so ist es geschehen, wie es der alttestamentliche Seher
in einer grandiosen Vision vorausgeschaut hat:
„Dein König kommt zu dir! Ein Gerechter
und ein Helfer, sanftmütig und reitet auf einem
Esel, dem Füllen der lastbaren Eselin.“ Was damals
noch dämmerdunkle Weissagung war, ist nun dem
Evangelisten Matthäus strahlende Wirklichkeit ge—
worden.
Volk im Aufbruch! So möchte ich den gewal—
tigen, von glühenden Leidenschaften bewegten und
im Rausche orientalischer Farben geschauten Film
unterschreiben, den er uns hier im 21. Kapitel
feines Evangeliums abrollt, erschütternd wie jener
Akt in den „Toten Augen“ d'Alberts. Volk im
Aufbruch! Wo war denn diese Volksmenge vor—⸗
her? Tausend Segensspuren des Heilands gingen
nun schon im dritten Jahre durch die Straßen
Galiläas. Sein heiliger Finger hatte an die Tür
der Brautleute in Kana, an das Sterbezimmer von
Jairi Töchterlein, an Marthas und Mariens stille
Kammer geklopft. Sein geweihter Fuß war an den
Sarg des Jünglings zu Nain getreten und hatte die
Schwelle von Zachäus Hause, von Nikodemus fausti—
scher Gelehrtenstube überschritten. Seine liebe,
warme, lockende Stimme hatte wie eine Hirtenflöte
geklungen den Fischern am See, den Lauschenden der
Bergpredigt, den Hungrigen und dann von Seiner
Hand so überreich gespeisten Männern, Frauen und
—DVV—
punkten ihres Lebens, von diesen Feststunden einer
unvergeßbaren Begegnung sind sie stets alle wieder
still an ihr Geschäft zurückgetreten — der Oberste der
Juden sowohl wie der geheilte Knecht des römischen
112