Full text: Der Saarbergknappe (10 [1929])

Seite 8 „Der Sae⸗rBerqglnappe“ 
einer Partei und keiner Konsession besonders ver Deutschlands, die vom Gewerkverein einbernfer 
schrieben ist. Ar beiter hatien das Wert gebant. vorden war und am, 4. und 2. Februar 1897 in 
Arberter regierten es auch. Das ist die geschicht- ßochum ftattjand, beschloß die Ausdehnung auf alle 
liche Wahrheit. die wir heute voll Stolz verfünden Bergbaugebiete. Demgemaäß wurde beschlossen, die 
lönnen. eue geniralorganisation .Bewerkverein christlichen 
Das Fundament war gelegt. Nun galt es den Beraarbeiter Deuilchlands“ zu nennen. 
veiteren Ausbau zu vollbringen. Alle Führer ar⸗ 
heilelen noch in der Orube. Auch Brust und Kösiser Der grotze Wurß war nun gelungen. Vath und 
nach der Schicht warben sie jür die junge Groani, 1ach setzte ich der Gewerkperein in allen Bergbau 
ndn Sie sanden dabel viele Felnde und nur debieten des Veiches jest. Auch hier im Saarrepier 
denig greunde VBehorden, Unsernchmer und Ge. vo er nunmehr 25 Dahre segensreich wirkt. Wae 
ossen Zrbeileten hehen den Gewerkverein, Lente, vir dem Gewertverein zu danten haben, wurde an 
ie dem Gewerlveretn hatten Freund sein mussen, öblich unserer 25jährigen Aubelseier dentlich her 
alien hin uh Steine i den Weg. Da wal es wisgestellt. Und zu welcher Starle der Gewert 
ein GBlück, daß der knorrige und sieifnackige Brust erein emporgewaihsen ist, wurde ebensalls alle 
n der Spike stand. Venn ihn hatle die Versamm. Vesfentlichteit in eindruclsvoller Weise kund. S— 
sung vom B.Bliober Zum ersten Vorsitzenden ger Lie hier wirlt der Gewerlverein üͤberall Aeberal⸗ 
urt Die rigen Vorsftanden tüeder gehörten“ je at er sich als glänzender Sochwalter der Veralente 
zur Hälfte dem katholischen und evangelischen Be— erwiesen. 
senninis an. So wurde von vornherein die Parität Wem danken wir das? Den watkeren Maͤnnern, 
innfaliig zum Ausdruck gebracht. Ein eifriger die sich und ihre Familie für uns opjerten, die 1894 
Förderer des Wertes neben Brust und Köster den Gewerkverein ins Leben riefen und von einem 
wurde Karl Kühme, der dem evängelischen Be- llühenden Idealismus getrieben, werhört Opfer 
senntnis angehöri und heute noch als hoher Sieb ür die Befreiung ihrer Kameraden und den Aus 
iger sich fleißig an Hausagitationen beteiligt. au des GOewerkvereins brachten. Ihren Geist in der 
Im Sahre 1897 ergab sich die dringende Not. Sewegung lebendig zu halten ist unsere Pflicht. Ihr 
vendigkeit, den Gewerkverein auf alle Bergbau— vollen wir aus Dantkbarkeit nachtommen, dann 
gebiete Deutschlands auszudehnen. Eine Delegier· pird das Werk nimmer untergehen, sondern kraft 
entaanng aster ristlichen Vergarbeitervereine doll weiter wachsen zu Nutz und Fromm aller. 
NRummer 44 
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en wir deshalb die indijserenten Kameraden auf. 
Bel richtiger Aufklärung wird mancher abseitsste 
hende Kamerad für den Gewerkverein gewonnen wer 
den. Unser Gewerkverein muß größeer, stärker und 
mächtiger werden, sowohl an Mitgliedern, als aud 
an Kapital, um seine Jiele zu erreichen. 
Das sei unser Gelösdnis am heutigen Jubiläums 
age! 
Gewerschusthie Etinnerungen 
Von Peter Harsch 
Daß unzer Gewerkverein christlicher Berarbeiter 
n den 35 Jahren jeines Bestehens nicht ohne Erfolt 
ätig gewesen ist, zeigt ein kurzer Vergleich der Zu 
tände der früheren * mit den jetzigen Verhältniß 
sen. Die Herrschaft der Grubenverwaltungen reicht 
nicht selten über das Arbeitsverhältnis hinaus in di 
versönlichen und familiären Verhältnisse. Häufie 
pielte die Venzce rhtt mit dem Vorge 
jetzten außerhalb der Arbeitsstätte, in vielen Fäller 
sogar die Freundschaft der Ehefrau, eine Hauptroll! 
zur Bewertung der Leistungen des Arheiters 
In zwei Bergbaurebieren, dem Saar- und Wurm 
gebiet, war der —— Terror bei politischen Wah⸗ 
len etwas Allbekanntes. Wehe, wenn ein Arbeiter es 
wagte, bei Parlaments- oder Kommunalwahlen seine 
Stimme anders abzugeben, als von oben besohler 
war. Die strengste Kontrolle in den eee 
sorgte dafür, daß die unbotmäßigen Elemente gefaß 
werden konnten. In der ersten Zeit nach ee 
der egerigie hatte kaum ein Bergarbeiten 
den Mut, degen die Zeche zu klagen. Wer es wagte 
war als Rebell gekennzeichnet und verfiel meist de 
Maßregelung. Bei Krisenzeiten wurde den Arbeiterr 
rücksichtslos gekündigt, Feierschichten wurden einge 
legt, trotzdem zu gleicher Zeit Ueberstunden verfahrei 
werden mußten. Wer in der Zechenkolonie wohnte 
war gezwungen, seine Söhne auf der Grube in Ar 
beit zu bringen. Ebenso wurden die Bergarbeiter 
familien vielfach gezwungen, Kostgänger zu halten 
— 4 mußte die Merkswohnung geraumt wer 
en. 
Die ersten Versammlungen zur Einführung de— 
Gewerkpereins christlicher Bergarbeiter wurden nich 
nur im Wurmgebiet, im Saarrevier, sondern aud 
an der Ruhr von den Grubenbeamten besucht, um die 
Arbeiter einzuschüchtern und sie von dem Eintritt ir 
den Gewerkverein abzuhalten. Noch 1909 mußten in 
Wurmgebiet in einzelnen Orten Bergarbeiterver 
sammlungen unter freiem Himmel stattsinden, wei 
die Behörde die Wirte so einschüchterte, daß ein Saa 
nicht zu haben war. Die erste Zahlstelle des Gewerl 
vereins im Wurmgebiet wurde 1900 in Holland ge 
gründet, weil der damalige uteree von Her 
zogenrath in gesetzwidriger Weise das Versammlunge 
lokal abgetrieben hatte. So blieb Brust nichts an 
deres übrig, als mit den erschienenen Bergarbeiter: 
eine Wirtschaft jenseits der schwarz-weißen Grenz 
pfähle aufzusuchen und auf holländischer Seite di 
Zahlsttelle zu aründen 
Wir wollen vorwäͤrts 
Das Gute bricht sich immer Bahn. So war es auch eingetreten. Dessen wollen wir uns ireuen am heu 
mit unserm Gewerlverein. Das Werk von Augusttigen Jubeltage. 
Brust, Karl Kühme und Hermann Köster war gutj So war unser Gewerkverein wirklich ein Kultur— 
und setzte sich durch. Gewaltige Opfer brachten siel aringer und Kulturträger. Er wedte die Arbeiten 
sür das Befrelungswerk der christlichen Bergarbeiter auf und —5 aus ihnen denkende, vorwärtsstre 
Ihre aroken Opfer waren nicht umsonst ende und bilsdungshungrige Menschen. Er gab ihner 
die Einsicht, daß sie berufen seien, ihr Geschick selbß 
zu meistern. Er erzog sie zur Selbstachtung, wecdcte 
hei ihnen Solidaritaͤtsgefühl, Verantwortungsbe 
wußtsein, Pflichtgefühl, Selbstzucht, Opferfähigkeit 
Dpferwilligkeit und Disziplin. Diese geistigen Wert« 
ind von größter Bedeutung. Nicht nur für den ein 
zelnen Arbeiter, sondern auch für die Familie. der 
Ztand und die Volksgesamtheit. 
Warum war die gute Entwicklung des Gewerlkver 
eins möglich? Sie war möglich, weil die Grundsätze 
des Gewerkvbereins gut sind, weil seine Gründer und 
Führer aus ehrlicher Ueberzeugung und mit größter 
ieweche für ihn eintraten. Trotz aller An 
zriffe versolgten sie unermüdlich ihre gestedten Ziele 
das Christentum war die Wurzel ihrer Kraft, ihren 
Begeisterung und Ausdauer. 
Am heutigen Gedenktage wollen wir uns unserer 
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von ihnen sind gestorben. Aber ihr Geist und das! Traurig sahen die Verhältnisse guf knappichaft 
Perk leben. Gedenken wollen wir auch aller toten lichem Gebiete in den ee — 
Kameraden, die auf dem Schlachtjelde der Bergarbeit aus. Während im Ruhrgeblet ic die Bergarbeite 
gefallen sind. Unauslöschlichen Dank schulden wir den schon früher u dep Fltie urchgesetzt hatten 
verstorbenen Mitarbeitern und opferwilligen Ver. eherrschten in den übrigen Bezirken sast durchwe— 
rauensleuten. Ihr gutes Beispiel soll uns Leitstern die Grubenverwaltungen die Knappschaft. Es seiei 
zu pflichtbewuszter Gewertschaftsarbelt sein. Anere hier nur angeführt die Dinge in der Wurmkna 
ennung verdlenen auch unsere Vertrauensleute, die schaft. Im Knappfchaftsbericht füͤr 1904 werden J 
etzt im Vordertreffen stehen. Auch die Jugend ar⸗ gewählte Arbeitervertreter der Wurmknappfchaf 
eitet bereits seit Jahren ersolgreich mit. Immerneben einigen Arbeitern angeführt: 10 Fahrsteige 
— wird die Zahl unserer Mitglieder, die aus ein Maschinensteiger und 10 Steiger. Als Arbeiler 
Opfermut und Idealismus das Erbe der Gründer vertreter im Knappschaftsvorstande weist der Berich 
»erwalten. ausbauen und stärken will noch einen Generaldirektor und vier Betriebsführe' 
Erst allmählich gelang es mit Hilfe des Gewerkver 
eins, den Druck der Grubenverwaltungen bei Knapp 
schaftswahlen zu brechen und Bergarbeiter in da 
Aeltestenkollegium zu wählen. In der Wurmknapp 
schaft herrschten daher bis Ende 1907 die schlimmste! 
Zustände. Niedriges Krankengeld, niedrige Pen 
lonen und Willkilrherrschaft der Werksbesitzer. Da— 
Krankengeld betrug bis Ende 1907 pro Tag 1,6 
Mkt. Als ab 1. Januar 1908 die Knappschaftspen 
iion bei 25 Dienstjahren auf 27,50 Mt. monatlie 
erhöht wurde, war dies ein großer Erfolg angesicht 
der niedrigen Penfionssätze, die bis damals galter 
Dabei wurde bis dahin der invalide Bergmann er! 
halbinvalide. Häufig wurden die Halbinvaliden wie 
der reaktiviert. Dabei ist es vorgekommen, daß durd 
Beschluß des Aeltestenkollegiums ein Halbinvalid 
wieder reaktiviert wurde. der bereits verstorber 
war. Heute, wo die knappschaftlichen Verhältniss 
janz andere sind, erscheinen solche Zustände märchen 
daft. Trotdem waren die Dinge so, und nur mi 
hilse des Cewerkvereins christlicher Bergarbeiter sind 
fie beser geworden. Was auf dem Gebiete de— 
nappschaftswesens gilt. gilt auch jür die Aenderung 
auf dem Gebiete des Lohn⸗ und Arbeitsverhältnisse 
sowle der Sozialversicherung und der besseren gesetz 
lichen Stellung der Arbeiter auf dem Gebiete de 
Arbelterrechts und des Arbeiterschutzes. Das sollte 
alle jungen Kameraden bedenken, welche die frühe 
ren Norkästniste nicht aus efsgenem Erlehen kenner
	        
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