Dritter Teil,
Nachklänge zum Katholikentag.
Von Pfarrer Bungarten.
Wie eine strahlende Junisonne, umrahmt von schwarzem Ge—
wölk und grauem Regenwetter, ist der erste Katholikentag 1928
heraufgezogen. Jauchzend wie ein sieggewohnter Held ging er
seine Bahn. In einem goldenen Abendrot, gesegnet von 100000
dankbaren Herzen, ist er eingegangen in die Ewigkeit. Katho—
hikentag 1923! Du hast dich selber übertroffen!
Von dir und deinem Sonnenglanze und deinem ernteschweren
Garbensegen wird man noch dem späteren Geschlechte singen und
sagen und glücklich preisen, die dich in deinem königlichen Glanze
scchauen durften. Deine Stunden werden unvergeßlich bleiben.
Es war unser Katholikentag! Ein Tag, der wie ein
Riesenmagnet den fünften Teil des katholischen Saarlandes an
sich zog, vor dessen Größe und Ausmaß Freund und Feind be—
wundernd sich neigen. Für viele, die uns ferne stehen und anders
denken und fühlen, mag es ein unergründliches Geheimnis sein,
was das katholische Saarland am Sonntage in Bewegung gesetzt
hat. Sehnten sich die Scharen nach einem politischen Kampftag?
Balt es eine Demonstration und Agitation für irdische Interessen?
Unser 3. Juni verträgt keine Mißdeutung und Anzweiflung seiner
ehrlichen Absichten. Und darum sei es allen Neidern und Ver—
drehungskünstlern von rechts und links ehrlich gesagt: mit leuch—
tendem Auge, klopfenden Pulsen und erhobenem Haupte sind wir
durch diesen Tag gegangen. Uns trieb die Sehnsucht nach dem
was ein Heilandswort zu uns spricht: „Mich erbarmet des Volkes“.
Uns beseelte das Vertrauen zu dem, was ein Petruswort uns
kündet: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des
ewigen Lebens!“ Es war das gewaltige Aufbäumen der katho—
lischen Volksseele an der Saar wider schweren Druck. Die saar—
ländische Vergangenheit hat einst im Garten des katholischen Saar—
volkes viel Wüste und Brachland geschaffen; man hat uns nicht
verstehen wollen, uns verdächtigt, geknutet und bitter wehe ge—
tan. Die Gegenwart hat zentnerschwere Sorgen auf uns gelegt
und uns Katholiken vor schicksalsschwere, ungelöste Fragen gestellt.
Ein verlorener Krieg, ein Friede mit grinsender Maske, ein be—
trügerischer Materialismus, ein bankerotter Sozialismus, ein
Trümmerhaufen vernichteter Diesseitshoffnung hat 100 000 zum
Katholikentag getrieben wie einst das Volk zum Heiland in die
Wüste hinein. Der ungestillte Hunger nach den ewigen, unver—
gänglichen Wahrheiten und Gütern, die Sehnsucht nach einem
festen Halt in dem Chaos unserer Tage, das Vertrauen auf den
Stern der hl. Dreikönige hat die Mobilmachung des Saarlandes
vollendet. Katholische Sgaarländer, schämt Euch
der Stunde Eurer Einkehr nicht! Segnet sie,
wiesie Euchzum Segen ward. Seidstolzdarauf!
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