Nummer 1
Saarbrücken, den 1. Januar 1927
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Organ des Gewertvereins christl. Bergorneiter Deutschlands für das Saargebiet
rTicheini eden Samstag für die Mitglieder gratls 3— Für wirt chaftliche u. geistige He bung Geschäftsstelle des Saar · Bergknappen“: Saarbrüchen &
reis füc die Zahlstellenabonnenten 5. — Ft. monatl. ohne Bt. Johanner Sttatze 49. — Fernsoprech Anschluß:
B snore —83 — *5 des Bergarbeiterstandes ee e ige Ame
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wir im alten Jahre machten, daß zwischen dem Pro⸗
duktions⸗ und dem Verkaufspreis aller Waren ein zu
großer Unterschied klafft. Wie wollen wir hier den
Hebel ansetzen, wenn wir uneins unter uns selbst
werden?!
Im alten Jahre erlebten wir eine fortjchreitende
Konzentration der Großindustrie und des Groß⸗
tapitals. Ueber die nationalen Grenzen spannen sich
die Verbindungen. Dieser Prozeh ist noch nicht be⸗
endet. Die Verbindungen werden sich festigen und
ausdehnen. Aus diesem Geschehen und Werden er—⸗
wachsjen große Gefahren für die Arbeitersthaft.
Herrenmenschentum und Beseitigung des Mitbestim⸗
mungsrechtes der Arbeiterschaft ist das Ziel des
Großkapitals. Unser Ziel aber muß sein und bleiben:
Der Mensch muß Miltelpunkt der ganzen
Wirlkschaft werden. Daher soziale Gerechtig⸗
keit in allen Lebensgebieten.
Wir müssen nach wie vor für die ehrliche Aner⸗
kennung der Gewerkschaften als Vertretungs⸗ und
Betreuungskörperschaften der Arbeiterschaft kämpfen.
Dieses Ziel wurzelt in unserer chrüstlichen Auffassung.
Es muß dahin kommen, daß die Arbeitsgemeinschaft
auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung ver⸗
wirklicht wird.
„Nur in der eigenen Kraft ruhl das
Schicksal jeder Nation.“ (Woltke.)
Wenden wir das Wort dieses ernsten Denters auf
ans an: „Nur in der eigenen Kraft ruht das Schictsal
jeder Volksschicht.“ Eigene Kraft müsßsen wir
entsalten, soll den Gefsahren begegnet werden, die
uns drohen und soll das erreicht werden, was uns
als Ziel vorschwebt. So müssen wir im neuen Jahre
unser Bündnis noch fester schlingen. Alle christlichen
Bergleute müssen in das Bündnis „Gewerkverein“
einbezogen werden. Wachsen muß die Ueberzeugungs⸗
traft und sich paaren mit starkter Finanzkraft. Alle
Kräfte müssen jetzt eingesetzt werden; denn wenn wir
wollen, dann kann und wird es nimmer rückwäris.
ondern immer vorwärts gehen.
„Vereinler Kraft nur das gelingt,
Wonach der Einzelne vergebens rinqgt!“
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Altes Jahr!
Neues Jahr!
Neues Jahr, nun komm herein!
Arbeitsanzug stehlt dir fein.
Zul ist deiner Krast Befund,
zerz und Lunge sind gesund.
bist auch willig sicherlich,
Meld beim Steiger Harimann dich
Birst als Schlepper wohl bestehn.
dannst bei uns den Haspel drehn,
In dem Schachte ist noch Platz,
domm mil an den Bergvpersatz!
bbauhämmer sind nicht schwer,
Jomm im Querschlag in die Lehr!
Fass' die Hacke mil Bedacht,
lberall wird Platz gemacht.
)wie stehst du bald in Schweiß
jn dem Wühlen hartk und heiß!
deine Wangen bleichen hin,
Nol und Tod ist dein Gewinn.
zomme. Jahr, und krele ein!
doch beraten sollst du sein:
Hass' den Frongeist, die Gewalt,
Such in Güte deinen Halt,
kLinige der Knappen Heer,
Hehst du hin dann müd und schwer
Nach der Tage Ungemach,
Jolat ein Segenswunsch dir nach.
L. Kessino
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Lebewohl im grauen Haar.
Treuer Knappe, alles Jahr!
Trittst aus dunklem Felsentor
Müd‘ zum Abschied nun hervor.
dZast getreu dich angestrengt,
Jast im Grunde eingeengt.
Mit den Brüdern Schicht für Schicht
Treu gewirkt beim Lampenlicht.
Stiegst die Berge mit hinauf,
Zangest bei der Räder Lauf,
SZchürftest auch und hacklest los.
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ZSliegst den Stapelschacht empor,
Triebest Ort und Querschlag vor.
Haft die Schüsse mil beseßzt,
Warst mil Brüdern mitverleht.
Schlossest auch zur ew'gen Ruh
Manchem slill die Augen zu.
zast zur Einigkeit gemahnt,
Wege neu mit angebahnk,
Warst ein Bürger ktreu dem Staat.
Zegensreich war deine Tal.
Drückt man nun den Abkehrschein
Still dier in die Hand hinein,
Gehe hin und üb' Verzicht,
Ddenn der Mohr kal seine Pflicht.
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Verloren geht, wer sich selbst verloren gibt
Kameraden! Wir stehen am Anfang des neuen
Jahres. Rückschauend wollen wir da erkennen lernen,
vas uns not tut. Die Erkenntnisse, die das alte Jahr
zazns bot. müssen wir im Dienste unserer großen Sache
erwerten. Nicht kleinmütig und verzagt dürfen wir
is neue Jahr hineingehen, sondern mit dem festen
Hlauben an den Aufstieg der Arbeiterschaft. Aus
ziesem Glauben wächst der Mut und die Kraft,
mmerzu im Dienst des Aufstieges tätig zu sein.
Das vergangene Jahr war hart und schwer. Schwer
war der Kampf um unsere Lebensexistenz. Aber trotz
aller Schwierigleiten haben wir uns behauptet und
zurchgerungen. Das war nur möglich, weil die
tamernden treu im Gewerkverein zuammenitanden.
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Awärts ꝛ er!
daß das unmöglich ist, solange die Arbeiterschaft zu⸗
rinandersteht und nicht auseinanderfällt. Weil sie
as genau wissen, wurde gerade im vergangenen
dahre versucht, die Arbeiterschaft gegen die Gewert
chaftsbewegung einzunehmen. Nach dem Rezept des
hemaligen Verbandsführers Viöller wurde ge—
rbeitet: den Führern vor den Bauch treten und den
Nitgliedern schmeicheln.
Alles Wühlen blieb umsonst, weil unsere Kamera—
den den Trik erkannten und zu ihrer Organisation
tanden. Dadurch war es den Gegnern unmöglich
jemacht, ihr Ziel zu erreichen. Das müssen wir uns
nerken jür unser Handeln im neuen Jahr und in der
veiteren Zukunft. Beherzigen müssen wir die Weis—
deit Goethes:
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Zieht die Bilanz!
Vrüfe, erkenne und handle
Jit es Abend geworden, dann überschaut der gewissen⸗
zasßte Mensch sein Tagewerk. Er stellt fest, ob er das auch
znrchgeführt hat, was die Pflicht von ihm fordert oder ob
es Versüumtes am andern Tage nachzuholen gibt Jit
jchon so ein Tages abschluß sehr wichtig, dann um se
mehr ein Jabres abschluß. Zumal wir Gewerkschaftler
dursen es nicht unterlassen, eine gründliche Jabresbilanz
in ziehen. Erst sie sezt uns in die Lage, Saben und Soll
ejtzustellen, also zu erkennen. was aeleistet und was
interlassen wurde.
Jedes Unternehmen und Geschäft ist gesetzlich vervilich⸗
set, am Jahresschluß eine Bilanz zu ziehen, Gewinn oder
Verlust festzustellen. Geschühe das nicht, dann könnte nicht
neu geordnet, geregelt, geplant, bestimmt und durchgeführt
merden. Wenn die geschäftliche Bilanz nicht gezogen
vürde, daunn wäre ein Unternehmen gar bald erlediagt.
Aber nicht nur eine geschäftliche Schlußrechnung soll
zeim Jahreswechsel anfgestellt werden, sondern auch eine
Lebens rechnung. Mit besonderer Gewissenbafligkeit
muß man untersuchen, ob man auch gemäiz den Weisungen
des ewigen Schöpfers im vergangenen Jahre gelebt und
zewirkt hat. Stellt man dabeil Passiven fest, dann muk
nan bestrebt sein, im neuen Jahre das Versäumte nach⸗
uholen, damit die Passivseite im Leben verschwindet.
Im Leben eines Arbeiters spielt die Gewerl⸗
chaftsfrage eine bedeutsame Rolle. Sie darf nmicht
»ernachlässigt werden, will man sich vor Nachteil schünen.
Somit muhß auch eine gewertschaftliche Jahres⸗
bilanz aufaestellt werden. Gewerktjchaftliche Pilicht⸗
rfüllung und Pflichtversäumnis müussen einander gesen⸗
Aberneßstellt werrn damit man ertennt. woraunf es im
„Im Frieden und im Krieg,
Behält Eäünigkeilden Sieg.“ (Rollenhagen.)
Diese Einigkeit darf nicht verloren gehen, denn sie
erzielte die gewertschaftlichen Erfolge im vergangenen
FJahre. Wenn die Erfolge auch nicht all unseren
Wünjchen entsprechen, so können sie doch nicht bestrit⸗
en werden. Ohne Einigkeit wäre das vergangene
Jahr ein „dürres und unfruchtbares“ für uns ge⸗
worden. So aber gelang es, die Lohne nach oben zu
treiben und die Leistungen der Sozialversicherung zu
berbessern. Es gelang, die Hoffnungen unserer Geg⸗
rer zu vereiteln. Sie wollen ja die Arbeiterschaft
vteder ganz zurückwerfen. Ihr Ziel geht dahin,
wieder die Alleinherrschaft auf allen Gebieten zu
erlangen. Wirtjschaftliche Schwierigteiten nützen sie
deichtckt aus. un ibr Ziel zu erreichen. Sie issen.
Enlzwei und gebiekel
Tüchtig Worl,
Verein und leile!
Bessrer Hort.
Vereint wollen wir auch im neuen Jahre unter
inheitlicher Leitung wirken, dann werden wir wer—
ere Angriffe abwehren und unserem Großziele ent
jegenschreiten können.
Es ist doch sor der Kampf um unser Recht ist nod
ängit nicht beendet. Im neuen Jubre werden wir
jezwungen sein, den Kampf um unser Lebensrecht
uind um unsere Lebensexistenz in verstärktem Maße
zu führen. Wir werden vielleicht noch mehr als im
uiten Jahre kämpfen müssen um den gerechten Anteil
am Ertrage der Arbeit. Besonders die Aufgabe gili
es zu erfüllen, die Kaufkraft unseres Einkommens zu
telgeran. Wir wisßsen dach aus den Erfabenngen. di—e