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αια Siidwestdeutschland ια vt)noeSelte 23
GBlanzbauten annehmen und uns romauntische Idyllen vortäuschen
nein, die Zeiten waren streng und ehern und daher nicht der geringste
Luxus zu finden. Heutige Bau- und Wohnungspolizei hätte die
meisten „Ritterburgen“ nicht betreten dürfen.
Um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts waren die Grafen
von Veldenz Eigentümer der Schaumburg. Es ist nicht anzunehmen.
daß sie bauliche Anderungen an der Burg vorgenommen haben
Sie genügte den damals giltigen Anschauungen in der Kriegs
baukunst, die allerdings um 1200 einen großen Aufschwung ge—
nommen hatte, denn man hatte in den Kreuzzügen im Festungskrieg
nicht nur gelernt, was Lehrmeisterin Not lehrte, sondern auch im
Morgenland die Kriegsbauten der Sarazenen gesehen, die auf
byzantinische und oströmische Kriegsbaumeister und Strategen
zurückgingen und von den Tagen und Taten der Diadochen, be—
onders des Demetrius Poliorketes erzählen konnten. Alle deutschen
Burgen wurden diesen Bauten in einer Reihe von Einzelheiten
iachgebildet. Auch die Waffen- und die Kriegsführung wurde
entwickelt, man bediente sich beim Sturm auf die Burg der Minen
ind der Widder, baute riesige Schleudermaschinen und geschütze,
„das Antwerk“ genannt, die auf den verschiedensten physikalischen
Gesetzen beruhten. Die Belagerten fühlten sich indes in ihren
dicken Türmen unter dem Bombardement von Steinen, Feuer,
Pech, Schwefel, Stinkzeug ziemlich sicher. Selten wurde bis um
Schau, wie sie auf den Lagerdamm 1250 eine Burg eingenommen. Sehr beliebt war es im Mittel
de n , Stamm alter „der guten, alten Zeit“, Gefangene mit den Schleudermaschinen
de daee in die Burg zu werfen, um die Besatzung zu erschüttern.
tolztürme flachkern lichterloh: Jahrelange tobten nun Kämpfe um den Schaumberg bis zu
In dne ed ang vershunen Ende des 13. Jahrhunderts die Herzöge von Lothringen endgiltig
zsind Roß und Mann. Halli, hallo, Zieger blieben und sich in der Burg festsetzten. Diese wurde Ver—
die Alemannen kommen! valtungssitz der neuen Herren, blieb aber natürlich nach wie vor
MPaulus.) »ein wichtiger militärischer Stützzuunkt. Die Burganlage erfuhr in
Nun stritten Jahrzehnte hindurch Alemannen und Franken um der lothringischen Zeit eine wesentliche Verbesserung. Die beiden
die Herrschaft und um unser Gebiet, bis sich der Sieg den Franken Fräben der alten Ringburg am Nordhang des Berges wurden den
zuneigte, denen das Schicksal nach den Zeiten des Etzelsturms nilitärischen und fortifikatorischen Bedürfnissen angepaßt; man legte
und der Nibelunge Not die Führer— einen Zwinger, eine Art von zweiter
rolle unter den deutschen Stämmen Vorburg, wie die Hauptburg, mauer⸗
zugewiesen hatte. Und es zogen nun und turmgedeckt an und verbesserte
wohl fränkische Krieger, Mannen der den Burgweg. Er wurde durch Tor
von den Bischöfen von Verdun be— bauten bewehrt und auch am Ein
stellten Schirmwvögte in die Schaum— gang in den Zwinger durch ein Vor
hurg ein. Sie bestand zunächst immer werk geschützt. Die Vorburg erhielt
noch aus Wall und Graben, denn eine weitere Verstärkung durch Anlage
man verstand noch nicht, Mauern von eines den Zugang zur Hauptburg
größerer Höhe und Stärke in Mörtel schirnenden Mantels (Mauer mit
aufzuführen. Erst um die Wende des Wehrgang), auch wurde die Brücke
ersten Jahrtausends sind Steinburgen zur Hauptpforte der Oberburg durch
eutstanden, und auch um diese Zeit einen großen Turmbau beherrscht:
war es, als auf dem höchsten Punkt von diesem Turm und dem Mantel
des Schaumbergs eine kleine, mauer— aus war energische Bestreichnng der
umwehrte Burg mit Türmen, mit Burgstraße möglich. Auch die Ge—
Wohn- und Wirtschaftsgebäuden ent— bäude der Burg wurden verbessert
stand. Sie umfaßte den Raum des und vergrößert, aus den unter Ge—
einstigen Refugiums des Walls und strüpp, Gebüsch und Dornen liegenden
bildete den Kern jeder Bauanlage Resten läßt sich heute noch manche
auf dem Schaumberg. Die Besatzungs⸗ Einzelheit erkennen. Die Burg hielt
oderhältnisse waren jedenfalls sehr auch noch in der jetzigen Ausbildung
wechselnd, denn es steht fest, daß das den ersten Feuergeschützen und Feuer
stloster schon früh in der Hand ver— waffen stand, die vom 14. Jahrhunder
ichiedener Lehensleute war. Um 1200 ab begannen, ausschlaggebend zu
siind die Grafen von Blieskastel Eigen— wirken.
ümer der Schaumburg. Sie haben Auch in späterer Zeit, als man
die Kernburg den damaligen An— überall in Deutschland und den Nach
chauungen entsprechend verstärkt und barländern dieBurgen verlassen mußte.
den südwestliche Teil des Schaum— da sie Sicherheit nur noch selten
hergplateaus als Vorhof der Burg boten, im 16. Jahrhundert, war die
angelegt und befestigt. Die Burg war Schaumburg noch besetzt und bewehrt
also jetzt zweiteilig, jeder Teil durch Sie erlag 1516 Franz von Sickingen.
Hräben und Mauern geschützt und Aor Mi J dem fehdelustigen, erbitterten Gegner
nit wenigen hohen Türmen zu Wehr— Later Winann Tann u de Schaumberg Lothringens und Kurtriers, wurde
zwecken ausgestattet. In der Haupt—⸗ Entwurf und Ausführung durch Kreisbaumeister Dr. Ing. Eberbach aber bald wieder aufgebaut und hiell
zurg wohnte der Vogt, hier waren die stärksten Werke und der sich noch bis in die schlimmsten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges
zeute noch vorhandene Brunuen, im Vorhof war die Besatzung Im Verlauf dieses wurde sie aber, um 1631, gründlich zerstört
uintergebracht. Im Nordwesten deckten die Gesamtanlage an der ind zwar so, daß der Aufbau nicht mehr möglich war. Er lohnte
Angriffsseite noch die Vorwerke der alten Ringburg. Alle Bauten ich auch nicht mehr, denn es war nicht denkbar, ein sicheres Wert
waren sehr einfach, vielleicht sogar dürftig ausgestattet. Im An- aoch auf dem Berg zu errichten. Der Donner der Feuergeschütze
zang des Mittelalters dürfen wir keine strahlenden Rittersäle und war das Grabgeläute der Burgen- und Ritterherrlichkeit
opportunos und wenn wir in Ausonius herrlichem Sang „Mosella“
antiquis muris prospectantia castra preisen hören, so dürfen wir
ohne Besinnen auf umfangreiche Benützung der Ringwälle schließen.
Auf dem Schaumberg lag wieder römische Besatzung, die Burg
wurde befestigt und mit ihr der Ort, auch der Mommerich wurde
belegt und man wachte. Doch auch hier kam der letzte Tag.
Ein Stimmungsbild aus jenen Tagen aus dem Munde eines
alemanischen Dichterforschers malt ihn uns:
Auf Römerposten hin und her Doch unaufhaltsam, wie das Meer,
Erblitzen die Fanale, Aus allen Talgeschlingen
zm Tal, auf Bergen, kreuz und quer Blind wütend, wie des Wotans heer
Erklingen die Siqnale. Die Alemannen dringen.
Es wird auf jeder Römerschanz Bald sieben 5uß ein jeder mißt,
Dder Weckeruf vernommen: ssein Haar ist gelb von Slachse,
halli, hallo zum Waffentanz, Und wenn sein Schwert zerschroten ist.
Ddie Alemannen kommen! so greift er nach dem Sachfe.
Die Legionäre drängen sich Bihändig Schwert, scharf hämmerst du
Um alte Sestungsmauern, Goldhelme zu zerschellen,
zZu allen Toren zwängen sich —B 0
Zerein die Villenbauern. zZinauf an den Kastellen.