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Fürstin Sophie.
solche Lehren hat die katholische Kirche nicht. Ich bete weder die
Heiligen noch die Bilder an. Dies ist streng verboten. F.: Sie
sind ein gescheidter Mann, aber so sind doch wohl die übrigen
nicht. — Im Verlaufe des Gesprächs erblickte der Geistliche das
Portrait des verstorbenen Fürsten Wilhelm Heinrich an der Wand
und er sagte: Was würde Eure Fürstl. Hoheit wohl sagen, wenn
ich dies Bild da herunternähme, beschmutzte oder sonst unwürdig
behandelte? F.: Das würde mich schwer verletzen, denn es ist
das Bild meines Mannes, hochseligen Andenkens. Ich betrachte
dieses Bild oft und erinnere mich dann an die glücklichen Tage,
die ich mit ihm verlebt habe. G.: Wenn wir ein Krucifix be—
trachten, so erinnern wir uns in Liebe und Dankbarkeit an alles,
was der göttliche Heiland für uns gethan und gelitten hat, aber
wir beten dieses Krucifix nicht an; das dürfen wir nicht. F.: Sie
sind ein gescheidter Mann und wissen sich immer herauszureden. —
Nun kam das Bußsakrament zur Sprache. Nach langen Er—
örterungen wiederholte die Fürstin immer wieder: Sie sind ein
gescheidter Mann u. s. w. Als aber der Geistliche versicherte,
daß das, was er sage, von allen wahren Katholiken geglaubt
werden müsse, entließ sie ihn mit den Worten: Ich werde mich
erkundigen, ob Sie mir die Wahrheit gesagt oder mich getäuscht
haben. — Sie that dies, und es wird gesagt, daß namentlich ein
Werkchen des Konvertiten Herzog Christian von Zweibrücken einen
großen Eindruck auf sie gemacht habe. Genug, sie wurde katholisch.
Daß ihre Rückkehr eine sehr aufrichtige gewesen war, bewies sie
durch ihren regelmäßigen Kirchenbesuch und häufige Einnahme des
heiligen Sakramentes, was die Katholiken sehr erbaute; wenigstens
war dies in Ottweiler der Fall.
Der Rücktritt machte im Saarbrückischen einen solchen Ein—
druck, daß das katholische Volk dies Ereignis einer Erscheinung
ihres verstorbenen Mannes im Schlosse zu Saarbrücken zuschreiben
wollte. Als die Fürstin im Jahre 1793 auf die rechte Rheinseite
fliehen mußte und nach Biberich kam, behandelten sie die nassaui—
schen Prinzen, wie ein Augenzeuge berichtet, mit einiger Ver—
achtung. Als sie bemerkte, daß dieses einen anwesenden Katholiken
aicht wenig ärgerte, trat sie an diesen heran und sagte: „Ärgern