Memoiren der Gräfin Luise von Ottweiler. 325
und sein Anteilnehmen konnte der Gräfin allerdings erwünscht
icheinen; aber nicht eher hatte er von ihren Geschäften Einsicht
genommen, als ihm klar erschien, daß zu einem großen Etablisse—
ment von Schmelzöfen pp., das er eben in Frankreich projectirte,
Dillingen höchst passend sei; er schlug also der Gräfin vor, ihm
Dillingen zu verkaufen!! natürlich ohne Geld dafür zu bekommen,
also eine Art Scheinkauf, der darauf abgesehen war, Crolbois zu
hilligern Bedingungen zu bewegen, indem Herr v. Kalb wissen
wollte, Crolbois habe damals den ganzen Handel der Mandell—
schen Familie mit Staatspapieren bezahlt und sich vom Fürsten
dagegen baares Geld zahlen lassen. Ich muß sagen, meine
Mutter hörte diesmal auf die leisen Eingabungen ihres Schutz-
Jeistes und zögerte die Unglücksakte zu unterschreiben, weil „eine
nnere Stimme“ sie warne; diese Stimme aber, die sie überhaupt
oft als Ausrede nahm, ließ sie bei einem bedeutenden Vorfalle,
päterhin 1808, böslich ungewarnt! Doch diesmal beredete
Hammerer sie zu dieser Unbesonnenheit; er, der Abgefeimte, mußte
doch wissen, was Herrn v. Kalb und der Gräfin unbekannt war,
wie hoch die französischen Gesetze es verpönen ein Gut zu ver—
kaufen, das gleichsam verpfändet an einen Schuldner ist, denn
Crolbois war schon so klug gewesen, der neuen Ordnung gemäß,
'ogleich seine Schuld an Ort und Stelle im Hypothekenbuche ein—
cegistriren zu lassen. Dieser unüberlegte Scheinkauf kostete von
803 an der Gräfin einen zweijährigen sehr teuern und höchst
»erdrußvollen Aufenthalt in Paris, wohin sie mußte, um denselben
annulliren zu lassen, weil Crolbois sie bei den französischen
Tribunalen nicht allein verklagt hatte, sondern ihr drohte ihre
nassauischen Kammer-Kapitalien in Anspruch zu nehmen, wodurch
sie ganz rüinirt gewesen wäre. Da sie zu dieser Reise von dem
nassauischen Ministerium nur eine mäßige Summe auf Abschlag
hrer Forderungen nahm, so versetzte sie nun, um die großen
Kosten derselben aufzubringen, nicht allein ihren Schmuck, sondern
verzehrte auch von einzelnen Kapitalien alles, was nur mobil
zu machen war, z. B. das Daun'sche Vermächtnis von 6000 fl.
Ihre Familie war freilich kleiner geworden, denn mein Bruder
Karl war 1799 in der Schweiz geblieben, und ich hatte