Full text: 1914 (0002)

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ινJι Südwestdeutschland 
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Blücher in Saarbrücken. 
335* Jahre hatten die Bewohner der Saarstädte unter der 
Fremdherrschaft geseufzt; da schlug im Anfang des Jahres 1814, 
heute vor hundert Jahren, die Stunde der Befreiung. In der 
seujahrsnacht überschritt Blücher mit der Schlesischen Armee bei Kaub 
den Rhein und erließ einen Aufruf an die Bewohner des linken 
kKheinufers, in dem er ihnen Schutz ihres Eigentums versicherte, 
venn sie die Verbindung mit den Franzosen abbrächen und sich 
aller Feindseligkeiten enthielten. Blücher rückte über den Hunsrück 
an die Nahe und zog dann über Cauterecken und Uusel nach St. 
Wendel, wo er am 8. Januar eintraf. hier ließ er den Bewohnern 
des Saardepartements mitteilen, daß ein freier Handel mit den Be— 
vohnern des jenseitigen Kheinufers wieder gestattet sei, und daß die 
ranzösischen Douaniers (Sollbeamten) diesen Verkehr nicht zu stören 
dätten. Am 10. Januar kam er durch Ottweiler. Im Kreishause zu 
Httweiler befindet sich das hier wiedergegebene Gemälde von Franz 
iedrich, das in sehr ansprechender Weise das Auftreten Blüchers 
n Ottweiler darstellt. 
In der Chronik des Saarbrücker Bürgers Gottlieb lesen wir 
iber das Jahr 1814 folgendes: 
„Der Anfang dieses Jahres war kalt und unfreundlich, die durch 
die retirirenden Franzosen verursachte Einquartierungslast in den 
ersten sechs Tagen des Januar außerordentlich. Am 7. Januar 
zamen endlich die längst ersehnten Deutschen und Russen hier an, 
uind zwar mittags gleich nach 1 Uhr Kosaken und preußische schwarze 
husaren. Unmittelbar vor ihrer Ankunft sprengten die Franzosen 
don unserer schönen Saarbrücke zwei Bogen in die Cuft.“ Ein 
ztein der Brücke flog über 60 Fuß in die höhe und fiel in dem 
harten des Hofapothekers Koch (jetzt zum LCandratsamt gehörig) 
nieder. herr Koch schenkte den Stein im Jahre 1863 den Saar—⸗ 
brücker Turnern mit der Bestimmung, daß er in den Unterbau des 
Jahndenkmals in der Hasenheide bei Berlin eingemauert werde, wo 
ruch Steine vom Teutoburger Wald, vom Hohenstaufen, von Sickingens 
Burg Landstuhl, von huttens heimat Steckelberg, von Düppel und 
eine Kanonenkugel von dem 1849 durch deutsche Batterien zerstörten 
dänischen Kriegsschiff Christian VIII. eingemauert sind. Der Stein 
trägt die Aufschrift: „Saarbrücken und St. Johann, den 3. Februar 1865“ 
und die von dem Rechtsanwalt Dietzsch in Saarbrücken verfaßten Verse: 
Zzwanzig Jahre trug ich den Gallier über den Saarstrom, 
Dann auf stürmischer Slucht aufschleudert er mich in die Wolken 
Hieder kam ich jedoch auf wieder befreites Ufer, 
Und da ruht' ich seitdem. Nun sandten die Turner vom fernen 
Ssaargau mich hierher, den Vater zu ehren, auch allen 
Brüdern Gruß zu bringen und herzliche Mahnung, daß nimmer 
Wiederkehr' der Tag, wo straflos der FSußtritt der Fremden 
deutsche Erde entweiht' und der Bruder versäumte den Bruder. 
Bei der Sprengung der Brücke fand der leitende französische 
ingenieurhauptmann seinen Tod. Der französische Marschall Mar— 
nont hatte die Absicht die Saarlinie zu verteidigen, obgleich er sich 
chon auf seine Truppen nicht mehr verlassen konnte, da die deutschen 
ind holländischen Soldaten in großer Anzahl die französischen Fahnen 
berließen. Von den Saarbrücker höhen eröffneten die Franzosen 
ein heftiges Feuer gegen ihre Feinde, durch welches auch mehrere 
Bewohner von St. Johann verwundet und ein Mädchen, die Tochter 
»on Philipp Klein, getötet wurde. Um dem Feind den Übergang 
zu verwehren, hatte Marmont alle Schiffe an das linke Ufer der 
zaar bringen lassen. Es gelang freilich den Preußen, diese Schiffe 
in ihren Machtbereich auf das rechte Ufer an die Kohlwage zu 
zringen, aber, da ihre Zahl noch gering war, ließ Marmont Geschütze 
uuffahren und durch diese die preußischen Candwehrleute vertreiben, 
odann durch Schwimmer, die von Tirailleurs unterstützt wurden, die 
zchiffe wieder nehmen und versenken. Der Führer des preußischen 
Hortrabs verlangte von der St. Johanner Bürgerschaft die sofortige 
derstellung des Übergangs, doch dies war unmöglich, da auch der 
)ritte Bogen der Brücke nachgestürzt war, so daß die Weite der 
pffnung etwa 150 FSuß betrug und mit Balken nicht zu überbrücken 
var. Auch war die Saar hoch angeschwollen und ging mit Eis. 
Die Stellung der Franzosen bei Saarbrücken wurde jedoch unhaltbar, 
als die Verbündeten unterhalb und oberhalb Saarbrückens bei 
Kehlingen und Saaralben den Uebergang erzwangen und Marmont 
zu umgehen drohten. In der Nacht vom 9. auf den 10. Januar 
zogen die Franzosen nach St. Avold ab, und die Verbündeten über— 
chritten nun auf einer Schiffbrücke, die unter der CLeitung des Bau— 
meisters Knipper oberhalb der Mündung des Sulzbaches geschlagen 
war, die Saar. Am 11. Januar traf Fürst Blücher in Saarbrücken 
Blücher 
am 10. Januar 1814 auf dem Schloßplatz zu Ottweiler beim Durchmarsch nach frankreich eine Ansprache an die damaligen 
frauzösischen Bürger haltend.
	        
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