Hiüdw estdeutsehland
Amtliche Zeitschrift
des Siüidwestdeutschen DBerkehrs-
VDerbandes HSaar, Blies und Nahe
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Ar. 9
Sanuarbricken⸗
mürz 1914
Die Naturdenkmalpflege unter Berücksichtigung der Derhültnisse
in Südwestdeutschland.
Don Dr Brritten, Saorbrücken.
mfangreicher und in der Ausführung schwieriger gestaltet- Das ganze Material, das aus der Provinz zusammengetragen wird,
sich die Naturdenkmalpflege, soweit sie sich auf die ein doll in einem „Forstbotanischen Merkbuch“ gesammelt und den Kreisen,
zelnen Vertreter der Pflanzen- und Tierwelt erstreckt. die sich für Naturschutz interessieren, bekanntgegeben werden.
Diese haben sich im Laufe der Zeiten hauptsächlich infolge In ähnlicher Weise sollen in einem Sammelwerke die Vertreter
— der Ein- und Übergriffe durch Menschenhand gänzlich verändert. der Tierwelt zusammengestellt werden, die besonders geschont
Die meisten typischen Vertreter deutschen Urwaldes sind längst ver- verden müssen, wenn sie nicht aussterben sollen. Naturgemäß ge—
schwunden und was sich bis in unsere Tage hinübergerettet, ist zum jören die hier in Betracht kommenden Arten in den Kreis der
großen Teile vom nahen Untergang bedroht. Hiervon zu retten, Virbeltiere. Besonders erwünscht sind Nachrichten über die Ver—
was noch zu retten ist, gilt als die vornehmste Aufgabe der Natur- vreitung folgender Formen: von den Raubtieren: Wildkatze, Marder,
denkmalpflege. Wenden wir zunächst der Pflanzenwelt unsere Auf— rischotter, dann Fledermäuse, Igel, Hamster, Wanderratte, Spitz⸗
merksamkeit zu. Hier handelt es sich um Bäume und Sträucher, näuse, Haselmaus, Gartenschläfer und Wühlmäuse; ferner verdienen
die durch ihre Vergangenheit, als Zeugen geschichtlich bedeutender ast die meisten Vogelarten unsere besondere Beachtung.
Ereignisse oder durch ein hohes Alter ausgezeichnet sind, dann um In unserer engeren Heimat machen sich außer den oben erwähn—
Pflanzen, die durch interessante Lebenserscheinungen oder durch en Faktoren, die im allgemeinen auf die Pflanzen- und Tierwelt
ihr seltenes Vorkommen für die botanische Wissenschaft von hoher derändernd einwirken, infolge der hier herrschenden wirtschaftlichen
Bedeutung sind. Besonders sei auf folgende Arten aufmerksam ge- Lerhältnisse noch einige andere geltend. Ich denke an das Ver—
macht, die durch unsere moderne Land- und Forstkultur immer chwinden der Pflanzenvegetation an den Ufern der kanalisierten
seltener werden: Bergahorn, Mehlbeere, Stechpalme, Traubenkirsche, Saar, an Bachrändern, Wegen und Rainen, an das Verschwinden
Speierling, Kornelkirsche, Mispel, Eibe und Wachholderstrauch. bder sumpfigen Flächen durch Meliorationen und Schutthalden.
Geradezu unverständlich ist es, wie in den letzten Jahrzehnten mit dierin mag wohl die Hauptursache für die Erscheinung liegen, daß
den alt-ehrwürdigen Dorflinden aufgeräumt wurde. Ferner sollen vir in den letzten Jahrzehnten gerade in der unmittelbaren Um—
Bäume mit eigentümlichem Wachsstum oder Verwachsungen Be- gJebung von Saarbrücken eine große Umwälzung in der heimischen
achtung finden, Vogelwelt beo—
wie Hexenbesen, bachten. Manche
Schlangenbäume, Arten sind ganz
zwei⸗ oder mehr⸗ berschwunden, an⸗
heinige Bäume dere sind bedeu—
und solche mit tend seltener ge—
auffallendem vorden u. haben
Standort z. B. anderen teilweise
auf Bäumen und recht unangeneh—
Mauern, schließ⸗ menEinwandrern
lich Bäume mit Platz gemacht.
Kandelaber⸗- oder So wird z. B. die
Harfenform, wie Nachtigall, die
man sie häufig an früher in der
entwurzelten nächsten Umge—
Nadelhölzern be⸗ zung der Stadt,
obachtet. Selbst⸗ »esonders an den
verständlich sind westlichen Ab⸗
auch die Kräuter hängen recht zahl⸗
und niederen reich nistete, von
Pflanzen mitein— Jahr zu Jahr sel⸗
begriffen, soweit tener, weil die
sie besonderen kul⸗ Gartenhecken,
turhistorischen hre natürlichen
oder wissenschaft— Nistgelegenheiten
lichen Wert be— mmer mehr und
sitzen; diese fest— nehr durch die
zustellen ist na— ünstlichen Um—
türlich Aufgabe zäunungen ersetzt
des Botanikers. werden.
Photo Albrecht