Full text: Bundes-Buch des Saar-Sänger-Bundes

Musikverein Harmonie Saarbrücken. 
Eingetr. Verein. Gear. 1888. 
Zu dem Aufschwunge des Musik'ebens unserer Saargroßstadt hat der Musikverein 
Harmonie nicht unerheblich b-igetragen. 37 Jahie steht er im Dienste eines kunst- 
liebenden Publikums, und er konnte in jeder Konzertsaisan mit mehreren zum Teil großen 
Konzertautführungen dienen. Seine Gründung fällt in den Frühling des Jahres 1888, 
Zweiundzwanzig Herren riefen am 7. März den Männer-Gesang-Verzin Harmonie ins 
Leben und wählten zu seinem Vorsitzenden Juwelier Brems. Die musikalische Leitung 
übernahm Konrad Heubner, ein kervorragend begabter Musiker, der im Jahre 1886 
J. B. Zerlett als Dirigent des Instrumentalvereins abgelöst hatte. Von dem tüch igen 
Wollen und Können des jungen Vereins legten die bei Gelegenheit eines Gartenfestes 
am 2. Juni 1888 vorgetragenen Lieder das beste Zeugnis ab und führten ihm viele 
Freunde zu, sodaß die Zahl der aktiven Mitglieder schon in kurzer Zeit auf 40 und 
die der inaktiven auf 200 stieg. So konnte der Verein schon im nächsten Jahre in 
Verbindung mit dem Instiumentalverein das Oster,- Himmelfahrt- und Pfingstoratorium 
von Bach unter Heubners Leitung zur Aufführung bringen. Nach der Berufung Heubners 
nach Koblerz übernahm P. Faßbaender die Leitung und brachte mit dem nunmehr 
gemischten Chor der Harmonie die Jahreszeiten (Haydn) und ein eigenes Tonwerck 
„Kampf der Geister mit den Bergknappen“ nach einer Dichtung von Th. Körner zu 
bester Aufführung, Der überaus eifrige und tüchtige Dirigent führte den Verein von 
einem Tiiumphe zum andern. Der Sommer des Jahres 1895 brachte den Saarstädten 
ein Fest von ganz besonderer Bedeutung. Galt es doch, nach 25 Jahren das An- 
denken an den gewaltigen Bergsturm und die Schlacht von Spichern in gebührender 
Weise zu feiern. Da stand denn die Harmonie mit im Vordergrunde und trug bei der 
Hauptfeier den FaBbaer der’chen Chor „Die Schlacht von Spichern“ vor, der von allen 
Anwesenden mit gıoßem Beifall aufgenommen wurde. Auch ward der Harmonie die 
Ehre zu teil, dem Großherzog von Baden ein Ständchen bringen zu dürfen, wobei 
sie das von patriotischem Geiste getragene Lied „Dir möcht ich meine Lieder 
weih'n“, intonierte, Kaum waren die Tage des Festes verrauscht, a’s der Verein 
von einem harten Ver’uste getroffen wurde. Sein Dirigent, der sich um den Verein so 
große Verdienste erworben hatte und dessen Kempositionen über die Markptähle 
Saarbiückens hinaus in bestem Rufe standen, siedelte als Musikdirektor nach Luzern 
über. Zu seinem Nachfolger wählte man im Herkste 1895 den Kapellmeister Hermann 
Scholz, der +üher Wagner-Repetitor am Opernhause in Frankfurt a. Main war. Große 
Aufgaben warteten seiner. Gemeinsam mit der Harmonie und dem Männergesangverein 
Zweibrücken gab er hier und in Zweibrücken große Konzerte und erwarb auf den 
Gesangwetts’reiten in Trier 'und Kreuznach großen Erfolg. (1. Preis.) In H. Scholz 
hatte die Harmon:e (seit 1898 „Musikverein Harmone“ genannt) einen Dirigenten 
von seltener Begabung. In ihm vereinigten sich die Vorzüge eines teinsinnigen Musıkers
	        
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