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„gtnappe“
Naummer 44
e.. „Beispiele tun ost mehr, als viele Wort' und Lehr'“
alle Mitglieder den jeweils zuständigen Beitrag zah⸗
len. Ohne den Gewerkverein kommen wir Bergleute
doch gat nicht mehr aus. Reichen wir uns doch alle
die Bruderhand und arbeiten wir gemeinsam an der
Fnslortung unseres Gewerkpereins. Das tut hyrer
not! 3.
Wer trügt die Veruntwortung?
„Je größere Gaben uns verliehen sind.
desto größer ist die Verantwortung.“
Dieser Satz läßt sich auch auf uns und unsere Ge
wertschaftsbewegung anwenden. Unsere Gewerk
—
für den geistigen und materiellen Aujstieg der Mit⸗
glieder. Aus diesem Verantwortungsbewußtsein her—
dus arbeitet sie fsür uns Arbeiter und erwirkt sie
täglich Verbesserungen und Fortschritte. Immer neue
Gaͤben fallen so der Arbeiterschaft durch das Wirken
der Gewerkschaft anheim. Demzufolge müßte sich auch
das Verantwortungsbewußtjein der Arbeiter gegen—
über ihrer Organisation immer mehr steigern. Hier
muß ich jedoch schon ein Fragezeichen einschalten
Wohl arbeitet die Organisation aus vollem Verant—
wortungsbewußtsein für uns Arbeiter, während wir
—5— es an der Verantwortung gegenüber unserer
rganisation vermissen lassen. Dies ist eine schlimme
Erscheinung im Gewerkschaftsleben, die zu unserem
Nachteil sfich auswirken muß, wenn wir sie nicht be
seitigen.
Nun lieber alter Freund, nimm mir die Frage nich:
ibel: wie steht es mit deinem Verantwortungsgefühl
sür den Gewerkverein? Wie steht es damit für die
bergmännische Jugend, die doch die Zukunit des Ge
wertvereins bildet?
Den Gründern unserer Organisation war es nich
jeicht gemacht, ihr Werk zu schafsen. Sie schufen es
aber irotz gewaltiger Schwierigterten uad großer
Opfer für die jetzige Generation. Aber auch für di
zukünftige. Leider wird das so sehr übersehen. Die
meisten der heutigen Mitglieder fanden das Haus
Gewerkverein“ fertig erbaut vor. Sie brauchten
jeine Entlassung, Maßregelung und Aechtung mehr
in Kauf zu nehmen, wie es den Gründern und Er—
bauern beschieden war. Aber, wurde in genügender
Weise für den Innenausbau gesorgt? Hat sich jede
Mühe gegeben, das Haus vor Schaden zu bewahren
wenn Stürme gegen es anbrausten? Manche ver—
ließen dann fluchtartig das Haus, weil sie an seiner
Festigkeit zweifeiten. Und doch bot es allen Schur
und Schirm in drangvollen Zeiten. Der Gewerkver—
ein blieb sich eben mmer seiner Verantwortung
gegenüber den Bergleuten bewußt, während umge—
lehrt viele Bergleute eine Verantwortung gegenübe
dem Gewerkverein ablehnten. Nur aus der Ver
antwortungslosigkeit kann das Handeln
der Kameraden erklärt werden, die den Gewerkver—
ein verlassen haben, die nicht das Notwendige zu
seinem Ausbau beitragen wollen. Alle Mitglieder
müssen aber aus tiefstem Verantwortungsgefühl
immerzu für den Gewerkverein besorgt bleiben und
für ein starkes und unverwüstliches Haus Sorge
tragen.
Diese Sorge darf sich nicht nur auf die Gegen.
wari erstrecken, se muß sich auch der Zukunf!
zuwenden. Das fertige Haus, das die Heutigen von
den Gründern geerbt haben, muß der Jugend besse;
ausgebaut weitervererbt werden. Erste Voraus.
etzung dazu ist, daß die Heutigen das Haus in gutem
Zustande erhalten müssen. Und die zweite Voraus
setzung ist, daß sie die Jugend, die die Zukunft ver.
cötpert, fjuͤr das Haus interessieren, in ihr Liebe und
Vertrauen wecken und pilegen.
Wie sieht es nun damit aus? Kommt hier jeder
ältere Kamerad seiner Pflicht nach? Bemüht sich
seder in der rechten Weise um die Jugend? Geschäh—
das, dann dürfte keine Zahlstelle mehr vorhanden
—IDD000——
übernehmen, wenn wir die heutige Jugend nich:
erfassen und für den Gewerkverein interessteren'
Lieber alter Freund, besinne dich auf die Verantwor
tung, die auf dir gegenüber der Jugend lastet
Helse überall mit an der Förderung und Stärkung
uünserer Jugendbewegung. Du glaubst gar
nicht, wie dankbar wir Jungen es empfinden, wenn
die älteren Kameraden sich um uns bemühen und
uns helfen, unsere junge Kämpferschar zu vermehren
Wenn Alt und Jung Hand-in-Hand arbeiten am
Ausbau der Jugendbewegung, dann wird es besser
als bisher voran gehen, dann wird die Zukunft auf
felsenfesftem Fundamente beruhen. Nur so werden
alle der großen Verantwortung gerecht, die auf jedem
kür den Gewerkverein und seiner Zukunft ruht.
Ein Jungkamerad.
Wie soll sich die Lohnregelung
ab 1. Rovember gestalten?
Wie aus dem Verhandlungsbericht hervorgeht, will
die Bergwertsdiektion den Multiplitatot nur um
3 Puntte erhohen, und zwar von 228 auf 231. Diese
erhöhte Multiplikator soll auch erst ab 1. November
in Kraft treten. Es ist sehr zu bedauern, daß di
Bergwerksdirektion zu keinem größeren Entgegen
ktommen bereit war. Weiter ist zu bedauern, da⸗
wiederum für alle Lohngruppen der gleiche Multipli
tator gelten und die notwendige Lohnerhöhung erst
ab 1. Rovember in Kraft treten soll. Durch Anwen—
dung des gleichen Multiplikators bei allen Lohn
gruppen wird die Lohnspanne zwischen den einzelnen
Gruppen wiederum erweitert. Das ist ein unhalt.
barer Zustand. Obschon anzuerkennen ist, daß nie—
mals eine Nivellierung der Lohngestaltung eintreten
wird, so ist es aber doch nicht angängig, die schon be—
tehende große Lohnspannung zwischen den einzelnen
Urbeitergruppen — die weit mehr als notwendig der
Verschiedenartigkeit der Arbeitsverrichtung Rechnung
trägt — in Zeiten überaus drückendet Teuerung noch
zu erweitern. Diesem Uebel kann nur gesteuert wer—
den, wenn mindestens die jummarische Lohnerhöhung
die der ersten Lohngruppe unter Tage jeweils zuge—
tanden wird, auch allen nachfolgenden Gruppen ge—
währt wird. Wie sich die Lohnspannung seit Aprik
ds. Irs. (eitdem gilt ein Multiplitkator) erweitern
wird, wenn es für November bei der von der Berg
werksdirektion vorgeschlagenen Regelung bleiben soll
ergibt sich aus folgendem Vergleich:
Monat hauerdurch⸗ Gruvpe 111 Unterjschied
schnittslohn über Tag
ↄe de Fr. 24.25 Fr. 6.25 Fr.
Fr. 30.26 Fr. 7285 Fr.
Gruvvpe J Gruppe III Un te rschi ed
unter Tage über Tase
April 28.25. Fr. 24.225 Fr. 44 Fr.
November 35.34 Fr. 30.26 Fr. 5.08 Fr.
Zeit April ds. Irs. wird sich also im November die
Lohnspanne zwischen Hauerdurchschnittslohn und der
Gruppe III über Tage um 1.60 Fr. und zwischen der
Gruppe J unter Tage und der Gruppe LU. über Tage
um 1.05 Franken erweitern, sofern die Bergwerks
direktion quf ihrem Standpunkte beharrt. Es ist also
kein unbilliges Verlangen, wenn wir fordern den
nachfolgenden Lohngruppen die summarische Erhöhung
des Lohnes zuzugestehen, die die erste Lohngruppe
unter Tage erhält. Die Teuerung drückt alle in
gleicher Weise und sollte diesem Umstande bei einer
Neuregelung des Lohnes auch Rechnung getragen
werden. Die unter den schlechten Wirkungen des
jetzigen Systems Leidenden wären der Bergwerts
dixektion gleich uns dankbar, wenn sie in dieser Hin—
sicht endlich Entgegenkommen zeigte Möge sie doch
bedenken, daß die zugestandene Lohnerhöhung bei
weitem nicht ausreicht. den vermehrten Anjorde—
rungen, die die Wintermonate an die Familien
stellen, grrecht zu werden. Wir müssen doch einma!
aus der überaus gespannten Atmo'phäre heraus und
zu erträglichen Verhältnissen gelangen. Den Swhlüssel
zur Lösung besitzt die Bergwerksdirektion. da sie durch
Jrößeres Entgegenkommen die Atmosphäre entispannen
kann.
Sofern den weiteren Bemühungen der Bergarbeiter
organisationen kein Erfolg beschieden sein sollte. dann
zestalten sich die Löhne der einzelnen Gruppen ab1
RNovember wie folgt (die Zulagen bleiben außer An
satz, da sie nicht gleich hoch sind):
Gruppe
sedingehauer:
Durchschnitt
Mindestlohn
inter Tase:
Gruppe l
Gruppe II
Gruppe III
leber Tage:
AXX 8. 6. 30 231 33. 49 1.17
Gruppe II 7.20 6.50 231 31.65 1.10
Gruvpe 11II 6. bls 6.50 231 30.26 1.5
Juseundliche: von 14 bis 15 Jahren 10.59 Fr. 0.37
von 15 bis 16 Jahren 13.61 Fr. 9.47
Für die Zulagen, die nach den Bestimmungen des
Lohntarises gewährt werden, kommt im Nopemben
auch der Multiplikator 231 in Anwendung (soferr
kein anderes Ergebnis erzielt wird).
Wie die Auistellung zeigt, tritt nur eine ganz ge
cinge prozentuale Lohnsteigerung im Norember ein
Der Hauerdurchschnittslohn erfährt eine Aufbesserung
um 358 Prozent, der Lohn der Gruppe II4 über Tage
im 3259 Prozent. Daß diese Steigerung der Teue
unaserhöhung nicht gerecht wird. beweisen die Teue
Teue- MLWinl-Gesamt- Menrge
runs ul tipli ator lbohn Ottober
rungszahlen der Stadt Saarbrücken. Zu beachten gil—
auch noch, daß die Bergleute erst im Dezember in der
Genuß des erhöhten Lohnes gelangen. Für die gegen—
über September im Ottober und November erhoht
Teuerung hätten die Bergleute wieder mal gar keinen
Ausgleich. Diese Hinweise zeigen klar, daß die Berg
werksdirektion bereit sein müßte, größeres Entgegen
kommen in der Lohnfrage zu zeigen.
Vergwerhksdirektion und Lohnrag
Verhandlungen am 22. Oltober.
Am Freitag, den 22. Ottober, sanden auf der Berg
werksdirektion Lohnverhandlungen statt. Dieselbe.
wurden geleitet vom technischen Direkttor St. Clair⸗
Deville. Die Vertreter der Organisationen machte;
die Bergwerksdirettion darauf ausmerksam, daß du
Hofjnungen der Werksrerwaltung, die Teuerungszi
ser würde heruntergehen, sich nicht verwirklicht hätten
Im Gegenteil, die Teuerung sei gewaltig gestiegen
Im Monat August, wo die letzte Erhohung jür Sep—
tember zugesagt wurde, betrug die Teuerung 647
im Monat September stieg sie auf 659,5 und im Ot
tober auf 688.9. Mithin sei die Teuerung von Augu,
bis Ottober um 6.24 Prozent gestiegen. Nicht zu ver
gessen sei, daß die Teuerung ab 1. Nopember eben
falls nicht vollständig abgegolten sei. Das Elend ir
den Bergarbeiterfjamilien trete immer mehr zutage
was sich bereits in der Leistung bemerkbar mache
Eine sofortige Lohnerhöhung entsprechend der Teue⸗
rung sei unbedingt notwendig. Die Erregung in der
Bergarbeiterkreisen steige von Tag zu Tag und nu
durch ein weites Entgegenkommen in der Lohnfro⸗
könne dieselbe gemeistert werden.
Herr Direktor St. Claire Deville glaubte darar
hinweisen zu müssen, daß sich der Franken augenblich
lich wesentlich gebessert habe. Infolgedessen sei er
schwer, an eine Kohlenpreiserhöhung heranzugehen
Zudem wehre sich die französische Industrie und der
Lothringer Bergbau mit aller Entschiedenheit gegen
eine Erhöhung der Kohlenpreise. Die Wirtschafts-
lage der Saargruben sei aber nicht so günstig, daf
eine Erhöhung der Löhne ohne Kohlenpreiserhöhung
porgenommen werden könne. Trotz und alledem habe
sich der Verwaltungsrat der Saargruben in seine
letzten Sitzung geeinigt, den besonderen Verhältnisse
im Saargebiet Rechnung zu tragen und eine E
höhung der Löhne, und zwar in der Form, daß de
Multiplikator von 223 auf 231 ab 1. Nopember seb
gesetzt würde, beschlossen.
Mit aller Entschiedenheit wiesen die Vertreter de
Belegschaften darauf hin, daß diese Lohnerhöhung vie
zu gering sei. Mit diesem Angebot sei der Wirt
schaftsfrieden im Saargebiet unter keinen Umständen
aufrechtzuerhalten. Zudem sei die Wirtschaftslag
der Saargruben nicht so, wie sie der Direktor S
Claire Deville hinstellte. Augenblicklich sei sie seh
günstig Infolgedessen müsse eine anständige Lohn
erhöhung gewährt werden. Darauf erklärte die Direl
tion. nicht in der Lage zu sein, ein anderes Angebo
zu machen Sämtliche Organisationsvertreter lehnten
dieses Angebot ab und ersuchten die Direktion, sofor
mit dem Verwaltungsrat in Verbindung zu trete
und demselben mitzuteilen.
1. dah die Organisationen das Lohnangebot als
niedrig ablehnen, da dieses gar nicht der ge
stiegenen Teuerung entspräche;
2. daß eine angemessene Lohnerhöhung früher g
zahlt werden müsse;
daß die Art der Lohnerhöhung geändert werde.
müsse, da die Belegschaften eine gleichmäßige Er
höhung für alle Arbeiter verlangten.
Die Bergwerksdirektion will mit dem Verwaltungs
rat erneu verhandeln. Der Generaldirettor wiu
jedenfalls persöntich nach Paris jahren, um ner
Vollmachten zu holen — Es ist tief bedauerlich, da
die Bergwerksdirettion in Saarbrücken sich augen
blicklich Amtliche Vollmachten von Paris holen mus
Wir sind der Ansicht, daß die Bergwerksdirekto
ohne weiteres in der Lage ist, die Löhne entsprechen
der hiesigen Verhältnisse zu erhöhen. Nach unserer
Dasürhalten ist nicht lediglich Parus das Hemmn
sondern auch die übrige hiesige Industrie tut
Möglichstes, um die Löhne im Saargebiet niedr
zu halten. J. K
Der Sechzehner⸗-Ausschuß des Gewerb
vereins
beschäftigte sich am Sonntag, dem 24. Oktober,
dem WVerhandlungsergebnis. Noch der Ber ichte rstar
tung durch Kamerad Kuhnen peachen Vertreter alle
Juspektionen. Alle bezeichneten das Angebot als vu
zu gering. Die Haltung der Organsationen wurd
gut'geheißen. Nachstehende Entichliesung fand »
stimmige Annahme:
Die Vertreter aller Inspeltionen erklären de
Lohnangebot der Verwaltung jür unannehmbar. ẽ
Je