kahlen Stoppelfelder, nun verflattern die letzten
frohen Vogelstimmen — es ist Herbst geworden!
Es ist Herbst geworden! Wie ein stummer, stiller
Lehrer tritt er heute auch in unsere Glaubens—⸗
gemeinschaft hinein, um uns nachdenklich zu machen
und uns zur Besinnung zu mahnen. Mit der hei—
ligen Beredtsamkeit des Schweigens richtet der Herbst
an uns den Anruf zur Dankbarkeit. Wie hat
er die Gaben vor uns ausgeschüttet aus seinem Füll⸗
horn! Wie waren in diesem Jahre die Garben
so reich und voll, und wie schwankten die Ernte—⸗
wagen des Bauern unter ihrer Last. Wie hat der
Herbst uns wieder ergriffen und in Staunen ver—⸗
setzt durch das göttliche Wunder der Brotvermeh—
rung! Wie sind wir wieder so reich gesegnet worden
mit Gras fürs Vieh, mit den Früchten des Feldes
und der Bäume! Wie treibt der Herbst jetzt eben
an letzten Sonnentagen noch die volle Süße in die
Trauben an den Hängen von Mosel und Rhein!
Wahrlich, da stehen die Christen mit gefalteten Hän⸗
den und voll überströmender Dankbarkeit im Her—
zen vor so viel Reichtum, vor so viel Gabe und
Gnade! Da haben um diese Herbstzeit schon seit
Jahrhunderten die Glocken unserer Kirchen einen
volleren Ton, wenn sie zum Erntedankfest die
gläubige Gemeinde in die Gotteshäuser rufen.
Aber deckt der treue Gott durch seine reichen Herbste
nur den Christen den Tisch? Sollen nur sie des
Gebers aller guten und vollkommenen Gaben ge—
denken? O, wie mußte es unsere Herzen bewegen,
daß dieses Jahr zum ersten Mal, seit unser Volk in
der Geschichte steht, von seiner weisen und gläu—
bigen Regierung alle Volksgenossen zum
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