sodass die Schiffahrt eröffnet werden konnte. Der eigentliche Kanal von Saargemünd bis Gondersingen
wurde erst am 15. Mai 1866 dem. Verkehr übergeben. Auf dem Saarkanal entwickelte sich augen-
blicklich ein gewisser Erzverkehr. Im Jahre 1867 wurden bereits 60979,5 t französische Eisenerze
auf dem Kanale nach dem Saargebiete eingeführt, eine Menge, die sich allerdings 1868 und 1869
nicht ganz zu halten vermochte. An diesem Erzbezuge war in erster Linie die Burbacher Hütte
beteiligt. Vom Jahre 1865 wurde von dieser angesichts der bevorstehenden Inbetriebsetzung des
Kanals begonnen, die Anlagen für den Betrieb der Konzession Maxeville bei Nancy am Rhein-
Marnekanal zu bauen. 1865 erreichte die dortige Förderung bereits 400 t, 1866 6300 t,
1867 11564 t, 1868 17937 t und 1869 38659 t, welche infolge des Krieges 1870 auf 30898 t
sanken. 1869 waren die Betriebsanlagen fertiggestellt. Die ganze Erwerbung der Konzession in
Frankreich fusste auf der Verschaffung der Erze auf dem Rhein-Marnekanal, dem Saarkohlenkanal
und der Saar nach der Hütte.
Die allgemeine Wirtschaftslage war in der Zeit von 1862 bis 1871 eine durchaus günstige
für die Eisenindustrie. Die Kriege von 1864 und 1866 vermochten nicht nur den allgemeinen
Aufschwung nicht zu stören, sondern schufen sogar eine verschärfte Nachfrage nach einzelnen
Erzeugnissen aus Eisen und Stahl. Der Binnenverbrauch stieg jährlich um rund 80000 Tonnen,
Hatte er 1862 821927 t betragen, so betrug er 1864 966080 t, 1866 1180652 t, 1868 1194602 t
und 1870 1397888 t. Dazu wuchs die Ausfuhr stark an. Noch 1862 hatte sie nur ein Drittel
der Einfuhr betragen. 1868 hatte sie diese bereits um 70000 t überholt und auch 1870 hielt sie ihr
die Wage.. Die Schaffung von Arbeitsgelegenheit im Binnenlande war durch die kräftige Schutzzoll-
politik des Zollvereins erreicht worden. Der Zollschutz hatte der deutschen Eisenindustrie das
Rückgrat bedeutend gestärkt. 1869 war sie so stark geworden, dass sie den gesamten Binnen-
verbrauch zu decken imstande war. Von 1862 bis 1870 hatte sich die Roheisenerzeugung im
Zollverein genau verdoppelt. 1862 hatte sie 696350 t und 1866 1046954 t betragen. 1870 betrug
sie 1391124 t. Dabei hatte schon der deutsch-französische Krieg durch Störung der Beförderung
der Massenfrachten etwas hemmend gewirkt; denn 1869 war die Erzeugung sogar 1413030 1
gewesen. Der Zollverein überflügelte Frankreich in der Eisendarstellung und rückte an die dritte
Stelle in der Welterzeugung von Eisen. Nur noch England und die Vereinigten Staaten standen
ihm jetzt voran. Die belgische Roheisenerzeugung war längst hoffnungslos hinter der deutschen
zurückgeblieben. Einst übermächtig, machte sie bald nur noch ein Drittel der Zollvereinserzeugung
aus. 1870 belief sie sich auf 5365234 t.
In das Jahr 1862 fällt der grundsätzliche Wendepunkt der Zollpolitik des Zollvereins. Bis
1865 waren seine Zollsätze sichergestellt, aber durch den am 2. April 1862 abgeschlossenen Handels-
vertrag mit Frankreich begann sich zuerst die Neigung zu einer Oeffnung der Grenzen für
fremde Waren zu betätigen, welche nachmals zu einer Wirtschaftskatastrophe im ganzen deutschen
Handels- und Gewerbeleben führte. Der Zollvereinstarif vom 1. Juli 1865 setzte den Roheisenzoll
auf 1 M. für den Doppelzentner und den Stabeisenzoll auf 5 M. für den Doppelzentner herab.
Das war kein Schlag für die Eisenindustrie; denn nach ihrer wirtschaftlichen Lage bedurfte sie
allerdings der hohen bisherigen Zölle kaum noch. Andrerseits ging diese Zollpolitik von der
trügerischen Lehre vom Erziehungszolle aus, welche besagte, dass Zölle nur für jugendliche,
unentwickelte Industrien nötig seien. Von einem Sicherungszolle, welcher den deutschen Markt an
erster Stelle den Erzeugnissen der deutschen Arbeit vorbehielt, wusste man noch nichts. Verhängnis-
voll ‚wurde diese Zollpolitik aber erst, als der Tarif vom 1. Oktober 1870 den Roheisenzoll auf
0,50 M. und den Stabeisenzoll auf. 3,40 M. herabsetzte. Da sank der Zollschutz allerdings unter
das Mass, dessen der Binnenmarkt zu seiner Sicherung für die heimische Erzeugung bedurfte.