Full text: 25. General-Versammlung des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen vom 3. bis 7. Oktober 1912 in Saarbrücken

Barocke Runst in Saarbrücken 
von Karl Lohmeyer. 
Sie war doch ganz und gar nicht so lächerlich, wie man sie wohl gerne 
hinzustellen pflegt, die Zeit der Kleinstaaten und ihrer Regenten im 
18. Jahrhundert, jene Zeit, als Deutschland wie mit einem Netze von 
kleinen Residenzen und damit Mittelpunkten der Kultur ihrer Um— 
gebung überzogen war. Für die Kunst wenigstens zeigt es sich immer 
mehr, daß diese Epoche einen Höhepunkt bedeutet, den Gipfel des 
freudigsten Ineinanderschaffens aller Künste zu monumentalen Ge— 
samtwirkungen. Ein solcher Mittelpunkt, von dem die Wirkungen 
eines kulturgesättigten Zeitalters sich über die weitere Gegend hin im 
18. Jahrhundert verbreiteten, war auch einst die Residenzstadt 
Saarbrücken. *) 
Im Jahre 1728 fiel durch das Aussterben der gräflichen Regen— 
tenlinie von Saarbrücken-Ottweiler, der 1721 auch Idstein durch 
Erbschaft zugefallen war, dieser gesamte Landkomplex an das fürst— 
liche Haus in Usingen. Es war die tatkräftige Witwe des Fürsten 
Wilhelm Heinrich von Usingen, Charlotte Amalie, eine Oranierin 
aus dem Hause Dillenburg, die alsbald als Regentin von diesen 
Ländern für ihre Söhne Besitz ergriff; sie nahm 1735 zwischen ihnen 
eine Teilung der Erblande vor, bei der Karl alle jenseits des Rheins 
liegenden nassauischen Länder, Wilhelm Heinrich (geb. 1718), der 
jüngere, dagegen die diesseitigen erhielt. 
Mit Wilhelm Heinrich (Abb. 1) kam im Saarbrückischen ein 
Fürst zur Regierung, der die Klugheit und die tätige Umsicht des Ge— 
schlechtes seiner Mutter, der Oranier, geerbt hatte, mit welchen Eigen— 
schaften er noch einen überaus bemerkenswerten Kunstsinn verband. 
Er ist im weitgehendsten Sinne ein Kulturträger der Lande ge— 
worden, die die Saar durchströmt, und bis auf den heutigen Tag 
trägt die von ihm ausgeworfene Saat ihre reichsten Früchte. 
*) Ich stütze mich bei dieser kleinen Zusammenstellung ganz auf meine 
Veröffentlichungen: „Friedrich Joachim Stengel“. Mitt. d. Hist. Vereins 
f. d. Saargegend Heft XI. Düsseldorf 1911, Verlag von L. Schwann und 
vor allem auf die Arbeit über „Die Kunst in Saarbrücken“. Mitt. des 
rhein. Vereins f. Denkmalpflege u. Heimatschutz. 6. Jahrg. Heft 1. 1912. 
Düsseldorf bei L. Schwann, von der diese Zusammenstellung zum Teil nur 
einen Auszug darstellt.
	        
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