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„Haft du den X⸗- »der Y-Artikel schon gelesen?“
Wenn dir Frage verneint wird, dann muß man das
Deitglieb zum Lesen bewegen. Venn so überall ge⸗
hendelt wird — es tostet doch kernen Pfsennig —
dann wird ein gutes Stück gewerkschaftlicher Er
zieyungs- 1nd Bildungsarbeit geleistet
Durch dieses Bemühen erspart man sich selbit als
gahlstelenverstand und seinet Organijation manche
Arbert, erspatt man manchem Mitglied unnötigen
Schaden und hilft man eine größere pg Regsam—
teit der Putgrieder sowie eine innere Festigung des
sewelktdereins erzælen.
leberall mässen wir bekannt werden
‚Wer nicht RNitslied des Gewerkoereins werden
lann, kaun die Vereinszeitunzg beziehen. Der
Bezug derch die Roit und durch die Boten kolte!
nonatlich ß Fraukten“
Diese Bestimmung ist in unseren Satzungen ent
zalten. Sie ist von grohßer Bedeutung, weshalb wir
sie heute ein mal besonders herausstellen. Unsere Ein—
stellung, unser Wollen und unser Arbeiten sollen
icht im „stiller Kämmeclein verwahrt“ bleiben, auch
Angehörige anderer Volisschichten sollen wissen, wer
vir find und was wir wollen; auch sie sollen unsere
Lage kennen und unser Kämpsfen verstehen und wür—
digen lernen. Unsere Satzung hat nun die Möglich—
seit geschaffen, daß auch Angehörige anderer Volks—
chichten unser Organ beziehen können. Die Auigabe
ainserer Vorstände und Mitglieder aber ist es, Ange—
yörige anderer Volksschichten auf diese Moöglichkeit
zinzuweisen und fie zum Bezuge unseres Organs zu
zewinnen. Oft machten wir die Feststellung, daß bei—
pielsweise in Wirtschaften und Friseurgeschäften die
Drgane anderer Organisationen zu finden sind,
Aber nicht unser Saarbergknappe. Unsere Mitglieder
müssen Gewicht darauf legen, daß auch ihhr Organ
in Wirtschaften, in Friseurgeschästen, in Lesehallen
ehe und ausgelegt wird. Aber damit nicht genug.
In allen Volkskreisen muß man dem Saarbergknap—
pen Eingang zu verschaffen suchen. Da denken win
besonders an die Volksangehörigen, die in der
Boltsbildung tätig sind. Müssen nicht gerade
se Bescheid wissen über das, was heute die Arbeiter—
eele bewegt und was die christliche Gewerkschaftsbe—
wegung will? In den Kreisen unserm Organ auch
Eingang zu verschaffen, muß von allen Zaählstellen
erstrebt werden
Lernt Ordnung und Pünkllichkeit
Schon mehrmals haben wir darauf hingewiesen
daß alle Zahlstellen pünktlhich mit der Kasse
aAbrechnen sollen. Dieses Gebot gilt besonders am
Jahresschluß. Der Gewerkverein muß in die Lage
oersetzt werden, kurz nach Jahreswende seinen Ge—
schäftsbericht sertig stellen zu können. An der schnel—
en Fertigstellung müssen alle Mitglieder das größte
Interesse haben. Sie dürfen nicht durch un pünkt⸗
hiche Beitragszahlung den Zahistellenverwaltungen
die rechtzeitige Abrechneeng unmöglich machen. Alle
Plitglieder wissen doch, daß je de Woche der Beitrag
entrichtet werden soll. Wer sich an diese Pflicht hält
kommt niemals in Rücksstand. Sollte mal ein Ver—
trauensmann seinen Bezirtk vernachlässigen, dann
darf man das nicht ftillshweigend in Kauf nehmen
Bevor größere Schäden entstanden sind, muß der
Zahlstellendorstand oder der Bezirksleiter benachrich
tigt sein. Wenn jedes Mitglied elbst den Trieb hat,
wöchent lich seinen Beitrag zu entrichten, dann
werden die unvünktlichen Abrechnungen schon schwin⸗
den. In jeder Nummer des Saarbergknappen ist ge⸗
nau angegeben, welcher Wochenbeitrag mit dem
Etscheinen fällig ist. Wer sich strikte an diese Be—
'anntmachung hält, hat alle Felder seines Mitglieds
buches am Jahresende mit Marken bedeckt
Mit dem Erscheinen dieser Nummer ist der zweite
Wochenbeitrag fürs neue Jahr schon fällig. Und
doch gibt es Mitglieder, die noch nicht mal alle
Beiträge fürs alke Jahr entrichtet haben. Sie
müssen jetzt schnell und entschieden handeln. Sofort
müssen sie ihr Buch fürs alte Jahr in Ordnung btim—
gen, damit die Zahlstelle Ohne Restanten bis
15. Januar abrechnen kann. Darüber hinaus müssen
sse den festen Vorsatz sassen, das Rückftändigbleiben
zu unterbinden. Dieses Ziel ist erreicht, wenn immer
der Mochenbeitrag gezahlt wird, der in jeder Num-—
mer des Saarbergtnappen bekannt gegeben wird.
Wer sich an diese Pflichtregel dem wird die
Bert raasentrichtung nicht schwer fallen.
Die Unfülle in
vpen Gesamthergban
im 3. Vrartal 1926
In der Nummer 51/26 brachten wir eine große An—
—8 unseter Kollegen Steger, Harsch und Effert im
reuhijchen Landtag zur Kenntnis, die auf die
steigende Unfallziffer im Berghau hinwies und ener—
gijche Schatmaßtnahmen verlangte. Inzwischen ist num
m, Deutschen Reichsangeiger“ eine vorläuftae Ueber
icht über die Unfälle im Gesamthergbau Peeustens
zichienen. die nachweist. daß fanöchiich dis Anfysl.
Der Saee —V
ziffern ehr erheblich im 3. Vierteljahr 1926 gestiegen
ind. Nach dieser Ueberficht sind allein im Stein—
ohlenbergbau Preußens im dritten Vierteljahn
934 Unfülle vorgekommen, wovon 277 töodlich
varen. Im eeee Preußens passierten in
dem genannten Vierteljahr 34611 Unfälle, da von 32
nit tödlichem Ausgang.
Stellt man die Unfälle im preußischen Stein—
ohlenbergbau für die abgelaufenen drei erften
zierteljahre zusammen, so ergibt sich folgendes Bild
i. Quartal 1826: Unfüälle insgesemt 22407, tödlich 247
Quartal 1926: Unfsalle insgejamt 21399, tödlich 278
J. Quartal 1926: Unfälle insgesamt 28 934, tödlich 277
Gegenüber dem ersten Quartal ist im dritten eintÄ
zteigerung der Gesamtunfälle um 7527 und gegen—⸗
iber dem zweiten um 7 535 eingetreten. Das ist eine
o gewaltige Steigerung, daß umbedingt geeignete
ßegenmaßnahmen geschaffen werden müssen. Jeden⸗
alis ist das Hauptübel in dem Antreibesystem zu er⸗
Alicken.
Wenn man die Unfälle, die im gesjamten preußischen
bergbau (Stein⸗, Braunkohlen⸗, Erz⸗, Salz⸗ und
onstiger Bergbau), nach Quattalen untereinander⸗
tellt, so ergibt fich:
1. Quarial: Unfälle insgesamt 26 688, davon tödlich 285
2. Quartal: Unfälle insssesamt 28070, davon tödlich 322
Quartal: Unfälle insgejamt 34 611, davon tödlich 322
Die Steigerung der Gesamtunfälle im dritten
Zuartal gegenüber dem ersten betrug im gesamten
Bergbau 7925 und gegenüber dem zweiten sogar
1541. Die Steigerumg gegenüber dem zweiten Quar—
al betrug rund 27,5 Prozent. Diese Zahlen reden
zände und zeigen eindringlichst, daß betr. Unfall
hutz gar manches „faul im Staate Dänemark ist“.
— —
Vesprechung
auf der Vergmerkodirektion
Lohnfrage, Verlegungen und andere Fragen.
Am 23. Dezember 1926 sanden auf der Bergawerksdirek
lon Besprechungen statt. Die Organisationen hatten an
ne Berawerksdirektion eine Eingabe zwecks weite ter Lohn⸗
uwendung gerichtet. Auf diese Eingabe bhatte die Generol
direktion zunächst geantwortet, daß infolge Besserung des
Iranken und Sinten der Preise eine Besprechung über
veitere Lohnzuwendungen überflüssig sei. Jede Lohner
»öhung sese eine Koblenpreiserhöhung voraus und ein«
olche konne angesichts der Besserung des Franken nich
orgenommen werden. Die Organisationen bestanden aben
rosdem auf einer Aus prache mit der Bergwerksdirektion
diese fand am eingangs mitgeteilten Tage statt.
Für eine Erhöhung der Löhne war die Berawerks
irektion nicht zu bewegen. Der Vertreter, St. Claite
De ville, erklärte, daß die Verbraucher auf eine Herab—
ꝛtzuna der Kohlenoreise drängten. Eine wesentliche Serab⸗
etzung der Kohlenpreise hätte, salls die Förderung keine
zünstige bliebe oder letzten Endes nicht noch günstiger
vürde, eine Serabsetzung der Löhne im Gefolge. Die Or⸗
anisationsvertreter erklärten daß an eine Herab—
esung der Löbne nicht zu denken sei. Es
»ürite nicht vergessen werden, daß die Löhne erst mongate⸗
ang nach der Steigerung der Teuerung erböht und der
Teurung nie angepaßt worden seien
Ein Rundschreiben der Gruppe Ost, worin der Chef die
inzelnen Ingenieure auffordert, die Namen derienigen
Bergleute aufzuführen, die in der nächtten Zeit abgelest
werden könnten, war dann Gegenstand eifriger Beratung.
Die Arbeitervertreter erklärten, daß durch derartige Maß
rahmen die Erregung der Bergarbeiter bis zum Aeußber—
ten gesteigert würde umd letzten Endes die Förderung be⸗
einträchtige. Wenn Maßnahmen unbedingt erforderlich
eien, so sollten diese Mahnahmen, wie es krüher schon ver
einbatt wurde, mit den Organisationen gemeinsam be—
prochen werden. Der Direktror St. Claire-Deville ver⸗
ichette, daß seitens der Direktion nichts unternommen
würde, ohne die Oracnisafionen über die einaeltnen Srader
zu bören.
Des serneren besprachen die Vertreter der Organisa⸗
jonen die Mahnahme der Grube Eungelsangen. Dort wür—
en eine Anzahl Leute ziel⸗ und planlos verleat. Trotz
»em die Bersleute schon aufgefordert worden seien, ihre
Bucher ab⸗ugeben, seien die Organisationen bdis jest noch
icht verständ;at. Direltor St. Claire-Deville gab die Ver
icheruns, dab sie auf der Berawerksdirektion von dieser
Angelegenbeit nichts gewußt hätten. Der Gruppenche!
wunrde jest zu den Verbandlungen hinsugezogen. Diese!
tklärte, daß die Verlegung nur von kurzet Dauer sei um
datz man nach Möglichklein die Wünsche der Belegschaft be—
tücksichtigen würde. Vor der endgültigen Verlegung sollten
die Siche rheitsmänner nochmals au dieier Frage Sielluno
rehmen.
Weiter teilte St. Claire-Dep'lle mit, daß in der nächster
Zeit eine Berlegung von Geube St. Inabert nach ander,
Sruben unbedinat erforderlich sei. St. Ingbert müsse
chwächer belesst werden, in der Sauptsache unter S hnap
ↄoch Die Schäden machten sich über Tage in der schlimm
ten Weise bemerkbat. Man hoffe, durch einen langlamer
Ubbau die schlimmiten Schäden zu verhüten. Beror ehe
uae Peute verleat mürden fall zunächst mit en Ornani
Nummer 2.
sationen und dann noch mit den Sicherhertsmännecrn der
srube Rüchjvrache genommen werden. Die Notwendigkeit
der Vertegung konnten die Vertreter der Arbeiter nicht
inseben. Sie ersuchten die Verwaltung, die Verlegungen
zuis not wendigste zu beschrõ iken undeicede Särte zu ver⸗
neiden.
Es wurde dann noch von den Arbeitervertretern der
Antras gestellt, daß sowohl die Sicherheitsmänner, als
ruch die Bergleute die an Untersuchungen auf Anotrdnung
des Bergamtes teilnehmen, jür die Zein der Untersuchung
eine Entschadiguns erhalten. Die Bergwerksdirektion will
RNese Frage mit dem Bergamt prüfen und erledigen.
Zum Schluß verficherte der Direktor St. Claive-Deville
ochmals, daß Entlassungen nicht von den einzelnen In—
denieuben ausgesprochen werden könnten. FJ. K.
Warum muß der Arbeiter sich eiftig
weiterbilden?
Der Arbeiter von heute muß, wenn er nicht üherall
zu kurz kommen will, mehr wissen wie ein Arbeiter
vor etwa 39 oder 50 Jahren. Diese Tatsache soll unter
einen Umständen besagen, dag ein Arbeiter aus
dieser Zeit dumm war oder gar dumm sem sollte.
Damals war dem Arbeiter die Möglichtkeit nicht ge⸗
geben, sich geistig weiter zu schulen und zu bilden.
Die Volksschule in der „guten alten Zeit“ hat ihre
Lufgabe vielfach nicht erfüllen und deswegen ihre
ZzZielsetzung nicht erreichen können. Heute ist es in
ieser Beziehung besser geworden.
Dem Arbeiter der alten Zeit en nach dem Be⸗
uch der Volesschule Zeit und Mittel, um sich ge'stig
weiter zu bulden. Die Arbeitszeit im der gesamten
Wirtschaft betrug in den meisten Fällen zwölf und
nehr Stunden am Tag. Hinzu kam bei vielen Ar⸗
heitern der weite Weg zur und von der Arbeitsstelle.
Tamen sie nach Hause, dann waren sie nicht nur
pundsmüde, ondern sie hatten in den meisten Füllen
rur knapp acht Stunden Zeit, um sich im Schlaf zu
tärken für das kommende Tageswerk.
Heute ist es Gott sei Dank anders. Mit Hilfe der
zewerkschaftlichen Organisation st die Arbeitszert
ürzet, te weise sogar Sedeutend kürzer. Im Saarge⸗
ziet ist ouf Drängen der gewerkschaftlichen Organi—
ation eine Verordnung der Regietung in Kraft, die
en Acht⸗Stundentag garantieren soll.
War es früher dem Arbeiter nur in beschränktem
Maße unter Aufwendung der größten Energie mög⸗
ich, sich geistig weiterzubilden, so besteht heute jast
ür alle Arbeiter die Tatsache: wer sich geistig weiter⸗
zilden will, der kann es. Gelegenheit dagu ist
jenügend vorhanden. Dem gewerkschaftlich Organi⸗
terten stehen die Mittel hierzu zur Versügung. Jeden
Sonntag erhalten unsere Mitglieder ihr Otgan Der
Saar⸗Bergknappe“. Dieser bringt soviel Wissensnot⸗
vendiges und Wissenswertes, so daß sich unsere Mit⸗
zlieder über manches unterrichten können. Daß der
Besuch von Versammlungen und Konferenzen eben⸗
alls zur Schulung und Bildung beiträat. soll nur
urz erwähnt werden.
Leider wird die Möglichteit, sich geistig werterzu⸗
hilden, nicht genügend ausgenützt. Daß es in der
seurigen Zeit Pflicht eines jeden Arberters ist, sich
zeistig weiterzubilden, wird nicht genügend ertannt.
Die deutsche Reichsverfassung garantiert dem
Arbeiter die volle staatsbürgerliche Gleichberechti
gung. Was nützt aber das gesetziääßige Recht, wonn
es nicht ausgenützt werden kann. Die Gleichhe techti⸗
gung im Staatsleben wird erst donn gegeben sein,
venn möglichst viele Arbeiter den bisher im Staate
yerrschenden Schichten sich geistig-gleich-hoch-rehend
gogenübert stellen können. Ist dies einmal errecht,
nmüssen sich auch die bis jetzt herrichenden Schichten be—
quemen, den gesamten Arbeiterstand im Staatsletben
als gleichberechtigt anzuerkennen. Hatten nirt als Ar—⸗
beiter doch gerade in der letzzen Zeit Gelegenheri
zenug, lehrreiche Feststellungen nach der Seite zu
machen. Solche Feststellungen brauchen wir nicht mehr
zu machen, wenn jeder von uns seine Pilicht, sich
zeistig weiterzubilden, erfüllt. Wieviel in fast allen
Dingen im Sigatsleben dawon abhäng'ig ist, soll in
diecsem Zusammenhang nicht weiter untersucht werden
Im modernen Wirtschaftsleben wird der Arbeiter,
venn er dieser Pflicht nicht nachkommt, überall den
Türzeren ziehen. Das Betriebsrätegesetz en
Deutschland bietet der Arbeiterschaft weitgehende
Kechte. Wenn aber die Arbeiterschaft iihr Recht nicht
kennt, die wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht
tudiert, der kausmannischen Seite der Vetriebe kein
Interesse abgewinnen kann, dann bleibt das Recht
ungenützt zum Schaden der Arbeiterschaft.
Dirch die Organisationen im Bergbau an der Saar
wurde das Lohn- und Arbeitsverhältnis dariflick
geregelt. Wie groß der Schaden ist, der der Arbeiter⸗
schaft wegen ungenügender Kenntnis der Best' mmun—
gen der Arbeitsordnung (3z. B. betr. Gedingeabschluß)
des Lohn- und Manteltarifs entsteht, läßt sih zablen⸗
mäßig gar nicht foststellen. Genau io verhält es sich
nit dr Schlichtung von Sereitigkeitten mit den
Klagen über unrichte Vnhnzablunge y a m die
urch die Inspetons-Tarifaugscüsse brr Gte cung
znden sollen Rusßerortntlich Frtoßr U d 2ohkl d