Aummer 1 Saarbrüucken⸗ den 7. Jamnar 1922 Zahrgang 3.
—— S J — —— ⸗ *— —* ⸗ — 2 9 — — * — *
Oraan des Gewertkvereins christlicher Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet
Fur wirt choftliche u. getstige Sebuns le
ots Ber——e6terstandes
bricheint seden Samstag fir die Mitglicder gratia —
—IX
Sozenlohn, für Postabonnenren 6,00 . vierteliõhrirch
Bergnappenꝰ“ Braubrics⸗a
—XXX
Aeaunt Saarbruden. Rummer 15380.
——
—*—
Mahnworte
Sollen wir uns wiederfinden
Aus des Unheils dunkler Nacht,
O, dann mußz die Falschheit schwinden,
Alle Giee und Nie dertracht.
eres Gewerkvereins und unserer gesamten christlichen
Bewerkschaftsbewegung. Geschieht dies, dann kann
der Erfolg nicht ausbleiben.
Gerade hier im Saargebiet tut Geschlossen;
peit und Bekennermut not. Zwar sind die
dewerkschaften als berufene Vertretung der Arbeiter
chaft anerkannt, es fehlt jedoch sehr erheblich an Mit
»estimmungsrecht. Das Betriebsrätegesetz
velches dem Arbeiter in Deutschland mitbestimmen⸗
»en Eintluß im Betriebe sichert, hat im Saargebiet
ioch keinen Eingang gefunden. Der Hauptgegner
ieses Gesetzes soll im Saargebiet, nach sehr zuver⸗
ässigen Informationen, die französische Bergverwal
ung sein. Ein Zurückstellen dieser sehr berechtigten
forderung kann es für uns niemals geben. In
)eutschland ist bewiesen, daß die Betriebsräte sehr
»gensreich wirken können und darum fehlt es den
iesigen Widersachern an jeglichem Grund, um sich
egen die Einführung zu sträuben. Sollte aber der
zfandpunkt der Regierungskommission und der Berg⸗
ehörde nicht geändert werden, so erscheinen heftige
irtschaftliche Kämpfe unvermeidlich.
Ferner stehen wir auf dem Standpunkt, daß die
zchaffung eines Wirtschaftsrates für das
Zaargebiet unerläßliches Gebot der Stunde ist. Wir
dollen hoffen, daß das neue Jahr die Verwirklichung
ieser ebensalls sehr berechtigten Forderung bringt
Veiterhin hoffen wir, daß die Regierungskommission
ich bewegen läßt, das Einigungs- und Schlich—
ungswesen, wie es in Deutschland besteht und
»on uns gewünscht wird, im Saargebiet einzuführen.
Auf arbeitsrechtlichem Gebiet sind besonders im
bergbau noch eine große Anzahl längst aufgestellter
Pünsche zu befriedigen. Auch hier wollen wir die
leberzeugung nähren, daß das angefangene Jahr
ieles heute noch Erstrebte sich verwirklichen sieht.
Um all das durchsetzen zu können, ist gewerkschaft-
icher Kampfgeist bei jedem Einzelnen erforderlich.
PVie wir in der letzten Nummer anführten, sind wir
im vergangenen Jahre an Zahl erheblich gewachten.
sdeben der zahlenmäßigen Stärke muß aber auch die
Üktivität in Erscheinung treten. Selbstverständlich
richt die Aktivität, welche die Kommunisten predi—
jen sondern diejenige, welche der Organiotion
deben und Inhalt gibt. Dazu ist Schulun;
»rferderlich. Darum nicht gesäumt, suche sich ein je—
der zu schulen und zu bilden, damit er die wirtichaft-
ichen und staatlichen Zusammenhänge versreben und
»rfennen kann, sodaß er als lebendiges Glied der Ge—
ellechaet sich selbst und seinem Stand undi ngende
Arbeit 5u leisten imstande ist. Der Jugend sei es
dringend ans Herz gelegt, die Bildungsgelegenheiten
nicht zu versaumen, denn die Jugendzeit ist die Zeit
der NAusjaat. Wer in der Jugend gesät, wird im Al—⸗
—
sandeln soll, wird der nachstehende Artikel zeigen.
Gehen wir nun mit frischem Mut und Gottver⸗
rrauen ans Werk. Arbeiten wir alle gemeinsam, jeder
nach seinen Kräften und Fähigkeiten mit, damit wir
am Schlusse des Jahres sagen können, es ging
vorwärts und aufwärts.
n
Aufgahen der Zugenoͤ⸗
Der Jahresschlußz steht vor der Tür! Angesichts dessen
rãngen sich dem denkenden Menschen ern ste Fragen
ruf. Ernste Fragen, die zum Ueberschauen des abgelau⸗
enen Jahres zwingen, das gleichzeitig auch den unwider⸗
xringlichen Ablauf eines Lebensabschnittes bedeutet Da
aucht vor allem die schwerwiegende Frage auf: Ist das
erflossene Jahr für dich kein verlorenes gewesen,
aft du deine Kraft und die vom Schöpfer überantworteten
Talente auch pflichtgemäß den göttlichen Anordnungen
mntsprechend verwertet? Wohl dem, der diese Frage mit
zutem Gewissen bejahen kann! Für ihn zeigt das neue
dahr keine dunklen, wegelose Weiten. Er sieht auch da
ie Wege, die ohne zu irren. zum wahren Ziele führen.
Aber nicht jeder wird das für sich beim Ueberschauen
»es verflossenen Jahres- und Lebensabschnittes feststellen
õnnen. Der Rücblick muß da gleichzeitig Erkenntnis
des Versäumten und Falschen sein, damit
die richtigeßebenseinstellung für das neue
zahr erfslgen kann. Glücklich wäre das deutsche
zolk zu preisen, wenn solcherart eine Bilanzziehung von
edem Einzelnen am Jahresschlusse vorgenommen würde!
Auch als Gewerkschaftler sind wir verpflichtet,
im Jahresschluß eine Bilanz unserer gewerkschaftlichen
tãtigieit aufzustellen. Geschieht das mit der rechten Ge⸗
vissenhaftigkeit, dann werden wir gar manchen Fehl⸗
posten auf der Aktiva seite feststellen müssen. Diese
Feststellung mußz aber auch hier zur Erkenntnis des für
die Zukunft Notwendigen führen. Auch hier wird wahre
Frkenntnis die Wege zeigen, die zum gewerkschaftlichen
ziel, das ja das Ziel der Arbeitnehmerschaft ist, hinführen.
Erst recht gilt das soeben Gesagte für unsere Jugen d⸗
zewegung. Auf ihr lastet die schwerste Zu⸗
uünfteverantwortungl Diese Veranwortung ist
woifacher Art:
Die deutsche Arbeitnehmerschaft ist anteilnehmend und
mitbestimmend ins wirtschaftliche und politische Lehen
eingetreten. Das bedeutet erst den er sten großen
Schritt nach vorwärts. Der Weg muß weiter geführt
werden, zur Höhe, zur vollen Gleichberechti—
zung, die durch geistige Gleichwertigkeit und
seelische Anerkennung errungen werden muß!
Wer muß das schaffen helfen? Vor allem unsere
zdeutige Jugendl Versagt sie, erkennt sie nicht die
yr zugefallene Aufgabe, dann wird das durch die
iliere Gewerkschaftlergeneration unter opfervollen
dämpfen Erarbeitete auf halben Wege stecken hleiben
der aber gänzlich wertlos für die Arbeiter werden.
Die schvere Veranwortung, daß dieses nicht eintritt,
ondern der Weg zur Höhe erfolgreich weiter gebahrit
vird, lastet auf der Jugendbewegung!
Die Menschen haben sich mehr und mehr von der
grundlage der Naturgesetze, die göttlichen Ursprungs
ind, enifernt. Diese Naturgesetze, die Gott durch
Nofes der Menschheit setzte, sind durch das Christen⸗
um erneut zur Geltung gebracht worden und haben
Rurch Christus eine Erweiterung durch das Gebot der
Nächstenliebe, der wahren Bruderliebe, erfahren. Das
deiden der gegenwärtigen Menschheit wurzelt in der
lblehrung von diesen Grundgescher eines gede ihlichen
nenschlichen Zusammenlebens. 7c4a im Leben
es Einzelnen und des Volkes und nach
zur Anerkennung gebracht werden, weil onit neben
er gesetzlichen Gleichberechtigung diese als seelisches
ßroblem ungelöst bleibt. Vollwertige Eingliederung
ann nur durch die Liebe zu Gott herbeigeführt wer⸗
en, nicht nur durch bloße Gerechtigkeitssormen Um
as zu erzielen, kommt das Christentum in Betrꝛcht,
a es göttlichen Ursprungs ist und sich an den Wei⸗
ungen Gottes orientiert.
Die christliche Gewerkschafisbewegung hat auch zur
Iufgabe. die Anwendung christlicher Grundsätze auch
m praktischen Leben, im Wirtschaftsleben sowohl wie
m politischen, innerhalb der deutschen Volksgemein⸗
chaft, immer mehr zur Anerkennung und Beachtung
uu bringen. Geschieht das nicht, wird im brutalen
tlassenkampf auch weiterhin das Alsheilmittel zuv
Schaffung besserer Zustände von breitesten Volksschich⸗
en erblickt, dann wird der Erlösungsschrei
interdrückter Schichten nie verstummen.
Pionier bewegung zur Ausbreitung praktuschen
Or iste ntums ift urnsere Jugendbewegung. Auch in
ieser Hinsicht ruht auf ihr die schwere Verankwortung,
vᷣ prattisches Christentum im Vollsleben eingedãm· u
er weiter ausgebreitet wirb
Wiederum muß deutsche Sitte
Ju das deutsche Haus hinein!
Jeder muß bei Schritt und Tritte
Vang ein Mann der Ordnung sein.
Fins im Streben und im Streiten,
Flamm' es auf in allen Gau'n.
Gottesliebe muß uns leiten
Und ein brüderlich Vertrau'n.
Fern den heuchelnden Propheten,
Richt' uns auf der Wahrheit Geist;
Rechter Maunn weiß recht zu beten,
Wenn die Not zum Himmel weist.
ommt, damit wir fromm uns regen,
Für das hohe Ziel entbeannt,
Und es kommt wie Gottes Segen
Still herab auf Volk und Land.
L. Kessing.
Unsere Losung im neuen Jahr:
Vorwärts! Aufwärts!
Ein neues Jahr ist angebrochen. das alte ist unter⸗
gegangen im Vieer der Cwigkeit. Der verflossene
Zeitabschnitt war reich an ernster, schwerer Berufs-
und Standesarbeit. Durch die politischen Verhält⸗
aisse gezwungen, mußten die Gewerkschaften im Saar⸗
gebiet unabhängig von den Stammgewerkschaften
hre eigenen Wege gehen. Trotzdem fühlen wir uns,
—DDD
Bewerkschaften in Deutschland aufs engste verbun—
den. Das Gelöbnis unwandelbarer Treue wollen
wir beim Eintritt des neuen Jahres erneut geloben.
Der uns vorgezeichnete Weg ist uns schwer gang—
dar gemacht. Ueberall stößt man auf Steine und
Dornen. Aber gerade deshalb verzagen wir nicht,
das Gute bricht sich immer Bahn. Ist der Weg auch
stteinig und mit Dernen besat, wir wollen ihn gehen
und überwinden. Schwierigkeiten waren immer nur
da, um überwunden zu werden. Mit gefurchter Stirn,
mit unzufriedenen, radikalen Redensarten, mu der
zeballten Faust in der Tasche werden wir uns nie⸗
mais zur Geltung bringen. Wer sich durch⸗
seben und den ihm gebührenden Vlratz
im Wirtschaftsleben, in der Voltsge?
meinschaft einnehmen wili, der mußsfisch
rühren und tatkräftig mitarbeiten.
Dasaist die erste Vorausssetßung für den
Aufstieg, für die Wertung unseres
Bergmannsstandes.
Fester denn je muß das Band gewerkschaftlicher
Berufssolidarität uns umschlingen, immer enger muß
der Ring geschlossen werden. Jedes Mitglied muß
ich als Mitkampfer, als ein Glied der groen christ
iichen Gewerkschaftsbewegung fühlen. Dem Macht-
villen der Arbeitgeber, den utopischen, verderblichen
Ideen eines fommunistischen Maulheldenlums wollen
wir entgegenstellen ein zielklares Wollen zur
berwirklichung berechtigter Wünsche und Forderuͤn—
en, zur Sicherung unserer Arbeiterrechte, zitt Erhal-
ung uneres Bergmannsstandes. Vorwärts uͤnd
Aufwänrts, wollen wir.—
Das ist unsere Losung im neuen Jahr, für die wir
— und streiten, für die wir unfere geistigen
ind physischen Kräfte restlos einsetzen werden.
Um unsere Ziele durchsegen zu können, ist die tä⸗
ige Mitarbeit eines jeden Mitgliedes unbedingt
iotwendig. Nicht die Zahlung des Beitrages allein
jenügt; um zum Ziele zu gelangen, nein, ein jeder
zeige sich als ganzer Gewerkschafiler, der es ernst
nimmt mit seiner Bewegung, der auch den Mut hat,
ich als Gewerkschaftler, als chistlicher Gewerk⸗
schaftler zu bekennen. Es gilt, im neuen Jahre zu
zeigen, daß wir bewußt und mit berechtigtem Stola
ans einstellen cuf den Kampf für die Erstarkung un—
bewegung
Am zweiten Weihnachtsfeiertage fand in Saarbrüdcen
ine Voͤrständekonferenz unserer Jugendabteilungen statt.
luf derselben sprach Kamerad Kie fer über vorite hendes
thema. Aus der Mitte der Konferenz wurde der An⸗
rag gestellt (er einstimmige Unterstützung fand), den
ortrag im „Saar-Bergknappen“ zu veröffentlichen.
Vir kommen hiermit dem Wunsche der Konferenz nach,
itten jedoch die Kameraden, alle Jungmannen guf den
hortrag aufmerksam zu machen und die in dem Vortrag
besonders dem zweiten Teil) aufgeworfenen Fragen
u durchdenken, damit auf Konferenzen und in Unter—
ichtskursen eine vertiefende und weiterführende Dis—
ussion ute stattfinden kamm. Im Vortrag selbst
ounten die einzelnen Fragen nur kurz umrissen dar—⸗
estellt werden. Mit diesen wichtigen Fragen müssen
zir uns in der kommenden Zeit
esonders in den Jugendabteilungen.
Die Schriftleitung.