Saarbrücken, den 21. Oltober 1922
89 .— ———
Organ des Gewerkvereins christl. Bergarbeiter Deutschlands für das Saargebiet
Sa vitnxaltui·.otistic. debung V.
Botenlohn. für Postabonnenten s i viertel jährlich des Bergarbeiterstandes Fernsprech· Anschluß: Autt eι Nummer 1830
ZSahrgang 8
Kameraden! Auf zur lebendigen Tatl
Wir rufen Euch heute aut zur lebendigen Tat
Komeradenl und zum praktischen Wirken. Zur lebendigen
Tat und zum praktischen Wirken für unseren Gewerkverein christlicher
Bergarbeiter Deutschlands. Wer für ihn praktisch wirkt und sich leben-
dig betatigt, der tut das für sich, ftür seine Familie und für die Volks
gesamtheit. Schon ott ist in Notzeiten dieser Rut an Euch ergangen.
Und noch nie vergebens. Noch immer weren Kameraden bereit, au
die Schanzen 2zu treten, sich für ihren Gewerkverein einzusetren. Auch
diesmal wird unser Rut nicht ungehört und unbeachtet verhallen. Der oft
bewahrte eiserne Wille, die in manchem Sturm erprobte Opfei freudigkeit
vwerden auch diesmal nicht versagen, wo es gilt, durch gesteigerte
VWerhearheit auf der ganzen Linie
unseren Gewerkverein weiter vorwärts und
aufwärts zu bringen. Jawohl, gesteigerte
Werbearbeit, die auf der ganzen Linie
insetzen mub, an der sich à lle Kamera-
den, junge und alte, beteiligenl!
Warum gerade jetzt Werbearbeitl
Unser Lohnverhältnis ist doch einiger-
maben geregelt, die knappschaftlichen Ver-
hältnisse ebentalls, da können wir doch mal
der molligen Ruhe pflegen, sSprechen ob
unseres Ausruses höchst erstaunte Kame-
raden. Gerade in Zeiten, wo Kameraden
20 sprechen, drohen dem Arbeiter und
sgeiner Familie, dohen den Gewerk
schaften die gröbßten Gefahren.
Wir müssen alle, jung und alt, in den
kommenden Tagen und Wochen die regste
Verbearbeit entlalten, in ihr lebendige
Taten volibringen, um
die eingerissene Louheit der Berꝗgleute
2zu ũbherwinden,
die geplanten Vorstõbe der Unterneh-
mer mit Erfolg abzuwehren,
die bisherigen Errungenschaften für
die Zukunft zu sichern,
den materialisstischen Zeitgeist zurũck-
zudrängen.
— Kamereadenl Eine verderbliche Lau-
heit macht sich zurzeit in Bergmanns-
kreisen breit. Diese Schwächt das gewerk-
schestliche Wolen, schädigt den gewerkscheitlichen Geist, stärkt die
Steliung der Feinde der Arbeiter und begünstigt deren Absichten.
Woher kommt diese Lauhbeit?
Eine Zeit reicher gewerksschaltlicher Erfolge liegt hinter uns.
Ziemich leicht ließen Ssich in der Zeit des Zusaemmenbruches und
nachher gewerksschaftliche Erfolge erringen. Ertolge, an die die alten
Gewerkschaftler nicht zu denken wagten!
Die Zeiüten der lerohten EpPfolgsmöglichkeiten
Sincd vor
Uni jeden Erfolg muß wieder zäh gekämpft werden. Das ũbersehen
die Kameraden, die erst in der Zeit des gewerkscheftlichen Riesen-
lorischrittes zur Orgenisation kamen. Sie hat ein Gefühl der Settigung
ergritfen. Was wohen wir noch mehr, uns kann die Gewerkschaft
doch nicht mehr dienen? Mit dieser faulen Ausrede streben solche
Bergmänner von der Organisation weg oder verekeln andern die ge
werkschastliche Täetigkeit. Solcher Zustand ist die schlimmste Gelteahr
lũt die Kameraden und ihre Fomilien.
Der Unternehmer liegt auf der Lauer.
Er freut sSich der gewerksscheaftichen Lauheit. Diesse begön-
stigt seine Absichten. lm gegebenen Augenblick wird er vor-
xtoben, und den Bergleuien das bisher Errungene
wieder abjagen. England haben die Bergbeuunternehmer
den Bo männern eine schvere Schlappe schon beigebracht. Die
dortigen Bergmänner können an die Brust schlagen und bekennen:
durch eigene Schuld, weil sie die Wernungen alter erfahrener
Führer in den Wind schlugen und im unrechten Zeitpunkt den Aus-
e inandersetrungskampf mit den Unternehmern aufnahmen. Auf Jahre
vinaus sind sie in ihrer Schlagkraft gelähmt und ist die Machtposition
der Unternehmer gefestigt. In Frankre ich haben sSOozialistisché
Meinungskampfe die Gewerkschaften stark geschwächt. Die weger
der positischen Kampfe verärgert ausgetretenen Mitglieder fanden nich
qie Krft und die Btschlossenheit, in wirklich neutralen Gewerkschat-
len sich z0 Sammeln und blieben vnorganisiert. Jetzt haben sle schor
die Quittung der Unternehmer. Im Eisenbahn. und Schitfahrtsgewerbe is
der Achtstundentag dur chhrochen-
Die Bergwmänner sollen ab 15. Oktober entweder eine Verlângerung
der jetet schon acht Stunden betragenden Schichtzeit unter Tage ode
eine Rörzung des Lohnes hinnehmen.
Diese Vorgäange müssen uns Ansporn sein, durch emsige Werbe
arbei die Lven aufzurütteln. Auch im Saargebiet wird der Unter
nhehmer vorstobhen, wenn wir die Lau-
heit nicht überwinden. Wir müssen die
gewerkschaftlsiche Kratt jetzt in der Haupt
Das Leben ist hert und die Zeit ist h Who
A en art un e Zeit isst so schwer, 3
Und die Aussicht ist trũb und von Hoffnunq so leer. e — ——
Es mũhen sich Scheren ums täã gliche Brot, vinstellen. vogt den Lauen, daß durch
Und drũckender sinkt es um Schãchte und Schlot - hre Schuld grobe Getehr her ausbeschworen
Da rinꝗt es sich machtig aus felsigem Schoß: ist. In Gelahr b efinden sich
O Knoeppe, gestalte du selber dein Los Verkũræie Arbheitsæeit, FDSpuæn-
Und eélil' mit gewaltigen Handen u Gndergeid, Denutasckohlen,
Das drohende Schicksal zu wenden! 3 knanpsonaft-
O schlieb dich mit andern z2u einigem Heer Hens FOM-ιινι
Und stelle dich den Nöten der Zeiten zur Wehrit Erinnert die Lauen und Fernstehenden an
Der Einzelne vird elend vom Drucke zermaliat, die frũheren Zeien. vo der Bergmann
Wenn die Frucht seiner Arbeit in Oefen verqualmt, entrechtet var. irgend⸗ dur Geliung kam.
Geschlossen doch z2winget ihr Berge vom Fleck Not vn d Eend litt. Die Gleichberechtigung.
Und Not und Verhãngqnis ilid dienender Zweck. die die Ber amanner sich mühsam erkampti
Oott selbst maꝗg die Zagen nicht leiden. haben dicht zu vergessen.
Die sich drũcken und tatlos bescheiden. Wir er h alten das Errungeno, vn
sichern die Gleichberechtigung, wir ver-
50 lasBt denn aus Nõöten und nãchtlichem Greaun eiteln die Absichten des Unternchmers
Uns Wege zur strohlenden Sonne baun! wir schaffen uns weitee Erfolgsmöglich-
Die Opferscheu weiche beschämet zurũck. keiten, wenn wir alle am
Der Brudersinn werde der Fũhrer zum Olũck. Ausbau des Gewervuereins
Zur Mitarheit reib es den Trägen empor, 3
Und der letate der Kneppen brech singend durch“'s Tor ws beteilgen. Pes kapn nur durch
Wir z2wingen die finsteren Mächte Werbearbeit e chehen. Werbæearbeit er
Als wackere Sõohne der Schachie. I ztens zur Gewinnung deuer Miglieder
L LRessing. 9 — veankender Migeg und
erbearbeit z2weitens z2ur Erziehun
——r vorhandener Mitglieder zu — 88
Gewerkschaftlern. Werbearbeit ist Apostelarbeit im Dienste der
Familie und des Standes; denn erhalten wir durch sie die Er
rungęnschaften, ermöglichen wir durch sie weitere Fortschritte,
dann wird auch das Auskommen der Familie und des Standes
für die Zukunft gesichert. Unterlassen wir die Werbearbeit, dann
schadigen wir die eigene Familie und den eigenen Stand. Darum
auf zur Werbearbeit in vorstehend gekennzeichnetem Doppelsinne!
Vergessen wir nicht, dab auch die Zeit der Masseneintritte vor
bei ist. Es ist in dieser Hinsicht die Zeit wieder gekommen, wo
um jedes einzelne Mitalied
2ãh un zielbewusst getkampft
verden mub. Genau so vwie in der Vorkriegszeit muß die Ha us.
agitation wieder al erorts zur Durchführung Kommen. Dieser Klein
kneg ist 2war ermüdend und zeitraubend. Aber der Preis ist del
Mũhen wert. Wir danken die heutigen Errungenschaften dem Opfer'
villen der Vorkriegsgewerkschaftler, die keine Osßfer und Müher
scheuten, den Gewerkverein durch Kleinarbeit vorwärts zu bringen
Durch Kieinaerbeit, d. . nimmermüde Werbetaätigkeit, wollen wir das
Errungene halten und weitere Ersolgsmöglichkeiten uns sichern
Durch Werbearbeit müssen wir auch
die Grunds ãtze der christlichen Gewerkschaften
ausbreiten, festigen und vertielen. Der. materialistische Geist breite
sich immer frecher aus. Ausbeutung, Sittenlosigkeit, lassenhaß und
Rlassenkampft sind seine Frũchte, die gesundes Volkstum wernichten,
die Familie vergiften und in ihrem Bestande bedrohen, die ultu
veröden und das Zusammenleben der Menschen erschweren. Die
christlichen Grundsätze müssen daher mehr Förderuno und Aner