Full text: Der Saarbergknappe (3 [1922])

Aummer 11 
Saarbruͤcken, den 18. Mär;z 1922 
64 —— B — 438 — 4396668 —8 
2 * 
Organ des Gew⸗rtkvereins christlicher Bergarbeiter Deutschlands für das Saarge biet 
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241. 4 Geichaftsstelle des Saor⸗Bergknappen“, Saarbeückn a. 
Zür rtschaftliche u. geistige Sebung St Johennersrabe (0. 
des Bergarheiterstandes Fernsprech⸗Anschluß: Amt Saarbrucken, Nummer 1500 
mc 
ꝛeihbibliotheken zur Verfügung (wie beispielsweist 
ie des Boerromänsvereins). Sodann Pflege genein- 
amer Somilrenaussläge. Der herrliche Früh 
sra, wo sich der Schöpfer wieder erneut in der 
bachenden Ratur oifenbart. steyt vor der Tür. Das 
ebt man nicht in den Vergnüdungsstätten. sondern 
ihzen in Gobtes freier Narur. Die Kinder, denen 
er Vater ds Waolien Gottes in der Natur erklärt. 
xhalten solche Farniliemusfliige dauernd im Gedöcht · 
ie werden auch aus ihrer Vankbarkeit keinen Oebi 
nochen. Wenn Eonnlogs keine gewerkschaftlichen und 
uraerüchen Pflichten den Vater festhalten dann bin 
uns nach Erfüllung der religiösen Pilichten in 
dottes VKunderwell, in die ichsnen Flhuren 
derSaarheimalt, da findet man echte Erholung 
ind vLebensfreude, die seichte A 
icrasß bieten können. Wer wahren Familiengeist in 
deresgenen Familie pflegt, der pfleat eIe 
iengeisi in der Staadesfamilie, in per wert- 
chaf und erfüllt auch treu die sich aus diesem Geiste 
mebemden Standespflichten. Diesem Standes samilien⸗ 
geste dienen die jährlichen Familienabende 
zer Gewerkvereinszahlstellen. die im Dienste echter 
Erholung und wohrer Lebensfreude stehen müssen. Der 
Bühnenvoltsbund ist neuerdinas bestrebt. in 
den groͤßeren Imdustrieorten einwandfreie Theotervor⸗ 
ftellungen zu veranstalten. In einzelnen Orten haben 
solche schon stattgefunden und guten Anklang gefunden. 
Wer das Schffen der besten Dichter kennen lernen und 
den deutschen Kulturreichuum mit geneßen will, soll 
den Bestrebungen des Bihnenvollsbundes quf diesem 
Febiete seine Mitarbeit nicht versagen, quch sonst, wo 
ich Gelegenhect bietet, gulen Thatervorswllungen sich 
nickt verichließen. 
Mit diesen Hinweisen will ich es heute bewenden 
afsen. Noch sebr vieles ließe sich au den aujgewor⸗ 
enen Frogen sagen. Mir kem es nur darauf an. die 
vworhandene Wunde zu zeigen und einige Winke zu 
jeben, wise die den Arbeiterquistiegekem⸗ 
nende Vergnügungskrankheit einge— 
ämmtwerden kann, Lebenstreude und Erho- 
ung soll nicht verkiimmert werden. Im Gegenteil. 
ie muß richtig gepflegt werden, als Gegenvol zu den 
Zorgen und Beschwerden des Berufs- umd Alltags- 
eben. Mowmauf es ankommt, ist, dak Lebensfreude 
ind Erholung Zuch im Dienste des kulturellen 
Aaisteçges der Irbeiterscknst jtelnt und Rie Vergnü⸗ 
xerei verachtet wird, die dem Arbeiter die 
Zeit und den Blidund die Kraft nimmt. 
olgerichtig und opfergemut an der 
nafteriellen und kulturellen Hebunsg 
eines Standes zu arbeiten 
Ueber die meite Wahrnehmung wollen wir uns 
emnächst unterhalten. 
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rericheent jeden Samotaq, üce die Miigueder zratis. — 
PKrets: fut Zahlstelenabonnenten 2000 Næt. monatüich ohne 
Botenlohn, für Postabonnenten 6.00 M. vierte!jährlich. 
— 
In don letzten Wochen hielt ich erwas Umschau im 
Saargebiet. Ich tat dies mit offenem Blick und ge⸗ 
parmtem Ohr, um mich über das, was dcaußen vor- 
zeht, zu orientieren. Eindrucke, die sich dabei dem 
e boteri, und Meußerungen, die das Ohr aufnahm. 
stiuniten nich be entlich. Daher betrachte ich es als⸗ 
rac Pflicht, hier uf zweierlei hinzuwernson. das geeig- 
net ijst. zu einer erniten Gefahr für das arbeitende 
Bott an der Saut zu werden. 
Das erste ist der Vergnügungasstummel 
zie Vereinsmeierei und cin gewisser Hanq 
zu Aeußerlichkeiten, die wwohl wie noch zu 
einer Zeit in einer rricht kleinen Schicht des Voltes sich 
deureltbur machten. Jeden Arbeiterfreund mußte es 
idnuin itinmnen. wenn er beim Gang durch coine 
Abreiterdörnfer die ichreienden Karnevalsplakate bah 
yie seit Neujahr zu ingend einem Nummel lockten. die 
ruch nie noch nie befucht wurden. Wer den letzten 
zasch ngstrubetl sah, dem stieg die bänliche Frage 
zun: Ist das Voll imjtande, eine neue Veenichheits. 
ultur mit heraufzijühren? Wean wir nicht in 
urseren Gewerfdereinsveriammlungen und Jugend- 
Xrenitetungen in o nonches hesle Auge dlickon tönn- 
sen das die Herzensbereitswft und Begeisderung zur 
zrotzen Sache naderipiegelt, dann müßte man wetfäch 
ich an der Miision verzweifeln. die der Arbeiterbewe⸗ 
zuna nblicv. 
vx st moler. dok in Zeiten mir icheit lichen Gojamt 
roulstandes And garoßer Ergiebigkoit der Balkswirt⸗ 
cdxtt die ẽzerliche Arbeit vicht die Wertung 
cand. die ihr zukere —s ist serroör weihr. daß die 
uabrigen Volsschachten s ne Scheidunacdvie gegenüber 
din arbeitenden Volke gezogen haiten dieles ron der 
Antei pobhmne ? wortoollen Kulturgütern gusschalte⸗ 
— 
nerne*tzteistvnzetn vie Ericheinunc gona zu chweigen 
nn der eraessing der Arktoitsact. der Belandtiena 
und dyr Ausserttung ver Ardeider ven der Mitbhe 
timearg in Votriebslehen. Die Möglichteit, an 
wnbren Lebensjreuden und echier Erbolung teilzuneb⸗ 
mon,. die iüber die Schvere des Alltaostebens bivmeg⸗ 
helien, Herz und Gemüt üher dio 3e—erungen des 
debens nrefer, r docurch fereiteter Acteiter- 
clvichten verjicat. Darnzais nachen e3 sun geiquuft 3- 
üchtige Leute uw Aufaebe, durch Fründima der son- 
derrarsten Vereine und durch Verorstaltung der blöt- 
innigsten Lustbarkeiten den gedrückten Arbeitern einen 
zefährlichen, giftice. Ersatz für wahre Lebensfreuden 
urd echte Erbo una zu äieten. Und io nαyσ . 
drückte Arbeiterberz nusne. her Crholund“ 32 ia- 
den, watrde aber mir noch tiefer in die Rieerumg hin- 
abgezo en, oerlor die Kraft, aus cigenem Vermögen 
dirch Mitarbeit in der Standesorganijation die Nul ; 
rleiter vad, oben erflimmen zu helfen. Den dama-— 
liarn Mea Bergnijumgusmöglichkeilen wurde von ge— 
wiĩsen Kroien don etde deswegen Vorschetb geleistel. 
mi die Arbeilerichet darch Rergnigungsnautel üder 
ibee wahre Vaere hinwegzutüuschen sie ven der gewerk. 
icheftlichn. Tätigkeit, die auf wirtschaftliche urd kul- 
curesse Sochhebunu des Arbeiterstandes hinausläuft. 
ert au halten. Sosches dürfen die vorwärtsstrebenden 
Arkeiter nie vervessen! 
Direrch die unermüdliche Tätigkeit der Gewerkschuf⸗ 
ei ist ercricht, duß dem Arbeiter ein gerechterer Anteil 
s Wirtichaftsauebnisses zufließt. Auch die wirt- 
idatlidve und politische Gesamtgeitung wirrde geho⸗- 
den. Anstatt demgemäß auch am wehren KHulturleben 
eilannchmen. beginnt leHDer bei vielen Arbeitern und 
ihren Famisienangehörigen weder ein Versinken in 
desier Verganünerei, ist ein Hasten und Trachten nach 
Asnherlichkesten zu beobachten. dos einen die Auf- 
noten dec bhentigen Arbeiterschaft kennenden Menschen 
hef trauriu stimmen imißß. Nicht durch NRochabmung 
iduternder Aenseerlichkeiten, nicht durch haftiges Ge— 
vießen nervonvprickelnder VBergnünen. kann das gut 
nemocht werden. was wir Arbeiter friiher in bezug 
Teynahme am Kulturleben veriperrt bebhmen. Soli 
sich etwa der Aufstiea des Arbeiter— 
staudes in soslcher Weise nach autzen 
kund tnn?! Nur die Feinde des Arbeiterstandes 
haben an einer soschen Gobinasweise vieler Arbeiter 
deine Frede, well diese für sse der Verubi rie 
— 
beden. zur Verderbnis des Arbciterswndes gereichen 
ind eine 8sartige Wunde sind die Ericxinungen. auf 
in desfer Abbhancama bingewieser cit. Seder der 
Auigoben des Arbeiterstondes errast dat En guten 
Aillenz ist. Aam aur Heituna beitruuen. 
Erholung unc Lebensfreude m a n der Arheiter und 
eine Familienangehörigen ben. Es koitumnt aut 
atcuj san, das Wahre Nad Echte ↄom Unwohren und 
incchten zu unterscheiden Echte Erhohima und vah re 
ebensfreude, die Sulturiroenrn rerten. fann mat 
inmöglich in Kino3 umd seichden Bexrnuünurtztigen fini⸗ 
ʒ. de meiftens von soge:: aren geichätstücosiger. an 
Vohrheit von der ekelhaftesten Grwinnsuch boallenen 
Nenschen ins Leben gerusen und oeranitelter werden. 
Echte Erholung und wahre Lebensfreude muß zu⸗ 
ächst das eigene Heim die rigene Fumilie 
eten. Sier lann sich Herzenskultur eutlalten. die 
hi int da sie aus dem Innetsten wuge Gaors, die 
Vohnungsnot pwangt riele Arbeiterto nilien vuf klei⸗ 
ein Naum zusanmen bilft Heim und IJIcaui biein oen 
ersiören. Umsomehr echebt sich hiet dir Rflicht, aue 
en kleinsten Raum anbeimelnd und tiuut zu inucheit 
durch getchandlle S Sitattumna. damit nicht die öde 
Bergnüutnnιινν gun Sufluchtsort wird. Neben 
em maß die Ritcge des amilientebeus uachbaltiger 
o sich gehen. Tie Fund⸗ anciite oobten Vollkswobles 
rene Aulociiat beriu Getursam, vernilich 
IAndes Femneinsateuefuhi münsen in der Familie 
etegt imd gepfleig icerden. Dacum muß jede Gelegen⸗ 
eit“ benutzz wenden. die dauu Zitsamnienleben und 
zujammenbleiben der Femilie dienlich ist. Gutes 
eistet bier eine ꝓveckmäßig zusamnmcengeitellte Hau s- 
ücherei. Diese fesselt auch der Schule entwochsene 
Zöhne umd Tocher ans Oeim. hält die Familie 
anmen. Wo die Mittel fsehlen. vW imd woch ine 
leine eigene Hausbucherei sich z2u20legen, stehen gute 
— — 
hezirben Preußens 
Von unscrer frũheren Gepflogenheit, die Kameraden 
iber die Lohngestaltung in den Bergbaubegirken Preußend 
zu unt rrichlen, wollen wir wieder Bebrauch machen. Es 
nteressiert auch unsere Kameraden, Näheres über die 
Sntwidelung des Lohnes und die Belegschaftsbewegung 
n den Bergbaubezirken Preußens zu erfahren. Die letzie 
don uns gebrächte die&ezügl che Statistik war die vom 
3. Vierteljahr 1920. Diesmal beginnen wir mit der vom 
3 Vierteljahr 1921, die vor einiger Zeit im „Reschsan⸗ 
zeiger“ erschieren ist. Die seit dem 8. Vierteljahr 1920 
u erze hᷣnende Lohnertöhung und die Sdwankungen jn 
zer Belegschaftszifier werden von uns besonders bervo 
xhoben. 
Seit Beginn des Jahres 1921 ist eine neue Lohn⸗ 
erechnange mefhode zur Anwendung gekommen. Die in 
er Lohnjtatistik ausgeführten Löhne unlerscheden sich jetzt 
in Leistungslohn“ und „Barverdienst, Der Leistungs 
obnem der tarifmußige Schicht⸗ Her Geonuige⸗ (Ablord-) 
ohn ohne Hausstands- und Kindergesd. Jan aufgeführ- 
en Barverd enst sind allhe geldlichen Rezeͤge der Arbeiter 
inge recmet, einschließßzlich dee üiee eere 
uch die Berragsleistungen für die Sozialversiche- 
Ung sind auffallenderweise entgegen der früheren Praxis 
etzt n den Durchschritislohn eange cechnet. Dies muß bei 
der Erwer: ung der seit dem 8 Viricliahe 1020 w er⸗ 
ebe rden HBhnerhöhung berücksichtigt werden. 
Prattischet wãte es u. E. gewesen, wenn nun mal eine 
lenderung vorgenoemen wurde, auch den aus Ueber⸗ 
qh ach t e n —F — Lohn gesondert aufau⸗
	        
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