der Leitung des Herrn Jörg. Trosdem Meister Jörg aus familiären Gründen seinen
Wohnsitz nach Bingen verlegte, blieb doch der Kontakt zwischen dem Chormeister und
seiner Sängerschar bis zu seinem Tode bestehen. Jörg genoß einen weit über die Grenzen
unserer Provinz hinausgehenden Ruf als „Vokal- und Instrumentalkünstler“.
Dann kam die Leitung des Vereins in die Hand des Organisten Thinnes, — der, wie
er war — nur für andere lebte. Aus einer alten Lehrerfamilie stammend, war Thinnes
vor seinem hiesigen Dienstantritt der eigentliche Mitbegründer der landwirtschaftlichen
Schule in Ettelbrück (Luxemburg), eine zur damaligen Zeit als mustergüitig anzusehende
Lehranstalt, Auch seine umfassenden Kenntnisse in der tierärztlichen Behandlung machten
Thinnes zu einem vielseitigen und uneigennüßigen Helfer unserer Vaterstadt. Er war
zin guter Kern in rauher Schale, er war ein Förderer des Gemeinwesens; dieses zeigte
sich auch in dem von ihm geleiteten Vereine, da in dieser Zeit der Chorgeist seine
schönsten Blüten zeitigte. Von 1875-—93 stand dem Verein vor: Herr Organist Trier.
In diese Zeit fällt die Gründung des Kath. Kirchenchores .Cäcilia. Der Städtische
Männergesangverein pflegte von jest ab nur noch den weltlichen Gesang. Bis kurz
vor dem 50jährigen Stiftungsfeste 1895 dirigierte der Musiklehrer Herr Bingemer —
ein St. Wendeler Kind — den Verein. Dann übernahm die Leitung Herr Gerichts-
sekretär Hermann Röder, bis er in vorgerücktem Alter die Vereinsleitung in die Hände
des Vereins zurückgab. In diese Zeit des Herrn Röder fallen die beiden herrlichen
Feste: das 50- und 60jährige Stiftungsfest, welche in den Jahren 1895 und 1905 durch
ihren schönen Verlauf Glanzpunkte in der Vereinsgeschichte bilden. Noch heute sei,
der rührigen Präsidenten, der Herren Ph. Wolf und Heinrich Scherer mit ihren Stäben
gedacht. Die Erinnerung an diese Tage lösen bei jedem, der diese miterleben durfte,
noch heute eine angenehme Erinnerung aus. Da wurde vom Besten nur das Beste
geboten, ein beredtes Zeugnis, wie innig der Verein mit der Bürgerschaft verwachsen
war. Diese Festtage galten als ein großes Familienfest, an dem die Sangesbrüder
weit über die Grenzen unseres Gaues hinaus mit Befriedigung teilnahmen. Für die
Zeit der Verwaisung leitete Herr Jakob Beilstein den Verein und übergab den Diri-
gentenstab im Jahre 1912 der bewährten Hand des Hermn Johann Schmitt, der bis
zum Frühjahre 1924 als Dirigent dem Vereine vorstand. Der Weltkrieg verurteilte
den Verein zur Untätigkeit. Doch pflegten die Wenigen, am Kriegsdienst Unbe-
teiligten, den Vereinsgedanken und standen mit denen, die um die heimische Scholle
kämpften, in stetem Verkehr. Mancher treue Sangesbruder schläft den ewigen Schlaf
in fremder Erde. Nach Kriegsende fand der Rest der Mitglieder sich wieder zusammen
und vereinte sich zu einem eindrucksvollen Requiem in der Hospitalkapelle für die ge-
fallenen Mitsänger. Seit dem Frühjahr 1924 dirigiert Herr Lehrer Franz Veith
den Verein, der bis auf den heutigen Tag musterhaft den Taktstock schwingt, zu
Nuten und Frommen der Sängerschar, die nicht nach billigem Lob hascht, sondern
treu ihrer Aufgabe an dem Geschick des Bürgertums, von der Wiege bis zum Grabe.
innigen Anteil nimmt.
Am achtzigsten Jubelfeste, 27., 28. und 29. Juni 1925, sah man, daß der Verein
unter dem jesigen Vorsitenden Herrn Heinrich Neuberger Wert darauf legte, dem
Fest den schönsten Glanz zu geben. Es darf wohl zu den schönsten Vereinsfesten
gezählt werden, die je in St. Wendel organisiert wurden. Die gesamte Bürgerschaft
unterstütste die Bemühungen ihres ältesten städtischen Vereines und half arbeitsfreudig
mit an dem großen Plan, der sich endlich erfüllte und in einem großartigen Stadtfeste