1933
Saaurheimatbilder
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Sitze des Stabes fand allabendlich ein
von der Bevölkerung sehr begrüßtes
Konzert der Militärkapelle statt. O,
daß unsere Jugend dies auch einmal er—
leben könnte!
Unsere bisherigen Ausführungen
zeigen uns ein Bild der Vor⸗—- und
Nachkriegszeit des heutigen Lebach.
Nun ein Bild seiner älteren Geschichte.
Der Ort war anscheinend schon rö—
mische Kolonie. Das beweisen die Nach—
grabungen, die 192414926 der Kon—
servator des Saargebietes, Oberregie—
rungs- und Baurat Klein vornahm. Er
legte in der Nähe des früheren Schlosses
La Motte 160 Römergräber mit Knochen,
Münzen und Gefäßen frei. Ebenso fand
man schon früher in der Rähe genann—
ten Schlosses, am Pfade von der Motte
nach Lebach, da wo der frühere Mühlen—
teich anfing, eine 200 Meter lange Stelle
mit römischen Ziegeln bedeckt. Im Di—
strikt Seiters begegnete man beim Wege—
hau 1830 unter dem Boden einer alten
Straße und neben ihr Urnen mit
Knochen und dergleichen. Im Mittel—
alter bildete Lebach mit den Orten
Landsweiler, Hahn, Niedersaubach,
Rümmelbach, Gréeinhof, Wahlenhof (das
heutige Böhmen oder Behmen) und dem
Schloß „Zur Motten“ eine reichsunmit—
telbare (d. h. keiner Landeshoheit, son⸗
dern lediglich dem Kaiser und Reich
unterworfene) Herrschaft. Ihr Ursprung ist unbekannt. Später
bildete Lebach eine Vierherrschaft, Kurtrier, Pfalz-Zweibrücken
und der Freiherr von Hagen auf Schloß „Zur Motten“ besaßen
je , das Kloster Fraulautern , davon. Die Landeshoheit war
gemeinschaftlich, die Hoheitsrenten wurden nach vorstehendem
Maßstabe verteilt. Jeder der Herren hatte seine eigene Vogtei
und innerhalb derselben seine eigene Zivilgerichtsbarkeit. Jeder
Beamte einer der vier Vogteien erkannte in erster Instanz, Be—
rufungen gegen ein Urteil gingen an die übrigen drei Beämten
in 2. Instanz, an die — in 3. Instanz. Gegen ge—
meinschaftliche Urteile der vier Beamten ging die Berufung
Wegkreuz bei Lebach (1765). (Kellingers Kreuz bei Böhmen.)
zleich an die Reichsgerichte. Unter den vier Beamten hatte der
Kurkrierische gewöhalich den Vorsitz. Ein Hochgerichtsmaier
wurde von den vier Herren gemeinschaftlich ernannt, desgleichen
ein Hochgerichtsschreiber. Außerdem gehörten noch sieben Schöffen
zum Hochgerichte. Jeder der vier Grundherren besaß innerhalb
einer Vogtei noch besondere Gerechtsame. So waren z. B. die
Untertanen der Vogteien Trier und Zweibrücken zu Schatzungen
und zum Militärdienst verpflichtet. Die Freiherrn von Hagen
ließen sich Freigeld zahlen und Frondienste leisten. Fraulautern
stand der Marktzoll' zu, es bezog auch den kleinen und großen
Zehnten. Gemeinschaftlich hatte die Vierherrschaft das Hoch— und
Halsgericht, das über schwere, mit harten Leibes- oder Lebens—
rafen bedrohte Verbrechen abzuurteilen hatte. Dem Freiherrn
von Hagen stand das Recht zu, über Vergehen im Bezirke des
Schloffes La Motte selbst zu urteilen, sofern nicht Todesstrafe in
Frage kam. Letztere konnte nur vom gemeinsamen Hochgerichte
ãusgesprochen werden. Die Hochgerichtsbeamten versammelten sich
sährlich nur einmal, am Dienstag nach Margaretentag unter der
Lebacher Linde. Diese stand noch zu Apsan des 19. Jahrhunderts
milten im Ort vor „Lindenschneiders“ oder „Linnigen“ Haus.
Das war der heutige, alte Marktplatz mitten im Ort, vor dem
sehigen Hotel Klein“ Unter der Linde wurde im, Jahre 1550 das
Jaͤhrgedinge abgehalten. Obenan saß der Kurfürst von Trier,
dann'kamen Juüker Ladwein von Dillingen, Junker von Hagen
und die 83 von Fraulautern. In einiger Entfernung da⸗
von war der Pranger Schandpfahl) errichtet. Die Hinrichtung
durch den Strang vollzog der in Landsweiler wohnende Scharf⸗
richter in der sogenannten Galgenheck, die noch heute diesen
Namen führt.
Die Herren von Hagen wohnten in dem etwa Stunde
südwestlich von Lebach gelegenen Schloß „Zur Motten“ oder
Schloß La Motte, wovon nur noch einige Teile erhalten und be—
wohnt find. Auf dem Türsturz der zerfallenen und jetzt gänzlich
rerschwundenen Mühle war, ein Hagensches Wappen mit der
Jahreszahl 1377 zu sehen. Die Pfartkirche in Lebach zeigt in
dochreliefs die Bildnisse des Nikolaus von Hagen und dessen
Sohnes Johannes sowie die Freiin von Elz⸗Rolendorf, gest. 1753,
deren Gemahl zufolge der Inschrift in der Liebfrauenkirche in
Trier begraben liegt. Das Geschlecht deren von Hagen war eines
der ällesten im Rheinland. Im Jahre 1444 wird ein Freiherr
Johann von Hagen als Vormund seines Neffen Johannes von
dillingen erwähnt und im Jahre 1520 ein Edler Friedrich von
Zagen? In mehreren Urkunden wird diese gFapilie auch „von
Hane“ genannt, was den Schluß zuläßt, da der heutige Ort
Hahn, 20 Minuten nordwestlich von Lebach, wo man deutliche
RKefte einer Ritterburg: zerfallene Mauern und kellerähnliche
Gewölbe traf, der Stammsitz der Familie war. Das Schloß La
Motlte befand sich schon im 14. Jahrhundert im Besitze deren von
Hagen. Nach dem Frieden von Luͤneville 1801, n hleset w
der Grundlage des Friedens von Campo Formio 1797 iel mi
dem linken Rheinufer auch Lebach an Frankreich. Im 2. Pariser
Frieden 1815 wurde die Vereinigung mit Preußen gusgeppochen
Nach dem Tode des letzten von Hagen, 1816, gingen Schloß und
334u1 La Motte in andere Hände über. VDie Besitzer haben
Der Kallenstein a. d. Sorbera.