Aummer 31
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UOrgan des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet
AIdei ziag fü ie Mitgli is. — * Geschäftsstelle des „Saar-Ber lnappen“: Saat.
— ee — — FJür wirtschaftliche u. geistige Hebung — 2 St Johanner Straße 49. Fernsprech-Anschluß:
Botenlohn, füt die Postabonnenten 15.— Fr. vierkeljährl. des Bergarbeiterstandes Amt Saarbrücken. Nummer 1530. 1062, 2003. 3194
LUnser Karl Koster 60 FJeswa
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Das Rad der Zeit eilt ohne Hemmung dahin. Vor keiner Person macht es
jall. Unerbittlich ist sein Lanf. Jahr um Vahr lilgt es auf der Lebensstala
»es Einzelnen. Wir sehen es wieder bei „unserm Koschtersch Karl“, wie die
Tumpel den treuen Rechtsschutzmann nennen, wie flüchtig die Zeit ist. Leben—
zig sind noch die Tage in der Erinnerung, als er als einer der ersten Saar—
»ergleute vor 25 Jahren für den Gewertverein seine Stimme erhob, und er
n jugendlicher Begeisterung uns mitzureißen verstand für die Ideale des
Hßewerkvereins. Und nun wird er schon 60 Jahre alt. Am 4. August ist sein
Wiegensest, an dem wir dem treuen Kumpel — diese Ehrenbezeichnung
jat unser Karl tausendfältig verdient — unsere allerherzlichsten Glückwünsche
arbringen wollen
rung jeststellen, die Ausschußsitzungen abzuwickeln. Stehend wurden die Aus—
chußmanner vom Direktor empfangen. Dieser eröffnete die Sitzung mit dem
Hruße „Glückauf“ und sagte, daß sicher nichts vorzubringen sei, da ja alles in
Ordnung wäre. In einem Atemzug schloß er die Sitzung — und draͤuß waren
die „Pertreter der Arbeiter'“. Als Koster sich das nicht bieten ließ, seine Kame—
meraden zu bestimmen suchte, ihre Rechte auszunutzen, da war es aus mit der
Freundschaft“ der Grubenverwaltung. Seine Kameraden waren allerdings
nuch nicht alle bereit, jseine Reformpläne verwirklichen zu helfen. Die Angst
vor der Grubenverwaltung saß zu tief. Ein weiteres typisches Beispiel für die
damaligen Verhältnisse war die Frage, welche Koster 1904 im Hilger-Krämer—
drozeß als Zeuge an den Gerichtsvorsitzenden richten mußte: „Wer garantiert
mir. daß ich nicht entlassen werde, wenn ich hier unter Eio die Wahrheit sage?“
Wie das Prozeßstenogramm ausweist, soll Ge—
jeimrat Hilger auf diese Frage sich schweigsam ver
nalften haben. —
Karl Koster ist ein Sohn des Hochwaldes.
Dort stand seine Wiege, wo knorrige und rauhe,
aber ehrliche und treue Menschen wachsen. In Mos-
vendelerblickte er am 4. August 1809 das Licht
»er Welt, als Sohn eines Saarbergmannes, der
yom Leben nicht zart angepackt wurde. Klaus
Zchmauch, dieser naturwüchsige Heimatdichter, hat
»ie Gestalt des Hochwaldbergmannes mit sicheren
Ztrichen gekennzeichnet und ihm für immer ein
ehrendes Denkmal in der Literatur, aber auch in
inseren Herzen gesetzt. Von dieser biederen und ehr—
ichen Art, die Rückgrat kennt, der Heuchler⸗ und
Schmeichlertum fseind sind, ist unser verehrter Jubilar.
Bei seiner Einstellung ist es zu verstehen, daß
unser Koster sosort dabei war, als 1904 der Gewerk—
orrein im Saarrevier einsetzte. Er gründete 1904
die Zahlstelle Dudweiler, welche bald die stärkste im
ganzen Saarevier war. Sosort nutzte er seine Be—
gabung und sein Rednertalent für die Ausbreitung
des Gewerkvereins. Sehr viele Zahlstellen half er
gründen. So erwarb er sich frühzeitig großes Ver—
hrauen. Schon 1905 konnte er im Auftrage des Ge—
werkvereins als Delegierter für das Saarrevier am
ersten Allgemeinen deutschen Bergarbeiterfag in
Berlin teilnehmen.
Nun „beäugte“ die Grubenverwalkung sich unsern
—
zum Angestellten der Grube zu machen. Auf diese
Weise wollte man dem Gewerkverein die gute Krafst
entziehen. Koster winkte ab. Da regnete es War—
nungen. Als Koster sich nicht in Bockshorn jagen
ließ, da kündigte ihm sein Direktor höchst perfönlich
das Arbeitsverhältnis. So wurde seine berg—
männische Laufbahn durch die Grubenverwalkung
am 15. März 1900 zwangsmäßig beendet. Als Ent—
lassungsgründe wurden angegeben: UVeberschreitung
der Befugnisse als Ausschußmann in wirtschaftlicher
und politischer Beziehung (Koster war halt nicht
nationalliberal), Versammlungstätigkeit für den Ge—
verkverein, Unberücksichtiglassen der Warnungen,
dicse Tätigkeit einzustellen. Um diese Zeit zog Koster
auch in die Gemeindevertretung ein. Ein Bergrat
mußte für ihn weichen, weil die Arbeiter zum Teil
iich so weit von der Rienschenfurcht befreit hatten, daß sie auch offen ihrer
politischen Ueberzeugung am Wahltage Ausdruck gaben. Diefes Ereignis
schlug dem Faß den Boden ein: so einen „Revolutionär“ konnte die königlich—
oreußische Grubenverwaltung nicht mehr dulden
Sein Lebenslauf bietet zunächst nichts absonder—
iches. Er war ja, wie der aller Bergmannssöhne,
»orgezeichnet. Was nutzte da das beste Talent!
Schippe und Haue, das waren die Lebensembleme.,
zie auch unserm Koster winkten. Um näher bei der
ßrube zu sein, siedelten seine Eltern 1870 nach Dud—
veiler über. Das wurde nun zur Heimat unseres
Aarl. Heute aus der Schnule entlassen, in der er zu
»en „Intelligenten“ gehörte, mußte er sofort die Ar—
»eit aufnehmen. Als Dreizehnjähriger arbeitete er
chon in der Fabrik. In Saarbrücken, Brebach und
VYölklingen lernte Koster in jungen Jahren den Ar—
heitsschweiß schmecken. Weite Fußwege mußte er nach
iAtündiger Schicht zurücklegen. Und freute sich herz—
ich, wenn er seiner Mutter 15 bis 20 Mark im
Nonat aushändigen konnte. Typisch für die da—
nalige Zeit waren die Schwierigkeiten. die ihm vor
»er Arbeitsaufnahme in Brebach entstanden, weit
er — katholisch war. „Saarrabien“ stand ja in
Blüte! Liberal war Trumpf! Schon die Kinder
nußten das spüren. O, wie war das so bitter! Heute ist's Uberwunden. Dank
der Kraft des Gewerteereins. dem Koster uun ununferbrochen 25 Jahre
dient.
Am J. November 1888 wurde er Borgmann. Das Bergmannsblut hatte
hmn keine Ruhe gegeben, bis er in der Grube gelandet war. 1889 schon brach
ie große Bewegung der Saarbergleute aus. Karl Koster stand in den Reihen
»er Rechksschutzleute. Begeisterte sich für den Organisationsgedanken. nahm
Inteil an allen Kämpfen. Das war für ihn keine Empfehlung auf der Grube.
Doch der junge Koster „forcht sich nit''. Er warb für die junge Organisation,
vo sich die Gelegenheit bot. Und empfand es schmerzlich, als sie 1803 wieder
einging. Innerlich aber gelobte er sich. den Organisationsgedanken lebendig
zu halten.
Koster schlug sich mit seiner Jamilie so recht und schlecht es eben ging.
—B—
tige freigestellte Kräftke waren notwendig. So kam es, daß Koster neben Hein—
rich Aatz und Karl Germann einer der ersten Gewerkvereinler aus dem
Zaarrevier war, der als Angestellter des Gewerkvereins bestellt wurde. Seine
este Anstellung datiert vom 1. Februar 1908.
Die besondere Veranlagung Kosters brachte es mit sich, daß ihm das
Rechtsschutzwesen anvertraut wurde. hHier machte er sich bald einen
Namen. Die soziale Gesetzgebung sowie das Streitverfahren beherrschte er
aus dem ff. Wenn wir heute feststellen können, daß seit 1900 bis Ende 1928
rund 190 ooo christliche Saarbergleute unsern Rechtsschutz in Anspruch nah—
men., dann sagt diese Zahl viel deutlicher als viele Worte, was Koster bisher
zeleistet hat. Einige Rillionen Adark und Franten half er allein an Renten—
rachzahlungen erstreiten, ohne der laufenden Renten zu gedenken. welche nur
einer Sach- und Fachkennknis. dann aber auch seinem großen Geschick in der
Vertretung vor den Spruchinstanzen, zu verdanken sind. Unsere Mitgalieder
vissen das auch zu würdigen. Es gibt keinen Angestellten, der sich größerer
Popularisät als Koster erfreute. Seit Jahren vertritt er die Kameraden vor
den Spruchinstanzen. Eine riesige Arbeit muß er bewältigen. Seine Büro—
tunden reichen dafür nicht aus. Bis kief in die Nacht hinein sißt er über den
Am 15. August 1895 führte er seine Frau, Maria geb. Quinten, heim.
der Herrgott segnete die Ehe mit vielen Kindern. Drei sind noch am Leben.
der große Krieg, der ihn selbst im Schützengraben sah, hat ihm seinen ältesten
Sohn als Opfer abgefordert. — Seine Frau hatte immer Verständnis für
eine Bestrebungen. Sie war ihm eine treue Gefährtin in allen Lebenslagen.
Nur so ist es zu verstehen, daß er schon vor der Einführung des Gewerkvereins
ine Führerstellung bekleiden konnte. Schon 1898 wurde er Dertrauens—
mann auf Grube Dudweiler und im Jahre 1900 Beisitzer am Berggewerbe—
zericht. Wenn ihm auch keine Organisation zur Seite stand, so suchte er doch
entschieden die Rechte der Bergleüte wahrzunehmen. RNtit groker Freude er—
zählt er von den Streichen, die er der Gruͤbenverwaltung spielte. Als er Aus-
chußmann geworden war, mußte er eine sonderbare Art der Grubenverwal-—