Das Unsagbare.
Welch goldnen Glanz leiht eine edle Sprache
Dem hellen fubel wie der dunklen Klage! —
Und doch! wie arm, wie dürftig scheint das Wort,
Und noch wie hart sein leisester Akkord,
Wemnn aus des Herzens unterird'schen Tiefen
Die Stimmen raunen, die dort heimlich schliefen,
Die, wie das leise Ticken einer Uhr,
Hhervor sich wagen in der Stille nur,
Der Seele flüsterhauch, der wunderbare,
Das Unsagbare!
O mürchenstille, namenlose Stunde,
Wenn so zwei Menschen schweigend Mund auf
Munde.
Gefunden sich in erstem Liebeskuß,
Doaß Herz zu Herzen zwingt ein dunkles Muß;
Wenn sie dann wortlos bei einander stehen,
Ergriffen tief sich in die Augen sehen,
Und nur aus weltvergessnen Blicken spricht,
Was, ach, so heiß aus voller Seele bricht,
Dos unergründlich Tiefe, Wunderbare.
Dos Unsagbare!
Traumtiefe Nacht. Einsam aus dunkler ferne
Im Weltenraume funkeln still die Sterne.
Auf deinem winzig kleinen Erdenball
Btehst Du und staunst ins grenzenlose All,
Wo Welten kreisen still in ew'gen Bahnen,
Kannst es nicht fassen — nur ein dunkles Ahnen
Durch Deine kleine Menschenseele geht
Don dem, was droben durch die Stille weht,
Don all' dem Großen, Tiefen, Wunderbaren,
Dem Unsagbaren!
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