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Die frau und der Wintersport.
utter Natur ist von altersher unsere gütigste Freundin,
unsere beste Cehrmeisterin, die Quelle unserer reinsten
Sreuden; besonders die Frauen sind für Naturgenüsse
empfänglich. Unsere Urmütter waren daher einst die Priesterinnen
der zur Gottheit erhobenen Naturgewalten, und ein Rest dieses
Götzendienstes hat sich noch Jahrhunderte lang in der mit Senti—
malität und Aberglauben vermischten Naturschwärmerei der Frauen
erhalten. Das 19. Jahrhundert hat auch darin Wandel geschaffen.
die Frau fin de siècle stand der Natur gleichgiltig oder nüchtern
praktisch gegenüber und besonders die Großstädterin war ihr voll—⸗
ständig entfremdet worden. Die Ausdehnung der modernen Städte
macht den von Goethe in seinem „Faust“ so poetisch geschilderten
Spaziergang vor's Tor zu einem Unternehmen, das Zeit und
Anstrengung kostet; so gewöhnten sich die bequemen Städter und
besonders die Frauen, deren Pflichtenkreis sie ohnehin meistens ans
Haus bindet, daran, den allergrößten Teil ihrer Zeit zwischen Mauern
zu verbringen, und ihr bestes Lebenselement, die freie Gottesnatur,
höchstens in einigen Sommerwochen aufzusuchen, um die Sünden der
verkehrten CLebensweise abzubüßen. Die Wohlhabenden, Gesunden
und Genußfähigen amüsierten sich in den Luxusbädern in gewohnter
Weise weiter oder durchrasten mit einer Kundreisekarte in möglichst
kurzer Seit ein möglichst großes Stück Welt, um den in ihrem Keise⸗
handbuch mit Stern bezeichneten Naturschönheiten oft bewundernd,
oft völlig verständnislos gegenüber zu stehen. Nein, die Natur soll
uns weder ein Sanatorium, noch ein Schaustück sein, sondern eine
vertraute Freundin, zu der wir in unsern Feierstundeu pilgern, um
uns bei ihr Lebensfreude, Kraft und Gesundheit zu holen.
Im Sommer lasse ich mir ja Ausflüge gefallen, wird wohl mancher
und manche sagen, aber im Winter, da ist es am schönsten daheim
am warmen Ofen. Dabei ist den Stadtbewohnern eine gelegentliche
Winterfrische notwendiger wie die fast allgemein gewordene Sommer—
frische. In der guten Jahreszeit verbringen die Samilien die schönsten
Abende oft im Freien, Frauen und Kinder bevölkern untertags die
Anlagen, man erfrischt sich mit einem kühlen Bade nach heißen
Arbeitsstunden und an den Sonntagen zieht eine wahre vVölker—
vanderung ins Grüne. Aber im Winter leiden die meisten Ein—
vohner der Städte an Luft- und Lichtmangel, und werden welk wie
Pflanzen in düsteren Stuben. Dichte Nebel lassen oft wochenlang
zeinen Strahl der belebenden Sonne in Straßen und Häuser ein—
»ringen und alle Arbeit und Erholung spielt sich in geschlossenen,
»ft künstlich erleuchteten Räumen ab. Wie nötig ist es da, draußen
in Luft und Sonne Augen und Lunge zu erquicken, und wie wenigen
vird diese Wohltat zuteil!
Das einzige städtische Wintervergnügen, das ins Freie führt, ist
der Cislauf. Unseren Großmüttern, ja selbst noch unseren Müttern,
yerwehrte es die gestrenge Frau Sitte oder vielmehr Unsitte, sich am
fisplatz zu tummeln, höchstens durften sie sich von einem geduldigen
avalier unter Aufsicht einer Gardedame im Schlitten fahren lassen,
im dabei heiße Komplimente und kalte Füße einzuheimsen. Die
noderne Frau hat dem gräßlichen: „Es schickt sich nicht, es ist un—
veiblich!“ getrotzt; heutzutage lernt fast jedes kleine Mädchen Schlitt—
chuhlaufen. Aber die Eisbahnen sind meist überfüllt und zu sehr
m Dunstkreise der Stadt. Die Sportsläufer und -CLäuferinnen ziehen
die künstliche Bahn in geschlossenen Räumen wegen der stets gleich—
leibenden, vom Wetter nicht beeinflußten Eisfläche vor und nehmen
o ihrem Sport das beste, die Bewegung in freier CLuft. Dazu be—
rachtet die junge Damenwelt den Eisplatz als eine Art Ballsaal
ind erscheint dort so chik modern und unzweckmäßig als möglich
gekleidet, so daß der gesundheitliche Gewinn meist nur in Frostbeulen
und Schnupfen besteht. Etwas anderes ist der Eissport auf zu—
gefrorenen Kanälen, die das Land durchziehen und richtige Ausflüge
»rmöglichen. Im Norden Deutschlands und in holland ist der Stahl—
chuh Verkehrsmittel und dieses Hinfliegen durch die Winterlandschaft
ein köstlicher Genuß. Auch die weiten Flächen der Seen sind wunder—
zolle, wenn auch oft gefährliche Tummelplätze für Schlittschuhläufer
uind ⸗Läuferinnen. Es wird sich übrigens in der Umgebung fast
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SZaurbrücken
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Eislaufplatz Deutschmühlen-Weiher
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