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Gottlieb'sche Chronik. 1792.
hatten. Von den Nichtgeschworenen und den Pfaffen wurden mehr
als 50,000 aus Frankreich getrieben. Ein starkes Corps Fran—
zosen verfolgte dieselben bis weit über den Rhein hinüber, nahmen
dann Speyer, Worms, Mainz, Frankfurt ein und belegten allda
die Geistlichen und alle, welche den Emigranten Vorschub geleistet
hatten, mit einer starken Contribution. Hierauf sind sie in Hessen—
Kassel eingedrungen, weil der Landgraf Soldaten gegen Frankreich
in Sold gegeben hatte. Wie das weitere gehen wird, wird die
Zeit lehren.
Wegen des anhaltenden Regenwetters sind Bäche und Flüsse
ausgetreten und haben mehr als die Hälfte Grummet verflözt und
verdorben. Bei der schlechten Erndte also und wegen der nahrungs⸗
losen Zeit ist der Jammer allgemein; Gott wolle dem armen
Manne beistehen!
Die Prinzen von Frankreich, welche den Kaiser und den
König von Preußen durch lügenhafte Berichte zu diesem Kriege
bestimmt haben, irren jetzt in Elend und größter Dürftigkeit her—
um. Alle, welche die Waffen gegen Frankreich ergriffen, alle Aus⸗
gewanderten, welche nur das Mindeste gegen Frankreich unter—
nommen haben, werden, wann solche von denen Nationalsoldaten
eingebracht werden, ohne Gnade hingerichtet und ihr Vermögen
eingezogen. Bereits über 100,000 Menschen sind aus Frankreich
entwichen, und wer davon wieder zurückkehrt, wird geköpft. Das
Elend der Emigranten ist daher außerordentlich. Nirgends werden
sie länger als 24 Stunden geduldet; und weil sich kein deutscher
Fürst bei der französischen Nation verhaßt machen will, so irren
sie in der Welt umher und finden keine freie Stätte. Diese Emi—
granten sind meist Pfaffen, Pensionäre, Edelleute, Prinzen, Offi—
ziere, Fermiers, überhaupt ehedem reiche Leute, welche in Luxus
erzogen wurden. Selbst der König ist dort abgesetzt und sitzt mit
der Königin und seinen Kindern in Arrest und wird gering traktiret.
Den 14. November sind 11,000 Mann Franzosen hier durch—
gezogen, um ihre Armee in Deutschland zu verstärken. Davon
haben viele in beiden Städten logirt, wo sie von denen Bürgern
gratis traktirt wurden. Doch haben manche kleine Diebstähle aus—
geübt. Um sich die Franzosen geneigt zu machen, haben die