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dohn und Einkommen ihrer Mitglieder zu regeln.
Dies ist ein großer Irrtum. Wollen wir aus all der
Kot und dem Elend unserer Tage heraus, besseren
Zeiten entgegengehen, daun ist es Pflicht eines jeden
Peitgliedes der christlichen Gewerkschaften, sich auch
»en großen ideellen Zielen zu widmen, die sich die⸗
elbe gesetzt hat. Und gerade wir Jungen in den
Jugendabteilungen müssen die Erreichung dieser ideel⸗
en Ziele als unsere vornehmste Aufgabe betrachten.
Wenn wir es nicht fertigbringen, daß dieselben wie—
der Geltung bekommen in unserm Volke, werden wir
nie zu einer Gesundung kommen. Beschauen wir uns
die Lage, in der wir uns augenblicklich befinden, und
die Betrachtung derselben muß das heiße Bestreben;
wach werden lassen, zu unserm Teil mitzuhelfen, daß
es anders wird: Deulschland liegt zerschlagen und ohn—
mächtig an Boden. Im Innern des Landes sehen
wir Bruderhaß und Bruderkämpfe. Schieber, Wuche
rer und Kriegsgewinnler zehren an den letzten Kräf—.
sen unseres armen Volkes. Und ein großer Teil des
selben, das alle Seligkeit von der Sozialdemokratie
erwartete, das die Erfüllung des Erfurter Program-
mes sehnend erhofft hatte, ist erbittert und enttäuscht
hinübergegangen in das Lager der Sparigkiften, Bol
chewisten und wie die Vertreter dieser radikalen Par—
eien alle heißen mögen. Dieses unser unglückliches
bolk und Vaterland wieder herauszuführen aus dem
Jammertal der Tränen zu den reinen und lichten
söhen des Glückes und des Friedens sind wir, ist die
christliche Gewerkschaftsbewegung in allererster Linie
mitberufen. Das ist die große ideelle Aufgabe der
hristlichen Arbeiterschaft, von der sie inimer mehr
durchdrungen werden und für die vor allen Dingen
auch das letzte Mitglied begeistert werden muß.
.Aunf dem Boden des christlichen Solidarismus und
emeinschaftsgedankens stehend, ist sie in der Lage,
unser Volk von Klassenkampf und Klafssenhaß weg
besseren Zeiten entgegenzuführen. Wir trägen die
LBerantwortung, dafür zu sorgen, daß immer größere
Massen der christlichen Gewerkschaftsbewegung zuge⸗
führt werden, auf daß dieselbe umso besser ihr gefteck-
es Ziel erreichen kann. Notwendig dazu ist aller⸗
ings, daß wir selbst vor allen Dingen christlich han⸗
deln und leben. Das ist gerade das große Unglück
inserer Tage, daß es so viele Menschen gidt, die sich
christlich nennen, deren Handeln und Wirken abet
nichts mit dem Christentum gemein haben. In unse—
ren Jugendabteilingen wollen wir dafür eintreten,
daß Männer, groß werden, die charakterfest und mutig
all überall im öffentlichen Leben für unsere Sache
hren Mann stellen, die vor allen Dingen mit echtem
Kämpfergeist erfüllt sind. Es ist manchmal tiefbe—
dauerlich, wenn, man in unseren Reihen sehen muß,
daß es Leute gibt, die bei einem Wort irgend eines
großmäuligen Radikalinskys zusammenklappen und
sast mit Bedauern zugeben, daß sie christlich organi—
siert sind. Wir haben es nicht notwendig, uns vor
diesen Schreiern zu verkriechen. In erfolgreicher Ver—
tretung unserer Arbeiterinteressen haben wir uns noch
don keiner andern Bewegung übertrumpfen lassen.
Wir haben unsere Jugendbewegung ferner gegrün—
det, um vor allen Dingen auch dahin zu arbeiten, daß
der alte Bergnannsstand, der früher hoch geachtet war,
wieder zu Ehren kommt. Unsere alten Väter haben
ahrzehntelang für die materiellen Rechte des Berg
nannsstandes gekämpft. Uns obliegt es, die Gleich
bewertung und Gleichachtung dazu zu erringen; denn
es gibt hente immer noch Leute, die den Bergmann
als Menschen 2. Klasse betrachten. Denen rufen wir
zu, wir dulden das nicht länser. Wir wollen einge—
reiht werden in die große Volksgemeinschaft und in—
ierhalb derselben mitarbeiten zum Wohl für Volk und
Baterland. Durch Schulung und Bildungmüssen wir
Jungen dazu beitragen, daß ein jeder NAußenstehende
uns diese Rechte von selbst zuerkennt.
Eijne weitere Aufgabe der Jugendbewegung der
hriftlichen Gewerkschaften ist ferner die Pflege
des Volksgemeinschaftsgedankens. Im
Begensatz zu der auf dem Boden des Klassenkampfes
tehenden freien Gewerkschaften steht die christliche Ge—
werkschaftsbewegung auf dem Boden des Solidaris-
nus und Gemeinschaftsgedankens. Wir wissen, daß
nicht in Klassenhaß und Klassenkampf die Erlösung
egt, sondern einzig und allein auf dem Boden, auf
dem wir stehen. Ebenso wie im einer Familie nicht der
Vater despotisch allein alle Rechte für sich in Anspruch
nehmen darf, ebenso geht es in der großen Volks—
familie. Nur wenn die einzelnen Klassen und Stande
mieres Volkes sich in wahrer christlicher Lebe wieder
tinden, wird es besser werden.
Als schönes Ziel unserer Ingendbewegung nenne ich
dann noch die Verftiefürnngg und Anerken
rung des Autoritätsgedankens. Waoas
wir da manchmal von der heutigen Iugend hören kön—
nen, überschreitet alles Maß. Keine Antorität wird
dnerkannt, man dünkt sich vollkommen und ohne Fehl,
kein Aelterer darf etwas sagen. Und wenn wir manch⸗
mal alte Kameraden über die Rohheit und Entartung
der heutigen Ingend sprechen hören, so muß man
bugn leider Gottes in vielen Fällen Recht geben.
Wir wollen dazu beitragen, daß in unseren Reihen
umnge Menschen Froß werden, die Achtung und
——
elben mit Liebe und Verehrung hercuifschanen und
zut denen das Alter auch wieder mit Achtung berab.
chauen fann
„Der Saar-Bergknappe«
Zur Pflege des Autoritätsgedankens gehört auch
ie Beobachtung des 4. Gebotes. Was gerade auf die
em Gebiete gesündigt wird, ist einfach unglaublich
zchon viele Eltern nut weißem Haar und tiefen Run—
jeln, die die Sorge für ihre Söhne gegröben, sind
ut uns gekommen und haben sich beschwert über ihre
dinder, die mit 17 und 18 VRabren Kostaeld zahlen
vollen.
Ein Mitglied der Jugendabteilung des Gewerkver—
ins muß vor allen Dingen auch ein guter Sohn sein.
Wir wollen immer daran denken, was die Ellern für
uns getan haben und daß ein christlicher Jung⸗-Ge—
eeste gerade in dieser Sache vornehm handeln
nuß.
Doch nicht nur für geistige und ideelle Güter haben
vir in der Jugendabteilung zu kämpfen sondern ganz
esonders auch für unsere materiellen Interessen. Das
st heute notwendiger als je, zumal im Saarbergban.
Dies sind in großen Zügen die Anufgaben unserer
zugendabteilung. Sie sind so herrlich und schön, daß
ich ein jeder junger Kamerad dafür begeistern. vor
Alen Dingen aber auch zur Mitarbeit bestimmen las—
en muß. An alle Außenstehenden aber, besonders an
insere alten Kameraden, richten wir die dringende
Bitte, helft und unterstützt uns. „Wer die Jugend
hat, hat die Zukunft“, hört man zwar an allen Ecken
und Enden rufen; wenn es sich aber darum handelt,
diese Zukunft sicher zu stellen, indem man die Jugend
anterstützt, so finden wir sehr oft, daß diese Rufer
zicht da sind, wenn die Jugend um Filfe bittet im
dampf für ihre Ziele. Das muß besser werden. Wol—
en wir aus diesem Durcheinander und Chaos heraus,
dann ist es notwendig, daß immer größere Massen
der schaffendenJugend, die nun einmal die erdrückende
Mehrzahl der Jugend überhaupt darstellt, den In—
gendabteilungen der christlichen Gewerkschafi zugeführt
verden, daß aber vor allen Dingen die Aukenstehen—
Zur Beherzigung
Man kann viel, wenn man
lich nur recht viel zutraut.
W. v. Humbold.
Beispiele tun oft mehr
als viele Wort und Lehr.
en, besonders aber die alten Kameraden mehr Inte—
esse dieser Jugendbewegung entgegenbringen. Niur
venn wir Hand in Hand, energisch und opferbereif
irbeiten, werden wir erlangen, was wir alle sehnlichst
rwünschen: in einem glücklichen Deutschland einen
lücklichen Bergmannsstand.
Die Saargruben im ersten
Viertelsahr 1022
Uebersicht über die Förderung.
Die „Sgar⸗Wirtschaftszeitung“ bringt die amtliche
Ztatistik über die Monalsförderungen der Saargru—
en. Soweit wie möglich brachten wir früher diese
zörderergebnisse auch m onatlich zur Kenntnis imn—
erer Mitglieder. Für diese ist es ja von großem
interesse, betreffend Förderergebnis auf dem Laufen.
den zu bleiben. Nun muß aber so viel wichtigen Fra—
zen in unserm Organ Raum gewährt werden, daß
ich die monatliche Bekanntgabe nicht mehr durchfüh—
ren läßt. Wir wollen daher zukünftig die Ergebniffe
eines Vierteljahres bekannt geben und beginnen erst.
nalig damit in vorliegender Nummer.
Die reine Kohlenförderung (ausgelesen und ge—
paschen) betrug:
Monat
Staatli⸗
Bruk⸗⸗
R
2
—XX
1022
tanuar.....242 850 21 860 864 210
—X 20 108 —X
—— — —
im I. Vierietijadr In gc 3826 26
Die Förderung vwöerteise v
Monat
Arbeitssstaor
——
Durchschnitt⸗
iae Taaet·. e
leiftung Igg as
192⸗
Januar
februar
Närz 282.*
Aus dieser Aufstelsung gent hervor, daß die För
rung nicht unbeträchtlich gestiegen ist. Auch die
iftung vro Uopf des unter un über Toae beigf.
Samstag, den 10. Juni 1022.
—ejetß — —
igten Arbriters. Wir betonen hier nochmals, daß die
dier übliche Leistungsberechnung keinen dnenß bil⸗
det Für die Leistung der in der e gentlichen
e ohle ngewinnung beschäftigten Bergleute, Es
aun guhig behauptet werden, dab die Leistung der
»or Kohle beschäftigten Bergarbeiter die Friéedens-
eistung erreicht, wenn nicht gar übersteigt. Umso be—
auerlicher ist es aber, daß in demjelben Zeitraum, wo
iese an sich erfreuliche Steigerung der Leistung in die
ẽrscheinung tritt, der Lohm nicht unweéesent
üch gesunken ist, wie wir weiter nnien nachwei⸗
en können. Daß'darüber mit Recht die
Bberglente erbittert sind, versteht sich
am Rande. Es ist einfach unbegreiflich
wie man so, die Berglente behandeln
kann. Und hinzu,kommt noch daß die
Bergleute jeßt wie noch nie mit klein—
Aqen Schikanen richtig geanält wer—
den.
Der Gesamtabsats betrug im Januar 9833 499,
im Februar 942 889, im März 9867681, insgesamt
843 489 Tonnen. Mithin überftieg der Gesamtabsatz
ie Förderung um 48179 Tonnen, die den Haldem
eständen entnommen wurden. VDiese beliefen sich
mit Koks)) Ende 1821 auf 688 272 Tonnen gegen
337337 (mit Koks) Tonnen Ende März 1922.
Inswischen haben sich, wie die eingeleglen Feier⸗
hichten beweisen, die Absatzverhälinisse wieder ver⸗
chlechtert. Man plante ja schon allen Ernstes eine
Entlassung von Berglenten, die aber im
etzten Augenblick durch das erfolgreiche Eingreifen
ser Bergarbeiterorganisationen verhindert werden
onnte. Die Bergarbeiterorganisationen bemühlen
ich in Deutschland um Absatz, den sie auch erlangten,
ind setzen diese Bemühungen weiterhin fort. Schwie—
igkeiten bereiten allerdings die Saarkohlnpreise, die
ie deutschen Kohlenpreise übersteigen. Hier muß die
Zaargrubenverwaltung den Absatz durch Ermäßigung
er Preise erleichtern. Allerdings sucht ihr da die
ranzösische Presse Schvierigkeiten zu bereiten, die
aber vergißt, daß Frankreich nicht ausreichende Ab—
satzgebiete stellt, was möglich wäre, wenn Frank—
reich entsprechend auf dentsche Repa⸗
ationskohle verzichten wollte. Wie die
aargrubenverwaltung eine Ermäbigung der Preise
ohne Kürzung der Löhne, die keine weitere
Kürzung mehr vertragen, erreichen kann,
ilst in mehreren Artikeln in den letzten Nummern
unseres Organs und in den Entschließengen der
außerordentlichen Revierkonferenz vom 21. Mai des
Näheren dargeleat.
Uebersicht über die Belegschaft. ⸗
‚Die Belegschaftsstärke stellte sich in den einzelnen
Nonaten wie fole!;
Monat
Arbeiter
unter 7*4
Urs
ũb⸗
—
gde Vrgoe s
angegl. un ugesam
Betriebe —E aes
—ööä——2———
1822
Januar. 83714 16244 2242 29661 76 166
februar. 58 834 16 110 2212 — 29761 73 129
Närz . 538321 15993 1 2232 2884 75039
Am Ende des Jahres 1921 betrug die Belegschafts⸗
türke 70 350 Mann; mithin ist eine Verminderung
erselben um 311 zu verzeichnen. — Weder aus dieser
Ztatistik, die die Grubenverwaltung herausgibt, noch
ius der, die das Saar⸗Oberbergamt herausgibt, ist
rsichtlich welcher Belegschaftsteil auf die eigentliche
dohlengewinnung entfällt und wie hoch die Zahl de
ugendlichen Arbeiter und der weiblichen Kräfte *
eläuft. Wie schon einmal, richten wir auch diesmaf
as Ersuchen an die beteiligten Stellen, ihre Statistik
n dieser Beziehung der amtlichen Preußischen an—
Assen 3u wolssen
Uebersicht über die Lohngestaltung.
Nach der Statistik des SaarOberbergamts
ür das erste Vierteljahr 1922 betrug die Gesamtzahl
»er verfahrenen Schichten 4784 169, woran
95832 Arbeiter (oh ne die Arbeiter der Grube Fran—
kenholz) beteiligt waren. Im letzten Vierteljahr 1921
betrug die Gesamtzahl der Schichten 4441699
die Anzahl der daran beteiligten Arbeiter (ohne Grube
Frankenholz 70052. Die Zahl der Schichten hat sich
gegenüber dem Vorquartal um d342 470 vermehrt, ein
zeichen, wie stark der Schichtenausfall durch die im
etten Vierteljahr 1921 eingelegten Feierschichten be—⸗
einflußzt war.
Die verfahrenen Schichten verteilen sich auf Kohlen⸗
gewinnung unter Tage 3 464 025, Kohlengewinnung
uͤber Tage 1135 784, Kokerei, Hafenamt, Faktorei
usw. 143320, Vorrichtungen unter Tage 11915, solche
und Nebenarbeiten über Tage 29055. Hier scheint
nan alle Arbeiter unter und über Tane, mit Aus⸗
iahue der in Vorrichtungen und auf Anlagen be—
schäftigten, zu den in der eigentlichen Kohlengewin—
nung Beschästigten zu zählen. Wir verstehen darunm—
er aber nur die Berglente, die die Kohlen graben und
dis zur ersten Anschlansbühne befördern. Nur die hier
zeschäftigten dürften der Errechnung des Leistungs⸗
rgebnisses zu Grunde gelegt werden, weil sonst der
Außenstehende dauernd ein falsches Bild erhält.
Der Dur c chneittslo hu jtellte sich nach der
Ztatistik des Saar Oberbergamts (die wir allerdings
ridn unchprüfen können) wie solat: