Full text: 1914 (0002)

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Stadtbaukunst in alter und neuer Zeit unter Einbeziehung 
einiger Saarbriücker Geispiele. 
Aus einem Vortrag des Stadtarchitekten Leiber, Saaurbrücken. GFortsetzung) 
ei einer Umgestaltung müßte in erster Linie der richtigen Im übrigen glaube ich, daß heute auch die Johanniskirche anders 
Boa der höhenunterschiede — eventl. durch terrassen- gestellt werden würde. Wenngleich der Turm ganz richtig in der 
förmige Ausgleichung — Rechnung getragen werden. Des weitern Achse der Kaiserstraße steht, und somit seine hohe Erscheinung am 
hätte eine Einfriedigung vom Landratsamt quer über den Platz bis besten zum Ausdruck kommt, so dürfte die VRirche selbst, als ab⸗ 
zur Stützmauer in Derlängerung der Talstraße den Platz in 2 Teile chließende Platzwandung, mehr nach dem Kathausplatz zu gruppieren 
zu trennen; den untern als Verkehrsplatz, den obern als ruhigen sein. Durch die zu breiten und schlecht einmündenden Straßen wird 
Schloßhof gedacht. Der Platz zwischen den beiden Schloßflügeln könnte die Platzwirkung ebenfalls sehr ungünstig beeinflußt, dies gilt vor 
ebenfalls wieder eingefriedigt als Vorhof wirken. allem für die Stefanstraße. 
Die ganze Platzfläche wäre dann zu bepflastern. Während beim Die Grünanlagen um die Kirche sind auch nicht einwandfrei; 
Oerkehrsplatz jede Grünbepflanzung zu vermeiden wäre, könnten sie wären am besten garnicht da, denn diese grünen kleinen Sleckchen 
bei den obern Plätzen streng architektonisch gegliederte Gartenanlagen, und umgitterten Zierbeete haben keine Berechtigung. Gärtnerische 
teilweise mit Ruhebänken für das Publikum angeordnet werden. Anlagen gehören eben in keiner Form auf einen derartigen Platz, 
Das Bismarckdenkmal von seinem jetzigen Platz entfernt, könnte weil sie der Wirkung der Platzwandungen schaden. 
im oberen Vorhof aufgestellt werden und in der Achse der Schloßstraße Eine verkehrte Ansicht ist es auch, zu glauben, weil nun das 
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Ottweiler 
Kreisstündehnus 
vorteilhaft zum Ausdruck kommen. Bei einem Versetzen des Bismarck— 
denkmals würde das Ulanendenkmal, das doch einen symbolischen 
Tharakter trägt, sehr gewinnen, denn z. 3. beeinträchtigt die wuchtige 
Bismarckfigur das etwas zierliche Ulanendenkmal. Soviel mir bekannt, 
wurde auch in dieser Absicht s. 5t. das Ulanendenkmal an die heutige 
ztelle gesetzt. 
Einen sehr guten Eindruck macht der in Aussicht genommene 
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Gebäudegruppen um den S5schloßplatz. 
Zu einer hauptforderung bei der Umgestaltung des Platzes gehört 
auch der einwandfreie Ausbau der Mittelpartie des Schlosses. 
Eine baldige Verbesserung des Platzes in beschriebenem Sinne wäre 
sehr zu begrüßen; dadurch würde nicht nur das Platzbild, sondern 
auch die umgebenden Gebäude sehr gewinnen. — 
Ahnlich wie beim Schloßplatz geht auch beim Rathausplatz 
der Verkehr schräg über den Platz weg, wodurch die Platzfläche 
wieder in 2 Dreiecke zerschnitten wird. Sweckmäßig wäre es auch 
hier, den Verkehr um eine Platzseite herumzuführen. 
kathaus in mittelalterlichen Bauformen erstellt ist, müßten sämtliche 
Bauten am Kathausplatz, um eine einheitliche Gestaltung zu wahren, 
ebenfalls in diesem Baustil errichtet werden. 
Nichts ist verkehrter als dies! 
Wir können heute weder gotisch denken noch gotisch fühlen, also 
dürfen wir auch unsern Schöpfungen, wenn sie auf Natürlichkeit 
Anspruch haben sollen, diese Formen nicht aufzwingen. Unsere Seit, 
vor allen Dingen unsere Technik, ist eine ganz andere, als sie es im 
Mittelalter war. Es kann sich also bei Verwendung von mittel— 
alterlichen Formen nur um Nachkopieren handeln; und das ist für 
das Fortschreiten der Kunst verderblich und rückschrittlich. Unsern 
Barockkünstlern ist es 3. B. auch nicht eingefallen, gotisch zu bauen, 
sondern sie gaben ihren Stilformen den Ausdruck der Seit, in der 
sie lebten. So finden wir 3. B. an gotischen Kirchen Anbauten und 
Veränderungen aller Stilperioden, ohne daß nur im geringsten das 
hdetr. Bauwerk in seiner Wirkung in einer Weise Einbuße erlitte. 
das lehrt uns, daß wir also unsern Bauten den Charakter unserer 
seit geben können bezw. müssen, stehen sie wo sie wollen. Die
	        
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