Full text: Band 2 (0002)

Gottlieb'sche Chronik. 1789, 1791 1792. 
auch seine Gemahlin ist eine artige, anmuthige, schöne, große 
Dame. Auch ist ihr gegenseitiges Benehmen ein recht gutes, so 
daß Bürger und Bauern sich mit größtem Wohlgefallen über dieses 
liebenswürdige hohe Paar öffentlich äußern. 
Das Revolutioniren, welches in Frankreich angefangen und 
leider noch fortdauert, hat sich auch in die zunächst an Frankreich 
zränzenden deutschen Provinzen erstreckt. In vielen Ländern sind 
daher Klagen erhoben worden, in andern dagegen, wie in den 
kaiserlichen Niederlanden, welche dem Kaiser den Gehorsam auf— 
gesagt und sich souverain gemacht haben, ist unter Anführung der 
Pfaffen, etlicher Großhansse und unruhiger Köpfe die Verwirrung 
allgemein geworden, sowie denn das Bisthum Lüttich auch noch 
nicht zur Ruhe gekommen ist. Unsere nächsten Nachbarn, die 
armen St. Ingbrechter, haben von ihrer Gräfin eine Execution 
von 600 Mann pfälzischer und kurmainzischer Truppen erhalten, 
welche über 5 Wochen da gelegen und die Bauern, welche sich der 
Willkür der Gräfin nicht haben fügen wollen, zu Grund gerichtet 
haben. Die Executionstruppen sind jetzt zwar fort, doch ist die 
Klage noch nicht zu Ende geführt, und hängt die Sache beim 
Reichs-Kammergericht in Wetzlar. 
1791. Der starke Zoll, den die französische Nation auf die 
ausgehenden Früchte legte, trägt viel dazu bei, daß der Mittel— 
mann über schlechte Nahrung und Geldmangel klagt. 
1792. Im August haben sich die Kaiserlichen und die 
Preußen vereinigt, um in Frankreich einzudringen, den König 
wieder auf den Thron zu setzen, den Unruhen, welche dort über— 
hand genommen, ein Ende zu machen und eine ordentliche Regie— 
rung wieder herzustellen. Allein, da es von Johanni bis Aller- 
heiligen beständiges Regenwetter gegeben hat, so haben die 
Deutschen, obschon sie bis Chalons vorgedrungen waren, dennoch 
unverrichteter Sache wieder zurückweichen müssen, nachdem die 
halbe preußische Armee durch Hunger und die anhaltende Nässe 
amgekommen war. Die Uebriggebliebenen lagerten sich unweit 
Trier, die Kaiserlichen marschirten nach den Niederlanden, um 
solche gegen die Franzosen zu beschützen, welche, durch den Ver— 
(ust der Deutschen muthig geworden, die Niederlande angefallen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.