Seite 4 „Der Saar⸗Beraknapper
Hat man die Vagerde gut vorbe rellet — es ohne einen greifbaren Erfolg, so ist er leicht genelgt
hraucht nicht immer ein fremder Redner zur Stelle zu sagen: „Nie mehr mache ich eine Hausagitation.“
zu sein — dann mußtz fütr eine gute,Bekannt- 30 darf ein Verttauensmann nicht handeln. Au
nachung Sorge getragen werden. Es genügt da snen Streich fällt kein Baum
aicht, daß man einlge Plabate aushtngt. Die wirh⸗·
ansie Bebanntmochung ist die von Huus zu Haus. Mit derselben inneren Befriedigung, mit der er
Hier müßde so gehandelt werden, daß jedes Nit- das Haus desjenigen Kameraden verläßt, den er für
plied persönläich eingeladen wird. Dann die Not- und Kampfgemeinschaft Gewerkverein ge—
ann nachher auch nicht die Ausrede erfolgen, „ich vonnen hat, kann er das Haus des Kameraden rer—
F ae— dere assen, den er nicht im Augenblick gewinnen konnte.
* Ili n⸗ ⸗ * — —
eee ee e d enuns gusgeren
guten Versammlungsbesuch werben. Die Mitglieder, 0 er ii ee gud
die sie trefsen, müssen sie baauftvagen, das Statt⸗ * nslagen sorgen soll — wird in
sinden der Versammlung wieder andeden Vingliedern Ast allen Fällen zum Denken angeregt.
mitzuteilen. Wenn so gearbeitet wird — persön⸗
liche Beinflussung —, dann wird der Ver—⸗
ammlungsbesuch ein guter sein. Wer sich dann zur
Versammlung begibt, sollle immer bei seinem
sachbarnachfragen, ob er schon zur Versamm⸗
lung ist oder nicht. Einer muß auf den andern achten,
donn werden die Klagen über schlechten Versamm—
ungsbesuch schon schwinden.
Die Frage „Marummußich organifiert
ein? steht ihm selbst, sowie seiner Fam lie lebendig
or Augen. Wenn der Vertrauensmann alles mit ihm
urchgesprochen hat, muß er anerkennen: die Organi-—
ation ist auch für mich unbedingt notwendig, durch
die Organisation wurde auch für mich, meine Frau
ind Kinder vieles erkämpft, worauf ich unter keinen
UImständen verzichten möchte. Er muß sich sagen: daß
nein Lohn und Arbeitsverhältnis tariflich ge—
egelt ist, habe ich der Organisation zu danken, daß
richt mehr jeder Beamte nach Willkür meinen Lohn
estsetzen, meinen Urlaub streichen kann, verdanke ich
der Organisation; daß die soziale Gesetzgebung auch
n meinem Sinne ausgebaut wird, verdanke ich der
Irganisation; daß die arbeitsrechtliche Gesetzgebung
iberhaupt besteht, verdanke ich der Organisation; daß
die Leistungen der sozialen Gesetzgebung heute nicht
nehr individuell (d. h. einzelpersönlich), sondern auf
die Familie ausgedehnt sind, verdanke ich der Orga—
iifation; daß eine verbesserte Arbeiterschutzgesetz
pebung in Kraft ist. perdanke ich der Organisation
Eine Generalversammlung nun muß be—
sonders gut vorbereitet und bekannt gegeben werden.
Alle Mittel, die einer guten Bekanntmachumg dienen
—AVVV
obersammlung hängt gar manches ab. Es darf nicht
einerlei sein, wie der Vorstand einer Zahlstelle aus—
sieht. Die Bildung des Vorstandes darf nicht Zufällig—
leiten übevlassen sein. Es muß darauf gesehen werden,
daß der Vorstand aus Mitgliedern gebildet wird, die
nicht ihrer Persson, sondern der Sache zu dienen
bereit sind. Das Vorstandsamt legt Pflichten auf
Aus ihm wöchst die strenge Pflicht einer guten und
uneigennützigen Betreuung der Zahlstelle. Also müs—
en wirklich opferbereite Mitglieder für das
Vorstandsamt auserkoren werden, die bereit find, Zeit
und Können der Sache des Gewerkvereins, der Sache
des Bergmannsstandes zu widmen. Ein Mitglied
dem es einerlei ist, wieviel Mitglieder die Zahlstelle
zählt, den es kalt läßt, ob Restanten vorhanden sind
oder Mitglieder austreten, eignet sich nlemals für
einen Vorstandsposten. Treue, von der Sache über⸗
I und opferbereite Kameraden, die von sich aus
eftrebt sind, die Gewerkvereinssache voran zu treiben,
die auch wissen, daß fremdes Gut besonders treu ver—⸗
waltet werden muß, die eignen sich für Vorstands⸗
imter. Solche Mitglieder der Generalversammlung
vporzuschlagen, muß die Aufgabe aller um den Gewerk
Frrin und die Bevamannssache hesoraten Kameraden
im
Diese und ähnlichen Betrachtungen sind die Folgen
des Besuches in der Wohnung des umorganisierten
dameraden. Ist der Aufgesuchte ein denkender und
orwärtsstrebender Arbeiter, dann fühlt er den
nneren Drang nach Verbundensein. Wird bei solchen
sKameraden der Hausbesuch wiederholt, dann ist in
»en meisten Fällen der Erfolg sicher.
Der Vertrauensmann soll dauernd einzelne Kame—
raden in der hier gekennzeichneten Form bearbeiten
Mie darf in einer Bewegung die Agitation erlahmen.
Diese muß vielmehr dauernd in Fluß sein. Wirken
alle Vertrauensmänner in diesem Sinne, dann wird
unsere Vewegung in einer dauernden Aufwärtsent⸗
wvicklung sein. Dies hat dann zur Folge, daß von der
Irganisation auch die Aufgaben in Angriff genom⸗
nen werden können, die noch der Lösfung harren. Soll
ꝛieses Ziel erreicht, ja bald erreicht werden, muß jedes
Mitglied ein Werber für die Bewegung sein, muß
edes Mitglied aber auch darüber hinaus bestrebt sein,
ich geistig weiter zu bilden. Nur eine geschlossene und
geistig hochstehende Arbeiterschaft wird sich die Gleich—
»erechtigung im Wirtschafts⸗- Staats- und Gesell⸗
haftalebon orrimven .
22 8
Warum muß ich orgunmert sein?
In den letzten Wochen haben unsere Vertrauens⸗
männer durch Hausagitation viele Mitglieder dem
Fewerkverein zugeführt. Mancher Aerger wurde bei
den Hausbesuchen von den Vertrauensmännern him⸗
untergeschluckt, weil sie ja den unorganisierten Kame—
caden gewinnen und nicht abstoßen wollten.
Hat bei einer Agitation einmal ein Vertrauens⸗
nann das Vech. dak er einen ganzen Soumbaq opferne
—— —— —— — —— — ——— — — —— — —— ——
irrnend der Vater bervor, „dazu habe ich dit die Sachen! Frau Armut wandelte durch die Welt und handelte so,
richt geschenkt!“ vie ihr Christkindlein geboten: Sie ließ den starken Born
Es geichah aus Verseben!“ aab der Knabe aur Ant- »ex Liebe in sich überiliekken — Do word fie ihrer Heisja—
wori. eit ganz bewußi
„Ich bin müde!“ seufzte die gnädige Frau, stand auf, Jeder Tand, den Armut ichentte, leuchtete. Die Augen
lküßte ihren Mann auf die Stirne und ging zur Tür der Buben und der Mägdelein wurden immer gröbet vor
binaus. Der Knabe folate kibhr schnell.. Nieder brannten Ztaunen. — Die Märchen gingen wacker der Armut zur
die 335 am Weihnachtsbaum. — Aus grauem, dump⸗ dand. Und sieh, — jieder Flietterstetn verwandelte sich in
sigen Dämmer wuchs ern mattgoldenes Ungeheuer mit den Seelen der Kinder zu einem wirklichen Stern, den
zotzenden Augen und drohendem Krokodilsrachen. Tausend nan mit Händen greifen konnte. Die Armut löchelte
jrallige Arme reckte es empor. An jeder Krälle hing ein Liehe mastone Qiehe nvormag iq allen“
puckendes Serz: „Was bist du doch für ein armer Sklave!“
naubete das Untier häm isch arinsemd. Deim Hera habe
6rentke
So lange wie wollten, duriten die Kiwder des Ar
»eiters heute ausbleiben. Das Erzählen, Seen und
dachen nahm fsast kein Ende. — An der Tür seiner Haus⸗
zenossen stand der Kommersienrat. Beimabe zaghaft klopfte
x. Man empfing ihn ferundlich mit der immer gleichen
Difenheit und Biederkeit, wie sie bei den Bewohnern des
uünften Stockes herrschte. Wendel bot ihm von seinem
R an. Die kleine Maria malste ibm ⸗ins ihrer
ninaigom Püppchen schenken
Tief bewegt über das reine Glück um sich wat der reiche
Mann. Er schenkte jedem der Kinder ein Goldstück. Die
Eltern dankten ihm herzlich, — aber die Kinder begriffen
den Wert des Geldes noch nicht; sie glaubten ihr Silber⸗
und Goldpapier, ihre stolz gewappneten Bleisoldaten und
ihre Puppen in Sammet und Seide seien weit mehr wert
als die runden. gelhon Münaen des Herrn Koammer
3;
In der Mansardenwohnung des Palastes bauste ein
reuzbraver und ebenso armer Arbeitsmann mit J
zielköpfigen Familie. Die Miete trug er durch Instamd⸗
halten des Hauses ab ...
Vater mußte heute noch anderweitig schafien, darum
hatte man die Weihnachtsbescherung bis spät himausge⸗
schoben .. Jetst sollte gleich das Christkind kommen! In
dem schmalen, sauberen Zimmer putzten der Mann und
eine hübsche Frau den Baum. Auf dem Flur erharrten
freudebebend vier pausbäckige Buben und zwei Mädel das
Zeichen der Schelle. Schon zitterte ein heller Schein durch
das Schlüsselloch über den dunklen Gang ... Ich habe
die goldenen Flügel von einem Engel geehen; Chrisitind
zab ihm eime große, ach so schöne Blume!“ stieß der kbehne
dermann, durch das Schlüsselloch lugend, hervor. Die
andern Kinder flüsterten andächtig mit einander
Endlich büpfte die Schelle. Kommt herein, Kinder“, lockte
der Mutter weiche Stimme. Die muntere Shar brach ein
wie das Ungewirter. O Jubel! Um leden Tand wob sich
der Wunder Glanz.... Das Angesicht des Vaters löchelbe
wie verklärt über den Dank seiner Kinder. Der Mutter
damen Freudetrönen in die klaren Augen ... „Stille
Racht, beilise Nacht!“ sangen die Frohen.. 6Stille
Nacht, heilige Nacht!“ — Engel stimm den in den Gesang
der wahrhaften Menschen..Liebe strömte gleich wär⸗
mender Glut Got esber nahm Plas omi tvon der Gnem
Armut sah, daß neben jedem Märchen ein Enge
hwebte. Armut erbannie. dak alle HSütten strablten
Riedet sank sie zu Christkinds Füßen; idr Heiligenschein
lich dem milden Mond. „Jetzt weiß ich, daß ich
in im geben!“, sagate sie leise. Das Geben macht den
Vert der Gabe aus ... Wer geben kann aus voller
Seebe, bezwingt die Gewabltigen der Welt, ohne ihnen
A—
Ich DZ dir fllt deinen Segen und wisll immerfort weider
c e u
Nummer 5*
82* 2*
Von den Arbeitsstötten der
R d
Kamergden
Rudolvpbichacht, Fusp. II. Ziemlich trostlose Zustan
chenen auf dieser Anlage zu hertschen, wenn man nau
ebende Zuschritt eines Kameroden uimertiam durchn
And würdigt:
Wiederholt wurde von den zuständigen Sicherbeitsm-
nern Beschwerde erhoben wegen der Badeverhär
nifsse auf Rudoldphschacht. ohne daß bisher eine Aen«
trung erfolat wäre. Die Belegschaft wird noch von To
zu Tag vermehrt, ohne daß die notwendigen Vorkehrn-
gen vorher getrojsen würden. Es ist schon keine Bader
mehr, sondern eine grobe Schweinerei. Müssen sich doch
zwei Badezeilen mit je vier Wasserbrausen ungefäht 2.
bis 300 Mann in kurzer Zeitspanne reinigen. Alte un
junge Leute müssen zuzammen eine Jelle benutzen, wa—
den einfachsten Anstandssitten Hohn spricht. Ein Raum—
zum Abtrocknen ist — nicht da.
So kläglich wie die Verhältesse über Tage sind, so
sie auch unter Tage. Am 26. Oklober ds. Irs. verunglü«
der Schlepper D. tödlich. Die Sache wird noch ein gerich
liches Nachspiel haben. Deshalb wollen wir mit näher
Bemerkungen zurückhalten. Am 27. November ds. J
verunglückte während der Mittagasschicht in Bremsberg
der Schlepper B. Unter Leitunsg des Fahrhauers *
wurde der Verunglückte, ohne daß der Bremsbers frei
fahren oder die darin befindlichen Wagen gegen „Dur
brennen“ gesichert waren, durch diesen getraägen. Zweim
mubte der Verletzte über zwei sich gegenüberstehen
Wagen gehoben werden, wobei die Tracehro deiett wu
und der Verlesßzte durchftel.
In Abt. 9, Bremsberg 8, Marilös, ist iniolge eines
tslators und eines Lufthapsels, welche am Fußßze
Bromsborges ehen die Signalverständigung zwischen
schläger und Schachtläufer sehr gehemmt. Obschon dir
Uebelstamd längst bemerkt ist, erfolgt keine Abstellung
Besonders schiimm iJ es mit dem Fedene een
stellt. Ob es auf dem Büro des Fahrsteigers St. E.«
des Oberstäügers St. K. mit Hilfe der berühmten Förd
kala vorher bestimmt wird. mag dahingestellt bleib
Jedenfalls ist der sogenannte „Gedingeabschluß“ in
Grube nur Schein. Sogar für Betrhebe, die noch gar n
belegt sind oder Arbeiten, die noch gar nicht begonn
haben, ist schon im voraus das Gedinge „am grünen Tij
jestgesetzt. Wenn ein Arbeiter mal, die Sicherhbeitst
chriten nicht richteg beachtet, dann nicht gus Gleichgül:
keit oder Nachlässigkeit, sondern aus der Tatsache, daß
Gedinge den vorllegenden Verhältnissen nicht Rechn
trägt. Wenn das System geändert wird, dann wird sie
er Qohn vardiond un dä FIα t zurüdk
Grube Manybach. Eine Zuschrift eg Schon
öfteren hat ein Maschinenführet am Schacht Marie
inliebsame Proben n Könnens bei der Seiliahrt
geben. So auch wieder, soweit das letzte Gerippe der
ahrenden Miltgasschicht vom 12. Dezember ds. Irs.
Frage kommt. Sofern das zutage gehende Gerippenn
zleichzeitig zur Ausfahrt benutzt wird, ist es üblich, va
2s anderweltig in der notwendigen Nesten wie
Dies scheint an dem jsraglichen Tage nicht der Fall gewen
zu sein. Ein ganz „polizeiwidriges“ Fallenlassen bes
Bremsen machlte sich bemerkbar, so daß Schwindel die Ei—
Ehrenden befiel. Sollte der in Frage kommende Maschine;
ührer noch nicht ausgelernt haben. so mag er derari
Probefahrten bei det Produktenförderung, aber nicht
der Menschenfahrt vornehmen, zumal dann 48 Mann
eine Hand gegeben sind. Ob solches Fahren auch bei
Zeilfahrt der Beamten geübi wird, dürjite füglich
weifelt werden. Hoffentlich besorgen diefe Zoilen
IRpstellung des gefährlichen Mißlitande
Tauschmann sucht Sauer Jakob Bund, Illin
Luisenstraße 7, zur Verleagung von Grube Maybach
Reden oder Göttelborn. Meldung beim Beairkst
Illingen.
Hauer Rikolaus Weber, Neuntirchen (Birkenfeld)
Verlegung von Grube Dudweiler nach Reden Melsd
ꝛwin VReazirkshüro St. Wendel.
Nachrus. Durch tödlich verlauienen Unglücksfall
wiederum zwei Mitglieder aus unserer Mitte 48
und zwar die Kameraden Janatius Echle und Fro—
Ppeter. Beide waren treue Mitglieder unserer W
telle. Mögen sie ruhen im Frieden.
Der Vorstand der Zahlstelle Püttlingen
tr
Danksagung. Die Belegschaft der Grube Reden
instaltete eine fretwillige Sammlung aus Anlaß
Todes meines Mannes. Siermii sage ich allen edlen S
vern berzlichen Dank.
Frau MWitwe Geora Kirsch. Bispsta—
Vekanntmachungen
Achtung! Vorstände und Vertrauensleute!
Die letzte Jahresnummer liegt vor. Mit ihr ist
lezte Jahresbeitrag fällig. Sorgt dafür, daß ken
Restanten mit ins neue Jahr übernommen werden
Wer vier Wochen und länger restiert, verliert sein
Rechte. Sagt das allen Mitgliedern, damit bi
Jahresschlußz alle Mitgliedsbücher in Ordnung «
hracht werden. Außerdem muß für pünktliche 8
rechnung Sorge getragen werden. Bis zum 15.
nuar 1927 müssen sämtliche Zahlstellen mit der Ko
in Soarbrücken abgerechnet haken.
nbeitrag (Woche vom 19. bis 25. 9
* in diesfer MWoche füllia.
—— ————— —— —— — —— ——
Für die Redaktion verantwortlich; P. Klefer
Verl des Gewerkodereins christl. Vergarbeiter Deutschlo
Denudade Saarbeckee Deuderet und VRetaa AM
Der 52 w