Full text: Der Saarbergknappe (10 [1929])

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Aber noch in einer anderen Richtung muß die 
Berbetätigkeit verlausen: die Sozialrentner müssen 
richtig auigeklärt werden. Dieser Tage wurde Herr 
Fried wieder gerichtlich verknaxt, weil er für seine 
Behauptungen keinen Beweis erbringen konnte 
Uns tut es leid um diesen Mann, der sich in Ideen 
verrannt hat, die fern der Wirklichkeit liegen. Leid 
tut es uns aber auch um die Sozialrentner, die sich 
immer noch von der Wirklichkeit abbringen lassen 
Sie richtig aufzuklären, ist Sache unserer Mitglieder 
Damit sie endlich erkennen, daß nur die Bergar— 
beiterorganisationen ihre wahren Freunde sind, die 
praltische Arbeit für sie leisten. Die aktiven Berg⸗ 
leute konnten ja darauf verzichten, etwas zur Sa 
nierung der Penstonskasse, also zur Weitergewäh 
rung der heutigen Renten, zu tun. Wenn sie aber 
einen Teil des errungenen Lohnes aufwenden, um 
die heutigen Renten zu garantieren, dann ist das 
doch eine soziale Tat von höchster Bedeutung. Und 
diese soziale Tat geschieht doch nur aus Liebe zu 
den abgedienten Arbeitskameraden, aus Liebe zu 
den Sozialrentnern, aus dem Streben heraus 
ihnen ihre Rente zu sichern. Das muß den irrege⸗ 
führten und wirr gemachten Alten gezeigt werden. 
Wir sind gewiß, daß sie wieder sich restlos hinter die 
Bergarbeiterorganisationen stellen werden, wenn 
alle unsere Mitalieder sich an der Aufllärungsarbeit 
heteiligen 
Rachstehend wollen wir die Auswirkung der 
Lohnaufbesserung im Einzelnen aufzeigen. Wir 
verbinden damit die Bitte, sich die Aufstellung auf 
zubewahren. 
Erhöhung des Multiplikators. 
Der Multiplikator zur Vervielfältigung der Richt⸗ 
löhne und Zulagen betrug bisher 1.32 Er wird 
ab 16. November auf 1.37 und ab 1. Dezember 1929 
auf 1.38 erhöht. Um eine bessere Lohnberechnung fün 
den November zu erwirken, wird jedoch für den 
ganzen Monat November der Multiplikator 1.35 
angewandt. Praktisch ist es also so, daß ab 1. No⸗ 
vember der Multiplikator 1.385 zur Anwendung 
kommt, und ab 1. Dezember der Multiplikator 1.38 
In dieser Erhöhung ist der Mehr-Beitrag zur Pen 
sionstasse, der auf die Arbeiter entfaͤllt, ent⸗ 
ha' nten. Wenn es nicht erreicht worden wäre, die 
Bergwerksdirektion zur Sicherstellung der Renten—⸗ 
gewährung aus der Pensionskasse zu bewegen, dann 
wäre halt entsprechend dem erhöhten Beitrag der 
Multiplikator zur Erhöhung des Lobnes niedriger 
gestellt worden. 
Erhöhung der Knappschaftsbeiträge. 
Der Beitrag zur Pensionskasse Ades Saar 
Knappschaftsvereins betrug bisher je Seite 48 Fran 
len monatlich. Dieser Betrag wird auf 57 Franken 
le Seite erhöht. Der Arbeiter muß also 9 Franken 
monatlich mehr zahlen, die in der Lohnerhöhung 
einbegriffen sind. Auf den Arbeitgeber entfallen je 
versicherten Arbeiter ebenfalls pro Monat 9 Franken 
mehr an Beitrag. So hat also die Lohnbewegung 
nicht nur zu einer höheren Belastung der Gruben in 
der Lohnfrage, sondern auch in der knappschaftlichen 
Beitragssfrage geführt. — Die Erhöshung des 
Krankengeldes wird ohne Beitragserhöhung durch 
geführt, was auch als großer Erfolg der „stillen“ 
Lohnbewegung gebucht werden muß. 
Die Durchschnittsloöͤhne der einzelnen 
Gruppen im Rovember 
a) Der Gedingehauer. 
Durchschnittsgedingelohn 10 Franken, mal 2, er 
gibt 20 Franken tariflicher Hauer-Gedingedurch— 
schnittslohn. Dazu ein fester Lohnsatz von 10 Fran 
len, gibt 30 Franken Gedingehauer-Durchschnitts 
qehn. Dieser Betrag wird mit 1.35 verviel 
ältigt. 
30 Franken mal 136 gibt 40.50 Franken 
Gedingehauer⸗Durchschnitis⸗Schichtlohn. 
Der bisherige Durchschnittslohn betrug 39,60 Fran— 
ken; die Erhöhung für November beträat somu 
D.90 Franlen. 
Der Mindestlohn der Gedingehauer betrug bisher 
36,96 Franken. Er wird für November wie folgt 
berechnet: 9 Franken mal 2 gibt 18 Franken; hinzu 
10 Franken fefster Lohnbetrag gibt 28 Franken 
28 Franken mal 1.35 gibt 37,80 Franken. Der Min— 
deftlohn betrug bisher 36,96 Franken, die Erhöhung 
sfür November beträgt 0.84 Franken. 
1. Der Hauerdurchschnittslohn beträgt 
im November 40,50 Fr 
2. Der Hauermindestlohn beträgt 
m Nopember 37.40 Ir 
b) Der Schichtlöhner unter Tage. 
Aruvpe Richtlohn mal 1.235 Schichtlohn Aufbesserun⸗ 
28.00 Ir. 1.35 37.80 Fr. 0284 Ir. 
26.590 Ir. 1.435 35.77 Fr. 0.79 Fr 
——— 128 —X—— 47«8 * 
„Der Saar⸗Bergknrapper 
c) Der Shichtloͤhner über Tage. 
26.5) Fr. 1.335 33.77 Fr. 0,79 Fr 
25.00 Fr. 1.35 33.75 Fr. 0. 75 Fr. 
24. 00 Fr. 135 32.490 Ir. 0.72 æIr. 
d) Der jugendlichen Arbeiter. 
Von 15 bis 16 Jahren 14.58 Fr.; Aufb. 033 FIr. 
BPon 14 bis 18 Jahren 11.34 Ir.; Aufb. 0.26 Fr. 
Die Durchschnittsloͤhne der einzelnen 
Gruppen ab Dezember 
Der Multiplikator beträgt ab 1. Dezember 1.38 
Angewandt auf die oben angeführten Richtlöhne er 
zeben sich für die einzelnen Gruppen ab 1. Dezemben 
solgende Schichtlöhne: 
a) Der Gedingehauer. 
1. Der Hauerdurchschnittslohn beträgt 
ab 1. Dezember 41.40 Fr 
2. Der Hauermindestlohn beträgt ab 
1. Dezember 38.64 Fr 
Die Aufbesserung gegenüber dem Okltoberlohn be⸗ 
trägt im Dezember: 
1. beim Hauerdurchschnittslohn 1.80 Fr 
2. beim Hauermindestlohn 1.68 Fr 
b) Der Schichtlöhner unter Tage. 
Gruppe Richtlohn mal 1.38 Schichtlohn Aufbesserung 
1 28.00 Ir. 1.338 38.64 Fr. 1.68 Fr. 
2 26.50 Fr. 1.338 36.557 Fr. 1.59 Ir. 
3 25.00 Fr. 1333 34.58 Ir. 1.50 Fr. 
e) Der Schichtlöhner über Tage. 
1 26.250 Fr. 1.38 36.557 Ir. 1.59 Fr. 
2 25.00 Ir. 1.3383 34.50 Ir. 1.50 Fr. 
8 24.00 Fr. 1.33 33.12 Ir. 1.4 Fr. 
d) Der jugendlichen Arbeiter. 
Von 185 bis 16 Jahren 14.90 Fr; 
Aufbesserung 0.65 Fr 
Von 14 bis 15 Jahren 11.59 Fr.; 
Aufbesserung 0.51 Ir 
Die besonderen Zulagen und Förderprämien 
die neben dem Schichtlohn der Zeitlöhner und in der 
Förderung beschäftigten Arbeiler gewährt werden 
werden ebenfalls mit dem bekannt gegebenen Multi— 
plikator von 1.353 im November und 1.38 ab 1. De— 
sember vervielfältigt. Die einzelnen Gruppen sind 
jaa im Bilde, welche Zulage ihnen gewährt wird. 
Sie haben selbst die Aufgabe, die für Noveinber und 
ab Dezember in Frage kommende Höhe zu errechnen 
Die Zulage für Handwerker, die sfür gelernte 
mit 10010 des Lohnes nach 1 Fahre 2.550 &Fr. beträag“ 
Rummer 40 
wird ebenfals mit dem bekanntgegebenen Run 
plikator vervielfältigt. Sie beträgt somit für No 
vember 3.37 Fr. und ab Dezember 3,345 Franken 
1 
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Besondere Ergebnisse 
der Lohnber⸗gaung 
Neben der angeführten allgemeinen Lohn 
erhöhung konnte noch für einige Gruppen ein beson 
deres Ergebnis erzielt werden. So erhalten die 
Schachtzimmerhauer, die nunmehr als Handwerken 
gelten, neben ihrem Richtlohn die Zulage von 2.5 
Franken, ebenfalls die Kesselwärter. Die Kessel— 
chürer erhalten anstatt bisher 1.00 5* 1.50 Fr. Zu⸗ 
lage. Weiter erhalten die Signalgeber an der 
Füͤrderschächten unter und über Tage eine besonder⸗ 
Prämie in Höhe von 1.00 Franken. Die über Tag⸗ 
in der Förderung beschäftigten Arbeiter sollen, so⸗ 
weit das moglich ist, in Foörderkameradschaften zu 
sammengefaßt werden und bei normaler Förderung 
eine Prämie von 1.00 Franken erhalten. Alle an 
gegebenen Zulagen sind pro Schicht gedacht. Sie 
werden auch mit dem bekannt gegebenen Multipli— 
kator vervielfältigt. Die qugegeben Irderpramo 
wird ab 1. Dezember gewährt, die übrlgen Zulager 
ab. 1. November. — Für die Kokereiarbeiter soller 
bald gesonderte Verhandlungen stattfinden zur Ro 
aelung deren Wünsche. 
Die Beitragsregelung der Pensionskasse 
tritt ab 1. Dezember in Kraft. Die auf die Arbeiter 
entfallende Erhöhung ist in der Lohner— 
höhung enthalten. Sie beträgt je Monat 
9 Franken. Bei Zugrundelegung von 25 Schichten 
kommt ein Schichtbetrag von 0,336 Fr. als Beitrags 
pen in Frage. Auch nach Abzug dieses Betrages 
der ja auch ohne Lohnerhöhung unbedingt hätte ge 
leistet werden müssen, ist immer noch ein beägchtliche— 
reines Lohnergebnis zu verzeichnen. Wichtig iss 
noch, daß auch der Arbeitgeber je Versicherten neun 
Franken monatlich, also 0.36 Fr. je Schicht, mehn 
an die Pensionskasse zu entrichten hat. — Ab 
schließend muß gesagt werden, daß die Bergarbeiter 
organisationen einen sehr praktischen Erfolg für die 
Bergleute erzielt haben: 1. eine reine Lohnerhöhung 
2. die Sicherung der Rentenbezüge aus der Penm— 
stionskasse A, 3. die Erhöhung des Grundlohnes und 
des Krankengeldes. Nun gilt es, diesen Erfolg in 
der Werbearbeit auszuwerten. Alle Kamerader 
müssen sich an dieser Ehrenarbeit beteiligen. Und 
nmit vermehrter Kraft muß an der weiteren Besser 
ttellnug des Bergmannsftandes gearbeitet werden 
Einiakeit macht stark und schaffi Erfolae 
Wirtscaftteldee pud Lohpperhöstuüsse im Vershen 
Die wirtschaftliche Situation des gesamten Berg 
baues aller Länder hat sich seit Monaten nicht un 
wesentlich gebessert. Feierschichten sind seltener ge 
worden. In nicht wenigen Kohlengebieten haben die 
elben vollständig aufgehört. Die Zahl der Beleg— 
schaften hat sich gehalten, nicht selten sogar erheblic 
vermehrt. Auch hat sich die wilde Konkurrenz, die 
Unterbringungsmöglichkeiten um jeden Preis suͤchte 
tark gemindert. Preisunterbietungen in dem Um 
'ange der früheren Jahre haben aufgehört. Man 
ieht ein, daß dieser Weg zum Ruin geführt satt⸗ 
—A 
zezogen. In Anbetracht des kommenden Winters 
uind der Furcht vor außergewöhnlicher Kälte ist aud 
in den kommenden Wochen mit einem stärkeren Ab— 
flauen dieser Konjunktur kaum zu rechnen. Sowei 
der Lohn nicht durch Tarife auch für die jetzige Zei 
sestgelegt ist, haben die gewerischaftlichen Organi 
ationen auf Erhöhung der Verdienste gedrängi. 
Wir können diele aüunstioe Situgtion aunächst auch 
wm 
biet um 800 000 Tonnen gesteigert. Er konnte nos 
größer sein, wenn nicht nach Abschluß der letzter 
Lohnerhöhungen eine starke Strömung eingesetz 
hätte, um den Absatz nach diesen Gebieten noch weiter 
herabzudrücken. Zu dieser guten Entwicklung hat aud 
der Bergmann mit seinem Fleiß nicht wenig beioe 
tragen. 
Der Leistungseffelt 
pro Mann und Schicht an der Ruhr hat sich wie iole 
entwickelt: 
1928 im August 1200 Kilo 
1929 im August 1278 Kilo 
Unter Berücksichtigung des Umstandes, daß diesen 
Effekt im Jahre 1913 durchschnittlich nur 943 Kil⸗ 
betrug, ist bis Ende August eine Steigerung von 93 
Kilo oder von mehr als 35 Prozent sestzustellen. 
Noch entschieden besser steht es mit dem 
englischen Bergbau. 
Hier hat sich die Situation gegenüber dem Vorjahre 
wesentlich gebessert. Es ist die Besserung mengen 
und wertmäßig festzustellen. Die Kohlenförderun 
betrug im 
Juli 1928 insgesamt 18,1 Millionen Tonnen, 
Juli 1929 insgesamt 21,6 Millionen Tonnen 
Mithin im Monat Juli dieses Jahres gegenüber 
demselben Zeitraum 1928 ein Mehr von 3,5 Millionen 
Tonnen. Auch sind die Absatz- und Preisverhältnisse 
erheblich günstiger. Es wurden als Lade- und Bunken 
kohle verwandt: 
1929 Jan. 5,8 Mill. T. i. Werte v. 3,4 Mill. Pfd. Sterl 
1929 Sept. 6,6 Mill. T. i. Werte v. 5.3 Mill. Pfd. Ster! 
Während die Menge der so verladenen Kohlen un 
800 000 Tonnen stieg, wurde ein Mehrerlös vor 
1,6 Millionen Pfd. Sterling erzielt. Das Mehr ar 
Verladung betrug mithin etwas mehr als 13 Prozent 
der Erlös aber stieg um über 47 Prozent. Die Preis 
entwicklung scheint im englischen Bergbau noch nich 
abgeschlossen zu sein. Man ist dort bis jetzt mit Hilf⸗ 
eines Zusammenschlusses an der Arbeit, die Preis 
4arhäü lIfniife meiter günsftiger au veitalten Die T— 
Bergban aun der Ruhr 
eststellen. Die Belegschaft hat sich dort seit Jahres 
deginn bis Ende September um über 18 000 Nygen 
dermehrt. Von den aufgestapelten Vorräten in der 
höhe von 2,98 Millionen Tonnen waren um die an— 
gegebene Zeit * 194 Tonnen vorhanden. Auch 
hier ist eine Erleichterung eingetreten. Die Gruben 
besitzer hatten gelegentlich der letzten Lohnbewegun 
gen wiederholt die Bemerkung gemacht, daß ein wei 
teres Anschwellen der Gestehungskosten zum Ruin des 
Bergbaues werden müsse. Vor allem sei es danr 
kaum mehr möglich, Kohlen in den bestrittenen Ge 
bieten unterzubringen. Für die Ruhrkohle müßtern 
diese Absatzgebiete verloren gehen. Die Prophezei 
ungen sind nicht eingetrofsfen. Es kam umgetehrt 
Von dem Rheinisch-Westfälischen Kohleninnditat mir 
den abgesetzt: 
unbestrittenes Gebiet bestrittenes Gebie: 
1928 September 3,5 Mill. 2,6 Mill. T. 
1929 September 3.4 Mill. 3,4 Mill. T. 
Während der Absatz im unbestrittenen Gebiet fas 
Aich gehlieben hkat RFHch dersolhe im heaftrittenon Ga
	        
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