Nummer 41
Saorbrücken, den 8. Oltober 1927
8. Jahrgang
⸗ * 5 —Z 9 — *
38 183 ——7 P 23 3384 — 33368
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Oraqaan des Gewerkvereins christl. Vergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet
Zar wietichattuche oe ustige vebuns Vphon u
des Bergarbeiterstandes EGaaibiucen Rummer 1530. 1002. 2003. 3134
Erscheint jeden Samstag für die Mitglieder gratis —
Preis für die Zahlstellenabonnenten 5, — Ft. monatl ohne
Botenlohn. füt die Vossabonnenten 15.— Fr. vierteliäbrl
An sie Arbeit!
tion benutzt. Denn nach menschlichem Ermessen hat
die Jugend ja noch Jahrzehntelang sich in ihrem
Lohns und Arbeitsverhältnis auszuwirken. Es kann
also der Jugend nicht gleichgültig sein, wie dieses ge—
taltet ist. Die Gewerlschaftsbewegung wird dem Zie!
zer Bewegung am nächsten kommen, die die größte
Anzahl von Mitgliedern hat, welche gewillt sind. sid
zeistig weiter zu bilden.
Geistige Weiterbildung verlangt aber andererseit
inen starken Willen, seine freie Zeit zu opfern. Er⸗
freulicherweise haben wir im Gewerkverein Hunderte
von jungen Bergleuten, die gerne ihre freie Zeit für
die höheren Ziele opfern. Durch die geistige Weiter⸗
hildung werden mehr Mitalieder. als wie in der
Vergangenheit dies der Fall war, die Arbeit der
Organisation kennen, schätzen und lieben lerren. Das
ist gut so, denn dadurch wird nicht nur die Liebe zur
Bewegung gesteigert, sondern dadurch erreichen wir
die hochgemuteten, die opferwilligen Streiter für
unsere gerechte Sache.
Darum zahlreich in allen Orten sich an der Winter⸗
arbeit beteiligt, klug die Zeit ausgenutzt, die uns iu
Winter zur Verfügung gestellt ist! —
Wir wollen handeln nach dem Motto
„Daß Du nicht kaunst, sei dir verziehen.
Daß Du nicht willst, nimmermehr!“
—
Einige Bemerkungen
Der Herbst ist da. Daran erinnert uns nicht nur
die Natur, in dem die Tage kürzer werden und das
Laub von den Bäuinen fällt, sondern daran erinner:
auch des Menschen Herz, das nach Zeiten des Froh
seins, des Sommers, Ruhe haben möchte.
Nur wir als Gewerkschaften dürfen nicht ruhen,
nicht rasten, sondern müssen unentwegt arbeiten und
jsttreben, damit wir das gesteckte Ziel erreichen. Die
gewerkschaftliche Organisation stellt eine Vereinigung
dar von Menschen, die aus vollständig freier Willens
entschliezung zusammen stehen, um das Los der Ar
beiter zu verbessern. Ein organisierter Arbeiter mus
wissen, warum er in der Gemeinschaft zusammensteht
muß wissen. mit welchen Mitteln er zum Ziele kommt
Wissen ist Macht!
Bildung ist notwendig. Das wurde uns in den
letzten Jahren mehr denn je verständlich. Der Ender⸗
solg der gewerkschaftlichen Organisation hängt in der
Hauptsache von dem geistigen Hochstande der Mit⸗
gliedschaft, besonders aber der Funktionäre ab. Hat
eine Gewerkschaftsbewegung geistig hochstehende Mit—
glieder und Funktionüre, dann ist eine solche Bewe⸗
gung nach innen und außen nicht nur gefestigt, sondern
unüberwindlich. Gerade imn Herbst und Winter, wo
die Abende lang sind, greift mancher gern zur Zei—
tung und zu einem guten Buch. In dieser Zeit mül—
sen auch die Gewerkschaften
die Bildungs-⸗ und Schulungß-——rbeit
an Joaren Mitgliedern leisten.
Wie in früheren Jahren, so finden auch in diesem
Herbste und Winter in den einzelnen Bezirken
Unterrichtskürse jtatt. In diesen Unterrichts⸗
kursen wird den Teilnehmern zunächst einmal die
Frage klar gestellt „Warum bin ich gewerkschaftlich
cher i jt lich organisiert?“ Es ist kaum glaublich, wie⸗
piel Unklarheit in den Reihen unserer eigenen Vlit⸗
glieder über die Notwendigkeit der gewerkschaftlichen
Organisation besteht. Der eine ist organisiert, weil
es der Vater, der Bruder, der Freund ist. Also des
guten Beispieles willen. Der andere ist organisiert,
weil er von seinen Mitarbeitern dazu veranlaßt
wurde. Der andere wiederum, weil er sich schämt,
unorganisiert zu sein. Den wahren Grund aber,
warum wir Arbeiter gewerkschaftlich organisiert sein
müssen, erfassen wenige, besonders unter den jungen
Vergleuten. Organisiert sind wir doch zunächst, um
unser Lohn⸗ und Arbeitsverhältnis zu verbessern.
Das Lohnverhältnis, das so vielgestaltig ist; das Ar—
beitsverhältnis, das so verbesserungsbedüceftig ist.
Daßz vom Lohn die Lebenshaltung der Arbeiterschaft
abreüngt, ist allgemein verständlich. Aber über zweck⸗
müszige Verwendung des Lohnes gehen die Ansichten
weit auseinander.
Die Frage des Arbeitsverhältnishes
ist auch sehr vielgestaltig; hängt doch eng damit zu—⸗
sammen, zunächst persönliche Entwicklung, Gesundheit,
geistige Weiterbildung und anderes mehr. Daß die
Frage des Lohnes und Arbeitsverhältnisses durch die
soziale und arbeitsrechtliche Gesetzgebung stark beein⸗
flußt wird. ist vielen leider unbekannt. Wie wir uns
im Staats-, Wirtichafts⸗ und Gesellschaftsleben die
Gleichberechtigung erringen sollen, darum kümmern
sich nur wenige aus dem Arbeiterstande.
Wenn also im kommenden Winter in Versamm⸗
lungen, Unterrichtskursen und Konferenzen von der
Leitung der Organisation intensivere Auftllärung ge⸗
leistet werden soll, geleistet werden muß, dann muß
sich ganz besonders in diesen Zusammenkünften die
Mitaliedschaft zahlreicher einstellen. Unter der Mit—
gliedichaft muß es wiederum
die Jugend sein,
die gerne die Bildungsmöalichkeit in der Oraaniio
Winterarbeit im G k S
Winterarbeit im Gewertvereim an der Saar
Vorbei sind die Sommermonate. Kühl und regne antwortet sie und stärkt so dem neu zu uns aestokenen
isch ist die Natur. Das Laub bekommt eine herbst Kameraden das Rückgrat.
iche Färbung. Die Felder sind abgeerntet. Nur mir Vielfach hört man den Einwand, daß der Gewerk⸗
uhe und Rot konnie die Ernte hereingebracht wer verein wohl über ein stattliches Heer versfüge, doch
en“ Der Sommer war ungünstig. die lachend dieses Heer nicht genügend diszipliniert sei. Bei
Sonne hatte gegeizt mit ihren wärmenden, beleben jedem Ansturm der Kommunisten würden viele über
den Strahlen? Die Landwirte find unzufrieden und den Haufen gerannt. Viele liefen in den Ortschaften
erklären die Ernte 1927 für eine Mißernte, damit die den Schreiern nach. Das Vertrauen zur eigenen Or⸗
euen höheren Preise vorbereitend. Vie Arbeit hat sich ganisation sei gering. Ganz so schlimm ist die Sache
nicht wie gehofft gelohnt. Und doch wird der Land- nicht. Ein Körnchen gze liegt allerdings drin.
nann nicht mutlos. Er sieht im Winter nach dem Doch solche Feststellungen entmutigen uns nicht.
Nechten, ist bemüht die Norarbeiten für 1928 ichon zu Brauchen uns auch nicht von andern gemacht zu wer⸗
iie den. Wir haben längst selbst erkannt, daß noch vieles
zu tun ist. Die schlechte Zeit hat die Gemüter erregt
und hier und da verwirrt. Durch die Rotzeit wurde
die Bildungsarbeit etwas vernachlässigt, mußte
naturgemäß vernachlässigt werden, weil wir alle
hände voll zu tun hatten, direkte Not zu lindern.
Jetzt im Winter müssen wir das nachholen. Deshalb
mit Hochdruck an die Arbeit, um die gewaltigen Mas⸗
sen des Gewerkvereins im Saargebiet zu einem schlag⸗
kräftigen Heer zu gestalten, damit Draußenstehende
nicht nur das Massenheer fürchten, sondern vor allen
Dingen auch die überlegene, kühl abwägende und klug
rechnende christliche Organisation der Bergarbeiter
chäken und achten lernen F.
Kametaden! Sind wir zufrieden mit dem Sommer
19272 Nein, das Jahr 1827 war ein Schreckensjahr
ür die Bergleute. Neben Lohnabbau im Frühjahr
„eierschichten, Entlassungen, Not, wohin wir blicken
HNit allen Kräften und zäher Ausdauer sucht der Ge
verkverein das Elend zu lindern. Trotz der Wirt—
schaftskrise waren Erfolge für die Bergleute durch die
Arbeit des Gewerkvereins in jeder Beziehung mög—
lich. Nur einzelne unbelehrbare Menschen wollen das
nicht zugeben. Die Mehrzahl der Bergleute erkennt
die Erfolge der Organisation in einer solch schweren
Jeit doppelt an. Der beste Beweis dafür ist, daß in
dieser Zeit der Not seit Herbst 1926 tausende von
Bergleuten neu zu uns gestoßen sind in der Ueberzeu—
qaung, daß ohne starke Organisation die gewaltigen
Folgen einer Wirtschaftskrise überhaupt nicht zu er—
ragen seien. Diese „Neuen“ zu vollwertigen Mit⸗
Aiedern zu machen, muß unsere wichtigste Aufgabe in
ziesem Winter sein. Zu ihnen muß der Vertrauens
nann prompt die Zeitung bringen, pünktlich die Bei—
räge einkassieren üund sie mit in die Versammlungen
zringen, damit sie tüchtige Streiter, wirkliche Ge
verkschaftler werden.
Mit diesen Kameraden müssen wir uns ein Stünd
chen extra beschäftigen, das sind wir den Kameraden
ind unserer Bewegung schuldig. Wir müssen sie auf—
nerksam machen auf wichtige Artikel im Bergknap
pen, sie in unsere Gedankengänge einführen. Ver—
gessen wir nicht, daß es leicht ist, in der Notzeit Mit—
glieder zu gewinnen. aber unendlich schwer ist, sie als
virkliche Gewerkschaftler zu halten. Widmen wir un—
hnen mit Liebe, Geduld und Kameradschaftlichkeit
Und unsere Vertrauensmänner besonders müssen sick
der Bildung widmen. Unterrichtskurse werden im
Winter in allen Bezirken eingerichtet. Die müsser
jut besucht werden. Diese Bildungsstätte unserer Or
fanisation muß im Winter stark beschickt werden
Beionders die Jugend ist dafür zu interessieren.
Die Grundsätze unserer Organisation werden heraus
zestellt. die wirtschaftlichen Zusammenhänge be
prochen, die Schlaaworte unserer Zeit auf den rech—
ten Wert zurückgeführt Wissen ist notwendig, um
unsere Oraanisation schlagfertig zu erhalten. Die
Zahlstellenbibliotheken müssen neu geordnet und den
Mitoliedern, besonders den „Neuen“, zum Studium
empfohlen werden. Und in größeren Zahlstellen
richtet man fiir die neuen Mitalieder vielleicht einen
Kursus für Anfänger ein, liest wichtige Artikel aus
dem Beraknappen vor. diskutiert die Arbeitsordnung,
von Tarifnortraa läßt die Neuen Fragen stellen be—
Bewaährung der Sozialzulagen für die
Feierschichten im Monat September
Die Bergwerksdirektion hat am 24. September eine
Dienstanweisung erlassen, nach der die Familienzulage
für die Feierschichten im Monat September gewährt
wird. Damit unsere Mitglieder sic orientieren können,
welche Tage auf den einzelnen Gruben als Feierschichten
gelten, bringen wir nachstehend die Dienstanmeisung im
Wortlaut zur Kenntnis.
„In ausnahmsweiser und vorübergehender Abweichung
von den Bestimmungen des 8 3 der Arbeitsordnung wird
die Administration des Mines in ihrem nne die
der Belegschaft und besonders den Bergarbeiterfamilien
durch die Feierschichten verursachten geldlichen Verluste
e weiterhin in einem gewissen Maße zu ve den
Arbeitern, welche an den nachverzeichneten Tagen von
Feierschichten im Monat September 1927 feiern mußten,
die Familienzulagen (Frauen- und Kindergeld) zahlen,
die sie erhalten hätten, wenn sie an den beiden Tagen
eine Schicht verfahren hätten. Diese Vergütung wird
sedoch denjenigen Arbeitern, welche für diese Tage das
Krankengeld beziehen oder beurlaubt waren, nicht gezahli.
Diese Vergütung wird mit dem Lohn des Monats
September ausgezählt und ist in die Septemberstatistik
mit aufzunehmen.
Durch vorstehende ausnahmsweise Maßnahme wird je—
doch kein Präzedenzfall geschafsen und die Administration
behölt sich ausdrücklich das Recht vor, für die Folgezeit
von dem Wortlaut des 8 5 der Arbeitsordnung Gebrauch
zu machen
Die in Betracht kommenden Tage sind:
1. der 5. September für die Grube St. Ingbert,
2. der 12. September für die Gruben der Inspektion
Von der Heydt, die Gruben Helene-Friedrichsthal
und Velien,
3. der 19. September für sämtliche Gruben, ohne die
Gruben, welche bereits am 5. bezw. 12. September
gefeiert haben.
4. der 26. Sevtember für sämtliche Gruben.
Fa kommen für jede Grube höchstens 2 Tage in Frage.“