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Arbeiter über Racht ihre Gesinnung wie ein schmutzi—
zes Hemd wechselten! Die freien Gewerkschaften sollen
zunachst mal zusehen, daß sie die kommunistischen
Zellenbauer verdauen, und weiter sollen sie zusehen
daß sie die Unorganisierten bekommen, die im Saar—
zgebiet herumlaufen und gesinnungsgemäß zu ihnen
zehören und schon einmal bei ihnen waren. Erst sollen
ie eine Einheitsfront im eigenen vLager scaffen,
das ist viel notwendiger, als der Appell an die christ—
tichen Gewerkschaftler. Die wissen schon, wie sie zu
handeln haben, wenn es not tut, dem Unternehmer
jum geschlossen gegenüber zu treten. Die Vergangen—
heit hat das zur Genüge erwiesen. Mögen die freien
Hewerkschaften sich also um die Einheit im eigenen
Laden bemühen, sowie um die Erfassung der ihnen
gesinnungsverwandten Unorganisierten. Die Arbeiter,
die in den christlichen Gewerkschaften organisiert sind,
zdurfen der Fürsorge durch die freien Gewerkschaften
nicht.
Steigen der englischen Kohlenförderung
Wie wir wissen, legte der englische Bergarbeiter—
reik im vergangenen Jahre fast die ganze Kohlen—
forderung brach. Der Streik endete mit einer Rieder—
lage der Bergleute, die sich eine Verlängerung der Ar—
beitszeit, eine distriktsweise Festsetzung der Löhne und
eine Kürzung dieser gefallen lassen mußten. Leider!
Das Hineingleiten der Führung in die Hände des
tadikalen Kommunisten Cook ist den englischen Berg—
leuten schlecht bekommen. Möge das eine Warnung
an alle die sein, die da glauben, wer das größte Mund—
werk riskiert und die meisten Schlager in die Welt zu
etzen versteht, sei „̃er Mann“ für die Arbeiter.
Seit Beendigung des Streikes geht die Förderung
ununterbrochen in die Höhe. Wie die neuesten Mel—
dungen der „Deutschen Bergwerkszeitung“ zeigen
übersteigt die letzte Wochenförderung des Monats
Januar 1927 die Förderung, die im Wochendurch—
schnitt der Monate Januar April 1926, also vor dem
Streik, mit einer größeren Belegschaftszahl, erzielt
vurde. Nachstehende Tabelle, die der oben genannten
Zeitung entnommen ist, gibt klaren Aufschluß über die
Entwicklung der Förderung und der Belegschaitszahl
nach dem Streik.
Förderung Belteaschaf
—X Jan April Köpfe Jan. Apri
10 — 160
5173600 100.,00 1103400 1006
Bochendurchschnitt
Januar / April 1926
WVoche endigend
mit dem
6. 11.
13. .
W.
7
l1577 000
1779 000
—WV
—
20 100
99
v1600 ) J—
O2. 300 öt 0 87,6
15. 3244 700 01,4 378200 887
22. 5 197 800 400,5 949 700 89,7
20. 1. 5 225 100 10130 996 100 903
Zum Vergleich wird die Durchschnittswochenförderung
et letzten Jahre und des letzten Vorktriegsjahres 1913 hier
mit angeführt: 1913: 5527000, 1922: 4 483 000; 1823
5335 000; 1924: 5176 000; 1925: 4 744 000.
Die letzte Wochenförderung des Monats Jan. 1927
hlieb nut mehr um 301 900 1t hinter der durchschnitt⸗—
lichen Wochenförderung des Jahres 1913 zurück. Die
durchschnittliche Wochenförderung des Jahres 1925
wurde hingegen um 4810009 1. t. überschritten. Die
Belegschaftszahl der letzten Woche des Monats Jan.
1927 war um 107 300 Personen geringer als die im
Wochendurchschnitt der Monate Januar April 1926.
Infolge der steigenden Förderung hebt sich natürlich
auch die englische Kohlenausfuhr. Wie sich die Aus—
fuhr hebt, kann an nachfolgenden Tabellen festgestellt
werden, von denen die eine die Menge angibt, die je
Woche allein aus den Südwaliser Häfen ausgeführt
wurden, und die andere die Bezugsländer nebst be—
zogener Kohlenmenge.
Seit Anfang Dezember hat sich die Kohlenausfuhr
aus den Südwaliser Häfen wie jsolgt entwickelt:
lin Jl. t.)
indigend mit dem
7
298 500
238 700
76 0
izt
*
2741
29,8
34,
1
—8*
20 904
—J——
* ⁊
14. 44
111 509
—3116 240
Ausfuhr nach
Woche endigend mit den
4. 2 11. 2.
16797 161 706
32 179 67774
38 5 Oñ g9n
66 34 139
14 188 10 622
7367 70091
8284 38 916
— 8 268
1196 —
ninß 12 430
—
Italien
Südamerika
Spanien
—
Adee
Zritischen Kohlen⸗Stationen
Bereinigten Staaten
Kanada
A
—8*
4
—
) —L
Kameraden!
Im vergangenen Herbsl riefen wir Euch zur er⸗
öhten Werbekäkigkeit auf. In fast allen Zahl
lellen wurde diesem Ruse Folge geleistel. Gar
iele eifrige Kameraden scheuken weder Wind
ioch Weltker, weder Zeit noch Müh', um möglichst
iele Fernstehende dem Gewerkverein zu ge—
vinnen. Ihre Arbeit war nicht vergebens. Wie
zie Berichte aller Bezirke vom letzten Quarkal
926 ausweisen, wurden nicht nur die Verluste,
zie immer einkreken (durch den Tod, Abwandern
in andere Berufe, Austrilke) wett gemachl, son
zern noch ein reiner Zuwachs von 1498
Milgliedern erziell. Das ist ein recht erfreuliches
Ergebnis, das uns zeigl, daß eifrige Werbearbeit
ich immer lohnt. Jeht müßt Ihr dafür sorgen,
afz die Neugewonnenen für immer mit dem Ge—⸗
verkverein verwachsen. Und der Erfolg muß Euch
inspornen, auch weilerhin eifrig für die Erstarkung
des Gewerkvereins kätig zu sein. Wir benuhtzen
leichzeilig die Gelegenheit, öffenklich allen
Werbern und käligen Miktarbeitern für ihre
Mühewallung herzlhichen Dank auszu—
prechen. Das Versprechen wollen wir uns gegen—
eilig geben, auch in der Zukunft verkrauensvol⸗
usammen zu arbeilen.
Die Revierleitung.
Ausfuhr nach Woche endigend mit dem
holland 7610 1620
deutschland 650 —
æland 11 713 11 626
zonstigen Ländern 33 748 58 194
zusammen 411 509 516 240
Wie wir sehen, ist die englische Kohle in Frank—
reich wieder auf dem Vormarsch. Dieser Vormarsch
wird zweifelsohne erleichtert durch die erhebliche inter
nationale Besserung der französischen Währung.
—
—
Von den Arbeitsftütten
Schützet Leben und Gesundheit.
Ein alter Bergmann schreibt uns:
Fast kein Tag Feesi wo nicht in dieser oder jener Zei—
ung von einem Unfall leichter und schwerer Art berichte
vird, In vielen Fällen heißt es in einem iner Bericht.
die Verletzung ist jedoch nicht lebensgefährlich. Einige
Tage später wird dann wieder berichtet, der von uns ge—
neldete Unfall des Bergmannes so und so hat leider zum
Tode geführt. Müssen es so viele sein? Gewiß nicht. Wenn
eder Bergmann seinen Kopf schützen würde, dann würde
nancher Unfall nicht passieren.
Wir wissen, daß jeder Bergmann bestrebt ist, möglichst
„iel zu verdienen trotz schlechtem Gedinge. Der Bergmann
oll aber bei diesem Streben nicht vergessen, seinen Kopf
zu schützen. Vor einigen Tagen erzählte ein Kollege, daß
in Kamerad mangels notwendigen Holzes mit Schienen
derbaut hätte. Wenn da kein Unglück vansiert. dann ist es
iur ein reiner Zufall.
Ein ordentlicher Bergmann verbaut vor allen Dingen
uerst, sofern dieses notwendig ist, bevor er anfängt zu ar⸗
»eiten. Er muß sich auch davon überzeugen, daß keine
Z„chlagwetter vorhanden sind. Leider, und das ist das tief⸗
bedauerliche, ist oft kein Holz weit noch breit. Der Steiger
hat „vergessen“, Holz in die Abteilung zu liefern. Der
Kamerad sucht nach Holz, findet aber keins, und kehrt dann
zur Arbeit zurück. Jetzt wird „versucht“, ob es noch geht
ohne Holz. Es gelingt einmal und edtl. zweimal. Beim
drittenmal ist das Unglück geschehen. Helfe, wer helfen
kann, der Kamerad so und so liegt unterm Bruch. Zu spät!
Rur noch eine Leiche oder ein dauernder Krüppel kann
herausgezogen werden. Jetzt wird gegrübelt, wie das nut
gekommen ist. Das Grübeln ist jetzt zu spät. Der Unfall
wäre nicht passiert, wenn ordnungsgemäß verbaut worden
wäre. Zu Hause jammern Frau und Kinder über ihren
Ernährer, oder ein atmes Mütterlein beweint ihren Sohn,
hren einzigen Ernährer. Mußte dieses sein? Wenn die
Unfallziffet herabgedrückt werden soll, dann kann dies nur
jeschehen, wenn jeder Bergmann es sich zur Pflicht macht
zevor er seine Tätigkeit aufnimmt, zuerst ordnungsgemäß
u verbauen. Erst wenn diese Pflicht erfüllt ist, wird
t1onches Elend unterbleihenß A5
Division Helene. Vertrauensmännersitzungç
im 15. Februar 1927. Im großen und ganzen wurden
vieder die alten Beschwerden, die fast in jeder Sitzung ge—
ührt werden, vorgebracht. So wegen schlechtem Gezähe
die Pickelstiele Wd seht schlecht. Es wurden Alazienstiele
erlangt. Prüfung wurde zugesagt. Dann wurde Be
chwerde geführt über die verschiedenen Systeme von
zchrämmaschinen, Bohrhämmern, Rohren und Ventilen
die cdonzen Erlakteile pasen nicht aufeinander, es wird
Nummer 10
Jehr viel Arbeitszeit verschwendet, die bei der Gedinge
regelung nicht berücssichtigt wird. Die Verwaltung erkenn
die Schwierigkeiten an, auch die Zeitverschwendung, abe
am Gedinge könnte man es nicht berückhsichtigen Da
Ytaterial wäre nun einmal da und müßte verwendet wer
den. (:—) Dann wurde der mangelhafte Zustand der Wasset
wagen kritisiert. Das Wasser ist nicht zu genießen. Dan
wurde Beschwerde geführt über den mangelhaften Zustan
der Saarsohle. Ferner wurde die Vezahlung des Unter
ichtes für Schießmeister verlangt. Die Verwaltung sag
ßenehmigung zu, Für Abteilung 2a, ha und Abteilung
wurde die Wahl eines Sicherheitsmannes beantragt. Si
PVerwaltung hat Bedenken dagegen und versagte die Ge
nehmigung. Ueber schlechte Löhne wurde in Abt. 1, 6 um
geklagt. Prüfung wurde zugesagt. Betreffend Wotb
nungsfrage wurde die Instandsetzung der alten Wohnun
len (Grubenwohnungen) sowie die Instandsetzung de
srubenwege beantragt. Eine längere Debatte wurde übe
Behandlung geführt. Die Verwaltung wurde gebeten
doch endlich dem Fahrsteiger Borschel nahe zu legen, den
Arbeitern eine menschliche Behandlung zuteil werden 3i
assen. Es wäre nun höchste Zeit, da sich die Belegschaf
diese Behandlungsweise nicht mehr gefallen ließe. Dies
st bereits das vierte Mal, daß in der Sicherheits- und
Lerttrauensmännersitzung über das rabiate Vorgehe
dieses Herrn Beschwerde geführt wurde. Ebenso möchte di
Kerwaltung auch dem neuen Fahrhauer Menzer nah
egen, die Leute menschlich zu behandeln, denn die Gurge
ieße man sich von diesem Meunschen doch nicht zudrücte
—DD
Nachruf. Am 14. Februar verunglückte auf Grube Hein
inser Kamerad Paul Schlösser rödlich. Er stand er
in 22. Lebensjahre. Seit seinem 16. Lebensjahre war
Mitglied unserer Zahlstelle. Den Eltern hat der Schnitte
Tod einen braven Sohn und uns ein treues Mitglied ge
iommen. Sein Andenken werden wir stets in Ehren halter
Der Vorstand der Zahlstelle Lautzkirchen.
Unsere Zahlstelle verlor durch den Tod den Kamerade
Karl Blind. Er war stets dabei, wenn es galt, seine
Stande Ehre gngulegyn und seiner Organisation zu diene:
Als Vorbild soll er in unserem Andenken fortleben.
Der Vorstand der Zahlstelle Kölln-Sellerbach
Widerruf. Die Aussage, die ich gegen den Bergman
Lang Friedrich aus Münchwies gemacht habe, nehme *
nit Bedauern als unwahr zurück.
Dunaweilert, den 19. 2. 1927 Oswald Emich
r
Abschrift. A. V. 163.2
Im Namen der Regierungskommission des Saargebiete—
In der Privatklagesache
l. Hetterich Ludwig, Bezirksleiter beim Vergarbeiter
verband, Saarbrücken 2, Sophienstraße Rr. 23,
2. Frank Jakob, Kassierer beim Bergarbeiterverband
Saarbruͤcken 2, Sophienstraße Nr. 23, Privatkläger
zegen den Hans Nikolaus, Bergmänn in Lautenbach, Au
jeklagten, wegen Beleidigung hat das Schöffengericht i
zomburg (Saar) in der Sitzung vom 9. Februar 1927.*
relcher teilgenommen haben:
Amtsgerichtsrat Schreiber, als Vorsitzender,
Eisel August, Wirt in Mittelbexbach, als Schöffe,
Reinhard K, Bergmann in Wiebelskirchen, als Schür⸗
Gerichtsaktuar Weber, als Gerichtsschreiber
ir Recht erkannt:
Der Angeklagte Hans wird wegen zweier öffentlich be
zangener Vergehen der Beleidigung gemäß 88 180, 20
R.⸗St.-G.-V. zu Geldstrafen von je fünfundsiebzig Franten
zusammen also zu einhundertundfünfzig Franken, umge
wandelt für den Fall der Uneinbringlichkeit in eine Ge
fängnisstrafe von 15 Tagen, sowie zur Tragunga der Koste
des Verfahrens verurteilt.
Den Beleidigten, dem Vezirksleiter Ludwig Hetterid
und dem Kassierer Jakob Frank, beide aus Saarbrückten
wird die Befugnis zugesprochen, den verfügenden Teil de
Urteils innerhalb drei Wochen nach Rechtskraft je einma
n den beiden, zu Saarbrücken erscheinenden Zeitunget
„Der Bergknappe“ und „VBVergarbeiterzeitung“ auf Koit⸗
des Angeklagten einrücken zu lassen.
gez. Schreiber Bealaubiagt: Loeber. Gerichtsaktuar
Bekanntmachungen
Für die Mitglieder der Zahlstellen Holz, Lummenr
chied, Kutzhof und Walschied wird von nun a—
eden 2. und 4 Montagnachmittag, von 3 bis b Uhr, in de
WVohnung des Kameraden Veter Meier in Walschi⸗
hechtsschunß erteilt Di⸗ Mezirksleitung
An die Jugendabteilungen!
In den letzten Monaten haben in sast allen Jugendab
eilungen die Generalversammlungen stattgefunden. Wi
benötigen nun umgehend von allen Vorstandsmitglieder!
und Vertrauensmännern der Jugendgruppen die genauei
Adressen und bitten, dieselben an das Jugendsekretaria
des Gewerkvereins christlicher Vergarbeiter, Saarbrücken?
St. Johannerstr. 49, einzuschicken. Jugendabteilungen, il
denen keine Generalversammlung getätigt wurde, erbitte
wir trotzdem, auch ihre Adressen nach hier anzugeben.
Das Jugendliekretariat. (A. Wi
Nikolaus Schillo, aus Bardenbach-Viel, hat im Arbeiten
zuge von Limbach bis Büschfeld den Ruchsack vertausch
der Eigentümer lann ihn gegen Rückgabe des andern b⸗
dem Kameraden in Empfang nehmen
Der 10. Wochenbeitrag (Woche vom 27. Februar be
tz. Mez ie bieser, Mahe fälsin
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Für die Redaktion verantwortlich: P. Kiefer.
Verl. des Gewerkvereins christl Bergarbeiter Deutschland
Dend Snphrücker Hruckerei und Verlaa A 6G