Gottlieb'sche Chronik. 1775 - 1776
folgte die Kreiskompagnie, welche an den Kirchthüren stehen blieb
und niemanden herein ließ, der nicht hinein gehörte oder Einlaß—
hillets vorweisen konnte. Nach diesen kamen die Herren Regierungs—
räthe, Kammerräthe, Oberamts- und sonstige Räthe, in Summa
alle fürstlichen Civilbedienstete nach ihrem Range und mit dem Degen
an der Seite. Auf diese folgten beider Städte Magistratspersonen
in schwarzen Mänteln, unter Anführung des Stadtschultheiß Stuz.
Hierauf kamen beider Städte Bürger und suchten Platz, wo sie ihn
fanden. Die Geistlichen gingen der Kreiskompagnie nach. Die
Kirche war mit mehr als 1000 Menschen angefüllt.
Der Anfang des Gottesdienstes ward mit einer wohl⸗
romponirten geistlichen Musik gemacht; den Eingang machte der
Herr Pfarrherr Handel vor dem Altar, und wurde der Text
l. Könige V. 10 bis 60 verlesen. Die Einweihungspredigt hielt
der Herr General-Inspektor Schmidt mit so allgemeinem Beifall,
daß selbst andere Religionsverwandte mit viel Lob und Ruhm
davon gesprochen haben. Nach der Predigt hielt der erste Pfarr—
herr Barthels noch eine auf die Einweihung Bezug nehmende
Rede. Den Schluß machte der zweite Pfarrherr Röchling, indem
er ein Ehepaar traute und ein Kind taufte, worauf unter Ab—
singung des herrlichen Liedes „Herr Gott dich loben wir“ zu größter
Zufriedenheit von beider Städte Einwohnern und der vielen Fremden
Mittags um 1 Uhr der Gottesdienst geendigt ward.
1776. Im Jahre 1776, wo Heinrich Stocki Bürgermeister,
Zugeber Anstett-Müller und Christian Wack Gerichtsdiener war,
ist am 83. Januar auf fürstlichen Befehl den Capitäns Zimmermann
und von Welling eine komische Musik gemacht worden. Die
Musikanten waren 3 Hundejungen mit Pofsthörnern, ein Bub mit
einer alten Gießkanne, ein Bub mit dem Mundstücke einer Clari—
nette und ein Bub mit einer großen Schelle, ferner die 4 Hirten
aus beiden Städten mit ihren Hörnern. Sämmtliche Musikanten
wurden in der Schloßküche mit Essen und Trinken bewirthet. Um
12 Uhr Mittags führte sie der Kammerdiener Benedikt vor Dry⸗
ander's Hausthüre, wo Herr Capitän Zimmermann, und darnach
vor den Stiefel, wo Hr. v. Welling logirte. An beiden Orten
fingen die besoffenen Musikanten, wie leicht zu erachten, eine so