Full text: Der Saarbergknappe (7 [1926])

Sennen — SeoareBergtaeype“ Rummet 3. 
„Wir woßen sein ein einzig Dolke von Brüdern, in seiner Not uns trennen unidd Sesasip!“ 
Schiller. 
Die Breisgestoltung im Gaargebiet 
Weiteres gewaltiges Anzienen der Preifte für Bedarfsartikel 
Bei den letzten Lohnverhandlungen gaben die Ver- weitere 3,7 Prozent. Dieses ist eine ganz gewaltige 
zreter der Bergwerksdirekttion der Hoffnung Aus— Preissteigerung. 
druck, daß in nächster Zeit die Preise wohl nicht Auch ohne Bekanntjein dieser Zifiern der Stadt 
weiter anziehen würden. Wir teilten diese Auffas- Saarbrücken ist in den Haushaltungen längst die 
sung auf Grund unserer Erfahrungen nicht und haben Preissteigerung in der empfindlichsten Weise bemerkt 
zu der Zeit der Verwaltung unverblümt gejagt, was worden. Einzelne Artikel des täglichen Bedarjs sind 
im Revier los ist. Die Entwicklung gibt uns Recht weit über den obigen Prozentiatz hinausgestiegen. S 
und eine neue Teuerungswelle macht sich bemerkbar. kostete z. B. 
Die Auswirkung des letzten Frankensturzes tritt erst gaffee im Dez. 1925: 18.— Fr. das kc, heule 38.— Fr 
jetzt voll in die Erscheinung. Im Juni, betrug die Margarine im Dez 1925: 12.— Fr. das ac, heute 16.— Fr 
Teuerungsziffer 573, die jür die erste Hälfte des Ot- 10— — 
* Schmalz im Dez. 1925: 10— Fr. das ke, heute 16.- Fr 
tobers ermittelte Zahl beträgt aber schon 6854. Am 
y g Buller im Dez. 1925: 20- Fr. das ke, heule 28. — Fr 
1. September trat die letzte Lohnerhöhung in Krajft 3 — —B ** 
nachdem für Augufst die Teuerungszahl“ mit 6479 Brot m Der 1925: 2 — Ir. x. heule vIrt 
festgestellt war. Schon im September stieg die Ziffer Nicht nur die Preise jür Lebensmittel sind gewal 
auf 659,5 und die vorläufig ermittelte Zahl für Ot. tig gestiegen, nein, auch die Preise für andere Be 
tober beträgt 684. Somit stieg die Teuerung im darfsartikel sind seht in die Höhe gegangen. Seher 
September üm 1,9 Prozent und anfangs Oktober um wir uns mal die Entwicklung der Schuhpreise an: 
Aufstellung über die Preisentwicklung vom September 1925 bis Oktober 1926 
efd. Doatum Teuerung 
Rr. der Preisliste in 0 
9 September 1929 
De zember 192 32.3 86 
April g92 
Oktober ? 
September — 
Dezember 
April ⁊ 
Okreber 
September 
De zember 
April 
Dktober 
Se ptember 
Dezember 
April 
Oktober 
September 
Dezember 
April 
Oklober 
September 
Dezember 
April 
Outober 
September 
Dezember 
April 
Oktober 
Beschreibung 
der Schuhwaren Preise 
Mädchen- un. Knaben-RindlederStiefel, Er. 31 35 Ir. 34.75 
Mädchen- n. Knaben-Rindleder-Stiefel, Or. 31/35 ir. 34.75 
Mädchen- m. Knaben-Rindleder;Stiefel, Or. 31/35 r. 39.75 
Mädchen- u. Knaben-Rindleder-Sliefel, Or. 31.35 r. 46. — 
Damen-Rinderbor⸗Sliefel (Sonntags) * r. 54. - 
Damen⸗-Rinde rborx⸗Stiefel Sonntags) —XP t. 54. ⸗ 
damen-Rinderbor-Stiesel Sonntags) — . 62. ⸗- 
Ddamen-Rinderbor⸗Stiefel Sonntags) .2.- 
zerren-⸗Rinderbor⸗Stiefel Sonntags) — — . 3. — 
erren⸗Rinderbor Sliefel Sonntags).... .. 8.- 
zerren⸗Rinderbor ⸗Stiefel Sonnkags)..... 8. ⸗ 
zerren-Rinderbor ⸗Stiefel Sonntags).... 8. ⸗ 
RindlederOrubenschuhe * .4.- 
Rindleder ⸗Grubenschuhe 4.— 
Rindleder ·Grubenschuhe *3. — 
Rindleder EOrubenschuyee...— . 79. — 
Mädchen- u. Knaben⸗‘ indleder-Stiefel, Er. 3435 . 48. ⸗ 
Mädchen- u. Knaben-Rindleder-Stiefel, Gr. 31/35 . 52. - 
Mädchen- u. Knaben-Rindleder-Stiefel, Gr. 31/35 69.— 
Mädchen- u. KnabenRindleder-Stiefel, Or. 3135 . 72. - 
Ddamen-BorxcalfStiefel (Rahmenarbeit) — 85. — 
Damen-Boxrcalf-Stiefel (Rahmenarbeil) 89. ⸗ 
Damen-Boxcalf-Sltiefel Rahmenarbeit) 95.⸗ 
F Damen-⸗-Boxcalf-Stiefel Rahmenarbeit) 5. ⸗ 
1902. Herren-⸗Boxcalf⸗Stiefel Rahmenarbeit) 5. ⸗ 
1921 Herren-⸗Boxcalf ⸗Stiefel Rahmenorbeit) . 89. ⸗ 
1926 Herren-Vorcalf⸗Stiefel Rahmenarbeil) r. 98. - 
1926 Herren⸗ Borcalf ⸗Stiesel Rahmenarbeit) r. 126. — 
Auch andere Bedarfsartikel sind ebenfalls enortm Also, überall, wohin wir blicken, Mehrausgaben 
in die Höhe gegangen. Nachstehend geben wir die udessen die Einnahmen fast dieselben blieben 
Preise, wie der Großzhandel die verschiedensten Ar Zwischen der Steigerung der Löhne und der Teue 
tikel einkauft, an: rung besteht ein arges Mißverhältnis. Dieses muß 
—XRX ellun der reisentwicklun unbedingt beseitigt werden. Damit nicht noch weite⸗ 
ist 8 F 7* bis Vnteber 1926 a res Elend in den Familien einzieht, ist seitens de 
von Seplember i8 Obklober Iv. Bergoerwaltung jofortige Hilfe unbedingt erforder 
Einkaunfsspreise: lich. Bis jetzt hat die Grubenverwaltung noch nichts 
Sept. Sept. Okt. Aufsch unternommen, um entsprechend der gestiegenen Teue 
1925 16826 in »—rung die Löhne zu erhöhen. Der Verwaltungsra! 
Ir. w der von uns angerufen wurde, ist bis heute mit uns 
30 48.4 noch nicht in Verhandlungen getreten und der 
* 15.2. WMiinister für öffentliche Atbeiten, dem Abschrif: 
unserer Eingabe zuging, ließ uns bis jetzt noch ohne 
Nachricht. Falls in den nächsten Tagen die Berg 
werksdirektion oder der Verwaltungsrat keine Ver 
handlungen ansetzen, bleibt nichts anderes übrig. al— 
wie den Lohntarif zu kündigen. Die französische 
Bergwerksverwaltung kann und muß höhere Löhn— 
zahlen. F. K. 
Strichwolle, 100 Gr. 
Halbleinen, 160 CEm. breit 
Hemdenbiber, karr., 80 CEm. breit 
Weißer Biber, 80 Em. breit 
Damenstrümpfe, gute Qualilät 65 
BiberFrauenhemd 40 
Arbeilshemd, karr. Biber 14.85 
Arbeikshose, blau Leinen 14.75 
Kräff. Kinderstiefel, Gr. 27/30 26.50 — 
Gruhenschuhe, la. Rindleder 42.25 n — 
Durchschnittliche Steigerung 43.33 86 
schub 
Vom Wirben des Rechtsschuges 
Das allgemeine Wirken des Rechtsschutzes würdig 
ten wir in der vorigen Rummer. Wir gaben auch die 
erstrittenen Barerfolge bekannt, die in den Nach— 
kriegsjahren im Saargebiet erzielt wurden. Die an— 
geführten Barerfolge zeigten so recht, wie erfolgreick 
Aie Rechtsschußeinrichtung für die Mitaliedes 
wirkt. 
Heute wollen wir einige Fälle bekannt geben, die 
recht klar zeigen, wie segensreich unser Rechtsschutz in 
Einzelfällen wirkt. Die aus der Fülle der er— 
strittenen Erfolge herausgegriffenen Beispiele leisten 
die besten Dienste bei der Werbearbeit, sofern 
unsere Mitglieder sie nur zu verwerten verstehen. 
4. Unser Kamerad Adam Reitz aus Dudweiler 
der immer in aufopferungsvollster Weise dem Ge 
werkverein diente, erlitt eine schwere Kriegsbeschädi 
gung. Im Määrz 1925 starb er im besten Mannes— 
alter und hinterließ eine kinderreiche Familie. Im 
Auftrage seiner Witwe stellte unser Rechtsschutzbüre 
den Antrag beim Versorgungsamt auf Gewährung 
der Kriegshinterbliebenenrente. Der Antrag wurd— 
abgelehnt, weil nach dem Gutachten der Tod nicht die 
Folge der erlittenen Kriegsbeschädigung war. Im 
Prozeßverfahren, das unser Rechtsschutzbüro an— 
sttrengte wegen der bedürftigen Verhältnisse der Fa 
milie Reitz, wurde erreicht, daß wenigstens die 
Witwen-und Waisenbeihilfse fortlaufend 
zezahlt wird. Diese beträgt die Hälfte der Hinter— 
bliebenenbezüge. Zur Nachzahlung gelangten 864,40 
VNark, umgerechnet zum damaligen Kurs 78331,— 
Franken. — Man kann sich die Freude vorstellen, die 
die arme Witwe empfand, als ihr dieser Erfolg ge 
meldet und die Summe zur Auszaäahlung gelangte 
Dankbar segnete sie ihren treuen Mann, der duͤrch 
seine Mitgkliedschaft im Gewerkverein für einen Hel— 
fer übers Grab hinaus gesorat haft⸗ 
2. Der Kamerad Peter Brocker der Zahlstelle 
Von der Heydt hatte auf dem Anwesen des Fahrrad— 
händlers Otto Ernst in Duisburg zu seinen Gunsten 
eine Hypothek ruhen. Nach den Bestimmungen des 
Aufwertungsgesetzes war die Hnpothek mit 323 Marf 
aufzuwerten. Der Schuldner Ernst verhandelte mit 
inserm Mitglied persönlich und zog die Sache bis 
ende Dezember 1925 in die Länge, um so die Mög 
lichkeit zur Anmeldung des Anspruches beim zu— 
ständigen Amtsgericht zu nehmen. Am 29. Dezember 
1925 kam Brocker aufs Rechtsschutzbüro und unter— 
breitete den Fall. Sofort wurde der Sachverhalt er⸗ 
tannt und vom Rechtsschutzbüro der Anspruch tele 
graphisch beim zuständigen Amtsgericht geltend ge— 
macht. Am 1. Januar 1926 wäre die Anmeldungs⸗ 
frist abgelausen gewesen. Durch das Eingreifen des 
Rechtsschutzbüros wurde aber erreicht, daß dem Ka— 
meraden 325 Goldmark anerkannt wurden, die raten⸗ 
weise an ihn zur Auszahlung gelangen. — Der Ka— 
merad atmete sicher erleichtert auf, daß ihm im letzten 
Augenblick der Rechtsschutz seiner Organisation zum 
wirksamen Helser wurde. 
3. Gar viele Eltern wissen nicht in den Besitz der 
Kriegselternrente zu gelangen. Sie werden abge—⸗ 
wiesen und manche geben sich damit zufrieden. Für 
eine große Anzahl aber hat der Gewerkverein die 
Rente erstritten. So auch jür den Kameraden Michel 
HAnsberger aus Quierschied. Es wurde dem 
Versorgungsamt nachgewiesen, daß der gefallene 
Sohn der überwiegende Ernährer der Familie war. 
Am 30. September ds. Irs. kam Kamerad Hins— 
berger aufs Rechtsschutzbüro und gab hocherfreut an, 
daß durch das Eingreisen des genannten Büros ihm die 
Elternrente gewährt worden und 371,— Goldmark 
zur Nachzahlung gekommen seien. — Die Tränen der 
Freude, die der alte Kamerad in den Augen hattẽ 
bewiesen so recht, wie dankbar er die Hilse unseres 
Rechtsschutzes empiand. 
4. Die Frau des Kameraden Johann Schröder 
aus Dilsburg hatte in Mondelingen in Lothringen 
einen Bauplatz liegen, der einon Friedenswert von 
3000 Mark repräsentierte. Rach Beendigung des 
Krieges kam das Grundstück unter Sequester und 
wurde für 720 — Franken an einen Franzosen ver— 
kauft. Kamerad Schröder wandte sich hilfesuchend an 
unser Rechtsschutzbüro zur Betreibung des Entschädi⸗ 
gungsverfahrens. Nach jahrelangen Bemühungen ist 
es dem Rechtsschutzbüro gelungen, vom Reichsent⸗ 
schädigungsamt Düsseldorf für Schröder eine Ent—⸗ 
schädigung von 2122, — Goldmark zu erwirken. — 
Diese Summe kam dem Kameraden sehr gelegen. Er 
wird wohl nicht geschimpft haben, daß er duxch seine 
Mitgliedschaft im Gewerkverein sich einen billigen 
und erfolgreichen Anwalt gesichert hatte. 
5. Unser Mitglied Josef Meiers aus Confeld 
hatte bei der Lohnzahlung am 16. April 1926 noch 
einen Restlohn von 398,50 Fr. zu beanspruchen. Er 
erhielt die verschlossene Lohntüte, die Her einige 
Schritte abseits üffnete. Dabei stellte er fest, daß nur 
198,50 Fr. in der Lohntüte sich befanden. Seine 
Klage wurde am Tarifausschuß zurückgewiesen, weil 
er nicht den Vorschriften gemäß die Lohntüte in dem 
dafür vorgesehenen Raum geöffnet habe. Der Ge— 
werkverein gab sich mit dieser Entscheidung nicht zu— 
frieden und strengte das Rechtsschutzbüro für den 
Kameraden Klage am Berggewerbegericht an. Die'es 
gab der Klage statt und verurteilte die Bergwerks— 
verwaltung zur Nachzahlung von 200 Franken, weil 
durch einen glaubwürdigen Zeugen der Nachweis ge— 
führt werden konnte, daß 200 Fr. zu wenig in doe 
Lohntüte waren. 
6. Durch Bescheid vom 23. Januar 1923 wurde der 
Kamerad Friedrich Becker aus Oberbexbach durch 
den Frankenholzer Knappschaftsverein pensioniert 
Die monatliche Pension war laut Bescheid auf 54.50 
Franken festgesetzt. Durch einen weiteren berufungs— 
fähigen Bescheid vom 26. Januar 1923 wurde dem 
Kameraden mitgeteilt, daß neben der angegebenen 
Pension eine monatliche Teuerungszulage ihm zu— 
stände. Der Frankenholzer Knappschaftsverein stellte 
aber auf Grund eines Vorstandsbeschlusses ab 1. Jan 
1825 die Zahlung der Teuerungszulage ein. Hier— 
gegen legte unser Rechtsschutzbüro Berufung beim 
Knappfchases-Oberversicherungsamt Saarbrücken etin 
Dieses erließ in seiner Sitzung am 29. April 192 
folgendes Urteil: 
„Auf die Berufung des Klägers wird der Bescheit 
vom 7. Januar 1926 dahin abgeändert, daß der Be— 
klagte (Frankenholzer Knappschaftsverein. D. Red. 
verurteilt wird, dem Kläger für die Zeit vom 1. Jan 
bis 31. Juli 1925 die Teuerunaszulage mit 620.50 Fr 
zu zahlen.“ 
So kam auch dieser Kamerad durch die Hilie de— 
Rechtsschutzbüros zu einem annehmbaren Vetrage. 
7. Das Kind des Kameraden Ludwig Maure 
qaus Gersweiler erkrankte in der Nacht bedenklich. De 
Maurer auf Nachtschicht war und der Kneppschafts 
arzt weit ab wolinte, wandte sich seine Frau an der 
zunächst wohnenden Privatarzt. Der Saar-Knapp— 
schaftsverein weigerte sich nachher, die Arztkosten zu 
übernehmen. Er wandte ein, die Frau kätte den 
Knappichaftsarzt telephonsich erreichen oder lonj 
jemanden zu ihm schichen könnzn. Unser Rochtsschutz 
büro ließ es dabei nicht bewenden. londern legte Be— 
rufung ein. Vor dem Knappschafts-Oberversicherungs
	        
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