Full text: 1869 (0003)

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Glieder des ganzen Hauses war die Krankheit glücklicherweise erloschen, und Dank besonderer Vorsichts— 
maßregeln kamen andere Erkrankungen im Orte nicht mehr zur Erscheinung. 
Ueber die Art des Auftretens der Krankheit ist im Wesentlichen Nichts zu bemerken. Sehr bösartig 
sind keine Fälle gewesen, wie dies schon die geringe Sterblichkeit beweist. In Friedrichsthal und Hangart 
verliefen gegen Ende der Epidemie sehr viele Fälle abortiv. Nur Wadern zeichnete sich auch hier aus, in⸗ 
dem bei einzelnen Kranken abundante Darmblutungen auftraten. 
An Pocken erkrankte im Anfange des Quartals, ohne daß die Infection von auswärts direct nach— 
gewiesen wurde, ein Bergmann zu Sulzbach; mehrere andere, die nachträglich von dem ersten inficirt nach 
Hause und zwar nach Bupprich und Limbach eilten, gaben in den genannten Orten Veranlassung zu ein⸗ 
zelnen weiteren Erkrankungen. Diese Pocken traten übrigens von vornherein als Varioloiden auf und en— 
deten insgesammt in Genesung. 
Nachdem in den Sommermonaten lange Zeit hindurch an den verschiedensten Orten intensive Brech— 
Durchfälle vorausgegangen, brach die Ruhr Ende des zweiten Quartals zunächst im Revier des Dr. Forst- 
heim zu Illingen aus, ging von da nach Duttweiler über, verbreitete sich dem Köllerthale folgend in den 
Orten Buchenschachen, Ober- und Niedersalbach, ferner von'da in den Sprengel Schwalbach und nistete 
sich endlich auf die Dauer von mehreren Monaten fest im Sprengel Saarwellingen. Ruhrfälle sind im 
letztgenannten Orte noch im November und Deeember vorigen Jahres zahlreich zur Behandlung gekommen. 
Zu erwähnen bleibt ferner, daß eine schwache Scharlach-Epidemie gegen Ende Winter und im An— 
fang des Frühjahrs die Reviere Illingen, Ottweiler und St. Ingbert heimsuchte. 
Von miasmatischen Krankheiten kamen endlich in den Orten Jägersfreude und Colonie Herresohr eine 
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langer Zeit in beiden Ortschaften. In Herresohr liegt die Ursache wohl in der Lage der Häuser, von denen 
die Hälfte in feuchtem Lehmboden stehen.“ Das Austrocknen der steinernen Mauerwände findet daher gar 
nicht oder nur mangelhaft statt und die Häuser bleiben durchweg fencht. Jägersfreude dagegen hat eine 
Reihe nasser und sumpfiger Wiesen, namentlich aber einen großen Weiher, in unmittelbarer Nähe des 
Ortes, dessen Ausdünstungen die Entstehung der Miasmen begünstigen. 
Wie endlich im Allgemeinen eine stetige Vermehrung der Geisteskrankheiten beobachtet wird, so ist 
auch bei Bergleuten die Zunahme von Kranken dieser Art von Jahr zu Jahr zu vermerken. Im verflos⸗ 
senen Jahre sind deren im Ganzen 12 ärztlich behandelt worden, und hat bei 2 die Ueberführung in die 
Irrenanstalt Siegburg veranlaßt werden müssen; bei 3 anderen dagegen ist die Versetzung in den Ruhe— 
fsland nothwendig geworden. Erforderlich ist es, daß in Folge der projectirten Reform des Irrenwesens 
in der Rheinprovinz in kurzer Zeit eine eigene Irren-Heil-Anstalt für den Regierungsbezirk Trier, und 
zwar innerhalb des Kreises Merzig gebaut, und dadurch der weite und kostspielige Transport der Kran— 
ken in die entlegene Anstalt zu Siegburg für die Zukunft vermieden wird. 
Als Augenkranke sind im Laufe des vorigen Jahres zusammen 8356 Mann behandelt worden. Nur 
ein kleiner Theil derselben litt an epidemischen Entzündungen der Augen-Bindehaut, wie dieselben Jahr 
ein Jahr aus an verschiedenen Ortschaften aufzutreten pflegen. In diesem Jahre herrschten kleinere Epi⸗ 
demien dieser Art im II. Quartal an einzelnen Orten des Cursprengels Schwalbach, im December dagegen 
an verschiedenen Orten des Cursprengels Illingen. Sehr häufig sind übrigens bei Bergleuten Verletzun— 
gen der Augen bei der, Grubenarbeit durch Abspringen von Kohlen⸗- oder Gesteinfunken. 
Leider gaben dieselben dadurch, daß die Verletzten sich anfänglich wenig oder gar nicht schonen, und 
selbst bei schon entzundeten Augen noch zu arbeiten versuchen, zu weiteren Entzündungen, namentlich an 
Hornhaut und Regenbogenhaut, Veranlassung, und Hornhautflecken, selbst Vereiterungen am Auge bilden 
die traurigen Folgen der ersten Vernachlässigung. Bemerkenswerth ist es, daß sich gleichzeitig im Laufe 
des Jahres auf die Augenstation zu Völklingen eine Reihe von Kranken gedrängt haden, die an Anfän—
	        
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