Familie war wenig begütert; zum Schätze sammeln
ist sie nicht gekommen. Es blieb für die männliche
Jugend des Hauses derer von Hindenburg das alt—
preußische: mourir pour le roi de Prusse das höchste
Lebensideal! Und so erging es auch unserm Reichs—
präsidenten Paul von Hindenburg, der in seiner
Jugend durch die eiserne, harte, streng soldatische
Zucht des Kadettenkorps gehen mußte, um dann in
Krieg und Frieden seine soldatischen Tugenden zur
Entfaltung zu bringen: Vaterlandsliebe, Pflicht—
bewußtsein, Gehorsam, Treue, Tapferkeit! So bringt
er den grünenden Lorbeer mit 1866 aus dem Kano—
nendonner von Königsgrätz, 1870 aus der Schlacht
bei Sedan. Lange Jahre sehen wir ihn noch als
Führer und Erzieher des preußischen Heeres, zuletzt
als Kommandierenden General des IV. Armeekorps
in Magdeburg, bis er sich dann 1911 in den Feier—⸗
abend des in Krieg und Frieden gleich bewährten
Offiziers zurückzog.
Da brach 1914 der Weltkrieg aus, in dem das
deutsche Volk — bedroht von allen Mächten und
Rüstungsindustrien der Welt — wahrlich um sein
Schicksal würfeln mußte. Schon waren die Russen
in Ostpreußen eingefallen und verwüsteten deutsche
Städte und Dörfer! Zerstampfte Saaten, flammen⸗
lodernde Besitzungen, von Hof und Scholle ver—
triebene Bürger und Bauern bezeichneten ihre
Schreckensspuren. Da in der höchsten Not erinnerte
sich der König seines in Hannover zurückgezogen
im Ruhestand lebenden verdienstvollen Generals und
stellte ihn an die Spitze der Armee gegen Rußland.
Liebe junge Freundinnen! Wer es nicht miterlebt
hat, wie wir Großen, der kann sich keine Vorstellung
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