Full text: Der Saarbergknappe (7 [1926])

Hummer R0 
Soarhbrücken. A 11. Dezember 1926 
. Sahrgang 
9 ß AIe 0 * 8 8 —A 9Ye 
Yrgan des Gewertkvereins christl. Bergarbeiter Deutschlanos für das Saargebiet 
rscheint jseden Samstag sür die Mitglieder gratis — 
teis für die Zahlstelenabonnenten 5.— Ft monatl ohne 
atenlohn für die Poftabonnenten 15— Frt vierteljährl 
Geschaftssielle des Saar⸗Vergknabpen: Saatbtücken 
VZur wirt chartliche geistige Hebung — St Johanner Sttahe 40 — FernsprechAnschlutz: Ant 
des Bergarbeiterstandes Sanbianen Rummert 1330 1o6e. 2003 3184 
Die Sozialpolitik des Saargebietes im Jahre 1926 
Unsere Wünsche und Forbderungen an Regierung und Arbeitaeber 
33 3 In den Belegschaftsversammlungen der letztver⸗ 
Ausführungen des Kumeraden Michelhe eez — 
Unjede letzte Knappschaftsältestenkonferenz tagte politisch gang links eingestellten Belegschaftsmetglin⸗ 
im r Ject —8 e Ie . 888 dern derbe Krititk an der Person des Vlinisters Koß⸗ 
Ronsedeng eingehend u veschäͤftigen mit der Vor⸗ mann hören. Peit odet ohne Abstcht wurde ihm unrer⸗ 
erelrungꝰ zur lonstuulerenden Generalversammlung stellt, daß er als saatländeschet Min stor sich nicht ge⸗ 
Saut-Raappicha fisvere ins, weicher insoige des nügend für die Behebung der wart chaftlichen Rot⸗ 
reiuen Knappschaftsgesehes am 1. Januar ds. Is. ins lage der Sogzialrentenempfänger einsette. 
deben getreten war. b 8 e Pre en aus e ee 
Unsere Wunsche und Forderungen, die wir in ris heraus dieser Krötik nicht angeschlossen, denn w 
inserer Konferenz festgestellt hatten, sind leider im wußten aangz genau, wie ungeheuer start 
er Generalversammlung nicht zut Geltung gekom— die verschiedensten Widerstünde 
nen. Es wäre müßig, wenn wir uns heute noch- waren, die sich uns in der Sozialpolitik entgegen⸗ 
nals mit dem Ergebnis der Generalversammlung tellen. Diese Widerstände konnte auch das saarlän⸗ 
Xes S. K. V. beschäftigen wollten, da die derzeitigen dische Mitglied der Reg.⸗-Komm. nicht überwinden, 
Plehrheitsverhältnisse im S. K. V. das Durchbringen »*sonders deshalb nicht, weil der Minister auf die 
inse rer grundsätzlichen Forderungen nicht gestatten. Bestaltung der Sozialversicherung des Saaraebietes 
Wenn wir heute wiederum zusammendgetommen keinen direkten Einfluß harte. — 
mn een ee eee i 
— ilung Sozialversicherung übernahm, wir 
de vrdenttne Seneralversamsuus Gewerkschaftsvertreter baldigst um eine Aussprache 
es S. K. V. vorzubereiten, so wollen wir uns im Iind Verhandlungen bei ihm nachgejucht, um unsere 
Intevesse unserer, Knappschaftsrentenempfänger sozialpolitischen Forderungen zur Geltung zu brin⸗ 
auptsachlich damit befassen, die materiellen Belange gen. Der Manister Koßmann zeigte in der Aussprache 
insever invaliden Kameraden festzustellen und mit uns vollstes Verständnis für unsere Forderungen 
ementsprechend unsere Forderungen einzureichen. ind verjprach uns auch, sich entschieden dafür einzu— 
Vorerst gestarten sie mir eine kurze Rlichkschau über jetzen, daß baldmöglichst zumindest die Leistungen in 
ie sozialpolitischen Verhältnisse im letzt vergangenen allen Zweigen der Sozialversicherung angemessen er⸗ 
hdahre, da diese Rückschau uns sehr notwendig er- jöht würden. Auch sagte er uns eine Resorm der 
chheint zur besseren Beurteilung der derzeitiger Sozialversicherumgsgeseßzgebung im Sinne der Naor— 
zialpolitischen Wünsche und Forderungen. icherten zu. 
zw Anfang ds. Is. trat als wichtigste sozial- Daß es dem Minister mit seinem Versprechen ernst 
echtliche Erscheinung die Arbeitskammet für das war, beweist die Tatsache, daß er einen der besten 
aargebiet ins Leben. Die 1. Vollsißzung derselben Kenner der deutschen Sozialversicherung, Herrn Ober⸗ 
and am 2. März ds. Is statt. Unser Kollege Hil regierungsrat Dt. Thissenn, Berlin, als Ministe⸗ 
enbrand, als Sprechet der Fraktion der christ. rialdirektor der Sozialversicherung des Saa vae hietes 
ichen Gewerkschaften in. der Arbeitskammer des verpilichtete. 
Zaargeb nedes, stellde für die christlichen Gewerkschaf, Auch dieser Mann hat bereits bewiesen. daß er 
en 10 Forderungen auf, die er als die dringendsten unser Vertrauen wrdient 
»ezeichnebe und die von der Saarregievung in vor⸗ 
wer Weise zur Erfüllung gebrocht werden 
oll ten. 
n diesen zehn Forderungen finden wir al⸗ 
umnkt: 
Ausbau der Sozialversicherung: 
2)] Erhöhuns der Leistungen in der Krankenverfiche⸗ 
runs, insbesondere durch sofortige Seraufjetzung 
des für die Berechnung des Krankengeldes mah 
gebenden Grundlohns; 
») Uebernabme der reichsgesetzlichen Regeluns in der 
Uniallversicherung; 
Nangemessene Erböhung des Staatszuschusses in der 
JIuvalidenverfichernna, Erböhung sämtlicher Lei⸗ 
tungen analos der getätigten Verbessernnagen im 
übrigen Reiche; 
) Ausbau des Knapyschaftswesens nach den Bestim⸗ 
mungen des Reichsknappschaftsgeseses; 
NAusbau der Angeitelltenversicheruna nach der 
reichsgeseslichen Bestimmungen. 
Als diese Forderungen damals von uns erhoben 
vorden waren, fsanden wir bei der Regierungs⸗ 
ommission einen sehr schlechten Widerhall. Es war 
»amals gerade die Zeit. wo der Wechsel der Persön— 
ichkeiten in der Regierungskommission eintrat und 
vollte man sich dorten scheinbar nicht noch mit Fro—⸗ 
jzen solch ernster Notut, wie sie die Sozialversicherung 
»es Saargebietes darstellt, belasten. Ein altes 
S„prichwort sagt. daß man von den Toten nur Gutes 
eden soll. Auch wir wollen heute dieses Sprichwort 
lelten lassen, da wir uns ja doch damit abfimden 
nüssen, daß die zuletzt gewesenen Regierungs-Kom— 
nissions-Mitglieder unserem soziaglpolitischen Mollen 
ehr unfreundlich gegenüber standen. 
Von großer Wichtigkeit für uns war die am 
. April ds. Is. im Erscheinung getretene Tatsache 
afz die Soziai versicherung im Saaroebiset dem deut⸗ 
chen Minister Kosemann un'erstellt wurde. Zwei 
ellos batte er ein sehr schwietiges Erbe anqgetreten 
verbesserungen in der Sozialdersicherung 
Bereits im Juni ds. Irs. leitete die Abt. Sozia l⸗ 
ersicherung der Arbeitskammer eine Vorlage zu bevt 
Erhöhung des Grundlohnes in der Krankenver⸗ 
icherung und Erhöhung der Leistungen in der 
Wochenfürjorge und Familienwochenhilie. 
Bekanntlich waren die gesetzlich vorgeschtie benen 
deistungen in der Krankenversicherung außerordent⸗ 
ich gering. Die Mußgrenze zur Grundlohnfestsetzung 
betrug 12— Fr. die Kanngrenze 20,— Fr. Wie fest⸗ 
zgestellt wurde, hatten wir im Saargebiet im Monat 
April noch 29 Betriebskrandenkassen, die sich streng 
an die Mußgrenze hielten, und ihren Witgedern im 
Falle der Erkrankung nur ein täaliches Krankengeld 
von 6,— Fr. zahlten. 
Die Verhandlungen in der Arbeitskammer über 
iesen Gegenstand waren durchaus nicht so einsach. 
Wir hatten unter Würdigung der früheren Verhält⸗ 
nisse eine Mußgrenze von 35,— Fr. und eine Kann⸗ 
zrenze von 45 Fr. verlangt. Die Arbeitgeber zeig⸗ 
en dafür kein Verständnis und da wir im Interesse 
»er Versicherten unbedingt zu einem befriedigenden 
Kesultat kommen wollten, eirigten wir uns schließlich 
dahin, die Mußgrenze auf 25, — Fr. und die Kanm 
zrenze auf 35,— Fr. zu erhöhen. 
Gewiß war diese Regelung nicht unseven und den 
Wünichen der Versicherten entsprechend. Sie bedeutete 
edoch zweifellos einen erheblicheon Fortschritt. Die 
Mußgrenze war um 108 Prozent erhöht, allo mehr 
vls verdoppelt wonden. Mehr liek sich im aegebenon 
Augenblick nicht erreichen. 
In gleicher Sißzung wurde auch die Erhöhung der 
Leistungen in der Wochenhilse und Familienwochen⸗ 
hilse beschlossen. Die Leistungen wurden erhöht von 
19595 auf 485 — Fr. Es ist leicht festzustellen. daß 
zu Iee Erhöhunag eine bedeutende Verbesserung 
darstelhbe
	        
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