Hummer 24
Saarbrücken, den 11. Juni 1927
8. Jahrgang
nereins christl. Bergarbeiter Deutschlanos für das Saargebiet
Für wirtschaftliche u. geistige Hebung eee — B8 — 2
des Bergarbeiterstandes ot de,e deeidne Wd e , Amb
Organ des Ger
— —
krscheint jeden Samstag für die Mitglieder gratis. —
Preis für die Zahlstellenabonnenten 5, — Ft. monatl. ohne
Botenlohn. für die Postabonnenten 15,— Fr. vierteljährl.
c
Ei ernstes Wort an alle
Einige Bemerkungen.
]
Die Kommunistische Bewegung im Saargebiet
wächst. Das ist eine nicht wegzuleugnende Tatsache.
Sie verschwindet nicht, wenn ich die Augen zukneife
und dann sage, ich merke nichts. Sie ist da. Und weil
ie da ist, muß sich jeder ums Arbeiter⸗ und Volts—
wohl Besorgte damit beschäftigen. Er muß zusehen,
wo die Ursachen des Daseins und Wachsens der kom—
munistischen Bewegung zu suchen sind. Hat er sie er⸗
kannt, dann fordert es die Pflicht, an der Beseitigung
der Ursache mit aller Kraft zu arbeiten.
Nach der Ursache braucht nicht lange gesucht zu
werden.
Die wirtschaftliche und soziale
Notlage,
in der sich weiteste Arbeitnehmerjchichten befinden
vildet sie.
Eine Arbeitnehmerschaft, die ihr gutes Auskommen
yat, die feststellen kann, daß sie im Volks- und Wirt—
chaftsleben als gleichberechtigt geachtet und gewertet
wird, die erlebt, daß alle Schichten des Volkes redlich
emüht sind, in schwierigen Zeiten den Minderbe—⸗
nittelten das Durchkommen zu erleichtern, — die ver⸗
chreibt sich nicht dem Kommunismus. Das Dasein
aund Ausbreiten des Kommunismus ist eben der Be⸗
weis dafür, daß im Volks⸗ und Wirtschaftsleben
ch were Mängel bestehen, worunter die Ar—
eiter zu Unrecht leiden.
Das bestehende Unrecht,
das dem weitverbreitenden Materialismus ent—
pringt, bildet den Ackerboden für die kommunistische
Saat. Menschen, die trotz gröhßtem Fleiß und bestem
Willen ihre Familie nicht ausreichend ernähren
können, die erleben, daß weder Unternehmer, noch
Regierungen und Angehörige besser situierter Volks⸗
chichten auf ihre Lage die mögliche Rücksicht nehmen,
werden gar leicht irre an allem. Setze sich jeder in die
Lage, wie er urteilte und handelte, wenn ihm monate—
lang nur 500 bis 700 Franken zum Unterhalt einer
tarten Familie zur Verfügung ständen! Mit Schimp⸗
fien auf den Kommunismus schafit man ihn nicht aus
der Welt.
Die Urjache muß beseitigt werden,
woraus sein Dasein und Wachstum resultiert! Muß
man nicht den Hut abziehen vor den Arbeitern, die
srotz ihrer bösen Lage der kommunistischen Werbung
tandhaft widerstehen, den Blick für die grofßen
Lebenstatsachen und — nach den ewigen Sternen
nicht verlieren?! Wir wollten das Handeln anderer
Volksschichten sehen, wenn sie ein Los erleiden und er⸗
rragen müßten wie die Urbeiter! Den Hut muß man
auch abziehen vor den Männern, die trotz Schmähun—
gen, Verleumdungen und zuweilen auch Aechtung,
unverdrossen an einer Besserung des Alrbeiterloses
arbeiten. Wenn auch viele sogenannte „Bürgerliche“
ihnen nicht hold gesinnt sind, dann ändert das nichts
an der Tatsache, daß gerade sie
wertvolte Urbeit fürs Volsganze
und — was nie richtig erkannt und gewürdigt wird —
türs Christentum leisten, auch wenn sie nur
Gewertseeaitsfetretäre“ sind . ...
Man darf nämlich nie vergessen, daß der Kommu—
rsismus aufs Ganze geht. Er versucht das Fundament
her Volls- und Wirktschaftsordnung radikal zu unter⸗
zraben, er jucht die Religion mit Stumpf und Stiel
rs den Herzen jeiner Anhänger auszurotten, weil
er den Zusammenbruch will, aus dem dann sein Zu—
lunftsgebäude erstehen doll —
Wer dem Arbeiter jeine Lage verschlehhtern hilft
** ihn nicht als vollwertig achtet und behbandelt
er ist
der wirtsamste Agitator für den
Kommunismus.
ten bereit werden, bestehende Not gegenseitig zu lin—
dern. Mit schönen Entschließzungen und Referaten
allein ist es nicht getan.
Dahinter mußdie lebendige Tat
stehen,
zie allein ins Gewicht fällt und wirkt.
Ver aber für die berechtigten Interessen der Arbeiten
intritt, wer dafür jorgen hilft, daß man das Wort
Kolksgemeinschaft nicht als Schild zum Verbergen
igenen egoistischen Handelns benutzt, sondern für sein
Praktischwerden täglich Beispiele vorlebt, wer die Be
trebungen der christlich- nationalen Gewerkschaftsbe
vegung aus innerer Ueberzeugung vorwärts traget
zilst und davon absieht, ihr aus gewissen Berechnun
zen heraus hier und da mal einige Verbeugungen zi
nachen,
der hilft dem Kommunismus Boden
entziehen.
Worauf es ankommt, ist kurz gesagt: alle wirklich
ims Arbeiter⸗ und Volkswohl Besorgte müssen zu—
ammen bestrebt sein, der großen Volksschicht Ar—
deiter ein auskömmliches Dasein zu schaffen; sie
nüssen weiter bestrebt sein, ihr im Volks- und Wirt—
chaftsleben die Achtung und Wertung zu verschaffen
ruf die alle Menschen, die doch des Ewigen Ebenbild
ind, einen gerechten Anspruch haben; sie müssen auch
zafür mit aller Kraft eintreten, daß alle Volktsschich—
Wir haben pflichtgemäß ein offenes Wort geredet.
Feder, der es verstehen will, wird schon wissen, was
gemeint ist. Mancher wird auf uns schimpfen und
vielleicht sagen, wir „hetzten“ die Arbeiter nur noch
weiter auf. Das liegt uns fern; uns geht es darum,
daß den Arbeitern Gerechtigleit wird. Damit ihnen
berechtigkeit werde, müssen die Mängel im Volks—⸗
und Wirtschaftsleben gezeigt werden, die Unrecht dar⸗
stellen. Wer sich aus sogenannten „Opportunitäts⸗
gründen“ (Nützlichkeitsgründen) davor drückt, hilft
nur das Uebel vermehren, die Feindschaft im Volke
vertiefen und dem Christentum Abbruch tun.
Und wer sich durch unsere Ausführungen „auf die
dühneraugen getreten fühlt“, der möge schnell Ein⸗
kehr halten und zusehen, daß er nicht weiter Wegbe⸗
eiter und Förderer des Kommunismus bleibt.
3 dliche heraus!
Fugendliche heraus!
Pfingsten ist erblühte Osterhoffnung, das Fest der bräut- Jahrhunderte kirchlichet Entwicklung Fälschungen einge—
chen Ratur. In Kraft und Freude schwelgt alles, und chmuggelt hätten, die Sozialisten aber die wahren Erben
un geht es der Reife und Frucht entgegen. der urchristlichen Pfingstbotschaft wären. Richts von alle—
Die Pfingstnatur ist das Bild der heranwachsenden dem. Die Seele des Sozialismus wurzelt allein im Dies—
zugend. Vorbei ist die Zeit der sorgsam uͤmhegten zarten eits, ist Klassenkampf und brutale Gewalt. Christliche
Tnospe, in Blüte und Sonne erstrahlt das Menschenleben Auffassung aber war von jeher im Jenseits verankert und
Wie'die Pfingstnatur spürt die Jugend in sich überspru dat zu lebendigen Echsteinen Gerechtigkeit und Liebe
»elnde Kraft, die schier die ganze Welt erobern möchte In der Verwirklichung dieser Ideale
Und diese Kraft muß sich einmal zur Reife und Fruch
vandeln, so ist es naturhafte Bestimmung des Lebens.
Ewig schade, wenn die Jugendblüten taub sind, wenn di
uellenden Säfte nicht zu der ihr bestimmten Auswirkungç
jselangen. Wie oft hört man das Wort von der sorgen
osen Jugend, die Forderung vom Ausleben ohne Hem
nung, vom wolkenlosen Frühlingshimmel des heran—
vachsenden Menschen. Gewiß, Freude und Sonne sollen
m reichsten Maße über der Jugendzeit, über des Leben?
Kfingsttage scheinen, abet wie auch die große Natur dars
der Mensch nie seine Bestimmung vergessen, muß er beden
en, daß die Pfingstkräfte und -säfte der werdenden Fruch
ind Reife gehören, daß die Jugendzeit die Vorbereitung
ind Grundlage für die Jahre der Lebenshöhe sind
Das Leben fordert zum Kampf heraus
ind will bezwungen sein, das Schichsal schafft sich selbst de
Nann. Der Mann aber wird in der Jugend.
Deshalb darf es kein hemmungsloses Verpuffen der kost—
aren Kräfte geben, vielmehr gilt es zu sammeln und zu
üsten. In der Hitze des Lebenskampfes ist es dafür zu
püt. „Was Hänschen nicht lernt lernt Hans nimmer—
reht 44
In der Pfingstzeit gilt es, Begeisterung für hohe Idealt
ieun aufflammen zu hissen. Eine alte Erfahrung lehrt ja,
daß feurige Begeisterung die Kraft verdoppelt, den Blid
chärft, opferbereit macht, ja, daß ohne echte Begeisterung
ein großes Ziel überhaupt nicht erreichbar ist. Begeiste
cung für Ideale ist die Seele jeder Unternehmung, muf
es besonders bei Massenunternehmungen sein. Das Ge—
jeimnis des Führertums liegt zum beträchtlichen Teil
darin, seine Gefolgschaft für die Ideale, die ihn durch
»eben, gleichfalls zu begeistern
Und sind nicht die Ideale der christlichen Gewerkschafter
o hoch und wertvoll, daß sie Begeisterung wecken können,
ie Ziele nicht so bedeutsem, daß die feurige Begeisterung
rötig ist? Es handelt sich um nicht weniger als darum, die
hristlichen Grundsätze im praktischen Leben, in der Wirt—
chaftsführung besonders, zu verwirklichen. Es handelt
ich um die Grundiätze desselben Christentums, das au
em ersten Apostelkonzil zu Jerujalem für immer gülticg
estgelegt wurde. Sozialistische Pfingstbetrachtungen weiser
ern darauf hin, daß das Pfingstprogramm des Urchristen
ums sozialistisch, soaar kommunistisch gewesen sei. daß die
ehen wir die Lösung der sozialen Frage, die Beruhigung
ind Aufwärtsentwicklung der Menschheit. Gerechtigkeit
ind Liebe überall und für jedermann, auch für den be—
cheidensten Arbeiter, der den Adel des Menschenantlitzes
rägt wie der vornehmste Fürst. Keine andere Lehre als
ie des Christentums kann gleich stark und überzeugend die
Menschenrechte“ fordern und ihre wahre Verwirklichung
cingen und garantieren. Sind das nicht Ideale und Ziele
»es Schweißes der Edelsten wert?'
Eine wertvolle und bleibende Begeisterung wächst nur
zus tief verstandener und erlebtet Kenntnis heraus. Dar—
im ist es notwendig, sich immer wieder gründlich mit den
hHedanken unserer Bewegung zu beschäftigen, sich in dieser
Richtung zu bilden und zu vertiefen. Dieser Mahnruf gilt
m besonderen den Jugendlichen, von denen die Zukunft
der Entwicklung abhängt Eine begeiiterte Jugend, eine
wäückliche Zukuni“
Draußen die prachtvoll blühende Natur steht nicht da, um
innlos wieder zu vergehen und zu versinken. Die Blüten
ehnen sich nach Fruchtwerdung. Und vom Pfingstfeuer
getrieben zogen die Apostel und Jünger, obwohl teilweise
chon recht alt, in die Weiten der Welt hinaus, um die
rohe Heilsbotschaft, die in ihren Herzen brannte, überall
uu verkünden und dafür Gefolgschaft zu werben. Ihre
kfingstbegeisterung ist wahrhaftig nicht spurlos verpufft.
»underte Millionen christlicher Bekenner sind heute dessen
zJeuge, und es gibt keinen Winkel der Erde, wo der Pfingst⸗
uinke nicht loderndes Feuer gewarden wäre
Der Blüte Begeisterung muß die Fruchtharmachung,
die zielbewußte Tat iolagen
Der Gedanke unserer Bewegung, das praktische Christen—
tum in der Wirtschaft, muß tätiges Leben werden. Und
in diesem großen Ziele sollen alle mitarbeiten, in erster
Linie die Jugendlichen, die naturhaften Träger der Be—
jgeisterung. Jeder wirke an seinem Platze, nach seinen
Fähigkeiten. Füllt dich Begeisterung in echter Form, dann
wirst du kaum nach Möglichkeiten fragen, sie bieten sich
dir übetall, Bilde dich zuerst selber zum brauchbaren und
enntnisreichen Mitglied aus, nimm am Leben der Ge—
neinschaft freudigen Anteil, scheue ihretwegen auch kleine
Vühen nicht. Dann aber suche die Gedanken und Ideale
nit Pfinastfeuer in deine Umgebung zu tragen Tritt