Full text: Der Saarbergknappe (3 [1922])

Soarorugen, den 9. Dezemver 1022 
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter Deutschlanos für das Saargebiet 
Uummer 49 
SBayrgang 
Erscheint jeden Samstag, für die Miglueder zratißs. — 
Breis: für Zahlstellenabonnenten 0.30 Ir. monatlich ohn⸗ 
Botenlohn. für Postabonnenten 54.00 Ml. vierteljährlich 
JFür wirtschaftliche u. geistige Hebung 
des Bergarbeiterstandes 
—XAPEREE 
Geschãftsstelle des .Saar-Bergknappen“, Saarbrücken 
St. Johannerstraße 40. 
Fernsprech⸗ Anschlußg: Amt Saarbrücken, Nummer 1880 
—— — —— — * 
über. Da kann es Stillstand im Fortschreiten auf 
das Ziel geben, ja sogar Ruckschläge. In solchen Zeiten 
darf uns nicht die Mutlosigkeit überkommen. Be— 
In der Gewerlichaftsbewegung klingen uns sehr habrinchten führnt zum Ziel. Der Beharr⸗ 
oft die Worte Idealismus, Ueberzeugung und Opfer⸗lsichteit der Gegenseite, die immer wieder vor⸗ 
sinn entgegen, Wohl keine Gewerkschaftsveranstallung stöhn“ um die Arbeiter zurückzudrängen, muß noch 
vergeht, wo diese Worte nicht gebraucht würden. Was zãhene Beharrlichkeit unserersests gegenüber 
darunter zu verstehen ist, mußz uns allen klar sein geftellt werden. Beharrlichkeit ist eine hohe Tugend 
Ebenso muß uns klar sein, doßz es keine Gewerkschafts it daß aue Verbleiben in einem begon⸗ 
bewegung gäbe, wenn nicht hoher Ideolismus die enen Unternehmen trotz sich entgegenstellender 
ründer beseelt, die aten Vertrauensmunner der Ber Scholerigteten wine in hoͤhem Maße von den 
wogung zu opfervoller Werbearbeit, die nie erlahmte Alen Gewerkschaftlern geübt. Ihnen siellten sick 
angespornt hätte. 
Ein Ideal nun besteht in der Vorstellung, ist also 
aoch nicht Wirklichkeit; es ift das vollkommen und 
mustergültig Vorgestellte, das er strebenswert 
ist. Unter Ideal ist also ein Ziel zu verstehen, das 
noch der Verwirklichung harri. Um die Ver 
wirklichung zu erreichen oder besser gesagt nur Teil⸗ 
verwirklichung, was meistens der dall ein wird, do 
ein Ideal sich wohl nie vollkommen erreichen läßt. 
müssen Kräfte entfaältet werden, die auf das Ziel 
hinarbeiten. Idealismus ist eine Kraftt unt 
war eine seelische Kraft, die an dem für richtig 
erkannten Ideal festhält und dasselbe im Leben 
zu verwirklichen fucht. Von der Richtigkeit des 
Ideals muß man also überzeugt sein, dann 
erstrebt man seine Verwirklichung und bringt für 
die Verwirklichung auch Opfer. So löoͤst die eine 
draft andere wertvolle Kräfte aus, ohne die es keine 
Bielerreichung gibt. Je mehr Menschen man' für ein 
Ideal geminnen, das heißt von dessen Richtigkeit 
n be gen. dann. deits oetn Hat e heeant 
Menschen, die gar kein Ziel (Ideal) haben, haben 
auch keine Ueberzeugung, bringen freiwillig für 
die Erreichung eines Zieles auch kein Opfer. Sie 
können höchstens zur materiellen Opferleistung 
Geld) gezwungen werden, der sie sich aber bei 
der erstbesten Gelegenheit wieder entzieben. Es fehl⸗ 
halt die Antriebskraft, Idealismus und Ueberzeugung 
zum Bringen freiwilliger Opfer. Idealismus und 
Ueberzeugung sind die Voraussetzungen zum frei— 
willigen und freudigen Opferbringen für ein Ziel. 
Die Gewerkschaftsbewegung dient nur 
der Erreichung eines Zieles, der Verwirklichung eine; 
Ideals. „Der Arbeiter soll als aleichgeachteter und 
gleichberechtigter Mensch in Wirtschaft und Staat vol 
zur Geltung kommen; er soll nicht Sklave in der 
Wirtschaft und Nummer im Staate sein. sonderr 
gleichberechtigtes Mitglied der Wirtschafts- und Volks 
emeinschaft.“ Das ist, auf eine Formel gebracht 
* s Hoheziel unserer Gewerkschaftsbewegung. Et 
ist das Ideal, welches in der Vorstellung der Gräun 
der unserer Bewegung lebte, die die Bewegun— 
dann schufen um durch sie die Verwirklichung herbei 
zuführen. Es ist das Ideal, das die Werben 
anspornt, immer mehr Schicksalsgefährkter 
bon seiner Richtigkeit zu überzeugen, um auch derer 
Zraft, deren Opferleistiing in den Dienst der heiliger 
Sache zu stellen. Es ist das Ideal, von dem arte 
—— Mitglieder überzeugt werden müssen 
mit sie auch die Tugend praktisch üben, auf die e— 
gerade heute, wo der Entscheidungskampf zwischer 
alten und, neuen Wirtschaftskräften emflammt ifs 
mehr, wie je ankommt: die Tugend der Beharr 
lichkeit. 
Das muß uns klar sein: das Ziel läßt fich nu 
schristweise erreichen. Sine Unmenge von Neben 
aufgaben muß erfüllt werden die in ihrer Richtunt 
auf das Ziel verlaufen. Hebung der materiees 
dage, die Voraussetzung zur Hebung der kuiturellen 
dage des Arbeiters ist. Verkürzung der Arbeitszei 
zur Verhütung frühzeitjgen Verbrauchs der Körder 
kräfte, Förderung und Pflege des geistigen Fortschrit 
les zur Bewältigung neuer Aufgaben Erweiteruno 
und Festigung der rechtlichen Stellung des Arbeiten 
in Wirtschaft und Staat — das alles find Teilgebiete 
die bearbeitet werden müssen, weil sie in der Rich. 
tung auf, das Ziel liegen. Auch das muß uns Nar 
sein: die Fortschritte auf diesen Teilgebieten müssen 
den alten Wirtschaftskräften abgerungen werden 
Abgerungen durch vereinigte Hraft. Die Gegenfeite 
*a natfürsich unserer Kroft ihre Qroft degen 
Scxitdem die Steinkohle ein rarer Artikel geworden 
ist, ist die Technik eifrig bemüht, andere Energie— 
quellen der Krafterzeugung dienstibar zu machen. In 
den Nummern 10 und 11 unseres Organs brachten 
wir zwei Artikel, die sich mit der Brennstoffrage im 
Lokomotivbetrieb beschäftigen. Wfiet 
schilderten die Versuche und Ergebnisse, die im Loko 
motivbetrieb mit den verschiedensten Brennstoffen 
zur Krafterzeugung angestelli werden, um von der 
Steinkohle unabhängig zu werden. Die größte Aus. 
sicht eröffnete sich hier der Oelfeuerung. die besonders 
auf Mngösischen Bahnen sich schon Eingang ver 
schafft hat. Die Oelfeuerung ist lange nicht mit so 
viel Umständen und Schwierigkeiten verbunden, als 
die Kohlenfenerung. In Landern, die über Heizvl. 
rohstoffe verfügen, wird wohl die Oelfeuerung im 
Lokomotivbetrieb die Feuerung der Zukunft sein. 
Sodann ist bekannt. daß in immer größerem Aus— 
maße die Wassser kraft zur Erzeugung von eick. 
trischer Kraft Auswertung findet. Die elektrische 
Kraft wird neben anderem ebenfalls in den Diensi 
des Eisenbahnbetriebes gestellt, was große Ersparnid 
an Kohle bedeutet. Ungeheure Kraftenergien können 
durch Nutzbarmachung der Wasserlaͤufe noch in den 
Dienst von Verkehr und Induftrie gestellt werden 
So entstehen der Kohle in Del und Wasserkraft erheb⸗ 
—J— 
Verwendung des Oels als Antriebskraft stark zu. In 
einem Artikel der „Deutschen Bergwerkszeitung“ wind 
schon vom „Siegeslauf der Oelschiffahrt“ gesprochen. 
Das „Zeitalter des Dampfes“ schicke sich an, einem 
„Zeitalter des Oeles“ in der Welt-Seeschiffahrt Plat 
zu machen. Die Dampfmoschine, die auf Kohlenfeue. 
rung angewiesen war wird pehr und mehr durd 
den Oelmotor verdrängt. Die „Deutsche Bergwerks 
zeitung“ schreibt, „das Zeitalter des Oels brich 
erheblich stürmischer herein als vor 100 Jabren do 
des Dampfes“. In der Kleinschiffahrt (Motorbootel. 
war der Oelmotor schon vor Jahren verbreitet. In 
der Großschiffahrt beherrschte aber die Dampfmaschin 
das Feld. Der eatieg kann du i ane 
5 heute auf dem PLunkt der neuen Antriebsform der Schiffahrt gelten 
— egein wen nene die Die Hohlennot ebnete der Oelfeuerung und dem Oel 
Zehartuchten dem dinmal für richtig erkannten Ideal motor, auch in der Großzschiftabtt die Bohn. Hingt 
mit all ihren Kräften zu dienen. Und das taten sie bome noch daß unter sonst gleichen Umstaͤnden des 
obschon viele die klare Erkenntnis hatten, daß sie ins Delgchiff dem Kohlendampfer sowohl in bezug aut 
Frab sfinken werden, ohne auch nur einen Teilerfolg Leistungsfähigkeit wie auf Wirtklchaftlichkeit uns 
auf dem Wege zum Ziel zu erleben. Die Ueber⸗ Sanberdeit ganz erheblich überlegen ist. 
zeugung von der Richtigkeit des Ideals bestimmte sie! Seestaoten, die im Bezug von Brenn- und Treibö. 
in dem begonnenen sittlichen Guten — für den Schiffahrtsbetrieb vom Ausland unabhängi 
Durch ihre Beharrlichkeit dienten sie dem Ziel dienten sind, verdrängen nun die Kohle aus dem Schiffahrts 
sie u8. die wir heute dank dieser Beharrlichkeit dem betrieb sehr schnell. Weniger schnell kann Deufichiant 
Fortschritte auf dem Wege zum Ziel uns freuer dolgen, weil die— Versorgungsmöglichkeit mit Oel hiet 
können. Wenn nun wieder eine Zeit angebrochen ist ehr erschwert ist. Jedoch auch, Deutichland besitz 
wo die Gegenkräfte das Fortschreiten zum Ziel zum schon große, durch Dieselmotore betriebene Seesch'ffe 
Ztillstand gebracht haben oder gar eine Zurückdrän Am schnelliten vollzieht sich der Umwandlungsprozel 
aung erzielten, dann darf das in uns den Glauber in Amerita. dann folgt England, Nach der „Deuntjscher 
an die Richtigkeit des Ideols nicht erschüttern. dar Bergwerks. Zeitung“, gen 1920 auf amerrkanischer 
in uns den Willen zunn Ausharren nicht löhmer Werften insgesamt 720 Schiffe auf Stapel, von dener 
und den Opferwillen nicht ersticken. Beharrlichkei nicht weniger als 636 auf Oelbetrieb eingestelll 
muß geübt werden. Denken wir daran; das isrgeli wurden. Selbst leistungsföhige große Koblendampfei 
tische Volk wollte bei seinem Zuge durch die Wüste werden für Oelfeuerung oder Motorenbetrieb umge 
mehr als einmal verzweifeln an der Zielerreichung baut. So noch jüngst der nun den Amerikanern 
Immer wieder weckte Moses in dem alle Nöten durch. gehsörende frühere deutiche Riesendampfer Vater 
kostenden irrenden Volkes die Beharrlichkeit und diese sand'“. Die Erfahreingen mit Oelanerieb sind die denk 
Beharrlichkeit führte das israelitische Volk zum Ziel bar günstigsten. sodaßz die Zukunft in der Schiffahn 
führte es ins gelobte Land. — Unser Ideal ist richtig demOel gehören wird. DieOelfeuerung hat in der See 
ist erstrebenswert. ist Opfer wert. Auf dem Wege schiffahrt schon einen riesigen Aufschwung ez 
zur Verwirklichung des Ideuls sind schon werwolle Teii. währefid der Oelmotorenantrieb noch in der Entwi 
ergebnisse erzielt. Mag es auf dem Wege zum Ziel lung begrifsen ist. Nach einer vor kurzem hergus 
auch mal einen Stillstand oder Rüchschlag geben. die gegehenen Statistik von Llonds-Büro betrug die Zah 
Beharrlichkeit muß uns trotzalledem bestimmen. fest der Delschiffe am 30. Juni 1914 insgesamt 290 an 
zuhalten am Sireben nach dem Ziel, also festzu. 80. Juni 1922 hingegen schon 1639. Insgesamt 46 
halten an unserer Gewerkschaftsbewe, Prozent der Welttonnage. also ein Viertel entfielen 
gung, die den Weg au unserem Ziele'am 30. Junj 1922 schon auf die Oelschiffe. Diep 
—X Zahlen bestätigen mehr als alles andere den Siegeé 
saanf dor Dolsichiffahrtk“ Grzßore Girgchtie
	        
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