ANummer 11
Saarbrücken, den 12. März 1927
d. Zahrgang
er Sotr⸗Vergenghoe
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet
eie vu Wcwihchetuchi gebins g n
—
Die Gewerkschaften sollen also
Erkennen — Wollen — Hundeln nach der Pfeife von Unorganisierten tanzen!
ß Und wohin sollen sie mit der Arbeiterschaft tanzen?
Einige Bemerkungen IElen v. dioch übe raul, wo die Lirbeiter sich ver—
In der letzten Zeit werden die Versammlungen eiten ließen, kommunistische Rezepte zu befolgen, ar—
wieder gut besucht. Das ist ein Zeichen, daß die Mit⸗ zeiteten sie dem Unternehiertum in die Hände.
zlieder gespannt find auf das was in den Versamm. Die Gewertschaften brauchen weder die kommu—
lungen geboten wird. Sie möchten Auftlärung haben ristische Partei, noch ihre „Arbeiterzeitung“ zum Rat—
uber die Lage. Ihr Jnteresse ist sehr angeregt. Die zeber. Sie wissen, was sie sich und der bei ihnen orga—
Bergwertsdirektion hat ja eine Betanntmachung er⸗ uͤsierten Arbeiterschaft schuldig sind. Richt auf den
assen, wonach ab 16. März der Lohnabhau eintreten Jommunisten lastet die Verautwortung, sondern auf
roll. Daneben hat sie eine Dienstanweisung herausge⸗ den Gewertschaften, oder besser gesagt: auf der gewerk—
jeben, die die Preise für Deputatkohlen erheblich her⸗ maftlichen Fuhrung. Also muß es auch den Gewert⸗
rufsetzt und eine Neuregelung des Bezuges bejt im mt. haflen uübe lassen bleiben, wie sie zu handeln es für
Unter der Belegschaft schwirren nun die tollsten Ger it und richtig finden. Sie haben die Kosten eines
rüchte. Einer weiß dies, ein anderer je nes zu berich Tampfes zu tragen, und nicht die kommunistische
en. Die Kommunisten rufen täglich zur Einheitsfron! Partei. Die kommunistische Partei kennt keine Ver—
auf. verleumden aber im selben Atemzuge die Berg iwortung, weshalb sie a die Schwierigkeiten glat!
arbeiterführer in der übelsten Weise. Sie blasen ins bersieht. die
Feuer, wo sie nur tönnen, in der Soffnung, so ihre raniwortungsbewußte Gewerkschaften
politische Suppe besser kochen zu können. u Interesse der Arbeiterschaft beachten und in Rech
So ijt es erklärlich, tung stellen müssen. Sie schürt nur das Feuer, ohne
daßalles in Spannunglebt.
Die Spannung treibt denn auch den größten Teil der
Bejucher in die Versammlungen. Sie wollen hören
was ihre Organisation rät und tut. Ueber den Stand
der Dinge wollen sie aus „erster Quelle“ informier“
ein. Ihre Veinung wollen sie auch zu Gehör bringen,
damit man zuständigen Orts wein, wie die Beragleute
denken und urteilen.
Dieses Interesse am Geschehen ist sehr erfreulich.
Der Bergmann soll nicht stupide in den Tag hinein—
leben und den Dingen freien Lauf lassen. Er soll
zeigen, daß er den Wert der Versammlungen zu wür—
digen weiß und seiner Organisation die nötige Beach—
tung schenkt. Weiter soll er zeigen, daß er hinter
einer Organisation steht, daß er ihre Maßnahmen
unterjstützt und durchführt. Oeffentlich soll er das aus⸗
drücken, durch Besuch der Versammlungen und Wah—⸗
rung der seiner Organisation schuldigen Disziplin.
Seine Meinung soll er auch öffentlich ausdrücken, da⸗
mit jedermann erklennt, wie die Bergleute denken und
wie sie handeln wollen.
Aber nicht nur in Zeiten, wo etwas „Besonderes
los“ ijt, joll reges Interesse bekundet werden; im mer
ollen unsere Vlitglieder zeigen, daß sie
lebendigen Anteil am Berufsleben
und am Leben ihrer Organijation nehmen. Leider
müssen wir sagen, daß in sogenannten „ruhigen“ Zei⸗
ten so etwas wie Erstarrung über den Bergleuten
liegt. Die Verjammlungen sind dann gewöhnlich nur
von den Stammgäjten, d. h. von den rührigen
Vlitgliedern besucht, die eben wissen, daß eine Bewe⸗
gung immer lebendig bleiben muß. Die anderen
wachen nur auf, wenn ihnen das Feuer auf den Fin—⸗
gernägeln brennt. Das ist verlehrt. Ein Bergmann
mußz immer regsam sein, immer muß er zeigen, daß er
ein lebendiges Glied seines Standes ist, das am Leben
des Gesamtlörpers allezeit regen Anteil nimmt. Die
Deffentlichteit muß immer das Bild einer geistig reg⸗
sjsamen Voltsichicht vor sich jehen, die mit zäher Be—
harrlichteit sich Geltung schafft und sichert. Dazu ist
erjorderlich, daß imemeer die Versammlungen so be—
sucht werden wie jetzt, daß im mer größtes Interesse
iur alle Fragen des Berufes, des Standes und der
Irganisation an den Tag gelegt wird. Wenn das ge—
schieht, daun wird manche Schwierigkeit gar nicht auf⸗
sauchen, dann wird auch das übrige Volt die Stimme
des VReramauuqitandes mehr beocbten wie bisher
sich um die Folgen zu kümmern; ihr genügt es, wenn
der kommunistische Weizen blüht, einerlei, ob Arbeiter
dabei zugrunde gehen oder nicht.
Aus diesen Motiven verleumdet die „Arbeiter⸗
eitung“ die Gewerkschaftsführer in der übelsten Weise.
Nach ihrer Darstellung sind das die schlimmsten „Ar⸗
heiterfeinde“, die unter Gottes Sonne leben. Sie
zrennen nur darauf, bei jeder Verhandlung die In—⸗
eressen der Arbeiter zu „verraten“. Und doch ruft die
„Arbeiterzeitung“ täglich zur „Einheitsfront“ auf!
kin wirklich ergötzliches Spiel — für die Unternehmer.
diese haben ihre helle Freude daran, wenn die „Ar⸗
eiterzeitung“ die Gewertschaftsführer verleumdet und
in Wißkredit bringt. „Schlage den Hirten, so schlägst
zu die Herde“, nach diesem Wahlspruch arbeiten die
Kommunisten zum Nachteil der Arbeiterschaft. Er⸗
reulich ist ja, daß der kommunistische Phrasenschwall
'alt läßt, und auch der Verleumdungsfeldzug gegen
insere Führung das Vertrauen zum Gewerkverein
nicht wankend macht. Das ist die einzig richtige Ant⸗
vort und die richtige Einheitsfront, zu deren Bildung
vir die Kommunisten nicht nötig haben.
e Mei e zut Lohn und depulgsßohlenstage
315. g —
ReNesnung der vergleule z ⸗
) 6 A l 9 etschluein sollte, wäre mit dem Schlimmsten zu rechnen,
er echzehner⸗ usschuß sũ 5 b m da die Bergleute diese Maßnahmen nicht ruhig hin—
d Vele schaft nehmen wollten. Die Regierungskommission möge
er g — erkennen, was die Stunde oeschlogen habe; sie
Ausschuß— zus ätte die Pflicht, mit aller Energie auf die Bergwerks—
h Sechzehner Ausschußz den Gopurtverein ra direktion einzuwirken, damit durch neue ——
m Montag, den 28. Februar, zusammen, um zu dem b
gen die Lohn- und Deputatkohlenfrage eine solche
Korgehen der Bergwerksdirektion in der Lohn- und aheeeeee e aee eie
Deputattohlenfrage Stellung zu nehmen. Alle In. “ge e Duontee n n Ersorder
etüonen waren' verireten“ außerdem die Gruden lissen der Bergleute gerecht würde.
zt. Ingbert. Bexbach und Hostenbach. Den Bericht Da die Lage als besonders ernst angesehen wurde
ber das bisherige Ergebnis der Verhandlungen et derpflichteten sich die anwesenden Vertreter, inner⸗
taliete Revietlesiner Kuhnen. Da wir in der letzten dalb der Belegschaften für strikte Einhaltung der An—
Rummer das Verhandlungsergebnis, oder besser gen veisungen der Organisationen zu wirken. Das ware
agt, das Vorgehen der Bergwerksdirektion bekannt um so gebotener, als unbesonnene Heißsporne und
jegeben haben, können wir auf eine Wiedergabe ver ꝰolitische Radikalinskis schon eifrig am Werke seien,
ichten. Neuist das Vorgehen der Bergarbeiter, die Bergleute zu Unbesonnenheiten hinzureißen, Ge—
zxganisationen bei der Regierung. Kamerad Kuhnen rode in der ijetzigen Zeit müsse sich erweisen. ob die
eulle mit, daß die Vertreter der beiden Bergarbeiter. Saarbergarbeiterschaft der gewerkschaftlichen Führung
rganisationen schon am Samstag, den 26. Februar 3u folgen verstände. Nur durch geschlossenes gewerk—
zeim Prasidenten Stephens vorstellig wurden, um die Majtliches Zufammenstehen dei Shlimmeres au ver
Regierungskommission auf den Ernst der Lage auf. hüten.
nertsam zu machen. Falls die Bergwerksdirektion Den ernsten Mahnruf des Sechzehner-Ausschusses
licht einlenke, sei mit dem Ausbruch eines Wirtschafts- hat die Berqwerksdirektion bisher noch nicht befolgt
ampfes zu rechnen. (Was die Regierungskommission Sie hat sowohl die Bekanntmachung über die Herab—
aisher unternommen hat, ist nicht bekannt geworden setzung des Lohnmultiplikators von 236 auf 214, wie
hedenfalls hatte die Bergwerksdirektion bis zur Nie auch die Dienstanweisung über die Neuregelung dee
»erschrift dieser Zeilen noch nicht zu neuen Rerhand. Deputatkohlenbezuges auf den Gruben ausgehängt
ungen eingeladen.) Vit diesen Maßnahmen hat sie keinesweas zur Be
Nach der Berichterstattung nahmen die Vertreter uhigung der Belegschaft beigetragen. —
der einzelnen Inipettionen und Gruben das Wort Am Sonntag. den 6. März, traten auch die Sicher⸗
Jetzt konnte man feststellen, in welch tiesgehende Er heits⸗- und Ausschuzmänner, die beim Gewerkverein
regung das Vorgehen der Bergwerksdirektion auch xganisiert sind, zut Beratung der Lage zusammen
den besonnensten Bergmann versetzt hat. Es wurd« Wenn diese Nummer den Kameraden ausgehändigt
zusgeführt, daß das Ausmaß des Vohnabbaues und wird, werden sie durch die Tagespresse über die Stel
die Form des Vorgehens den Vergleuten klar gezeigl lungnahme der Siche rheits- und Ausschußmänner öichon
habe, daß die Bergwerksdirektion nicht gewillt sei auj vormiert sein
die Lage ihrer Arbeiter die ten Rücksicht zu
nehmen. In der Vergangenheit habe die Bergwerlks J
direktion die Lohnerhöohungen nie der Teuerungs Reuregelung des —A
erhöhung angepaßt. abwohl sie es gut verstanden
habe, die Kohlenpreisentwicklung noch über die Teue— ah l. April 1927
rungsentwictlung hinauszutreiben. Kaum zeige aber Die Bergwerksdirektion scheint fest entschlossen zu
die Teuerungsentwicklung eine absteigende Linie, wo zein, troßz des Einspruches der Bergarbeiter—
durch ein Ausgleich zwischen Vohn- und Teuerungs diganisationen, die von ihr vorgeschlagene Reurege—
entwickhung hatte stattfinden können, da sei die Berg bung des Deputatkohlenbezuges ab 1. April ds. Is.
werksdirettion aber auch schon gleich bei der Hand durchzuführen. Sie hat nämlich am W. Februar eine
um die vorgenommene Kohlenpreisermäszigung aus Dienstanweisung (die wir unten im Wortlaut brin—
die Bergleute abzuwaälzen. Nicht genug damit, die gen), herausgegeben, die die eigenmächtig vorgenom—
Bergwerksdirekttion rüttele auch an dem Deputat nene Reuregelung bekannt gibt.
ohlenrecht, indem sie durch eine durchsichtige Preis Nach dieser Dienstanweisung soll eine Aenderung in
nolitik, die ebenialls einen Lohnabbau bedeute, die doppelter Hinsicht erfolgen. Zunächst wird der Preis
eutige Deputattohlenmenge abzubauen versuche ür eine Tonne Deputattohlen von 2— Franken auf
denn die Rerawertsdirettion sich unnadaiebia er een jeweils gefltenden tarifliven Hauerichichtlobre
Die kdommunistische Rartei riskiert wieder ein
anßerordentlich großes Mundwert. Jeden Tag erteilt
ie den Gewertichaiten „Vorschriften“, nach denen sie
zandein müßten. Das urkom ischite dabei ist, daßz die
mauutruier nicht mal gewertichaitlich graauifiert ünd