Full text: Der Saarbergknappe (3 [1922])

Aummer 4 
Saarbrücken, den 28. Januar 1922 
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Orqan des Gewerev⸗ins christlicher Bergarbeiter Deutschlands für das Saargeblet 
Zahrgang 3 
Erscheint jeden Samstag, für die Mitglieder gratis. — 
Preis: für Zahlstellenabonnenten 2,00 Pik. monatlich ohne 
Botenlohn. für Postabonnenten 6,00 Mt. vierteljährlich. 
4 
Fär wirtschaftliche u. geistige Hebung Nelesatrcsiedte Saarbrucken 
des Beraarbeiterstandes gernsprech⸗Anschlutz: Amt Soarbrücken,. Nummer 1580 
Darauf sind wir stolz und wir möchten bitten. uns 
»ementsprechend auch in der Zukunft einzuschãtzen und 
zu behandein. 
Er schreibt, nicht alle Mitglieder der Regierungs 
ommijffion würden immer angegriffen, wegen einer 
inzelnen Tat würde Herr Waught zZern ver⸗ 
gessen. Hauptsüchlich hätte man den Herrn Präjiden⸗- 
en Rault auf, dem Korn. Daraus muß doch Zet 
Artikelsichreiber schließen, wie bescheidene An— 
pruche das Saarvolk an die Regierung stellt, weil 
Zeit Wanght hier oder da mal Verständnis äür die 
erechtigken Forderungen des Saarvolkes gezeigt bat, 
deibt er aus dem Spiel. Daraus sollte doch die 
egierung lernen. und dem Saarvolk mehr Entge— 
senkommen zeigen. Daß der Präsident in der Saupt⸗- 
ache angegriffen wird, AN sehr erklärlich. In jedem 
hetein, in jeder Organisation, wird, wenn eine Sache 
nicht klappt, der Präsident angegriffen. Der Prasident 
st doch der Verankwortliche, desbalb steht er ia stets 
m Vordergrund. 
Es heißt dann ferner in dem Artẽkel, wir hätten 
ins in dieser Versammlung beklagt, daß unbegründete 
Zeftrafungen auf den Gruben stattgefunden hätten. 
wir erhoben uns gegen die angedrobhten Entlaffengen. 
als die Bergleute sich nicht unter die Mglenents 
enngen wollten. Wörtlich heißt es in dem Artikel: 
Bedenken wir doch, daß es sich bei den Gruben um 
inen Foll handelt, daß, falls die vorgeschriebenen 
Feglements nicht genau befolgt werden, das Leben 
on Hunderten von Bergarbeitern in Gefahr ist.“ 
leber Bestrafungen solcher Leute, die Hunderte von 
Mittkameraden in Gefahr bringen, haben wir uns 
rie beschvvert. Terartige Vergehen werden von uns 
n der entschiedenssen Weise verurteilt. Genau so 
erurteilen wir aber auch die Grubenvervaltung, 
alls sie Leben und Gesundheit der Arbeiter in Gefaht 
ringt und Leben und Gesundheit der Arbeiter wer; 
en in Gefahr gebracht, wenn es z. B. in den Gruben 
an den nolwendigen Material, an volsz 
zum Verbauen unwp. fehlt. Das Leben der 
Arbeiter kann auch in Gefahr gebracht werden, weun 
in zu niedrigesGedingegeseszt wird. Ter 
vergmann kann dann mit dem besten Willen und 
rit äußerster Kraftanstrengung nichts verdienen, 
venn er vorschriftsmäßig die Kohle abbant. im 
ber zu verdienen, wird der Eine oder der Andere 
elleicht leschtsinnig. Er läßt wegen des niedrigen 
hedinges manche Vorschrift außer ocht, was wir ver⸗ 
srteilen. Aber noch mehr verurteilen wir die Ver— 
altung, die derartige niedrige Gedinge festiest, 
borin die Ursache liegi, daß sich Leben und Geinnd⸗ 
il der Bergleute in Gefahr befimtet. 
Der „Saar⸗Kurier“ ist entrüstet, daß wir die Politik 
es Bergamtes inbezug auf die Kündigung des Ver⸗ 
rages des Saarbrücker Knappsfchaftsvereins mit dem 
sückverficherungsverband Berltin angreifen und mill 
nicht verstehen, daß wir gegen eine Trennung iind. 
ẽr schreibt: „Die Bergleute, die ihre eigenen Inker- 
sfsen zu perlireten wissen, können keine Maßnahrne 
ugeben, die sie bei einem Bankerott des Dentschen 
siesches schüzen würde.“ Zunächst ist das Kassengeld 
in Teutschland mündelsicher angelegt. Zudem glauben 
namhoste deutsche und sranzösische Wirtichaftspolitiker 
nicht an einen deutschen Bankerott. Auch in uns X 
der Glaube, daß sich Teutschland wieder emporarbei- 
en wird und salls Teutschland bankerott geht, dann, 
a dann sind viele Wirischaftspolitiker des In- und 
luslandes der Ansicht, daß der Hauptaläubiger 
deulschlandd,. Frankreich, mit,, zu runde 
seht. Es wird darüber gehöhnt, daß die französischen 
zergorbeiter die vorgeschlagene Konibination der Soar. 
andischen Arbeiter nicht annehmen wollen. Tas ent⸗ 
pricht nicht den Tatjachen, soweit find die Verhand- 
ungen nicht gediehen und wenn es soweit käme, dann 
däre es für uns als christliche Gewerkschaftler keine 
knttäuschung: Wir haben nie ein Hehl daraus ge— 
nacht. daß wir auf die Internationale keine allzu 
großen Hoffnungen seßen. Wir haben es stets offen 
ausgesprochen, datz wir als deutsche Arbeiter als zu 
aationalistisch verschrieen würden. aber in Wirklich 
keit die französischen Arbeiter Zzu ihrer Ehre sei es 
gesagt — viel, viel nationalistischer sind, wie die 
deutschen. Zu solchen, Lumpenstreschen, wie sich ein« 
zerne auch Arbeiterführer im- Saargebiet“ herge 
5 , νιιιαα αιÂÂα 
rrishrauben laflen 
Der Saumelruf der Rexjahrshonserenz des Geweruwereus qrill. 
Hergarheiter sindet üb rall ein frendiges Echo. 
Der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter hot in Fühlun gemit der Saarbevölkerungsei 
seiner Neujahrskonferenz zum Sammeln gerufen. und teus der Regierungaufgenommenwer— 
dieser Ruf ist nicht unerhört verhalli. Nicht nur der den soll. Soweit wir es übersehen können, baben 
Verband der Bergarbeiter ist für eine —— ich die politischen Parteien bereit erllärt, mitzuarbei- 
nein, in aUen Lagern der Arbeiter, Angestellten wie en. Wir würden uns wirklich freuen, wenn in Zu⸗ 
Beamten, hat der Sammelruf ein freudiges Echo ge⸗ unft nicht mehr auf solche Leute gehört würde, die 
funden. Selbst Chauffeure haben ihre Bereitwillig illes sagen, was die Regierung gern hört, die sogat 
keit zur gemeinsamen Front gezeigt. Dieser Anfang estellie Arbeit, die im Gegenjaß zu ihrem Programm 
der Einmütigkeit bedeutet ohne BZweifel einen Schriit teht, unterschreiben, aber keine Leute hinter sich 
voran. Wir sind nun nicht so optimistisch veranlagt, aben. Wir sind schon oft in unseren Hoffnungen be— 
daß wir annehmen, in einigen Wochen wäre jeßt im rogen worden. Wir wollen aber trotzdem uns jeßzt, 
Saargebiet alles geeint, nein, im Gegenteil, wir wis- sachdem in Genf der Generalsetretär jedenfalls im 
jen. daetz wir noch mit Anstrengung aller Kräfte arbet- Uuftrage des Präsidenten der Regierungskommission 
ten müssen, um eine vollstandige Einheitsfront im die ZFühlungnahme mit der Bevöllerung versprochen 
Sqargebiet herzustellen. Es ist uns nicht unbekannt, jat. annehmen, daß in Zukunft das nachgeholi wird. 
daß die Ansichten in den einzelnen Otganisationen vas in der Vergangenheit versäumt wurde. Es ist 
noch weit auseinandergehen. Es handelt sich hier Fatsache, daß während der militärischen Diktatuc zwi⸗ 
nicht um die Veitgliederkreise, sondern meistens nur chen Arbeiterorganisationen und den militärischen Ge— 
um einzelne Köpfe. Die Mitgliederschaft aller Ver- valthabern in wirtschaftlichen und sozialpolitischen 
dunde im Saargebiet — das steht jest — ist für den Dingen eine weit bessere Fühlung bestand, wie heute 
FSinheitsgedanken. hzei der Regierung. Sowohl Herr General And- 
aner wie auch Herr General Wirbel haben mit 
den Bergarbeiterorganisationen sebr oft wirtschaftliche 
Fragen erledigt. 
Die Zustimmungen der verschiedenen Organisatio— 
nen sollen uns ein Ansporn sein, das gesteckte Ziel im 
Auge zu behalten. Sie geben uns die nötige Krasft 
zur intensiven Weiterarbeit. Die Zustöndigkeitserkla- 
rungen lassen in uns die Hosfnung auftktommen, daß 
der gegenseitige Kampf derjenigen, die eigentlich zu— 
aimmenstehen mssen, in absehbarer Zeit aufhört. Ja, 
die Hoffnung lebt in uns, daß der unnatürliche Kamof, 
der von Fremden mit Absicht in die Reihen der Ar— 
beiter, Beamten und Angestellten des Saargebietes 
gerragen wurde, verschwindet. Ein greifbarer Eriolg 
des Zusammenarbeitens ist bereits am Sonntag, den 
15. Januar, geboren, indem die Knappschaftsaltesten 
des Gewerkvereins und des Verbandes zur prneinio- 
men Arbeit zusammenkamen. Es ist ganz natürlich, 
daß die Gemeinschaftsarbeit von Zeit zu Zeit noch ge⸗ 
stört wird, daß man versucht, die Einheitsfront al 
durchbrechen, doch da werden hoffentlich sich die Ar⸗ 
beiter stark genug erweisen. Jedenfalls ist bis jetzt 
— ——— 
nerzeichnen 
tinfere PVarole im Saargebiet war stets die: „Für 
das Wohlder Sgaarbevölkerungzuschaf— 
fen und zu wirken.“ Dieser Parole wollen wir 
nuch in Bukunft Geltung verschaffen und alles darauf 
einstellen. Wenn die Werksverweltung und die Saar— 
regierung dasselbe will, nun ja, wir sind wie immer 
ꝛereit. Aber anfrichtig muß gearbeitet werden. wenn 
»as Wohl der Saarbewohner auch wirklich gescadert 
verden soll. Der Friedensvertrag muß ehrüch ein— 
halten werden. Strittige Punkte dürsen nur zum 
Wohle der Bevöllerung ausgelegt werden. Das Wohl 
»es Volkes an der Saar foll oderfter Grundĩatz aluer 
ein. Mit Genugtuung haben wir geleien, daß der 
Leneralsekretͤr der Saarregierung in Genf sich da⸗ 
jingehend geäußert hat, daß in Zukunft'die 
Gewerkverein uns ommenden Stellen die Ansicht unserer Milglieder, 
8 a3 . Vjs Ane —E ee zu 
Saar⸗ 3 interbreiten. Der Artikel, des „Saar⸗Kurier kann 
urier jar nicht den Zweck gehabt haben, über uniece Be⸗ 
irkskonserenz zu berichten, denn er bringt eingangs 
ine vollständige Uebersicht über die Ereian'sse im 
Zoarbezirk jeit Eintroffen der Regierungskommission. 
udeisen wir uns nur mit den Ereignissen der letzten 
Wochen beschaftigt haben. Daß die Üüebersicht nicht jm 
Sinne der Saarbewölkerung, sondern ediglich im 
ngegengeletzen Sinne geschrieben ist, infalgedessen 
eht diele Verdrehungen enthält, braucht wohl nicht 
esonders betont zu werden. Ter Sagaar-Hunier“ 
hreibt, die preußischen Elemente seien in Saorbrücken 
ehr zahlreich. Tas ist doch erklärlich. Weiß denn 
er—Sagr-Kurier“ nicht, daß nach dem 
zriedensvertrag die, Bewobner des 
Zargebietes ibre alte Staatsange- 
rörigtkeit behalten? 
Er fährt denn weiter fort und bezeichnet den 
deweroerein als die be e Truppe im Saacqgebiet. 
Der „Saar⸗Kurier“, der in der letzten Zeit bei den 
Arbeitern unten durch ist, bringt im französischen 
Teil einen Artikel über unsere Revierkonierenz. Wir 
vollen es dem „Soar-Kurier“ nicht verübeln, daß er 
vpie immex, unfere Revierkonfereng verunglimpft umd 
uns polittiche Motive unterstellt, um so das Ausland 
Anzulügen. Es bedarf gar keinet näheren Tar. 
egung, daß wir uns auf unserer Konfetenz mit 
Fragen beichãftigt baben, die uns als Berglerüe an— 
gehen. Und es dürite doch bekannt sein, daß es für 
den Arveiter wirtschaftliche Fragen gibt, die ledig— 
lich mit der Bergwerwaltung zu lölsen find, und 
andere, z. B. sozial⸗politische wosür die Regierung 
in Frage lommt. Wenn wir nun in Konferenzen 
ujaninenkommen, dann erhalten beide Stellen von 
ins das Rötige gesogt. Dieses geschiebt nicht. um 
ediolich Nritit zu üben, sondern um den in Frage
	        
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