Full text: Bildungs- und Arbeitsplan für die achtklassigen Volksschulen des Saargebiets

Erlebnisses in die Seele des Hörers und wird das eigent— 
liche Ziel der Behandlung, die Erlebnisübertragung, erreicht 
werden können. 
Bei der Ballade wird sich in vielen Fällen eine Be— 
ziehung zur Geschichte herstellen lassen. Doch sollte man die 
Ballade nicht zur Wiederholung geschichtlicher Stoffe vor— 
wenden. Wohl kann sie der Ausgangspunkt für eine ge— 
schichtliche Betrachtung sein oder zur Belebung eines ge— 
schichtlichen Bildes beitragen. Meistens aber wird der Ge— 
schichtsunterricht ganz von selbst die Atmosphäre für die 
günstige Aufnahme der aus der Geschichte gespeisten Ballade 
schaffen. In manchen Fällen wird es ratsam sein, als 
methodische Vorbereitung gewisse geschichtliche Hinterarunds— 
vorstellungen der Ballade ins Bewußtsein der Kinder zu 
rücken oder gar das epische Gewicht der Handlung zu bieten 
und dann den Vortrag anzuschließen. Der Vortrag erfolgt 
— je nach Meinung des Lehrers — durch ihn selber oder 
einen gutgeförderten und gutvorbereiteten Schüler. 
Der Darbietung der Lyrik stellt sich die große Schwie— 
cigkeit entgegen, daß die Erlebnisfähigkeit der Kinder noch 
sehr wenig entwickelt, noch auf das Typische, Umrißhafte 
zerichtet und für das Verständnis subjektivster Gestaltung 
menschlichen Gefühlslebens noch wenig bereitet ist. Doch 
kann sie im allgemeinen gesteigert werden durch einen Un— 
terricht, der möglichst vielseitig — in Religion, Geschichte, 
Erdkunde, Naturbetrachtung — an das Erleben des Kindes 
anknüpft. Die unterrichtliche Behandlung zielt auf Ein— 
fühlung ab, sucht Einstimmung oder Einftellung herbeizu— 
führen. Da die Lyrik ihren Weg durch die Phäntasie auf 
das Gemüt nimmt, kommt es darauf an, Erinnerungsbilder 
zu wecken, die das Gefäß der Dichterworte als ein lebendiger 
Gehalt erfüllen und sie zum Erlebnis werden lassen. Doch 
entspricht es dem Ziele der Arbeitsschule, die Kinder all— 
mählich zu selbständiger Erfassung der Dichtung zu führen, 
ihnen nicht zu schwierige lyrische Gedichte auch ohne Vor— 
bereitung zu geben. Bei zwanglos sich bietender Gelegen— 
heit, beim Vorhandensein einer Stimmung, die durch den 
Unterricht herbeigeführt wurde, eine Reihe von Gedichten 
mit entsprechendem Gehalt anzuschließen, überhaupt die Kin— 
der zur selbständigen Lesung, Aneignung und Wiedergabe 
von Gedichten (zumal in der freien Lesestunde) anzuregen. 
Wird. das Auswendiglernen von Gedichten erzwungen, so 
entsteht die Gefahr, daß die Freude an der Dichtung ertötet 
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