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Der Reallohn im Ruhrberghau im zweiten
Vierteliahr 1927
Nach den Angadben des Jechendetbandes hat sich der
Reblethauerdurchschnittslohn, verglichen mit dem Sollohn—
im angegebenen Zeitraum und einigen Vormonaten wie folgt
entwicheit (in Reichsmark ie Schicht
Revierhauer⸗ *3
rda 4gegenüber
durchtin dem Sollohn
Januar 1926 8127 0,12
Juli 1926 a 3 0,13
Januar 1927 t57 o,19
April 1827 c0 0,20
Mal 1927 9 09 0,09
Juni D),05 0,14
Die sechsprozentige Lohnerhöhung ab 1. Mai brachte somit
eine Echohung des Sollohns von 8.40 auf 8,91 Reichsmark
und eine Erhoͤhung des Redierhauerdurchschnittslohnes von
8160 RMN im April auf 9.00 RM.Am Mal, und 9,00 RM
im Juni. Wie in den früheren Zeitabschnitten überschtit
zuch in der Berichtszeit der Revierhauerdurchschnittslohr
zen Sollohn immer nur um einige Pfennige.
Ueber die Entkwicklung des Reallohnes im gleichen Zeit
caum unterrichtet die nachstehende Uebersicht, in der die
HRominallöhne der Gedingehauer und Schlepper zugrunde
gelegt, mitlels der amtlichen Teuerungszahl auf den Real
ohn' umgerechnet und alsdann in Beehung zum Reallohr
dom lehten vollen Friedenslahr 1913 geseßt werden éin
Reichsmark ie Schicht)
Reallohn
Mk. 19132100
1913 6,75 100.0
1926 Januar 6,04 89,5
1926 Juli 6,01 89,0
1927 Januai 6,17 91,4
1927 April b,05 89,6
1927 Mai 15 6,30 93,3
1927 Juni 147,7 6,29 93,2
Die Lohnerhöhung ab 1. Mai, brachte, wie vorstehend
Ihten erkennen lassen, eine Erhöhung des Reallohns der
auere und Gedingeschlepper von etwa 6.15 RWM. im ersten
ᷣlerleljahr 1927 auf 630 RM. im Mai und 6,29 Reichs
matk im Juni, während er im April vorübergehend bis au
h oͤ RMN. zurückgegangen war. Der sechsprozentigen Er
dohung des Vominallohnes ab —1. ehi mithin eine Er⸗
böhung des Reallohnes um nut 0,13 RM. bzw. 0,12 RM.
oder nut etwa 2 Prozent im Mal und Juni im Vergleich
zum Januar dieses Jahres gegenüber. Gleichzeitig blieb in
den beiden genannten Monaten der Neallohn immer noch
F 7 Prozent hinter dem Friedeusreallohn zurück. Die
euerungszahl läßt während der ganzen Berichtszeit eine
steigende Tendenz erkennen, die auch in den späteren Mo—
— —— wird, bel gleichbleibenden
Romingallioͤhnen, eine weitere Verminderung der infolge der
lehlen Lohnerhöhung etwas gestiegenen Kaufkraft des Ruhr
bercgarbeiterlohnes eintreten und der im Mai und Juni noch
7 Prozent betragende Abstand vom Vorkriedsreallohn wie
der eine erneute Erhöbung erfahron
Die Absatzmärkte der Saaruruben
Unter dieser Ueberschrift brachte die „Saar-Wirt
schaftszeitung“ einen orientierenden Artikel, der die
Verschiebung des Kohlenabsatzes seit Uebernahme der
Saargruben durch Frankreich klar aufzeigt. Gegen—
über früher ist fast eine völlige Umkehrung zu ver—
zeichnen. Das zeigt deutlich nächstehende Aufstellung
ubet den Saarkohlenabsatz in den einzelnen Jahren
seit der Besitzubernahme. veralichen mit dem Absab
des Jabres 1913.
Absatzmenge in 1000 Tonnen):
Absatzland 1913 1920 1921 192 1923 1924 1925 192
Saargebiet 4034 *790 2840 3671 2614 3839 3783 425
Franfreich
von 1914 659 4067 3551 3110 27083 4283 3788 424
Els. Lothr. 1510 561 700 808 882 1140 962 116
Deutschland 1278 20 250 1182 872 1004 938 778
Schweig 187 226 236 325 380 513 454 360
Beigien und
Luxemburg 141 88 104 349 322 440 389 3815
Oesterreich
und Ungarn 23 — 261 502 193 220 178
Italien 1533 — 46 275 275 618 580/ 517
Einer Absatzmenge von 4034 000 Tonnen, die im
Jahre 1913 nach dem übrigen Deutschland ging, stand
im vorigen Jahre nur die Menge von 778 000 Ton
nen gegenüber. Im Jahre 1822 ging ei Ueber
nahme der Gruben durch Frankreich die größté
Menge (1182 009 Tonnen) nach dem übrigen Reiche
19237 als der „Ruhrkrieg“ Frankreichs-Belgiens zu
gange war, ging nur die im Verhältnis zur Gesamt—
furderung verschwindende Menge von 372 000 Ton—
nen nach Deuischland. Wenn man sich die einzelnen
Jahresmengen, die nach dem übrigen Reiche gingen
ansieht, so findet man ihre innige Wecselbeziehung
zur politischen Lage und zur Lage des Kohlenmarktes
in Frankreich.
Nach Frankreich (einschließlich Elsaß-Lothringen)
gingen seit der Uebernahme folgende Jahres- und
durchichnittliche Monatsmengen:
»Sae—
ahresmenge
Tonnen
4627 400
3250 900
39109 200
3
422 400
1700
5416 0
Tre 62*
ucchschn. Nona
Tonnen
3685 690
271 300
326 500
298 800
452 000
392 000
451 000
1920
1921
19822
19239
1924
1925
v2
1927
Januar
Februar
Ptärtz
April
Mai
439 100
421 000
377 000
324 700
374 000
bis 1. 1. 27 30920 200 bis 1.6.7 1935 800
insgesamt bis 1. Juni 1977 32 85 000
Die höchste Monatsmenge wurde im Jahre 10924
nach Frankreich geliefert. Der Streik 1923 im Saar
hergbau und das Ausbleiben der deutschen Repara
tionskohle infolge der Ruhrbesetzung hatten in Frank
reich Kohlenhunger“ hervorgerufen, der die hohe Aus
fuhr im Jahre 1824 nach Frankreich nach sich zog. 1925
zing die Ausfuhr nach Frankreich wieder zurück, um im
Jahre 1926 infolge des englischen Bergarbeiterstreik⸗
wieder anzuziehen. Um den Kohlenbedarf Frank
reichs zu decken, wurden die übrigen Absatzgebiete
einfach vernachlässigt. Die Folgen müssen die Saar—
bergleute in Gestalt von Feierschichten tragen. Als—
die englische Zufuhr nach Frankreich in verstärktem
Maße Linsetzte (siehe obige Tabelle), ging die Aus
fuhr saarländischer Kohle stark zurück. Im April d
Is. war die Ausfuhrmenge nach Frankreich uw
127000 geringer wie im Monatsdurchschnitt 1926.
Ausfuhr von Saarkohlen nach dem Reich
Das Statistische Reichsamt gibt monatlich Auf
chluß über die Kohlenausfuhr und Einfuhr. In die
er Äufstellung sind auch die Kohlenmengen enthal
ten, die aus dem Saargebiet nach dem Reiche gehen
ind die Koks- und Brikettmengen, die aus dem
Reiche ins Saargebiet kommen. Seit Anfang dieses
Jahres wurden aus dem Saargebiet nach dem Reich—
rusgeführt
Monat Steinkohlen (Tonnen)
Januar 63 188,1
Februar 110 228,5
März 81 122,5
April 66 569.5
Mai 941 350,0
Juni 98 646,8
J. Salbjahr 1927 514 105.4
Juli 93 1076
in 7 Monaten 6507 21340
Das vom Reiche eingeräumte Einfuhrkontingen
vurde in den sieben ersten Monaten nicht erreicht
Zeit einigen Monaten bemühen sich die Bergarbeiter
organisationen und auch andere Stellen, die Aus—
uhr saarländischer Kohle nach dem übrigen Reich⸗
u steigern.
Was machte es beispielsweise der deutschen Kohlen⸗
wirtschaft aus, wenn die deutsche Reichsbahn 150 000
Tonnen im Monat über obige Mengen hinaus ar
Saarkohlen nähme? Im Juteresse unserer Berg
leute erwarten wir, daß diese Absatzfrage in Bäld«
eine befriedigende Lösung findet, andererseits die
VBergwerksdirektion sich bemüht, auch den Absatz nad
Frankreich zu fördern.
Vom Reiche bezog das Saargebiet in den sieber
Monaten 35 957,2 Tonnen Koks, 18706 Tonner
Braunkohlenbriketts und 2101 Tonnen Steinkohblen
rifetts
die Unfallursachen im Saurberghau 192
Im Bericht der Bergbehörde für 1926 sind bei der
ödlichen Unfällen auch die Unfallursachen angegeben
oweit die Unfälle unter Tage vorkamen. Wir geber
ie hier so bekannt, wie sie in dem erwähnten Berich
ekennzeichnet sind.
Unfallursache tödliche Unfälle auf 1000 Man
je Jahr
Steinfall 0.643
Kohlenfall OD. 136
In Schächten und Blinß
schächten 117
JIu Strecken mit aufwär
und abwärtsgehender
derung
ßei der Förderung
zontalen Strecken
Hurch Exrplofionen
Bei der Schießarbeit
Auf sonstige Weise
zusammen unter Tag—
zusammen über Tagt
usammen auf allen Gruben
384
444
Nummer 40.
Die meisten tödlichen Unfälle wurden durch Stein—
jall verursacht. Dies muß für unsere Kameraden ein
Ansporn sein, soweit es sich nur ermöglichen läßt, den
Kopf zu schützen“. Verhältnismäßig hoch ist die Un—
Isahl die in Schächten, Bremsbergen und Förder—
strecken zu verzeichnen ist. Hier muß darauf geachtet
werden, daß die Absperrvorrichtungen immer intakt
sind und auch angewandt werden, des weiteren, daß
während der Förderung keine Förderstrecke usw. be—
treten wird. Die Kameraden müssen alle Vorsichts—
maßregeln beachten, damit eine Beschränkung der Un—
fälle erreicht wird
„Die Saargruben im ersten Halbjahr 1927
In dem Halbiahrsberichte hatten wir der
ie Bemerkung angefügt, daß in den angegebenen Unfall—
ahlen die auf Grube Frankenholz vorgekommenen Un—
älle nicht enthalten o Wie das Saar-Oberbergamt
araufhin mitteilt, umfaßt die Unfallstatistik sämtliche
Zaargruben, also auch die Grube Frankenbolß
Wir geben von dieser Richtigstellung hiermit Kenntnis,
weil wir kein Interesse daran haben, ein unrichtiges Bild
erstehen zu lassen. Unsere Bemerkung kerfolgte in dem
uten Glauben, daß sie richtig sei. Bei Prüfung des
ee der Bergbehörde für das Jahr 1922 hat⸗
den wir festgestellt, daß 61 tödliche Unfälle angegeben
waren, wohingegen die nsee des Saar-Oberberg⸗
amtes nur 56 angegeben hatte. ir hoben das in der
Nummer 38, Jahrgang 1923 unseres Otgans hervor. Von
der Bergbehörde ging uns daraufhin die Mitteilung zu,—
daß in der Statistit des Saar-Oberbergamtes die Unfälle
der Grube Frankenholz nicht enthalten seien, woher der
Unterschied in der beiderseitigen Feststellung käme. Wit
brachten diese Richtigstellung auch in unserm Organ zuit
Kenntnis. Seitdem ist uns nun keine Mitteilung zuge—
zangen, daß eine Aenderung insofern vollzogen worden
sei, daß das Saar-Oberbergämt in seiner Statistik nun—
mehr die Unfälle aller Grüben angibt. Wir haben auch
öfters in den Vierteljahrsberichten datauf hingewiesen.
daß die vom Saar-Oberbergamt —— Unfall—⸗
ð die von Grube Frankenholz nicht enthielten. Eine
Kichtigstellung ging uns nie zu, so daß wir den Glauben
haben mußten, es sei noch die Praxis vom Jahre 1922
in Anwendung. Daß sie nunmehr nicht mehr geübt wird,
sondern auch vom Saar-Oberbergamt die Unfalle aller
Gruben (einschließlich Grube Frankenholz) erfaßt werden
geht aus dem uns erst jetzt zugegangenen Schreiben, und
einer Prüfung der tödlichen Ünfallzahlen im Jahresbe—
richt detr Berabehörde für das Jahr 1926 bhervor
zaupttarifausschußsitzung am 23. September 1927.
An dem fraglichen Tag fand auf der Bergwerksdirektion
eine Sitzung des Haupttarifausschusses statt. Zur Entschei⸗
zung staͤnden eine Anzahl eingereichter Beschwerden.
1. Der Kameradschaft Schmidt von Grube Kohl wald
vird für die aufgefahrenen 16 Meter ein Betrag von ie
FIr. 15.-2 pro Meter bezahlt
2. Bezüglich der Forderung der Kameradschaft Lorenz
Hill von Grube König kam eine Einigung nicht zustande
3. Die Kameradschaft Fuchs und Genossen der Grube
König erhalten den gezahlten Gedingelohn von Fr. 7,50
pro Schicht auf Fr. 8. erhöht. Die Direktion weigerte
sich diesen Verdienst auf den Mindestlohn zu ergänzen
da eine zweite Kündigung des Gedingelohns nicht vorlag.
4. In Sachen der Kameraden Schütz und Bonaventura
»er Inspektion Heinitz kam eine Einigung nicht zustande
5. In der Angelegenheit der Schloser Berg und Alt—
prtet der Inspeition Friedrichsthai sind nähere Feststel⸗
füngen nofwendig. Diese lollen van der Inspektion ce—
ordert werden.
8. Die Strafen der Kameraden Schneider. Kunz, Strtas⸗
jser, Schmidt und Karsch werden aufgehoben.
Bezüglich der Strafe des Kameraden Schott, der In⸗
pektion Friedrichsthal, soll nähere Erkundigung einge—
ogen werden.
8. Keine Einigung erfolgte in der Beschwerdensache
MNüller, Inspektion 8.
d. Aufgehoben wird die Strafe der Kameraden John
ind Kurz der Inspektion 8.
10. Die Beschwerden der Kameraden der Grube Brefeld
bezet. Einführung der 723Stundenschicht wird zurückge⸗
testt Weitere Erkundigungen sind einzuzieben
Tauschmann suchen Lehrhauer 1. Kl. Alois Zar wa aus
Alsfassen und Schlepper 1. Kl. Emil Pehry aus Urweiler
zut Ferlegr von Grube Dechen nach Reden oder König
Neldund bei den Komertoboen ader Bozirkshüro St. Wondos
Bekanntmachung
Der 40. Wochenbeitrag (Woche v. 25. Seplembe⸗
bis 1. Oklober) ist in dieser Woche fällia.
Fur die Redaktion verantwortlich: P. Kieser.
Verl. des Gewerkvereins christl. Bergatbeiter Deutschlands
J Druc; Saarbtücker Drucerei und Vetlaa A 6