsatz hat, und — wie schon oben gesagt — 
ihre Mittel vornehmlich zur Hergabe von Baudar— 
lehen verwendete. Wenn nun schon die Kreissparkasse 
Saarbrücken in diesem Jahre den Baudarlehns 
anfuchern verschlossen bleibt, dann ist dies noch viel 
meht bei den anderen kommunalen Sparkassen anzu 
nehmen 
Von der Rheinischen Wohnungsfürsorgegesellschaf: 
hören wir, daß sie überhaupt keine Einzelhäuser mehr 
beleiht, sondern nur noch Siedlungen, die ja haupt 
sächlich von gemeinnützigen Baugenossenschaften er 
richtet werden. 
Der Vorstand der Landesversicherungsanstalt des 
Saargebietes hat — durch die Verhältnisse veranlaßt 
— beschlossen, vor dem 1. Oktober 1929 keine neuen 
Anträge auf Gewährung von Daudarlehen anzu— 
nehmen. Die L. V. A. hat z. Zt. überhaupt keine 
flüssigen Mittel und werden sich diese erst einsteller 
r vollendeter Durchführung der Heidelberger Ab 
keDo 
Der Saar⸗Knappschaftsverein mußte schon vor 
einiger Zeit die Baudarlehnshergabe an die Mit— 
glieder der Arbeiterpensionskasse mangels flüssiger 
Mittel vollständig einstellen. Es ist ja bekannt, daß 
die Arseterpen mesede schon seit über einem Jahre 
mit erheblichem Defizit arbeitet. Darlehen aus der 
Invalidenversicherungskasse in diesem Jahre abzu⸗ 
geben Ist dem S. K. V. genau lio unmöalich wie der 
X. 4 
Von den Süttenknappschaften wissen wir, daz sie 
Darlehen an ihre Mitglieder nur in ganz beschränk 
tem Ausmaße abgeben können. Bel einzelnen Knapp 
schaften ist eine Darlehnshergabe ebenfalls unmöglich. 
— Es sind also in diesem Jahre die Aussichten auf 
Beschaffung von Baugeld mehr als trübe. Die Regie— 
rungskommission, die helfen könnte, wenn sie nur 
wollte, versagt ja vollständig und kann man in Bezug 
auf diese alle Hofinungen fahren lassen. 
Aus vorbezeichneter Sachlage heraus sind wir ver— 
pflichtet, all unseren baulustigen Mitgliedern den 
guten Rat zu geben, nicht eher mit dem Bauen eines 
Wohnhaules zu beginnen, bis 
das erforderliche Darlehen sicher zugesagt 
ist. Wer vollständig mittellos ist, dem kann über 
haupt das Bauen nicht angeraten werden, denn alle 
Kassen, die Baudarlehen herausgeben, machen es den 
Darlehnsansuchern zur zwingenden Pflicht, mindestens 
15 bis 20 Prozent des Bauwertes des zu erstellenden 
Hauses als Eigenkapital nachzuweisen Darum Naor 
sicht! 
Es ist in den vergangenen Jahren nicht selten die 
Beobachtung gemacht worden, daß Bauende erst dann 
um Darlehen nachsucten, wenn sie mit dem Bauen 
begonnen hatten bezw. der Bau schon weit vorge— 
schritten war, und hatten solche Bauherren in der 
vergangenen Jahren bereits große Schwierigkeiten 
gen ein Darlehen bewilligt zu erhalten. Sc 
erscheint es sicher, daß in diesem Jahre auf eine Nach 
bewilligung nicht gerechnet werden kann. Gegen— 
wärtig hat es auch gar keinen Zweck, Darlehnsgesuche 
an die Kreissparkasse Saarbruͤcken, an die Landes 
dersicherungsanstalt, an den Saar-Knappschaftsvereir 
oder an die Rheinische Wohnungsfürsorgegesellschafe 
einzureichen, da diese Gesuche alle ungepruͤft zurück 
ereicht werden. Vielleicht löst sich die Versteifung des 
——— Geldmarktes in dem Augenblick, wo die 
Regierungskommission sich gewogen zeigt, die Dollar— 
anleihe der Gemeinden des Saargebietes zu ge 
nehmigen. Etwas Sicheres läßt sich natürlich in 
voraus nicht sagen. Wir glauben uns verpflichtet, au 
die geschilderte Situation auf dem Vaumarkte hinzu⸗ 
weisen, damit unsere Mitglieder sich vor Schaden be 
wahren. Viele Gänge und Scherereien bleiben erspart 
wenn unsere Mitglieder beachten was wir ihnen zu 
Fenntnis hrachten RAM 
„Der Sagfer-Bergtnapper 
3 
und im Saargeblet 
Die Inflation hatte die Spargelder im Reiche rest 
los vernichtet. Vor dem Kriege waren an Spargut 
haben fast rund 20 Milliarden Mark angesammelt 
eine ungeheuere Summe, die aus kleinen und kleinsten 
Kanälen zusammengeflossen war. Mit dem Beginn 
des Jahres 1924 wurde die Maark stabilisiert. Ob 
schon die Inflation mit ihren bosen Wirkungen auch 
den Sparsinn weithin untergraben hatte, setzte mit 
der Festigung der Mark doch wieder die Spartätig 
keit ein. Erst langsam, dann immer mehr um sid 
greifend. Ende 1928 waren bei den deutschen Spar 
kassen, wie die „Deutsche Sparkassenzeitung“ vom 26 
Februar 1929 berichtet, fast 7 Milliarden Mar! 
wieder angesammelt. Das ist ein sehr gutes Ergebnis 
wenn man bedenkt, daß die Spartätigkeit im Jahr« 
1924 erst wieder praktisch einsetzen kͤnnte. — In 
welchem Umfange die Spartätigkeit und die Spar 
'umme zunahm, geht aus folgender Tabelle hervo— 
sin MRillionen Rarß) 
Zeit 
bis Dezember 1924 
bis Dezember 1825 
bis Dezember 1926 
bis Dezember 1927 
his Dezember 1928 
Reich 
608.0 
16150 
3096.4 
4667.0 
69882 
Preußer 
404.1 
1096.5 
2019.5 
2988.3 
43628 
Die Endzahlen für 1928 sind vorläufige. Möglich 
daß das endgültige Ergebnis 7 Milliarden zeigt. — 
Die jährliche Zunahme der Sparsumme beirug sirn 
Millionen RMi): 
Jeit 
1924 
1925 
1926 
1927 
1928 
Wenn man diese Summen richtig wertet, dann muf 
nan sagen, daß trotz aller Not und aller Arbeits 
losigkeit der Sparbetrieb doch wieder gewaltig zu 
jenommen hat. 
Auf den Kopf der Bevölkerung umgerechnet, be 
rugen die Spareinlagen im Jahre 1913 im Reich 
325— und in Preußen 350.- Mark. Wenn wir die 
Jahre ab 1924 in Vergleich setzen, so ergibt sich eine 
Spareinlage vro Kopf der Bepölterung 
Reich Preußen 
Mart Mart 
1913 25. - 350. ⸗ 
Ende 1924 9.80 11.20 
Ende 1925 25.89 28.81 
Ende 1926 49 66 53.07 
Ende 1927 73.77 77. 8 
Ende 1928 110. 18 121.51 
Ende 1928 war wieder ein Drittel des Anteils vor 
1913 erreicht. Vom absoluten Nichts der Inflatior 
wieder ein Drittel des Vorkriegsbestandes in fün 
rückenden Jahren anzusammeln, ist doch ein gute— 
Weuanis für den Lehbenswillen des deutichen Volfoee 
JZe 
Wenn wir die Spareinlagen bei den Sparkassen 
des Saargebietes in Vergleich setzen, so finden wir 
daß wir gegenüber der Entwicklung im Reiche sehr 
tark im Rückstande sind. Nach den Mitteilungen des 
Statistischen Amtes der Saarregiexung betrua die 
5pareinlage im Saargebiet 
Ende 1927 58 658 459 Franken, 
Ende 1928 90 508612 Franken 
Rechnet man diese Sparsumme auf den Kopf der Be 
»ölkerung um, dann findet man, daß im Saargebie 
napp 20— Mark auf den Kopf der Bevölkerung ent 
allen, gegenüber rund 110. — Mark im Reiche Das—s 
st auch so ein kleines Spiegelbildchen von den 
„Wohlstand“, der im Saargebiet nach den Berichten 
der franco-saarländischen Handelskammer. des Direl 
ors Bommelaer und sonstiger französischer Annek 
ionisten, aber auch von Mitgliedern der Regierungs 
ommission herrschen soll. Wie es in Wahrheit dami— 
bestellt ist, dafür gibt doch die Sparkraft des Volkes 
Saargebiet einen drastischen. aber auch trauriges 
eweis 
Von den Arbeitsftätten 
der Kumerguden 
Grube Frankenholz. Für die hiesige Grube fand an 
5. Februar eine Sitzung des Tarifausschusses statt. E 
yurde über nachstehende Beschwerden verhandel 
Der Kamerad Ludwig Lauer, der unter dem Mindest 
ohn ausbezahlt wurde, erhält für Oklober die Nach 
blung bis aur Söbe des angeagchenen knuee— 
Rummet 10 
— — — —— — — — 
Die Beschwerde des Bergmanns August Fot sten 
wegen Lohnoifserenzen wurde abgeiehnt, da der B— 
chwerdegang nicht eingehalten war. 
Der Kameradschaft Alfons Schneider wird der Lohn 
bis zu 32,— Fr. pro Schicht nachgezahlt. Desgleichen wirn 
der Kameradschaft Hans Joba uen eine Nochzahlung bi— 
31.— Fr. zugebilligt. 
In der Beschwerde des Kameraden Käufling kennte 
eine Einigung nicht erzielt werden. Es erfogte Ueber. 
weisung an den Hauptausschuß. Dieselbe Entscheidun 
wurde bezüglich der Beschwerde des Kameraden Kinapo 
getroffen. 
Eine Vertagung eriolgte in der Streitsache des Kame 
rtaden Jchann Oswald. 
Dem Bergmann Karl Selker wird eine Schicht ver 
zütet. 
Bezüglich der Angelegenheit des Adam Wemmer er 
solgte Ueberweisung an den Haupttatijausschuß 
Grube Seinißz. In einer Sitzung des hiefigen Tarif 
ausschusses vom 26. Februar wurde uͤber3 Beschwerder 
verhandelt. 
Zunächst erhält der Kamerad Richard Kirtzz seine be— 
intragten 6 Entlassungsschichten bezaählt. 
Auch wird dem Kamerad Konrad Kreut eine Ver 
rũtung für Urlaubsverlust zugestanden. 
Der Kameradschaft Scherer wurde angekündigt, daß 
ie für die Schichten über den 24. Januar hinaus untel 
em Mindestlohn ausbezahlt werde. Da der Vorsitze nde 
erklärte, die Sache sei erledigt. wurde nicht weiter darübe 
verbandelt. 
In der Angelegenheit des Kameraden Sebald vor 
Grube Dechen wegen Bezahlung einer Lampenreparatus 
von 24,50 Fr. konnte eine Einigung nicht ergielt werden 
Es erfolgte Ueberweisung an den Sauptbarifausschuß 
Die Beschwerde des Kameraden Kappler weger 
MNindestlohn wurde bis zur nächslten Sißung veriga 
Grube Seinitz. Bei der stattgefundenen Sicherheits— 
nännerwahl in Abteiung 8 betrug die Wahlveteiligun— 
99 Prozent. (Bravpo.) An Stimmen erhielt der Kameraẽ 
des Gewerkvereins Willi Doll-Friebtichsthal 139 uin 
der Kandidat des Verbandes 37 Stimmen. viese muster⸗ 
zültige Wahlbeteiligung muß allen Kameraden de 
ibrigen Gruüben als Vorbild diene 
Danksagung. Für die guf Grube Wellesweiler aus An— 
aß der tödlichen Verunglückung meines Mannes getaätigte 
Sammlung in Höhe von 878.40 Ir. sage ich alen Gebern 
eralichen Dantk. 
Witwme Vaolentin Hans-Münchwies 
Dauksagung. Aus Anmlaßz des plötzlichen Todes de— 
Sicherheitsmannes Ludwig Schmidt nabm die Belegschaf 
der Maschinenbetriebe der Grube Altenwald eine Samm 
ung vor, die den Betrag von 719— FIr. ergab. Äller 
Spendern sage ich an dieser Stelle herzuchen vant. 
Frau Mitwe Schmidft⸗Friebdrichsthas 
Rachrus. Einen herben Verlust erlitt unsere Zahlstelle 
burch das Ableben des Kameraden Heinrich Boͤmmer 
Tros seines jugendlichen Alters siand er feit seiner Ar— 
beitsaufnahme auf der Grube in unseren Reihen. Sein 
Andenfen wird die Zaßblstelle in Ehren haiten. 
Di⸗ 0hlieale 5 0r — 
Nachruf. Nach kurzer Krankheit verschied unser all'eitie 
zeliebter Kamerad Seinrich HSeinz. Er war ein ganzer 
— befand sich schon seit dem Jahre 1907 ber 
unserer hne. Ueberall und immer stellte er feinen 
Mann. wo es galt. die gewerkschaftliche Idee zu vertreten 
Ein sehr treuer Mitarbeiter ist mit ihm dahingegangen 
sodaß er uns allen ein Vorbild bleiben wird. Möge er 
ruhen in Frieden; wir werden sein Andenken in Ehre— 
ha lten 
Die Zahlstelle Hilschbach 
Nachruf. Am 21. Februar wurde unser treues Mitglied 
der Kamerad Pien Schmidt, durch einen tragischep 
Unfall. welcher sich auf Grube Dilsburg ereignete, plötziid 
gus unserer Mitte gerissen. Der so iäh ums Leben ge— 
kommene Kamerad war stets ein treues Mitslied unserer 
Organisation und ein eifriger Mitarbeiter unserer Be— 
wegung. Allzu früh hat ihn der Tod gus dem Kreise 
einer Lieben und aus unserer Mitte gerinen Wir werden 
ein Andenken in Ebren balten. 
Die Zahlsitelle Kirschhof 
Nachruf. Einen herben Verlust erlitt unsere Zahlstelle 
durch das Ableben des Kameraden Nitl Ritoleh. Seil 
vielen Jahren stand er in unseren Reihen und diente de 
Bewegung aus treuem Herzen. 
Soin Andentfen wird die Zablstelle in Ehren halten. 
Pi⸗ 256Itess Scheuern 
Bekanntmachung 
Den Kameraden von Altenkessel und Um— 
acbung zur Kennenis, daß jeden Freitag im Lokale 
Alfons Becke r, Dr. Vogelerstrafze 60, ab 17 (5 Uh— 
nachmittaas) Rechtsschutz stattfindet. Alle Wünsche 
und Beschwerden können hier vorgetragen werden 
Mitaliedsbuch nicht vergeisen. 
Die Bezirksleitung. 
Der 10. Wochenbeitrag (Woche vom 3. bis 9. März 
iit in dieser Woche fäüllig. 
Für die Redaktton verantwortlich V. gieser. 
Druck: Saarbrücker Druckerei um Verlaa A6G
	        
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