Reite 18
Saarheimatbilder
1938
zählt die Völker, nennt die Namen, die
gastlich hier zusammenkamen?“ Er—
innert sei an den geradezu glänzend
verlaufenen Bauerntag mit seinem
wundervollen Festzug, an die verschie—
denen Pferderennen der Nachkriegszeit,
die Tausende und aber Tausende von
Besuchern, darunter die Spitzen der Be—
hörden, nach Lebach brachten. Aufge—
führt sei der große Gesangwettstreit
1922, an dem 42 Vereine teilnahmen.
Ins Gedächtnis sei uns zurückgerufen
vor allem die glänzende Jahrtausend—
feier der Zugehörigkeit zum Deutschen
Reiche, die trotz aller Verbote und Ein⸗
schränkungen seitens der Regierungs—
kommission ein hervorragendes Bekennt—
nis zum Deutschtum darstellte. Für
die Pflege des Kulturellen sorgen
die verschiedensten Vereine und Ver—
bände. Das Vereinsleben ist stark ent—
wickelt, artet aber nicht in die öde Ver—
einsmeierei aus, sondern jeder Verein
ist auf Fortschritt bedacht und bestrebt,
seinen Mitgliedern etwas zu bieten.
Gesangvereine, Turn-, Jünglings- und
Kriegervereine wetteifern in edlem Be—
streben um die Pflege des deutschen Ge—
dankens, eine ausgezeichnete Feuer—
wehrkapelle stellt sich in den Dienst der
guten Sache. In Lebach feierte unser
verehrter Herr Reichspräsident General—
feldmarschall P. von Hindenburg im
Jahre 1897, gelegentlich einer Generalstabsreise, seinen 50. Ge—
burtstag im altbekannten Hotel Schaidt; hier überraschte ihn
damals die Feuerwehrkapelle mit einem Ständchen, über das er
sich sehr freute und die Mitglieder in freundlichster Weise be—
wirtete. Noch heute erzählen die überlebenden Mitglieder der
Kapelle mit Stolz und Freude von diesen Stunden. Hier war
das ideale Manövergelände des Grafen Haeseler und seiner
Nachfolger, der Kommandierenden Generale des 16. Armeekorps
in Metz. Zedes Jahr wurden die Truppen freudig empfangen, in
die Quartiere begleitet und bewirtet. Niemand empfand das als
eine Last. Zahlreich waren die „Schlachtenbummler“. Hier am
Motiv an der Thel mit Blick auf die kath. Pfarrkirche.
Wer kennt nicht Lebach, diesen idyllisch in einem Talkessel!
enenen reizenden Marktflecken? Aus dem Munde aller
Wandergruppen, aller durchziehenden Vereine singts und klingts
„In Lebach iß Maart“, einmal um die Bedeutung des Ortes äls
Marktflecken zu unterstreichen, dann aber auch als Entgelt für
die gefürchtete spize und witzige Lebacher Zunge, als kleine „Ver⸗
äppelung“ für den „Lebacher Wind“. 211 Mtrt. ü. d. Meere liegt
es, trotz seiner Lage im Theltal, umgeben von Hügeln und Ber—
gen, alle überragend der Horberg, 411 Mtr. mit, dem mächtigen
Felsgebilde, dem Kallenstein, der, wie der Volksmund erzählt
wenn er die Mittagsglocke von Trier am Karfreitag läuten hört
sich dreimal herumdreht. Seine Bedeutung verdankt der Flecken
Lebach, der in seiner ganzen Struktur einem Landstädtchen ähnelt
in erster Linie den weit und breit bekannten Märkten, deren
Höhepunkt der „Maria-Geburtsmarkt“ am 8. September bildet.
Von allen Seiten strömt es dann herbei, zu Fuß und Rad, per
Wagen und Auto. Tausende speien die am fruͤhen Morgen ein—
laufenden Züge — Lebach ist Eisenbahnknotenpunkt — aus, so
daß in den von Buden und Ständen aller Art eingerahniten
Straßen ein buntbewegtes Leben, aber auch ein beinahe lebens—
gefährliches Gedränge herrscht. Kein Landmann der näheren und
weiteren Inbu versäumt ohne triftigen Grund diesen be—
rühmten Markt. Auf dem neuen großen Marktplatze spielt sich
der Viehhandel ab, während die Frauen und Kinder im Laufe
des Vormittags oder erst am Nachmittag hier eintreffen, um ihre
Einkäufe und Geschäfte zu erledigen. Früher hatten die Märkte,
auch die gewöhnlichen Wochen- und Monatsmärkte, noch eine ganz
andere Bedeutung. Die unglückselige Zollgrenze und die dämil
vollzogene unnatuͤrliche Abschnürung von uünserem Mutterlande
übten auch hier ihre nachteilige Wirkung aus. Die hier ansäs—⸗
sigen Behörden: Bürgermeisteramt, Amtsgericht, Katasteramt,
Notarigat und Postamt drücken dem Orte ihr besonderes Gepräge
auf und tragen viel zu Handel und Verkehr des mit großen und
modernen Geschäften, einladenden Hotels und Gasthäusern ver—
sehenen Ortes bei. Zwei Aerzte, ein —— zwei Rechts⸗
anwälte sind hier ansässig, die oben genannten Aemter und eine
Berufsschule sorgen für Belebung des Ortes. Die Einwohnerzahl
des überwiegend katholischen Ortes beträgt ungefähr 3000. Eine
nach Bau und Innenausstattung hervorragend schöne Pfarrkirche,
eine schmucke evangel. Kapelle, das schöne große Amtsgericht mil
Gefängnis, sowie eine prächtige Volksschule mit sauberer Einrich—
tung, Bad und Handfertigkeitssaal sind Zierden des Ortes. Eine
wackere, fleihßige und ruhige Bevölkerung (Berg- und Hütten—
arbeiter, Landwirte, Geschäftsleute, Handwerker und Beamte) isl
bestrebt, das Ansehen des Ortes hochzuhalten; ihre Fröhlichkei⸗
und Gemütlichkeit, die in dem Schlußrefrain des bekannten Thel—
liedes „An der Thel, da ist's fidel“ ihren treffenden AÄusdruck
findet, ist weit bekannt und verlockt den fremden Gast zu längerem
Verweilen in seinen gastlichen Mauern. Lebach verstehtes Feste
zu feiern. Das ist eine Tatsache, die allgemein anerkannt ist. Er—
innert sei nur an die glänzenden Fastnächtszüge der vergangenen
Zeit, den Burenkrieg, den Krieg Tripolis —Marokko, an das Zi—
geunerleben, den Irndeteẽ bei dem selbst der Zirkus nicht fehlte
an die Völkerbundstaaung, die soaat von Briand besjucht warMe
Marktitraße.