mut ist das Kindlein Mariens geboren — und war
doch ein Kindlein von Reichtum und Macht und
Weltweite, wie keines je wieder das Licht der Welt
erblickkt hat! Schon sehen wir den Stern Gottes
aufleuchten über seiner armen Wiege. Himmlische
Engelchöre singen das Hohelied des Friedenskönigs
in eine friedlose Welt hinein. Und nun wird die
Straße nach Bethlehem nicht leer: arme Hirten sind
es zuerst, das zarte, weiße Lämmlein als schlichte
Gabe unter dem Arm. Und dann kommt der seltsame
Zug aus fernem Morgenland, Mohrenkönige in reich—
gestickten Gewändern, den wehenden seidenen Turban
auf dem nachtdunklen Haar, hochschwankend auf
ihren mit goldnem Zaumzeug geschmückten Kamelen!
Wahrhaft wunderbar aus der finsteren Nacht des
Heidentums durch den Morgenstern der Gottesliebe
auf quellenlosen Wüstenwegen hergeleitet nach Beth—
lehem und mitten hineingestellt in das Licht des
Evangeliums! Und immer wieder hat sich heilige
Sehnsucht nach Bethlehem so göttlich erfüllt, wie
es das alte deutsche Volkslied in knappen Strichen
so lebendig und beglückend schildert:
„Ihr lieben Männer, wo wollt ihr hin?“
„Gen Bethlehem steht unser Sinn!“
„Sie zogen über die Berge hinaus,
Sie fanden den Stern steh'n über dem Haus.“
„Nun reisen wir froh nach unseren Sonnen,
Wir haben allhier groß Heil gewonnen!“
So ist das kleine Bethlehem Ephrata in einer
Jahrtausendwende, in der das weltbeherrschende Rom
unter dem Kaiser Augustus auf seinem Marktplatz
den goldenen Meilenstein errichtete, von dem aus
die Straßen zu allen Winden in das Imperium
romanum führen, zur Hauptstadt der Welt
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