Baronin Oberkirch: Die Heirat des Erbprinzen. 235
Herz gehabt zu haben; indessen ist sie allgemein beliebt und hat
mit Geschmack und Klugheit der Stellung ihres Gatten Rechnung
getragen.
Die Hochzeit des Prinzen von Nassau-Saarbrücken mit
Fräulein von Montbarey war sehr großartig. — Herr von
Dietrich, der die Herrschaft Reichshofen bei Hagenau im Jahre 1761
gekauft hatte, als man sie vom Fürsten von Vaudémont einzog,
ließ das Schloß 1769 wiederherrichten. Dieser Besitz trug den
Namen einer alten elsässischen Familie, die ausgestorben ist. Der
regierende Fürst von Nassau-Saarbrücken nahm dort glänzende
Feste an, um die Hochzeit seines Sohnes mit der Prinzessin von
Montbarey zu feiern. Die ganze Provinz wurde dazu eingeladen,
alle benachbarten Höfe; es war prachtvoll. Jagden, Gastmähler,
Spazierfahrten dauerten 83 Tage. Herr von Oberkirch und ich
gingen auch hin. Ich traf dort viele meiner Bekannten, sowohl
Deutsche wie Franzosen. Der Neuvermählte wollte auf dem Balle
naicht mit seiner Frau tanzen; man mußte ihm mit der Peitsche
drohen, wenn er fortwährend schrie wie ein Käuzchen, und ihm
dagegen eine Unmenge von Nüssen, Mandeln und Zuckerwerk aller
Art zustecken, damit er ihr nur die Hand beim Menuett reichte.
Er zeigte eine große Zuneigung für die kleine Luise von Dietrich,
ein hübsches Kind, das noch jünger war als er, und ging immer
wieder zu ihr, wenn er entschlüpfen konnte.
Mein Bruder unternahm es ihn zu trösten und zeigte ihm
Zeichnungen in einem großen Buche; es war dabei eine Prozession
und eine Hochzeit von irgend Jemand. Als er das Wort „Hoch⸗
zeit“ las, schlug er schnell die Seite um und sagte zu meinem
Bruder:
„Nehmen Sie das weg mit der Hochzeit; ich sehe ja gar
nichts anderes, es ist zu langweilig! und da,“ fügte er hinzu,
indem er auf eine große Gestalt zeigte, „sehen Sie, die gleicht
dem Fräulein von Montbarey.“
Welch schöne Aussicht für die Zukunft!
I1 s80 fit au mois d'octobre de cette année, un mariage
lont tout le monde se crut le droit de causer. Le prince de