Full text: Band 2 (0002)

Nachruf 
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verlor der zum Regierungsnachfolger bestimmte Erbprinz Heinrich 
aus erster Ehe in dem 28. blühenden Lebensjahre in Anspach 
durch einen Sturz mit dem Pferde das Leben. Diesem folgte der 
mit ihr erzogene und ihr besonders teure Bruder Karl aus zweiter 
Ehe, der in den k. k. österreichischen Kriegsdiensten in dem Jahre 
1799 durch den Schuß eines Franzosen in der Schweiz fiel, und 
der jüngste Sohn dieser Ehe, Graf Adolf, der mit den Württem— 
dergischen Truppen an dem Zuge des französischen Heeres teil— 
nahm, wurde ein Opfer des verhängnisvollen Feldzuges 1812: 
auf dem Zuge nach Rußland verwundet, kam er bei dem Rück— 
weichen in Wilna um. Schon früher war ihr ein Bruder (Louis) 
in zartester Jugend entrissen worden, und nach dem Hingange der 
Brüder sollte sie zuletzt auch den Tod ihrer einzigen, von ihr 
nnig geliebten Schwester (Luise Katharina) und den der Mutter 
beweinen. 
Doch wenden wir uns in die Zeit ihrer Jugend zurück. In 
der Nähe ves Saarbrücker Hofes selbst hatte sie durch einen vor— 
trefflichen Erzieher und eine mütterliche Leiterin ihre erste Bildung 
empfangen, die dann zu dem Eintritte in die große Welt in dem 
damals berühmten Erziehungshause des Barons Knigge in Bremen 
ihre Vollendung erhielt. Doch sie zog es vor, aus den Höhen 
der Gesellschaft in die stilleren Regionen des Privatlebens herab⸗ 
zusteigen. Im Jahre 18039) vermählte sie sich mit dem durch 
höhere künstlerische Begabung in Gesang und Mimik so aus— 
zezeichneten Anton Joseph Fischer. Den Mann ihrer Wahl be— 
gleitete sie auf vieljährigen, durch fast alle europäische Länder 
zusgedehnten Kunstreisen. Es ist fast keine ausgezeichnete Stadt 
inseres Vaterlandes, worin sie nicht längere oder kürzere Zeit 
herweilte, und sie erfreute sich alles dessen, was der Norden und 
Süden Europas, von Palermo, Neapel und Rom bis nach 
Kopenhagen und der Weltstadt an der Themse, der Westen und 
Osten, von Paris bis zu dem Sitze des Czaren, in Kunst und 
Natur, im Städteleben und in dem Prunk fürstlicher Höfe einem 
dafür so empfänglichen Geiste Anmuthiges und Heiteres, Großes 
und mächtig Anregendes entgegen zu bieten vermag. 
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